Es gibt viele Wege, Mitarbeiter zu führen. Alle haben Vor- und Nachteile. Welche Variante sich am besten eignet, kommt auf die Gegebenheiten vor Ort und die Ziele des Chefs an. Wir stellen dir typische Führungsstile im Detail vor.
Wer Führungsverantwortung übernimmt, steht oft vor einer Herausforderung. Wie bekommt er seine Mitarbeiter dazu, auf ihn zu hören – und das zu machen, was er von ihnen möchte? Wie geht er mit Meinungsverschiedenheiten um – mit, aber auch zwischen Mitarbeitern? Dabei legt nicht nur die eigene Persönlichkeit fest, ob der Leader Erfolg hat oder nicht. Es kommt auch auf seine Strategie an. Diese entscheidet, ob der Chef seine Firma voranbringt oder ob er seine Ziele verfehlt.
Was bedeutet Führung überhaupt?
Bevor es um die verschiedenen Führungsstile geht, muss geklärt werden, was überhaupt unter Führung zu verstehen ist. Es gibt verschiedene Definitionen. Eine davon stammt vom früheren US-amerikanischen Professor Peter F. Drucker. Er definiert einen Anführer schlicht als jemanden, der Menschen hat, die ihm folgen. Bei Führung, auch Leadership genannt, geht es für Drucker darum, Verantwortung zu tragen. Ein Chef muss demnach nicht beliebt sein – er muss Resultate vorzeigen können. Als Führer gehe man anderen mit gutem Beispiel voran.
Der Autor und Harvard-Professor John P. Kotter ist der Ansicht, dass Führung festlegt, wie die Zukunft aussehen wird. Außerdem gehe es bei Leadership darum, andere Menschen hinter der eigenen Vision zu vereinen und sie zu inspirieren, dieses Ziel anzustreben.
Bei Leadership geht es darum, andere dazu zu bewegen, auf die gesetzten Ziele hinzuarbeiten. Das gelingt am ehesten, indem man diese dazu motiviert. Verschiedene Führungsstile verfolgen jedoch unterschiedliche Ansätze – von Druck bis Freiraum. Wie sich ein Chef verhalten sollte, unterscheidet sich demnach je nach Typ gravierend.
Führungsstile und ihre Vor- und Nachteile
In der Theorie um Führungsstile sind besonders der Soziologe Max Weber und der Psychologe Kurt Lewin wichtig. Beide sind der Frage nachgegangen, welche Möglichkeiten es gibt, Menschen zu führen. Sie haben verschiedene Typen aufgestellt. In manchen Punkten gibt es Überschneidungen, in anderen weichen die Typologien der beiden Vordenker voneinander ab.
Kurt Lewin Unterschied zwischen autoritärer, kooperativer und Laissez-faire-Führung. Bei der Frage, warum Menschen anderen folgen, hat Max Weber hingegen zwischen Autokratie, Patriarchat, Charisma und Bürokratie unterschieden.
Autoritäre Führung
Beim autoritären Führungsstil nach Kurt Lewin geht es um Gehorsam. Der Chef sagt seinen Mitarbeitern, was er erledigt haben möchte. Er erwartet von seinen Untergebenen, dass diese seinen Befehl ausführen. Lange Zeit war das eine vorherrschende Art, andere Menschen zu führen. Für diese Art von Leadership spricht, dass sie meist schnelle Ergebnisse bringt. Es gibt keinen Widerspruch und keine Diskussion um die richtige Vorgehensweise. Mitarbeiter sollen nicht nachdenken, sondern ausführen.
Das große Manko dieses Typus‘ ist einerseits, dass Ideen von Angestellten nicht gewürdigt werden, obwohl sie sinnvoll sein können. Andererseits macht sich mit einer solchen Basta-Politik leicht Unmut unter den Mitarbeitern breit – sie sind folglich weniger gewillt, dem Vorgesetzten zu folgen. Das sorgt oft für Ergebnisse, die unter ihrem Potenzial bleiben. Heute ist dieser Führungsstil nicht mehr sehr häufig anzutreffen. In hierarchischen Berufen – etwa bei der Polizei oder dem Militär – ist eine autoritäre Führung aber oft zumindest situationsabhängig sinnvoll.
Kooperative Führung
Einen ganz anderen Ansatz verfolgt ein kooperativer Führungsstil. Hier werden die Mitarbeiter bewusst einbezogen. Der Chef gibt auch Verantwortung ab und ist an den Ideen seiner Untergebenen interessiert. Das birgt viel Potenzial. Die Ideen der Mitarbeiter können die Effizienz verschiedener Vorgänge steigern. Außerdem motiviert ein kooperatives Vorgehen die Mitarbeiter meist, sich mehr einzubringen. Sie fühlen sich wertgeschätzt und sind oft engagierter. Manchmal dauert es bei diesem Führungsstil jedoch länger, bis eine Entscheidung getroffen ist. Der Erfolg dieser Methode hängt vom Engagement der Mitarbeiter ab.
Laissez-faire-Führung
Maximale Handlungsfreiheit genießen Angestellte bei der Laissez-faire-Führung. Der Chef hält sich mit Entscheidungen und Vorgaben zurück. Mitarbeiter können ihren Job weitgehend so erledigen, wie sie es für richtig halten. Das soll die Selbstständigkeit und Motivation der Angestellten fördern. Das funktioniert jedoch nur, wenn die Mitarbeiter ihre Verantwortung ernst nehmen. Der Vorgesetzte muss außerdem Respekt genießen. Wird er nicht ernstgenommen, scheitert er mit seinen Zielen in den meisten Fällen.
Autokratische Führung
Der autokratische Führungsstil nach Max Weber entspricht weitgehend dem Konzept der autoritären Führung. Der Vorgesetzte gibt Anweisungen und erwartet von seinen Mitarbeitern, dass diese widerspruchslos ausgeführt werden. Es geht dabei um Gehorsam, Mitsprache ist nicht vorgesehen. Dieser Stil hat dieselben Vor- und Nachteile wie die autoritäre Führung und ist in den meisten Fällen nicht mehr ratsam.
Patriarchalische Führung
Bei der patriarchalischen Führung folgen Untergebene einer Person, weil diese sich Respekt erarbeitet hat. Meist ist diese schon lange im Unternehmen tätig und hat gezeigt, dass sie erfahren ist und gute Entscheidungen trifft. Dieser Führungsstil ist besonders in Familienunternehmen häufig anzutreffen, darüber hinaus ist er eher selten. Der patriarchalische Führer gibt zwar Anweisungen, hat aber auch ein offenes Ohr für die Anliegen seiner Mitarbeiter. Oft lassen sich hiermit gute Resultate erzielen, wenn der Chef auf seine Untergebenen eingeht.
Charismatische Führung
Die charismatische Führung setzt eine Führungspersönlichkeit voraus. Eine solche Person ist meist der „geborene Anführer“. Sie hat Durchsetzungskraft und kann ihre Mitarbeiter motivieren. Dank ihrer Ausstrahlung sorgt sie fast automatisch dafür, dass Menschen ihr folgen möchten. Meist ist ein charismatischer Führer ein einfühlsamer Chef, der Respekt genießt. Er weiß, wie er seine Mitarbeiter zu Höchstleistungen motiviert. Diese Art von Führung ist sehr vielversprechend. Wer motiviert ist, liefert schließlich auch meist bessere Ergebnisse.
Bürokratische Führung
Eine bürokratische Führung findet sich auch heute noch in den meisten Behörden und Ämtern. Es gibt eine klare Hierarchie und eine deutliche Struktur, an die sich alle Mitarbeiter halten müssen. Hier hängen Entscheidungen weniger vom Chef ab. Sie resultieren eher aus den Abläufen an sich. Meist gibt es starre Vorschriften, wie bestimmte Dinge zu erledigen sind. Das kann den Vorteil haben, dass Abläufe nicht hinterfragt werden. Auch kann eine Führungsperson keinen großen negativen Einfluss haben. Hier geht jedoch Potenzial verloren, weil die Mitarbeiter die Vorgehensweisen nicht durch ihre eigenen Ideen verbessern können.