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Piercing und Tattoo im Bewerbungsgespräch: Geht das?

Bewerben mit Tattoo oder Piercing

Piercings und Tattoos sind gerade bei jungen Menschen beliebt. Im Vergleich zu früher haben deutlich mehr Menschen solchen Körperschmuck. Doch längst nicht jeder Arbeitgeber heißt Piercings und Tattoos gut. Wir geben dir Tipps, wenn du vor der Frage stehst, was du als gepiercter oder tätowierter Bewerber bei einem Vorstellungsgespräch machen solltest – Schmuck und Tattoos verbergen oder offen zeigen?

Warum Piercings und Tattoos beim Bewerbungsgespräch problematisch sein können

Piercings und Tattoos sind heute längst nichts Ungewöhnliches mehr. Gerade unter jüngeren Menschen ist es keine Seltenheit, tätowiert zu sein, ein Nasenpiercing oder ein Zungenpiercing zu haben oder an anderen Stellen gepierct zu sein. Doch während die Betroffenen ihren Körperschmuck schön finden und dieser auch gesellschaftlich wesentlich akzeptierter ist als früher, teilen diese Auffassung längst nicht alle Menschen. Gerade ältere Menschen halten oft nichts vom „Blech im Gesicht“, wie Piercings abfällig genannt werden.

Das kann zum Problem werden, denn wenn du ein Vorstellungsgespräch hast, kann es gut sein, dass dir etwas ältere Gesprächspartner gegenübersitzen. Zwar ist es in den meisten Fällen grundsätzlich deine Sache, ob du Tattoos hast oder Piercings trägst. Beides gehört zu einer freien Entfaltung deiner Persönlichkeit und darf von Arbeitgebern in der Regel nicht zum Anlass für Diskriminierung genommen werden – theoretisch zumindest.

Dir darf also niemand verbieten, mit Piercings oder Tattoos zum Vorstellungsgespräch zu erscheinen. Allerdings kann es sein, dass du mit beidem einen schlechteren Eindruck machst. Wer Tattoos und Piercings negativ sieht, der hat womöglich auch von dir ein schlechteres Bild. Das kann deine fachliche Eignung im schlimmsten Fall überlagern und dazu führen, dass sich das Unternehmen für einen anderen Kandidaten entscheidet.

Auf Job und Branche kommt es an

Wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass du mit einem Piercing oder Tattoo negativ auffällst, hängt einerseits von der persönlichen Einstellung deines Gesprächspartners ab. Andererseits kommt es auf den konkreten Job und die Branche an.

Je konservativer der Bereich, in dem du arbeiten möchtest, desto eher solltest du versuchen, Piercings und Tattoos beim Vorstellungsgespräch nicht offen zu zeigen. Wenn du eine Stelle bei einer Bank oder Versicherung anstrebst, kann der Körperschmuck ein Problem darstellen. Piercings können meist herausgenommen werden, Tattoos kannst du wahrscheinlich durch deine Kleidung überdecken.

In anderen Bereichen ist unwahrscheinlicher, dass Tattoos und Piercings für deine Gesprächspartner ein Aufreger sind. Das gilt etwa in kreativen Bereichen, in denen wahrscheinlich auch viele andere Mitarbeiter oder sogar deine Gesprächspartner selbst Körperschmuck tragen. Auch im Handwerk sieht man es oft lockerer.

Ein Kriterium ist die Frage, ob du im angestrebten Job viel Kundenkontakt hättest. Je eher das der Fall ist, desto schwieriger kann es sein, trotz Piercings und Tattoos eine Zusage zu bekommen. Und selbst wenn sich der Arbeitgeber für dich entscheidet, solltest du dich darauf vorbereiten, Piercings während der Arbeitszeit herausnehmen zu müssen.

Wann Arbeitgeber Piercings und Tattoos verbieten dürfen

In manchen Branchen sind insbesondere Piercings ein No-Go, und zwar nicht wegen individueller Einstellungen von Entscheidungsträgern, sondern aufgrund von Hygiene-Vorschriften oder Sicherheitsbedenken. Wer etwa im Bereich Gesundheit und Pflege tätig ist, kann vom Arbeitgeber in vielen Fällen dazu gezwungen werden, Piercings während der Arbeitszeit herauszunehmen. Auch im Umgang mit Lebensmitteln kann Schmuck zum Problem werden. Das betrifft allerdings nicht nur Piercings, sondern auch Ringe und lackierte Nägel.

In bestimmten handwerklichen Berufen, etwa bei der Arbeit am Fließband oder in einer Kfz-Werkstatt, oder im Sport können Piercings zum Sicherheitsrisiko werden. Je eher sich das Piercing bei der Arbeit verfangen oder hängenbleiben kann, und je gravierendere Folgen das haben könnte, desto eher wird dich dein Arbeitgeber dazu auffordern, Piercings während der Arbeit herauszunehmen.

Ein Sonderfall betrifft die Polizei. Anders als bei den meisten anderen Berufen ist es hier sogar erlaubt, Bewerber ganz offen wegen ihrer Tattoos oder Piercings abzulehnen. Das hängt damit zusammen, dass Polizisten neutral sein müssen und sie repräsentativ für die gesamte Polizei sind. Zeichen von Individualität sind deshalb häufig unerwünscht.

Auch hier kommt es jedoch darauf an, wo der Körperschmuck ist und wie sichtbar er ist. Ein Tattoo, was ständig zu sehen ist und eine politische Gesinnung widerspiegelt, ist in der Regel tabu. Ein florales Muster auf dem Rücken dürfte hingegen weniger für Ärger sorgen, schließlich ist es im Normalfall ohnehin nicht zu sehen und drückt auch keine bestimmte Haltung aus.

Waren Piercing und Tattoo in deiner Bewerbung ersichtlich?

Wenn das Vorstellungsgespräch ansteht und du unsicher bist, wie du mit deinen Piercings oder Tattoos umgehen sollst, gibt es noch eine Orientierung: deine Bewerbung. Die meisten Bewerber schicken ein Bewerbungsfoto mit. Ist das bei dir auch der Fall gewesen und waren Piercings oder Tattoos darauf zu sehen, weiß der potenzielle Arbeitgeber ohnehin davon. In diesem Fall ist der Körperschmuck sehr wahrscheinlich kein Problem, denn sonst hätte man dich nicht zum Bewerbungsgespräch eingeladen.

Warum du selbst entscheiden musst, ob du Piercings und Tattoos zeigst

Die oben genannten Punkte geben dir zwar Anhaltspunkte, wann es besser sein kann, den Körperschmuck zu verstecken. Ob du Piercings und Tattoos herausnimmst oder verdeckst, wenn du einen möglichen Arbeitgeber kennenlernst, ist jedoch letztlich deine Entscheidung.

Gegen das Verheimlichen spricht, dass Piercings und Tattoos früher oder später wahrscheinlich ohnehin auffallen. Wenn du keine Lust hast, Piercings im Berufsalltag immer herausnehmen zu müssen, kommt der betreffende Job womöglich ohnehin nicht infrage für dich.

Außerdem solltest du dich fragen, ob du in einer Arbeitsumgebung tätig sein möchtest, in der dein Körperschmuck negativ bewertet wird. Vielleicht passt es dann auch menschlich nicht – und zwar für beide Seiten. Besonders, wenn Tattoos und Piercings für dich nicht nur Schmuck, sondern ein wichtiger Ausdruck deiner Persönlichkeit sind, bist du womöglich nicht bereit, darauf zu verzichten.

Wie wichtig ist dir der Job?

Bei der Abwägung wirkt sich auch aus, wie wichtig dir der angestrebte Job oder der Ausbildungsplatz ist. Je eher es sich dabei um deinen Traumjob oder den scheinbar perfekten Ausbildungsplatz handelt, desto eher solltest du Körperschmuck im Vorstellungsgespräch verbergen. Trägst oder zeigst du ihn doch, legst du dir damit womöglich Steine in den Weg.

Oft ist es dennoch möglich, Tattoos und Piercings im Berufsalltag offen zu tragen. Nicht jeder Arbeitgeber, der Piercings und Tattoos kritisch sieht, hat damit noch ein echtes Problem, wenn der betreffende Mitarbeiter gezeigt hat, dass er leistungsfähig und engagiert ist.

Piercings und Tattoos rufen bei manchen Menschen auch deshalb negative Assoziationen hervor, weil unterstellt wird, ihr Träger sei ungepflegt. Wenn du im Vorstellungsgespräch professionell gekleidet bist, deine Haare sauber und ordentlich sind und du auch ansonsten gepflegt bist, kann das Vorurteile entkräften.

Die Entscheidung, ob du Piercings und Tattoos im Bewerbungsgespräch trägst, musst du letztlich immer selbst im Einzelfall treffen. Niemand kann dir vorher sagen, wie das bei einem möglichen Arbeitgeber ankommt. Entweder, du riskierst eine Absage, weil du dich nicht verstellen möchtest, oder aber, du verdeckst Piercings und Tattoos vorsorglich. Damit gehst du gehst du kein Risiko ein, musst dir allerdings überlegen, wie du damit im Job umgehen möchtest.

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