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Denunzierung am Arbeitsplatz: Bedeutung und wie du dich wehren kannst

Eine Frau bemerkt, wie Lügen über Sie erzählt werden, wie kann man sich gegen Denunzierung am Arbeitsplatz wehren?

Wenn die Kollegen über einen lästern oder einen gar beim Chef anschwärzen, kann es sich um Denunzierung handeln. Wie kann Denunzierung am Arbeitsplatz aussehen, und was ist Denunziation überhaupt? Wie kann man sich wehren, wenn man zur Zielscheibe von Denunzianten geworden ist? Hier erfährst du alles, was du wissen musst.

Denunzieren: Definition

Denunzierung oder auch Denunziation ist ein Begriff, den sicherlich die meisten Menschen schon einmal gehört haben. Was genau Denunzieren für eine Bedeutung hat, ist aber längst nicht immer klar. Das Verb denunzieren definiert der Duden als „[aus persönlichen niederen Beweggründen] anzeigen“ oder „als negativ hinstellen, öffentlich verurteilen, brandmarken“. Denunziation leitet sich vom lateinischen Begriff „denuntio“ ab, was so viel bedeutet wie „Anzeige erstatten“.

Genau das ist charakteristisch für die Denunziation im engeren Wortsinn: Jemand erstattet eine denunzierende Anzeige, in der er die betreffende Person eines bestimmten unerlaubten oder anderweitig negativen Verhaltens bezichtigt. Das Wort Denunzierung ist dabei im Sprachgebrauch negativ behaftet und hat in der Regel eine abwertende Bedeutung. Synonyme sind Begriffe wie Anzeige, Meldung, Anschwärzung oder Verleumdung. Bei Kindern ist auch das Wort Petzen geläufig.

Bei einer Denunziation schwärzt ein Denunziant eine andere Person wegen eines bestimmten Verhaltens bei einer übergeordneten Institution an, häufig anonym. Im Job kann das zum Beispiel der Vorgesetzte sein, Denunzianten können sich aber auch an Strafverfolgungsbehörden oder andere Stellen wenden. Die Anschuldigungen können dabei wahr sein, es kann sich aber auch um unbegründete Vorwürfe handeln. Typischerweise ist dem Denunzianten klar, dass seine Anzeige mit Nachteilen für die angeschuldigte Person einhergeht. Während Denunzieren im engeren Sinne immer mit einer Anzeige verbunden ist, ist die Definition im Sprachgebrauch weniger eng gefasst. Es kann sich auch um eine mündliche „Anzeige“, also eine reine Mitteilung im Sinne eines Informationsaustauschs, handeln – zum Beispiel, indem zwei Kollegen schlecht über einen dritten reden.

Denunziation als Mittel in totalitären Staaten

Dabei ist nicht jede Anzeige eine Denunziation. Es kommt vielmehr auf die Umstände und Beweggründe an. Ein Denunziant hat niedere Beweggründe; er möchte der betreffenden Person schaden. Wenn jemand jemand anderen anzeigt, weil dieser ihn beleidigt hat, wäre das nicht als Denunziation einzustufen. Ebenso wenig wäre eine Anzeige wegen Körperverletzung denunzierend.

Denunzierung steht oft im Zusammenhang mit Diktaturen. Sie ist ein Mittel für totalitäre Staaten, ihre Bürger dazu zu verleiten, Informationen über ihre Mitbürger weiterzugeben. Das gibt dem Regime mehr Kontrolle und sorgt vor Furcht, weil man nicht weiß, was man noch (halb-)öffentlich sagen kann. Ein Beispiel ist die weitverbreitete Denunzierung von Juden und Regimegegnern während der NS-Zeit im Dritten Reich. Dabei schwärzten zum Beispiel Menschen ihre Nachbarn gegenüber dem Regime dafür an, dass sie noch Kontakte zu jüdischen Mitmenschen hatten oder ausländischen Rundfunk hörten.

Ein anderes Beispiel ist die DDR, wo das Denunzieren ebenfalls verbreitet war. Es stand in der DDR unter Strafe, schwere Straftaten – darunter fiel zum Beispiel auch ein unerlaubter Grenzübertritt – nicht beim Ministerium für Staatssicherheit anzuzeigen. Allerdings gingen viele Denunzianten nicht proaktiv vor, indem sie sich selbst an die Behörde wandten. Die entsprechenden Informationen wurden oft unter Druck explizit abgefragt.

Denunziation: Warum machen Menschen das?

Warum denunzieren manche Menschen andere, indem sie sie bei ihrem Chef oder einer Behörde anschwärzen ­– und das oft selbst dann, wenn sie selbst gar nicht in die Sache involviert sind? Für Denunzierung kann es verschiedene Gründe geben. Typischerweise handeln Denunzianten aus niederen Beweggründen. Anders ausgedrückt: Sie denunzieren eine andere Person, weil sie dieser schaden wollen. Sie möchten sich zum Beispiel rächen, sind auf die Person neidisch oder mögen sie einfach nicht. Diese negativen Gefühle leben sie durch das Denunzieren aus, weil sie wollen, dass ihre Anschuldigungen für die Betroffenen Konsequenzen haben. 

In anderen Fällen geht es Denunzianten um Vorteile, die sie sich von der Informationsweitergabe für sich selbst versprechen. So könnte jemand zum Beispiel einen Konkurrenten im Job ausstechen wollen – man lässt ihn vor dem Vorgesetzten schlecht aussehen, egal, ob die Anschuldigungen überhaupt stimmen. Dadurch sinkt die Person womöglich in der Gunst des Arbeitgebers, was mehr Platz für einen selbst lässt. In totalitären Staaten kann auch ein „Er-oder-ich“-Gedanke vorherrschen: Wenn man jemand anderen in die Pfanne haut, kommt man selbst womöglich davon.

In manchen Fällen denunziert jemand eine andere Person, weil diese tatsächlich etwas getan hat, was sich mit dem Rechtsempfinden des Denunzianten nicht verträgt. Hierbei geht es dann ums Prinzip: Der „Rechtsbrecher“ soll mit seinem Verhalten nicht davonkommen. Es gab zum Beispiel in der NS-Zeit durchaus Denunzianten, die ideologisch voll überzeugt von der NS-Doktrin waren. Unter diesen Umständen müssen keine persönlichen Animositäten im Spiel sein, um jemanden zu denunzieren, der sich etwas hat zuschulden kommen lassen oder der als Gegner des Regimes eingestuft wird.

Denunzierung am Arbeitsplatz: Wann ist sie gegeben?

Denunziation kann auch am Arbeitsplatz vorkommen. Dabei muss nicht unbedingt eine formelle Anzeige im Spiel sein, wie es die Denunzierungs-Definition eigentlich vorsieht. Entscheidend ist, dass unzutreffende Vorwürfe oder aber Tatsachen-Behauptungen weitergegeben werden, die das Ziel haben, einer Person zu schaden. Der Wahrheitsgehalt der betreffenden Aussage kann dabei für den Denunzianten unklar sein, die involvierten Personen können aber auch vorher genau wissen, ob ihre Anschuldigungen eine Grundlage haben.

Um nur einige Beispiele dafür zu nennen, wie Denunzierung am Arbeitsplatz aussehen könnte:

Wenn es zu Denunzierung am Arbeitsplatz kommt, sind es oft Kollegen oder Dritte – zum Beispiel Kunden oder Geschäftskontakte –, die sich mit einer brisanten Information an den Chef der betreffenden Person wenden. Ebenso können sich Kollegen denunzieren, indem sie mit anderen Kollegen über eine bestimmte Angelegenheit sprechen. Die Grenze zwischen „harmlosem“ Klatsch und Tratsch und Denunziation verläuft dabei oft fließend. Nicht jede Lästerei hat das Ziel, der Person zu schaden, um die es dabei geht, sie kann aber nichtsdestotrotz genau diesen Effekt haben.

Ist Denunzieren strafbar?

Kommt es zu Denunzierung am Arbeitsplatz, ist das für die Person, um die es dabei geht, oft sehr belastend. Es kann auch strafbar sein. Ob Denunziation juristisch verfolgt werden kann, hängt von den Umständen ab. Es kommt dabei auch darauf an, ob die Anschuldigungen der Wahrheit entsprechen oder nicht – und ob der Denunziant das weiß.

Verleumdung: Wann sie gegeben ist

In juristischer Sicht kann es sich bei Denunzierungen um Verleumdung handeln. Sie ist in § 187 Strafgesetzbuch (StGB) geregelt. Dort ist der Tatbestand der Verleumdung so beschrieben: „Wer wider besseres Wissen in Beziehung auf einen anderen eine unwahre Tatsache behauptet oder verbreitet, welche denselben verächtlich zu machen oder in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen oder dessen Kredit zu gefährden versucht […]“.

Entscheidend ist also, dass es sich um eine unwahre Behauptung handelt, die das Ziel hat, die betreffende Person verächtlich zu machen oder in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen. Verleumdung kann mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren oder mit einer Geldstrafe geahndet werden. Wenn es sich um eine öffentliche Tat handelt, die Verleumdung in einer Versammlung begangen wurde oder durch die Verbreitung von Schriften, droht eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder eine Geldstrafe.

Auch üble Nachrede ist strafbar

Ebenfalls strafbar ist Denunziation, wenn sie den Tatbestand der üblen Nachrede erfüllt. Im Gegensatz zu Verleumdung ist dem Denunzianten bei übler Nachrede nicht zwingend bewusst, dass seine Anschuldigungen nicht stimmen. Genaueres regelt § 186 StGB. Dort ist der Tatbestand der üblen Nachrede definiert: „Wer in Beziehung auf einen anderen eine Tatsache behauptet oder verbreitet, welche denselben verächtlich zu machen oder in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen geeignet ist […]“. Es geht also zwingend um negativ konnotierte Behauptungen über eine andere Person.

Bestraft werden kann üble Nachrede mit einer Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder einer Geldstrafe, bei einer öffentlichen Tat oder der Verbreitung von Schriften auch mit einer Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder einer Geldstrafe.

Wie kann man sich gegen Denunziation am Arbeitsplatz wehren?

Zur Zielscheibe von Denunziation am Arbeitsplatz zu werden ist belastend. Was kann man tun, wenn man von jemandem an der Arbeit beschuldigt wird – zu Recht oder zu Unrecht? Dabei kommt es auf die Umstände an, zum Beispiel darauf, an wen der Denunziant sich gewendet hat und ob das Ganze öffentlich oder nicht-öffentlich geschehen ist.

Es könnte zum Beispiel sein, dass Kollegen einen denunzieren, indem sie mit anderen Kollegen über etwas sprechen, was wahr oder erfunden ist. Wenn du das mitbekommst, könnte ein erster Schritt darin bestehen, die Kollegen zur Rede zu stellen. Wenn das nichts bringt oder du schon vorher weißt, dass so ein Gespräch keine gute Idee ist, ist der Vorgesetzte der naheliegende Ansprechpartner. Er muss der Sache nachgehen und so seiner Fürsorgepflicht gegenüber seinen Mitarbeitern gerecht werden.

Es könnte auch sein, dass ein Kollege dem Chef etwas über dich erzählt, was gar nicht stimmt. In diesem Fall sprichst du am besten direkt mit deinem Vorgesetzten, um die Sache aufzuklären. Besonders, wenn es öfter zu einer Denunziation am Arbeitsplatz kommt, ist eine genaue Dokumentation sehr hilfreich. So kannst du gegenüber deinem Chef oder anderen Personen detailliert schildern, was vorgefallen ist. Das macht deine Position glaubwürdiger.

Juristische Schritte gegen Denunzianten gehen: Was du beachten solltest

Möglicherweise wirst du für etwas beschuldigt, was du dir tatsächlich hast zuschulden kommen lassen. In diesem Fall kann es am besten sein, deine Tat einzuräumen und dich gegebenenfalls dafür zu entschuldigen, zum Beispiel bei deinem Vorgesetzten oder einem betroffenen Kollegen. In so einer Situation ist es essenziell, dass du dein Verhalten ernsthaft bereust und dich ab sofort pflichtbewusst verhältst, um keine Kündigung zu riskieren.

Besonders heikel ist die Situation, wenn die Anschuldigungen gegen dich übertrieben oder frei erfunden sind. In diesem Fall ist ein klärendes Gespräch mit den verantwortlichen Personen in der Firma unerlässlich, um Schaden von deinem Ruf abzuwenden. Du kannst auch juristische Schritte in Erwägung ziehen. Eine Möglichkeit besteht darin, eine Unterlassungserklärung von der Person einzufordern, die Gerüchte über dich in die Welt setzt. Eine Unterlassungserklärung fordert ihren Empfänger auf, unwahre Aussagen in Zukunft zu unterlassen. Hält sich die betreffende Person nicht daran, drohen Vertragsstrafen, die in der Regel in Form von Geldstrafen festgelegt werden.

Du kannst Denunzianten auch bei der Polizei oder Staatsanwaltschaft anzeigen und zum Beispiel Verleumdungsklage erheben. Gegebenenfalls besteht auch Anspruch auf Schmerzensgeld, das du einfordern kannst. In solchen Fällen solltest du dich immer an einen Anwalt wenden, der dich individuell beraten kann.

Kündigung: Manchmal die beste Lösung bei Denunzierung am Arbeitsplatz

Manchmal reicht es nicht, sich juristisch gegen jemanden zu wehren, der unwahre Dinge über einen behauptet. Wenn es sich dabei um einen Kollegen handelt, ist es womöglich sehr belastend, diese Person jeden Tag an der Arbeit sehen zu müssen – vor allem, wenn klar ist, dass die Person ihr Verhalten nicht bereut, sondern dir weiterhin schaden möchte.

In solchen Fällen kann es zusätzlich zu möglichen juristischen Schritten das Beste sein, den Arbeitgeber zu wechseln. Das gilt zumindest dann, wenn der Arbeitgeber nicht seinerseits dem Kollegen kündigen kann oder möchte. Bevor du kündigst, solltest du mit deinem Arbeitgeber über die Angelegenheit sprechen. Vielleicht findet sich eine einvernehmliche Lösung, bei der du das Unternehmen nicht verlassen musst.

Bildnachweis: SpeedKingz / Shutterstock.com

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