AllgemeinMeinungsverschiedenheiten professionell regeln

Meinungsverschiedenheiten professionell regeln

Meinungsverschiedenheiten lassen sich im Umgang mit anderen Menschen kaum vermeiden. Die gute Nachricht: Das ist auch gar nicht nötig. Wer konstruktiv mit Meinungsverschiedenheiten umgeht, kann von ihnen sogar profitieren. Was man durch Meinungsverschiedenheiten gewinnen kann und wie man mit unterschiedlichen Ansichten richtig umgeht – in diesem Beitrag erfährst du es.

Meinungsverschiedenheiten: Ganz normal im Zusammenleben mit anderen

Meinungsverschiedenheiten sind, wenn man das Wort aufschlüsselt, unterschiedliche Meinungen. Für sich genommen bedeutet der Begriff nicht mehr als das – zwei (oder mehr) Menschen treffen aufeinander und haben unterschiedliche Ansichten, Ziele oder Vorstellungen. Dass es eine Meinungsverschiedenheit gibt, heißt nicht, dass es zu heftigen Diskussionen oder offenem Streit kommen müsste. Natürlich können Meinungsverschiedenheiten dazu führen, müssen das aber nicht.

Meinungsverschiedenheiten an sich lassen sich dabei gar nicht vermeiden. Unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche Meinungen, Ansichten, Beweggründe oder Einschätzungen. Das liegt an ihrer unterschiedlichen Persönlichkeit, ihren unterschiedlichen Hintergründen, individuellen Zielen, Wertvorstellungen und Erfahrungen. Wenn Menschen aufeinandertreffen, birgt das deshalb immer ein gewisses Konfliktpotenzial.

Erschwerend hinzu kommt, dass die Kommunikation zwischen Menschen nicht immer optimal läuft. Man kann sich unglücklich ausdrücken, den anderen provozieren, vor den Kopf stoßen oder ihn in seinen Aussagen missverstehen. Es kann auch sein, dass die Positionen verhärtet sind, weil beide Seiten ein großes Interesse daran haben, sich durchzusetzen.

Dabei können Meinungsverschiedenheiten ganz unterschiedliche Formen annehmen. So können zum Beispiel Kollegen in einem Meeting sitzen und besprechen, wie sie bei einem Projekt am besten vorgehen. Kollege X ist der Meinung, man solle eine bestimmte Aufgabe an externe Partner auslagern, während Kollege Y es besser fände, man ließe das intern erledigen. Oder ein Team muss eine Veranstaltung planen. Bei der Überlegung, welcher Caterer am besten ist, gibt es im Team unterschiedliche Vorstellungen. Eine Meinungsverschiedenheit kann aber auch zu einem Streit führen, zum Beispiel, wenn ein Kollege einen anderen in einer Besprechung angreift. Er macht dessen Ideen schlecht, ist dabei feindselig, der angegriffene Kollege reagiert seinerseits giftig – und ein verbaler Schlagabtausch folgt, nachdem die Beteiligten kein Wort mehr miteinander wechseln.

Warum Meinungsverschiedenheiten besser sind als ihr Ruf

Viele Menschen legen Wert auf Harmonie. Offene Meinungsverschiedenheiten? Nein danke. Konflikten mit anderen gehen sie lieber aus dem Weg. Dass es wohl den meisten Menschen so geht, ist nicht verwunderlich, denn Menschen sehnen sich instinktiv nach der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe. Das kann die Familie sein, der Freundeskreis oder auch die Kollegen an der Arbeit.

Dabei wird leicht übersehen, dass Konflikte erstens gar nicht grundsätzlich vermeidbar sind und zweitens sogar Vorteile mit sich bringen können. Meinungsverschiedenheiten können bereichernd sein, und das auf vielfältige Art und Weise. Im Team entdeckt man durch unterschiedliche Ansichten womöglich die beste Lösung. Nur, wenn nicht alle Ja und Amen sagen, können mögliche Schwachstellen aufgedeckt werden. Das Team kann nachbessern, der Plan ist solider – und sorgt wahrscheinlich für bessere Ergebnisse. Davon profitieren alle Beteiligten. Indem man sich mit unterschiedlichen Vorstellungen auseinandersetzt, kann man Möglichkeiten entdecken, die man ansonsten nicht gesehen und damit auch nicht gewählt hätte.

Meinungsverschiedenheiten (konstruktiv) auszutragen hilft auch bei der persönlichen Entwicklung. Man lernt, besser zu kommunizieren, und kann sein Einfühlungsvermögen ausbauen. Zugleich wird man konfliktfähiger und lernt, zu seinen Meinungen zu stehen und trotzdem offen für Kompromisse zu sein. Auch an den eigenen rhetorischen Fähigkeiten kann man feilen, wenn man mit anderen das Für und Wider bestimmter Ansätze und Vorstellungen erörtert.

Warum streiten Menschen? Wie aus Meinungsverschiedenheiten offene Konflikte werden können

Konflikte – und dazu gehören Meinungsverschiedenheiten – haben immer das Potenzial, zu eskalieren. Ob aus Meinungsverschiedenheiten ein offener Streit wird, hängt nicht nur davon ab, welche Ansichten die Beteiligten haben, sondern auch, wie sie mit ihren unterschiedlichen Vorstellungen umgehen. Wie man sich in einem Konflikt verhält, entscheidet maßgeblich über seinen Ausgang.

Angenommen, ein Arbeitnehmer äußert in einem Meeting eine Idee, woraufhin ein Kollege die Augen verdreht. Nun könnte der Beschäftigte darauf mit einer spitzen Bemerkung reagieren – und schon hätte sich der Konflikt verfestigt. Oder er könnte den nonverbalen Kommentar seines Kollegen ignorieren und der Konflikt würde sich in Luft auflösen.

Oder zwei Kollegen geraten im Stress aneinander. Eigentlich haben sie gar kein Problem miteinander, sind aber durch ihren Stress dünnhäutig und besonders leicht reizbar. Nun könnten die beiden ihrer Auseinandersetzung entweder freien Lauf lassen und sich vielleicht sogar anschreien, oder sie könnten innehalten und bemerken, dass sie gerade viel zu heftig reagieren – und die Situation dann bewusst entschärfen. Das kann auch heißen, ein bestimmtes Gespräch auf einen anderen Zeitpunkt zu verschieben, weil man gerade nicht zu einem konstruktiven, sachlichen Austausch in der Lage ist.

Besonders groß ist das Potenzial zur Eskalation von Meinungsverschiedenheiten, wenn beide Seiten auf ihrer Meinung beharren und dem anderen keinen Schritt entgegenkommen. Ist die Stimmung noch dazu kalt und feindselig, kann der Konflikt sich leicht verfestigen. Vorwürfe und Provokationen sind weitere Faktoren, die aus simplen Meinungsverschiedenheiten einen handfesten Streit machen können.

Konstruktiv mit Meinungsverschiedenheiten umgehen: Tipps für einen guten Umgang mit Konflikten

Überall dort, wo Menschen aufeinandertreffen, können sich Meinungsverschiedenheiten ergeben. Viele Menschen sehen dabei nur einen möglichen Ausgang: einer „gewinnt“ und setzt sich durch, der andere muss klein beigeben. So muss und sollte es aber nicht laufen, denn ein solches Ergebnis ist für die unterlegene Partei frustrierend. Diese Person fühlt sich womöglich vor den Kopf gestoßen und in ihrer Meinung übergangen. Die Beziehung zwischen den Beteiligten kann durch solche Erfahrungen Schaden nehmen. Es ist also nicht erstrebenswert, sich in einer Meinungsverschiedenheit zu hundert Prozent durchzusetzen. Es geht auch nicht darum, wer Recht hat und wer Unrecht, was richtig und was falsch ist. Für einen konstruktiven Umgang mit Meinungsverschiedenheiten ist es wichtig, solche Einstellungen abzulegen.

Nimm deinen Gesprächspartner ernst

Mache dir bewusst, dass es unterschiedliche Sichtweisen und Ansätze gibt, die nicht schwarz oder weiß zu sehen sind. Jede Meinung ist zunächst einmal valide und sollte angehört werden. Nimm deine(n) Gesprächspartner ernst und lasse dich auf die unterschiedliche Sichtweise ein. Du musst sie nicht übernehmen, solltest aber versuchen, den anderen zu verstehen und ihm entgegenzukommen.

Suche nach einer Lösung, mit der alle leben können

Dabei ist ein respektvoller Umgang miteinander essenziell, damit eine Meinungsverschiedenheit sachlich bleibt. Das Ziel sollte es immer sein, miteinander eine Lösung zu entwickeln, mit der alle Beteiligten leben können. Wenn dir die Position oder Beweggründe des anderen nicht klar sind, frage direkt nach, um sie besser nachvollziehen zu können. Das beugt Missverständnissen vor.

Achte auf deine Wortwahl

Die inhaltliche Auseinandersetzung über ein bestimmtes Thema sollte immer so sachlich und nüchtern wie möglich verlaufen. Lasse dein Ego außen vor. Es geht um Inhalte, nicht um Personen. Um Meinungsverschiedenheiten konstruktiv zu lösen, solltest du auf deine Wortwahl achten. Verallgemeinere nicht und provoziere den anderen nicht durch feindselige oder unglücklich gewählte Formulierungen. Es ist immer eine gute Idee, Ich-Botschaften zu formulieren, also etwa: „Ich nehme es so wahr, dass…“ statt „Du bist…“.

Nicht alle Meinungsverschiedenheiten müssen ausgetragen werden

Meinungsverschiedenheiten müssen nichts Negatives sein, sondern können dich und andere Beteiligte weiterbringen. Das Stichwort lautet hier „können“, denn nicht jeder niederschwellige Konflikt ist es wert, ausgetragen zu werden. Manche Dinge lässt du besser unkommentiert, damit sich gar nicht erst eine negative Stimmung aufbaut. Wenn du zum Beispiel auf eine beiläufige Bemerkung eines Kollegen eingehst, brichst du damit womöglich ganz unnötig einen Streit vom Zaun. Wenn du weißt, dass eine Situation leicht zu einem Streit führen könnte, ist es manchmal besser, Kommentare herunterzuschlucken. Du kannst dann später mit dem anderen darüber reden oder aber abwarten, ob sich der Konflikt überhaupt noch einmal ergibt.

Was Arbeitgeber tun können

Letztlich sind auch Arbeitgeber gefragt, auf einen konstruktiven Umgang mit Meinungsverschiedenheiten bei ihren Mitarbeitern hinzuwirken. Das gelingt zum Beispiel über Regeln zum Miteinander, aber auch, indem Führungskräfte ihrer Vorbildfunktion gerecht werden und vorleben, wie man miteinander umgehen sollte. Wenn Vorgesetzte Wertschätzung, eine offene Kommunikation und einen konstruktiven Umgang mit unterschiedlichen Vorstellungen vorleben, ist es wahrscheinlicher, dass sich das auf die Beschäftigten überträgt. Die Atmosphäre im Unternehmen wird damit auch maßgeblich von oben beeinflusst.

Bildnachweis: Dean Drobot / Shutterstock.com

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