In Bereichen, in denen Dienstleistungen erbracht werden, ist oft die Zahlung von Trinkgeldern üblich. Für die Beschäftigten ist Trinkgeld ein Zeichen der Wertschätzung, für Kunden die Möglichkeit, die eigene Zufriedenheit auszudrücken. Wie viel Trinkgeld sollte man geben? Muss man es überhaupt? Und wie kann Trinkgeld fair aufgeteilt werden? Das und mehr erfährst du hier.
- Was ist Trinkgeld?
- Wie viel Trinkgeld in Restaurants & Co: Was ist angemessen?
- Wichtige rechtliche Regelungen des Trinkgelds
- Korrekt Trinkgeld geben: Mit diesen Tipps für Trinkgeld machst du es richtig
- Trinkgeldvorschläge bei Kartenzahlungen: Wie damit umgehen?
- Die Bedeutung von Trinkgeld für Beschäftigte
- Muss Trinkgeld mit anderen Beschäftigten geteilt werden?
- Trinkgeld aufteilen: Was ist die beste Lösung?
Was ist Trinkgeld?
Bei Trinkgeld handelt es sich um eine freiwillige Zahlung von Gästen oder Kunden, die über den Rechnungsbetrag hinausgeht. Sie soll eine besondere Servicequalität reflektieren und zum Ausdruck bringen, dass der Kunde zufrieden war. Eine rechtliche Definition findet sich in § 107 Absatz 3 der Gewerbeordnung (GewO). Dort heißt es: „Trinkgeld ist ein Geldbetrag, den ein Dritter ohne rechtliche Verpflichtung dem Arbeitnehmer zusätzlich zu einer dem Arbeitgeber geschuldeten Leistung zahlt“.
Trinkgeld ist durch seinen freiwilligen Charakter als Zeichen der Wertschätzung gedacht. Abzugrenzen ist es von Servicepauschalen, Bedienungsgeldern und Bedienungszuschlägen, die bereits als Teil des Rechnungsbetrags von Kunden verlangt werden. Solche Beträge sind anders als Trinkgeld nicht freiwillig für Kunden.
Die Zahlung von Trinkgeld hat in Deutschland eine lange Geschichte. Trinckgelder, Trankgelder oder auch Badegelder waren schon seit dem 14. Jahrhundert bekannt. Die Bezeichnung leitet sich vom üblichen Zweck des Trinkgelds ab: Die Extra-Zahlung sollte zum Wohl des Spenders vertrunken werden.
Heute ist Trinkgeld bei vielen Dienstleistungen üblich. Das gilt zum Beispiel in Restaurants und Cafés, Kneipen, bei Essenslieferungen, Friseuren und Taxifahrten. Typisch sind Trinkgeldzahlungen außerdem bei Handwerkern, in Nagelstudios, Massagestudios, für Zusteller und Reiseleiter. Auch im Hotel ist Trinkgeld üblich, etwa für Reinigungskräfte, Pagen und den Roomservice.
Wie viel Trinkgeld in Restaurants & Co: Was ist angemessen?
Die Zahlung von Trinkgeld ist für Kunden freiwillig. Sie können nicht nur entscheiden, ob sie Trinkgeld geben, sondern auch, wie viel. Nichtsdestotrotz: Viele Menschen möchten nicht negativ auffallen, indem sie auf Trinkgeld verzichten. Und sie möchten nicht so wenig geben, dass sich die Servicekraft vor den Kopf gestoßen fühlt. Wie viel Prozent Trinkgeld sollte man also geben?
Das hängt von verschiedenen Aspekten ab. Es kommt zum Beispiel darauf an, in welchem Land man ist. In den USA etwa sind höhere Trinkgelder als in Deutschland üblich, während in Großbritannien und Frankreich in vielen Fällen schon eine Servicepauschale im Preis enthalten ist. In ostasiatischen Ländern sind Trinkgelder hingegen unüblich – wenn jemand dennoch Trinkgeld gibt, kann das als unhöflich empfunden werden.
Wovon es abhängt, wie viel Trinkgeld du geben solltest
Entscheidend für die angemessene Höhe des Trinkgelds sind außerdem die Branche, die Art der Dienstleistung und wie zufrieden der Kunde mit dem Service war. Als höflich gelten Trinkgelder, die fünf bis zehn Prozent des Rechnungsbetrags ausmachen. Was angemessen ist, ist darüber hinaus Ansichtssache und hängt auch von den persönlichen Umständen ab – von demjenigen, der das Trinkgeld zahlt, und von dem, der es empfängt. Wenn jemand zum Beispiel selbst wenig Geld hat, hat er einen geringeren Spielraum für ein üppiges Trinkgeld. Aus Sicht einer Servicekraft kommt es auch darauf an, wie viel andere Gäste normalerweise geben.
Letztlich entscheidest du selbst, was du geben möchtest. Du könntest dich zum Beispiel bewusst dazu entschließen, einer sehr freundlichen und aufmerksamen Servicekraft in einem Restaurant, die dich mehr als eine Stunde lang bedient hat, prozentual mehr Trinkgeld zu geben als dem Barista, der dir deinen Kaffee gemacht hat. Oder dass du dem Barista prozentual mehr gibst als deinem Friseur, weil er freundlicher war. Ebenso kannst du komplett auf Trinkgeld verzichten. Gerade bei kleinen Summen und sehr kurzen Interaktionen wirst du damit wahrscheinlich nicht negativ auffallen.
Wichtige rechtliche Regelungen des Trinkgelds
Besonders für Arbeitgeber ist es wichtig, dass die geltenden rechtlichen Regelungen beim Umgang mit Trinkgeld beachtet werden. Der Gesetzgeber gibt vor, was erlaubt ist und was nicht. Nicht erlaubt ist es zum Beispiel, wenn Beschäftigte ausschließlich für Trinkgeld arbeiten sollen. Das verbietet § 107 Absatz 3 GewO. Früher war das in manchen Bereichen anders. Die heutige Regelung entspricht auch internationalen Abkommen, nach denen Beschäftigte Grundentgelte für ihre Arbeit erhalten müssen.
Es wäre ebenso wenig erlaubt, wenn Trinkgeld auf den Lohn angerechnet würde. Es kommt zum Grundgehalt immer dazu und darf dieses auch nicht teilweise ersetzen. Arbeitgeber dürfen von ihren Angestellten ebenso wenig verlangen, dass diese ihr Trinkgeld an sie aushändigen. Selbst wenn es dabei nicht darum geht, das Trinkgeld zu vereinnahmen, sondern es lediglich im Team aufgeteilt werden soll – rein rechtlich dürfen Inhaber das Trinkgeld nicht verlangen. Die Beschäftigten können sich aber freiwillig darauf einlassen.
Wenn Trinkgeld in die Kasse – und damit zu den Geschäftseinnahmen – gelegt wird, muss es gemäß Kassengesetz (KassenG) ordnungsgemäß im Kassensystem erfasst werden. Stecken die Mitarbeiter das Trinkgeld hingegen separat ein oder wird es in einer Spardose oder einem Trinkgeldglas gesammelt, entfällt diese Erfassungspflicht.
Ist Trinkgeld steuerfrei? In der Mehrzahl der Fälle handelt es sich seit dem Jahr 2002 bei Trinkgeldern um steuerfreie Einkünfte. Ein Lohnsteuerabzug entfällt damit. Anders verhält es sich, wenn die Extra-Zahlung an Selbstständige oder Gewerbetreibende geht. In diesem Fall handelt es sich um einen Teil des Entgelts für erbrachte Leistungen; das „Trinkgeld“ muss dann wie die üblichen Einnahmen versteuert werden.
Korrekt Trinkgeld geben: Mit diesen Tipps für Trinkgeld machst du es richtig
Du bist mit dem Service bei einer Dienstleistung zufrieden und möchtest der betreffenden Person Trinkgeld geben. Wie macht man es richtig? Rechne aus, wie hoch das Trinkgeld ausfallen sollte. Wenn du sehr zufrieden bist, kannst du dich an der 10-Prozent-Regel orientieren. Wie gibt man das Trinkgeld am besten? Hierbei hast du verschiedene Möglichkeiten. Entweder, du überreichst beim Bezahlen mehr Geld als du laut Rechnung bezahlen musst und sagst „Stimmt so“. Oder du sagst den Betrag dazu, den du inklusive des Trinkgelds geben möchtest. Du gibst zum Beispiel 40 Euro in bar und sagst „35“. Du kannst das Trinkgeld auch gesondert auf den Tisch legen.
Bei einer Kartenzahlung ist Trinkgeld ebenfalls kein Problem. Wenn dir der Rechnungsbetrag genannt wird, nennst du einfach den Betrag, den du insgesamt geben möchtest. Es ist auch immer öfter so, dass Kartenlesegeräte nachfragen, ob man Trinkgeld bezahlen möchte. Wenn du am Tresen bezahlst, steht dort womöglich auch eine Kaffeekasse, in die du das Geld in bar legen kannst.
Trinkgeldvorschläge bei Kartenzahlungen: Wie damit umgehen?
Es ist immer gängiger, dass Kunden bei einer Kartenzahlung von dem Gerät gefragt werden, ob sie Trinkgeld geben möchten. Dazu werden meist Vorschläge für die Höhe des Trinkgelds gemacht, etwa fünf, zehn oder 15 Prozent des Rechnungsbetrags. Alternativ können die Kunden einen eigenen Betrag eingeben – oder die Aufforderung ignorieren. Diese Vorgehensweise ist auch als „Nudging“ bekannt, also als eine Art sanfter Anstoß an die Kunden, Trinkgeld zu geben. Der Hintergrund dieser Praxis: Gäste geben oft eher Trinkgeld, wenn sie explizit dazu aufgefordert werden. Sie können auch mehr Trinkgeld geben: Viele Kunden entscheiden sich für die mittlere Option, was meist zehn Prozent entspricht.
Wenn das Kartenlesegerät nach Trinkgeld fragt, kann das Kunden unter Druck geben. Sie hätten womöglich ansonsten gar kein Trinkgeld gegeben – zum Beispiel, weil sie nur etwas am Tresen gekauft haben, wofür Trinkgeldzahlungen unüblich wären. Trotz Aufforderung des Geräts nichts extra zu geben, dabei kommen sich viele Menschen allerdings unhöflich vor. Außerdem wird man womöglich von anderen beobachtet, etwa der Bedienung oder anderen Gästen. Es liegt an dir, wie du dich in so einer Situation verhältst. Scheue dich aber nicht, auf Trinkgeld zu verzichten, wenn du eigentlich keins geben möchtest – das ist dein gutes Recht.
Die Bedeutung von Trinkgeld für Beschäftigte
Für Beschäftigte, die in ihrem Job Trinkgeld bekommen, hat die Extra-Zahlung von Kunden oft eine wichtige Bedeutung. Typischerweise geht es dabei um Arbeitsbereiche, in denen die Löhne oft niedrig sind. Dadurch sind viele Angestellte auf das Trinkgeld angewiesen oder würden es zumindest schmerzlich bemerken, wenn die Trinkgeldzahlungen von Kunden geringer ausfallen würden.
Dass Trinkgeldzahlungen in bestimmten Bereichen üblich sind, kann eine Tätigkeit auch interessanter machen. So kann aus einem mäßig gut bezahlten ein relativ gut bezahlter Job werden. Für Arbeitgeber bedeutet das, dass es tendenziell leichter ist, Personal zu finden und zu halten. Für Beschäftigte ist es ein Ansporn, gute Arbeit zu leisten: Wer freundlicher ist und eine bessere Qualität abliefert, bekommt auch mehr Trinkgeld.
Nicht zuletzt ist Trinkgeld ein Zeichen der Wertschätzung. Für Arbeitnehmer ist es die Gewissheit, dass Kunden zufrieden sind. Das ist eine positive Rückmeldung für die eigene Arbeit, die auch die Zufriedenheit der Beschäftigten steigern kann. Sie gehen womöglich lieber zur Arbeit und sind dabei tendenziell motivierter und engagierter.
Muss Trinkgeld mit anderen Beschäftigten geteilt werden?
Wie genau mit Trinkgeld verfahren wird, kann sich von Fall zu Fall unterscheiden. Manchmal können die Mitarbeiter das von ihnen eingenommene Trinkgeld in voller Höhe behalten, in anderen Fällen wird das gesamte Trinkgeld zusammengeworfen und anschließend unter den Beschäftigten aufgeteilt. Immer öfter erhalten dabei auch die „unsichtbaren“ Mitarbeiter im Hintergrund einen Anteil. Das betrifft zum Beispiel Angestellte in der Küche, die zu einem nicht unwesentlichen Teil für die Zufriedenheit der Kunden verantwortlich sind.
Was mit dem Trinkgeld passiert, hängt davon ab, was im jeweiligen Betrieb üblich ist. In vielen Fällen ist eine Aufteilung des gesamten Trinkgelds das Mittel der Wahl. Rechtlich ist die Sache allerdings klar geregelt: Was ein Mitarbeiter von einem Gast bekommen hat, darf er behalten. Es muss nicht mit anderen geteilt werden, denn es beruht nach Ansicht von Gerichten auf einer persönlichen Verbindung zwischen Gast beziehungsweise Kunde und Mitarbeiter. Ob es im Sinne des guten Miteinanders im Team ist, auf diesem Recht zu beharren, ist die andere Frage.
Trinkgeld aufteilen: Was ist die beste Lösung?
Arbeitgeber sollten sich gut überlegen, wie eine gute Lösung beim Thema Trinkgeld in ihrem Betrieb aussehen kann. Der Umgang mit Trinkgeld birgt viel Konfliktpotenzial, wenn sich Mitarbeiter ungerecht behandelt fühlen. Die verschiedenen Optionen bieten dabei jeweils Vor- und Nachteile:
- Wenn jeder behält, was er bekommen hat, wirkt das motivierend. Für die Beschäftigten ist es ein Anreiz, sich ins Zeug zu legen, um möglichst viel Trinkgeld zu bekommen. Dadurch kann die Höhe des Trinkgelds jedoch von Mitarbeiter zu Mitarbeiter sehr ungleich ausfallen. Diese Variante kann außerdem ungerecht für Beschäftigte sein, die keinen direkten Kundenkontakt haben, aber ebenso engagiert arbeiten – etwa Köche und Küchenhelfer. Das kann zu Neiddebatten führen und Unzufriedenheit im Team hervorrufen – eine Belastung für das Betriebsklima.
- Die Alternative ist eine Umverteilung des Trinkgelds: Alles wird eingesammelt und anschließend nach einem festen Schlüssel auf alle Mitarbeiter verteilt. Diese Variante ist besonders gerecht, weil auch Mitarbeiter ihren Anteil bekommen, die gar keinen Kundenkontakt haben können. Andererseits können sich Mitarbeiter, die besonders gute Arbeit machen, ungerecht behandelt fühlen, wenn ihr Trinkgeldanteil sinkt. Sie können dadurch auch weniger motiviert sein.
- Auch eine Kombination aus beiden Varianten ist denkbar: Die Mitarbeiter behalten einen festen Teil ihres Trinkgelds, der Rest wird auf alle umgelegt. Diese Lösung kann ein guter Kompromiss sein.
Für Arbeitgeber ist es wichtig, mit ihren Beschäftigten darüber zu sprechen, wie mit Trinkgeld umgegangen wird. Im besten Fall ist das gesamte Team mit der jeweiligen Vorgehensweise einverstanden, so dass die Trinkgeldregelung nicht ungewollt für Frust oder gar böses Blut sorgt.
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