Morgens haben sie recht und nachmittags frei – so umschreibt der Volksmund den Beruf des Lehrers. Ganz so einfach ist der Job natürlich nicht und doch hat er viele Vorteile. Wer seine Liebe zum Lehrerberuf erst spät entdeckt, kann unter Umständen eine Umschulung zum Lehrer durchlaufen. Welche Voraussetzungen man dazu mitbringen muss und wie die Chancen für eine Verbeamtung stehen, erfährst du hier.
Voraussetzungen: Wer kann zum Lehrer umschulen?
Pauschal lässt sich die Frage kaum beantworten, wer überhaupt eine Umschulung zum Lehrer absolvieren kann oder darf. Denn Bildung wird in Deutschland von den einzelnen Bundesländern geregelt. Daher sind auch die Voraussetzungen für Personen, die zum Lehrer umschulen wollen, von Bundesland zu Bundesland verschieden. Wenn du wissen möchtest, welche Voraussetzungen du in deinem Bundesland oder in dem Bundesland, in dem du später arbeiten möchtest, mitbringen musst, kannst du auf der Seite der jeweiligen Bildungsministerien weitere Informationen finden.
Das in deinem Bundesland zuständige Ministerium du über folgende Links:
- Baden-Württemberg
- Bayern
- Berlin
- Brandenburg
- Bremen
- Hamburg
- Hessen
- Mecklenburg-Vorpommern
- Niedersachsen
- Nordrhein-Westfalen
- Rheinland-Pfalz
- Saarland
- Sachsen
- Sachsen-Anhalt
- Schleswig-Holstein
- Thüringen
Grundsätzlich kann man sagen, dass Interessenten einen Universitäts- oder Fachhochschulabschluss in der Tasche haben sollten. Im Nordrhein-Westfalen wird zum Beispiel ein Studium an einer Hochschule mit mindestens acht Semestern Dauer vorausgesetzt, um eine Umschulung zum Lehrer zu absolvieren.
Auf der anderen Seite kommt es immer wieder vor, dass auch Interessenten ohne Hochschulabschluss die Umschulung zum Lehrer durchlaufen können. In diesen Fällen müssen Bewerber jedoch über ein gutes Maß an praktischer Erfahrung verfügen. Noch dazu werden diese Personen in aller Regel nur für eine Umschulung zum Lehrer an einer Berufsschule zugelassen. Denn an Berufsschulen sind die praktischen Fähigkeiten und Erfahrungen wichtiger als zum Beispiel an Gymnasien. Dort kommt es eher auf den theoretischen Unterbau an.
Interessenten für die Umschulung zum Lehrer, die eins der begehrten MINT-Fächer studiert haben, haben wohl die besten Aussichten, Lehrer zu werden. Zu den MINT-Fächern gehören:
- Mathematik
- Informatik
- Naturwissenschaften
- Technik
Fachpersonal für diese Fächer wird an nahezu jeder Schule dringend gesucht. Daher haben Absolventen mit einem Abschluss in diesem Bereich sowohl gute Chancen auf eine Umschulung als auch auf eine Anstellung an einer Schule nach der erfolgreichen Umschulung zum Lehrer.
Umschulung zum Lehrer: Auf die Schulform kommt es an
Wie wir gesehen haben, haben sowohl die Fächerkombination als auch die angestrebte Schulform einen Einfluss darauf, ob die Umschulung zum Lehrer genehmigt wird oder nicht.
Umschulung zum Lehrer an einer Grundschule
Während für die Arbeit an Berufsschulen die praktischen Fähigkeiten wichtig sind, kommt es bei der Arbeit an Grundschulen auf das pädagogische Geschick an. Der Unterrichtsstoff, der in der Grundschule behandelt wird, ist für Erwachsene in der Regel simpel und kann schnell erfasst werden.
Daneben müssen Lehrer an einer Grundschule gerade schwächere Kinder fördern, damit diese nicht den Anschluss an die übrige Klasse verlieren. Das ist eine verantwortungsvolle Aufgabe. Verlassen Kinder schon die Grundschule mit Defiziten, wird der weitere schulische Weg ihnen vermutlich noch mehr Schwierigkeiten bereiten.
Aus diesem Grund wird bei der Umschulung zum Lehrer an einer Grundschule ganz besonders auf die pädagogische Eignung der angehenden Lehrkraft geachtet. Während der Umschulung zum Grundschullehrer müssen Interessenten eine einjährige pädagogische Einführung absolvieren. Erst wenn sie diese erfolgreich abgeschlossen haben, bekommen sie eine Unterrichtserlaubnis.
Wer sich für eine Umschulung zum Grundschullehrer interessiert, muss folgende Voraussetzungen mitbringen:
- Abgeschlossenes Studium mit einer Regelstudienzeit von mindestens sieben Semestern.
- Sehr gute (im Idealfall muttersprachliche) Deutschkenntnisse
- Zwei Jahre Berufserfahrung
oder
- Betreuung eines minderjährigen Kindes für den gleichen Zeitraum
- Bestandenes Auswahlverfahren des jeweiligen Bundeslandes
Umschulung zum Lehrer an einer Berufsschule
Auch Berufsschullehrer werden in vielen Bundesländern dringend gesucht. Im Unterschied zu anderen Schulformen bewerben sich Interessenten in diesem Fall jedoch nicht beim Kultusministerium, sondern direkt an einer Schule. Das erhöht unter Umständen die Chancen auf eine Anstellung als Lehrer. Braucht die Schule zum Beispiel ganz dringend einen Vertretungslehrer, sind die Voraussetzungen nicht ganz so streng wie bei einer herkömmlichen Festanstellung.
Um jedoch auch eine Chance auf eine spätere Verbeamtung zu haben, sollten Interessenten für eine Umschulung zum Lehrer an einer Berufsschule im Idealfall folgende Voraussetzungen mitbringen:
- Abgeschlossenes Studium mit einer Regelstudienzeit von mindestens acht Semestern.
- Fächer des Studiums müssen einen Bezug zu den Fächern haben, die an der Berufsschule unterrichtet werden sollen. Für eine Verbeamtung benötigen Interessenten in der Regel zwei Fächer, die an der Berufsschule unterrichtet werden können.
- Berufserfahrung im studierten Fach oder in der erlernten Ausbildung.
Umschulung zum Lehrer an einem Gymnasium
Personen, die sich für eine Umschulung zum Lehrer an einem Gymnasium interessieren, haben es am schwersten. Denn gerade für diese Schulform gibt es häufig schon genug Bewerber, die ein reguläres Lehramtsstudium absolviert haben. Das Gymnasium ist nämlich die beliebteste Schulform unter angehenden Lehrern.
Wer sein Glück trotzdem versuchen möchte, sollte einen Hochschulabschluss in einem der begehrten MINT-Fächer vorweisen können. Die Chancen stehen gut, dass Lehrer in dem jeweiligen Bundesland für eins dieser Fächer gesucht werden. Mit den unter Studenten beliebten Fächern Deutsch, Englisch oder Sport sind die Aussichten für Umschüler dagegen eher schlecht. Jedoch gilt auch in diesem Fall, dass du dich beim zuständigen Kultusministerium erkundigen solltest. Es ist durchaus möglich, dass es auch für diese Fächer einen Engpass gibt.
Verbeamtung als Lehrer
Heutzutage als Lehrer verbeamtet zu werden, ist gar nicht so einfach. Personen, die auf dem Weg eines herkömmlichen Lehramtsstudiums Lehrer geworden sind, müssen zum Beispiel folgende Voraussetzungen mitbringen:
- Gesundheitliche Eignung: Vor der Verbeamtung müssen sich Lehrer durch einen Amtsarzt untersuchen lassen. Dabei werden sowohl Wirbelsäulenleiden als auch der Body-Mass-Index überprüft.
- Staatsbürgerschaft: Lehrer, die sich verbeamten lassen möchten, müssen entweder die deutsche Staatsbürgerschaft oder die eines anderen Mitgliedslandes der EU haben.
- Alter: Die verschiedenen Bundesländer setzen zudem Obergrenzen beim Alter an, bis zu denen Lehrer verbeamtet werden. In Baden-Württemberg liegt die Altersgrenze zum Beispiel bei 42 Jahren, in Hessen bei 50. Berlin und Thüringen verbeamten keine Lehrer.
- Führungszeugnis: Das polizeiliche Führungszeugnis von Personen, die verbeamtet werden möchten, muss außerdem ohne Eintragungen sein.
Verbeamtung nach einer Umschulung
Wer nach einer Umschulung zum Lehrer bereits an einer Schule arbeitet, kann unter bestimmten Voraussetzungen ebenfalls verbeamtet werden. Eine Voraussetzung dafür ist die Lehramtsbefähigung. Mit dieser Befähigung sind umgeschulte Lehrer Personen gleichgestellt, die ein herkömmliches Lehramtsstudium durchlaufen haben. Einige Bundesländer setzen zudem die Altersgrenze für Umschüler nach oben, sodass diese nach ihrer Umschulung auch im höheren Alter eine Chance auf eine Verbeamtung haben.
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