Probearbeiten bietet Bewerbern und Arbeitgebern die Chance, sich in einem praxisnahen Kontext näher kennenzulernen. Für beide Seiten ist es dadurch leichter, eine Entscheidung für oder gegen die Zusammenarbeit zu treffen. Hier erfährst du, wie Probearbeiten geregelt ist, was bei der Vorbereitung wichtig ist und wie du als Bewerber einen guten Eindruck machst.
- Probearbeiten: Wie lange und wozu?
- Rechtliche Rahmenbedingungen des Probearbeitens: Was gilt für Dauer, Vergütung & Co?
- Tipps zur Vorbereitung auf das Probearbeiten
- So hinterlässt du einen guten Eindruck beim Probearbeiten
- Nach dem Probearbeiten: Reflexion & Entscheidungen
- Probearbeiten: Mögliche Fallstricke & Risiken
- Fazit: Probearbeiten – viele Chancen, aber auch Herausforderungen
Probearbeiten: Wie lange und wozu?
Entspricht der Job meinen Erwartungen? Kann der Bewerber seine potenzielle neue Rolle auch wirklich ausfüllen? Bevor ein Arbeitsvertrag unterschrieben wird, gibt es auf beiden Seiten – bei Bewerbern und Arbeitgebern – oft viele Fragen. Um zu überprüfen, wie gut ein Job klappen könnte, kann sich ein Probearbeiten anbieten.
Damit ist eine kurzzeitige Mitarbeit von Bewerbern in Unternehmen gemeint. Für einige Stunden, manchmal auch einige Tage übernehmen Bewerber Aufgaben und arbeiten aktiv mit. Anders als bei einer Hospitation, bei der die Teilnehmer meist in einer reinen Beobachterrolle sind, steht beim Probearbeiten das aktive Mitwirken an Arbeitsabläufen im Vordergrund. Ein Praktikum ist ähnlich, verfolgt aber einen anderen Zweck und dauert wesentlich länger.
Beim Probearbeiten geht es für beide Seiten darum, sich unter möglichst realistischen Bedingungen besser kennenzulernen. Der Arbeitgeber sieht unmittelbar, wie sich eine Bewerberin oder ein Bewerber in der Praxis macht. Er kann die fachlichen Kompetenzen, aber auch die Persönlichkeit von möglichen neuen Mitarbeitern anschließend wesentlich besser einschätzen. Es wird auch klarer, ob die betreffende Person ins Team passt.
Auch für Bewerber bietet ein Probearbeiten viele Chancen: Sie können in mögliche künftige Aufgaben ebenso hineinschnuppern wie in das Arbeitsumfeld. Sie lernen Kollegen kennen und können den Arbeitgeber anschließend besser beurteilen. Dadurch wird es leichter, zu beurteilen, ob die Stelle wirklich den eigenen Erwartungen entspricht.
Somit hilft Probearbeiten, Fehlbesetzungen zu vermeiden, und kann Bewerber vor falschen Jobentscheidungen bewahren. Es sorgt für tiefere Einblicke und bleibt doch unverbindlich: Wenn es nicht passt, ist noch nichts in Stein gemeißelt. Die Zusammenarbeit steht ohnehin noch nicht zu hundert Prozent fest und kann damit noch problemlos abgesagt werden.
Rechtliche Rahmenbedingungen des Probearbeitens: Was gilt für Dauer, Vergütung & Co?
Viele Arbeitgeber und Bewerber einigen sich mehr oder weniger spontan auf ein Probearbeiten. Es mag von kurzer Dauer sein, dennoch müssen bestimmte rechtliche Grundlagen bedacht werden. Durch Probearbeiten entsteht zum Beispiel kein Arbeitsverhältnis. Weder Bewerber noch Arbeitgeber gehen damit irgendwelche Verpflichtungen ein – beide Seiten können dem anderen im Anschluss (oder währenddessen) mitteilen, dass sie kein Arbeitsverhältnis mehr anstreben. Es gibt auch keine Ansprüche auf Lohn oder Kündigungsschutz, ebenso wenig Lohnfortzahlung im Krankheitsfall.
Wie lange Probearbeiten dauern kann, ist rechtlich nicht verbindlich geregelt. Üblich ist jedoch ein kurzer Zeitraum: meist einige Stunden oder ein regulärer Arbeitstag. Manchmal sind es auch mehrere Tage, selten aber mehr als eine Woche. Ein längeres Probearbeiten könnte als Arbeitsverhältnis gewertet werden, weshalb die meisten Arbeitgeber dieses Risiko nicht eingehen. Außerdem könnten sich Bewerber ausgebeutet fühlen, vor allem, wenn sie keine Bezahlung erhalten.
Muss Probearbeiten bezahlt werden?
Apropos Bezahlung: Es gibt keine allgemeingültige Pflicht, ein Probearbeiten zu vergüten. Das hängt damit zusammen, dass Bewerber keine regulären Arbeitsleistungen erbringen. Es kommt allerdings auf die Vereinbarung mit dem Arbeitgeber an. Wenn sich beide Seiten darauf verständigt haben, muss Probearbeiten bezahlt werden. Das kann zum Beispiel über eine Aufwandspauschale geschehen. Gibt es keine expliziten Regelungen, besteht meist kein Anspruch auf eine Vergütung.
Was ist beim Probearbeiten mit der Versicherung? Es besteht zwar kein Arbeitsverhältnis, dennoch sind Bewerber beim Probearbeiten in der Regel über den Arbeitgeber unfallversichert. Das setzt voraus, dass das Probearbeiten betrieblichen Zwecken dient und der Arbeitgeber davon weiß.
Darf man Probearbeiten trotz Arbeitsverhältnis? Rechtlich ist das grundsätzlich zulässig, dennoch sollten Jobsuchende einige Aspekte beachten. Wenn das Probearbeiten etwa vergütet wird, könnte es als Nebentätigkeit gewertet werden – und die ist womöglich nicht erlaubt. Es kommt auch darauf an, was im Arbeitsvertrag steht. Viele Arbeitgeber verlangen von ihren Mitarbeitern, dass jegliche Nebentätigkeiten – egal, ob vergütet oder nicht – angezeigt werden. Es ist sinnvoll, offen mit dem Arbeitgeber über das Probearbeiten zu sprechen, wenn dies möglich ist.
Tipps zur Vorbereitung auf das Probearbeiten
Probearbeiten ist aus Sicht vieler Bewerber eher eine lästige Pflicht; eine überflüssige Hürde auf dem Weg zur Unterschrift unter dem Arbeitsvertrag. Dennoch gehört es in vielen Fällen dazu – und ist für beide Seiten hilfreich, weil sich daraus wertvolle Schlüsse ziehen lassen. Damit das Probearbeiten auch für Bewerber zum Gewinn wird, ist eine gute Vorbereitung wichtig. Wer sich im Vorfeld informiert, hinterlässt oft einen besseren Eindruck – und achtet eher auf die Dinge, auf die es wirklich ankommt.
Der erste Schritt besteht darin, sich über das Unternehmen und den Job mit seinen spezifischen Aufgaben und Rahmenbedingungenzu informieren. Das könntest du über die Webseite des Unternehmens tun, über Medienberichte oder Social-Media-Posts. Auch Erfahrungsberichte anderer Bewerber und Mitarbeiter können aufschlussreich sein, genau wie die Stellenausschreibung.
Es ist eine gute Idee, dir einige Fragen zurechtzulegen: Worüber möchtest du mehr erfahren? Was ist dir noch nicht ganz klar? Du könntest dich zum Beispiel nach den Erwartungen des Arbeitgebers, der Einbettung ins Team oder dem typischen Ablauf eines Arbeitstags erkundigen. Mit Fragen machst du dein Interesse deutlich und erhältst wertvolle Rückmeldungen, die dir Orientierung geben.
Ebenso wichtig ist es, dass im Vorfeld gegenseitige Erwartungen abgesteckt werden. Das Vorstellungsgespräch bietet sich dafür an, du kannst aber auch per E-Mail oder telefonisch nachhaken. Es kann dabei zum Beispiel darum gehen, was der Arbeitgeber sich vom Probearbeiten erhofft, was dabei auf dich zukommt und wie lange das Probearbeiten dauern wird. Indem solche Fragen geklärt werden, gewinnst du Sicherheit und Missverständnisse werden unwahrscheinlicher.
So hinterlässt du einen guten Eindruck beim Probearbeiten
Wer als Bewerber einem Probearbeiten zustimmt, möchte den Job vermutlich gern haben. Die gute Nachricht: Von einer Zusage trennt dich sehr wahrscheinlich nicht mehr viel. Jetzt kommt es nur noch darauf an, den guten Eindruck von bisherigen Kontakten beim Probearbeiten zu bestätigen.
Dafür ist es zum Beispiel wichtig, dass du aktiv mitmachst. Führe die Aufgaben, die dir zugewiesen werden, gewissenhaft aus. Frage nach, wenn dir etwas unklar ist. Sag Bescheid, wenn du fertig bist. Und scheue dich nicht, die Initiative zu ergreifen – so signalisierst du, dass du mitdenkst und einsatzbereit bist.
Ein Probearbeitstag gibt dir als Bewerber die Chance, andere Mitarbeiter zu beobachten, Abläufe und Strukturen kennenzulernen und zu lernen. Nutze diese Chance, indem du genau hinsiehst: Wie läuft was ab? Wie ist die Kommunikation im Team? Gibt es ungeschriebene Regeln, die dir auffallen? Mit einem aufmerksamen Blick kannst du die Lage besser beurteilen. Das hilft dir im Fall einer Zusage dabei, dich schnell in deiner Rolle einzufinden – oder aber klarer zu sehen, dass dieser Job nicht zu dir passt.
Es ist hilfreich, beim Probearbeiten offen für Feedback zu sein. Wenn du Rückmeldungen offen gegenüberstehst und konstruktiv und sachlich mit Kritik umgehst, wirkt das professionell. Es macht nicht nur einen guten Eindruck, sondern hilft dir auch bei deiner persönlichen Entwicklung.
Um einen guten Eindruck beim Probearbeiten zu machen, kommt es außerdem auf ein paar elementare Grundlagen an. So solltest du pünktlich vor Ort sein, Pausen nicht überziehen und nicht zu früh nach Hause gehen. Mit Höflichkeit machst du deine Seriosität deutlich, dasselbe gilt für ein gepflegtes Äußeres. Nicht zuletzt ist es wichtig, freundlich und zugänglich auf andere zu wirken, um deine Chancen auf eine Zusage zu erhöhen – es muss schließlich auch menschlich passen.
Nach dem Probearbeiten: Reflexion & Entscheidungen
Der Probearbeitstag ist vorbei? Dann ist es Zeit, die eigenen Erfahrungen Revue passieren zu lassen. Nicht nur der Arbeitgeber steht vor einer wichtigen Entscheidung, sondern auch du als Bewerber. Deshalb lohnt es sich, ein Resümee zu ziehen:
- Wie hat es dir im Unternehmen gefallen?
- Wie wohl hast du dich im Team gefühlt?
- Wurdest du gut betreut und konstruktiv angeleitet?
- Wie hast du Führungskräfte erlebt?
- Was ist dir aufgefallen – positiv oder negativ?
Achte bei deiner Reflexion nicht nur darauf, wie alles lief. Auch das Klima im Team, die Unternehmenskultur und der Führungsstil machen im Arbeitsalltag einen großen Unterschied, weshalb du diese Aspekte unbedingt berücksichtigen solltest, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können.
Zum Probearbeiten gehört in der Regel ein Feedbackgespräch mit dem Chef oder der Chefin oder einem anderen Ansprechpartner. Du als Bewerber erhältst dabei eine Rückmeldung zu deiner Leistung und deinem Engagement während des Probearbeitens. Zugleich hast du die Gelegenheit, deine Eindrücke zu schildern und dem Arbeitgeber deinerseits eine Rückmeldung zu geben. Konstruktives Feedback ist wertvoll für beide Seiten, weshalb du dich nicht scheuen solltest, deine Sichtweise zum Ausdruck zu bringen.
Nutze das Probearbeiten, um daraus mehr Sicherheit für deine Entscheidung für oder gegen eine Mitarbeit zu gewinnen. Durch diese direkte praktische Erfahrung zeigt sich oft sehr schnell und klar, ob es wirklich passen könnte oder nicht. Dein Bauchgefühl kann dabei sehr wertvoll sein. Auch eine Pro-und-Kontra-Liste ist eine gute Idee, wenn es um das Für und Wider einer Tätigkeit geht.
Probearbeiten: Mögliche Fallstricke & Risiken
Probearbeiten kann für Arbeitgeber und Bewerber gleichermaßen sinnvoll sein, aber auch Risiken und Fallstricke bergen. Sie lassen sich besser vermeiden, wenn man weiß, was passieren könnte – und diesen Hürden gezielt aus dem Weg geht.
Für Bewerber kann Probearbeiten dann zum Problem werden, wenn sie sich dabei ausgenutzt fühlen (oder tatsächlich ausgenutzt werden). Probearbeiten ist zwar aufschlussreich, häufig reicht aber ein vergleichsweise kurzes Zeitfenster für einen verlässlichen Eindruck aus. Bei einem tagelangen Probearbeiten kann zu Recht die Frage aufkommen, ob das wirklich nötig ist, um eine Entscheidung treffen zu können – oder sich Unternehmen nicht einfach gewisse Kosten sparen, indem sie die Arbeitskraft von neuen Mitarbeitern schon vor dem formellen Einstieg kostengünstig oder kostenlos „mitnehmen“.
Auch falsche Erwartungen können beim Probearbeiten zum Problem werden, weshalb es wichtig ist, die gegenseitigen Vorstellungen vorab zu klären. Die meisten Arbeitgeber meinen es ernst, wenn sie Bewerber zum Probearbeiten einladen – eine Absage folgt dann nur, wenn sich ein Bewerber nicht gut gemacht hat. Andere Arbeitgeber denken flexibler. Sie könnten einem Bewerber auch dann noch absagen, wenn er beim Probetag überzeugt hat. Zum Beispiel, weil sie einen anderen Mitarbeiter gefunden haben, der ihren Erwartungen noch besser entspricht. Um das zu vermeiden, können Bewerber nachhaken und direkt fragen, wie wahrscheinlich eine Zusage ist, falls das Probearbeiten gut läuft.
Mängel bei der Absprache können für Frust sorgen
Es kann auch sein, dass Bewerber Aufgaben haben, die ungeeignet sind. Zum Beispiel, weil die betreffende Tätigkeit irrelevant scheint – etwa Kaffeekochen für die Kollegen oder Müll sortieren – oder weil sie über- oder unterfordert.
Nicht zuletzt kann auch mangelnde Kommunikation für Probleme sorgen – vor, während und nach dem Probearbeiten. Das kann etwa der Fall sein, wenn Bewerber nicht genügend Informationen zum Probearbeitstag erhalten, keinen klaren Ansprechpartner haben oder der Arbeitgeber ihnen im Anschluss kein Feedback gibt. Mit einer offenen Kommunikation auf Augenhöhe kann das vermieden werden.
Fazit: Probearbeiten – viele Chancen, aber auch Herausforderungen
- Probearbeiten kann hilfreich sein, um zu testen, ob ein Arbeitsverhältnis klappen könnte. Es bietet Chancen für beide Seiten, sich vor einer möglichen Anstellung näher kennenzulernen.
- Wer als Bewerber einen guten Eindruck hinterlassen möchte, sollte sich auf das Probearbeiten gut vorbereiten. Hilfreich ist es dabei auch, Fragen zu stellen: Das signalisiert Interesse und sorgt für eine bessere Entscheidungsgrundlage aus Sicht von Bewerbern.
- Wichtig ist, gegenseitige Vorstellungen und Erwartungen im Vorfeld zu klären, damit es keine Missverständnisse oder Enttäuschungen gibt. Dabei kann es etwa um die Aufgaben und die Dauer des Probearbeitens gehen.
- Beim Probearbeiten müssen rechtliche Rahmenbedingungen bedacht werden. Ein Anspruch auf eine Vergütung besteht jedoch meist nicht.
- Ein Probearbeiten kann gewisse Risiken mit sich bringen. Wer weiß, welche Herausforderungen sich von mangelnder Kommunikation bis zu unpassenden Aufgaben ergeben können, kannpräventive Maßnahmen ergreifen.
Bildnachweis: Halfpoint / Shutterstock.com