Bewerbung & KarriereDas Vorstellungsgespräch abbrechen: Sinnvoll oder nicht?

Das Vorstellungsgespräch abbrechen: Sinnvoll oder nicht?

Manchmal wird schon im Bewerbungsgespräch klar: Das wird nichts mit dem Job. Sei es, weil die Stelle doch nicht mehr attraktiv klingt, die Gesprächspartner unhöflich sind oder der Funke einfach nicht überspringt. Dann kann der Gedanke aufkommen, das Vorstellungsgespräch abzubrechen. Ist das eine legitime Option? Und worauf sollte man achten, um niemanden vor den Kopf zu stoßen?

Das Bewerbungsgespräch abbrechen: Wenn das Bauchgefühl nicht stimmt

Wer sich bei einem Unternehmen für eine Stelle bewirbt, hat meist ein Interesse daran, eine Zusage zu erhalten. Zum Zeitpunkt der Bewerbung weiß man aber in der Regel nicht genau, was einen bei einem Arbeitgeber erwarten würde. Man sieht das Unternehmen nur von außen, hat vielleicht etwas darüber gehört oder im Internet gelesen. Vielleicht verbindet man auch selbst etwas mit einem „großen Namen“ – ohne zu wissen, ob eine Mitarbeit wirklich so erstrebenswert ist, wie sie Prestige verspricht.

Das Bewerbungsgespräch ist der erste „richtige“ Kontakt mit einem potenziellen neuen Arbeitgeber. Erst jetzt, im persönlichen Austausch, bekommen Bewerber wirklich ein Gefühl dafür, ob die Stelle nicht nur inhaltlich zu ihren Vorstellungen passen könnten, sondern ob eine Mitarbeit auch darüber hinaus attraktiv für sie ist.

Dabei reichen 45 oder 60 Minuten oft aus, um eine klare Idee davon zu haben, wie groß das eigene Interesse am Job noch ist. Während ein gutes Bewerbungsgespräch bestärkend wirkt und die Hoffnung auf eine Zusage noch vergrößert, kann ein unangenehmes Vorstellungsgespräch den gegenteiligen Effekt haben. Manchmal ist das Bewerbungsgespräch so unangenehm oder aus anderen Gründen negativ für Bewerber, dass schon währenddessen klar ist: Dieser Job wird es nicht. Selbst wenn das Unternehmen einen haben wollen würde – man selbst hat kein Interesse mehr.

In so einer Situation verhalten sich Bewerber unterschiedlich. Die einen sitzen das Ganze aus, um nicht unhöflich zu sein. Sie hören sich an, was die Gesprächspartner zu sagen haben, und warten, bis das Gespräch sein natürliches Ende findet. Andere Jobsuchende haben keine Lust, ihre Zeit – und die ihrer Gesprächspartner – zu verschwenden. Wenn die Entscheidung gegen den Job getroffen ist, kann es völlig legitim sein, das Vorstellungsgespräch abzubrechen. Dieser Schritt verlangt Mut, zeugt aber von Reflexion und Selbstachtung. Wie wahrscheinlich es ist, dass Bewerber ein Bewerbungsgespräch abbrechen, hängt dabei von den Gründen für die Entscheidung gegen den Arbeitgeber ab.

Welche Gründe es geben kann, ein Vorstellungsgespräch abzubrechen

Die wenigsten Bewerber brechen ein Bewerbungsgespräch leichtfertig ab. Ein wenig unangenehm ist es vermutlich den meisten, zu sagen: Danke, aber ich habe kein Interesse. Dennoch gibt es gute Gründe für einen Abbruch. Es kann zum Beispiel sein, dass man sich als Bewerber einfach nicht wohlfühlt. „Komische“ Blicke, der Tonfall der Gesprächspartner, fragwürdige Bemerkungen – das kann einen negativen Nachgeschmack haben.

Solche Hinweise sind oft subtil, können aber sehr aussagekräftig sein. Es muss schließlich auch persönlich passen, und zwar nicht nur aus Sicht des Arbeitgebers, sondern auch für Bewerber. Eine als negativ empfundene Atmosphäre während eines Bewerbungsgesprächs kann ein Anzeichen dafür sein, dass das Miteinander auch im Job belastet wäre.

Ebenso können Bewerber ein Vorstellungsgespräch abbrechen, wenn sie das Gefühl haben, dass die Unternehmenskultur nicht zu ihren eigenen Werten und Vorstellungen passt. Legt jemand etwa Wert auf Wirgefühl, Respekt oder transparente Kommunikation, merkt aber im Bewerbungsgespräch, dass es damit im Unternehmen nicht weit her ist, ist das ein Problem. Langfristig würde man bei diesem Arbeitgeber womöglich nicht glücklich werden, weshalb es besser sein kann, frühzeitig die Reißleine zu ziehen.

Wenn die Stelle nicht das ist, was man sich erhofft hatte

Es könnte sich auch zeigen, dass die Stelle nicht das ist, was man sich davon versprochen hatte oder was im Vorfeld seitens des Unternehmens kommuniziert wurde. Dann bringt es oft nichts, sich aus Höflichkeit noch lange auszutauschen – es passt einfach nicht. Auch wesentliche Unterschiede zwischen der eigenen Gehaltsvorstellung und dem Angebot des Unternehmens können dafür sorgen. Vielleicht fallen dir als Bewerber auch falsche Versprechen im Vorstellungsgespräch auf – das kann ein Warnhinweis sein.

In anderen Fällen verhalten sich die Gesprächspartner unprofessionell, respektlos oder überschreiten Grenzen. Das kann durch einen unverschämten Satz der Fall sein, indem der Bewerber immer wieder unterbrochen wird oder man ihm offensichtlich nicht wirklich zuhört. Solche Signale können und wollen viele Bewerber nicht ignorieren – weil sie oft Vorboten für Unzufriedenheit und persönliche Konflikte im Job sind.

Das Vorstellungsgespräch abbrechen: Wann ist der richtige Moment?

Die wenigsten Bewerber gehen mit dem Gedanken in ein Bewerbungsgespräch, dass sie es womöglich frühzeitig beenden. So eine Idee kommt meist spontan und entsteht aus den unmittelbaren Umständen heraus. Dennoch lohnt es sich, sich auf verschiedene Szenarien einzustellen. Was machst du zum Beispiel, wenn deine Gesprächspartner unfreundlich sind? Oder wenn du dich in einem unangenehmen Vorstellungsgespräch befindest? Brichst du vorzeitig ab – oder bleibst du bis zum Ende dabei?

Beim Abbruch eines Bewerbungsgesprächs ist Fingerspitzengefühl gefragt. Auch der Zeitpunkt hat einen entscheidenden Einfluss darauf, wie dieses Vorgehen auf die Verantwortlichen wirkt. Wann ist der richtige Moment gekommen, um sich höflich vorzeitig zu verabschieden?

Das hängt von den Umständen und den Gründen für den Abbruch ab. Ein abrupter Abbruch macht meist nur bei grobem Fehlverhalten der Gesprächspartner Sinn. Wenn zum Beispiel ein – auch objektiv – völlig unangemessener oder grenzüberschreitender Kommentar fällt, musst du das nicht hinnehmen. Womöglich ist an der Stelle für dich klar, dass eine Mitarbeit keine Option ist. Dann kannst du das ruhig auch so klar sagen, statt weiter zuzuhören und dich den Fragen der Personalverantwortlichen zu stellen.

Das Gespräch vorzeitig beenden oder nicht?

In anderen Fällen ist die Sache weniger eindeutig. Ein Abbruch wäre denkbar, weil deine Entscheidung steht – aber du möchtest womöglich auch nicht unhöflich sein oder als unprofessionell in Erinnerung bleiben. Dann kann es sinnvoll sein, das Gespräch zu Ende zu führen und erst im Nachhinein zu sagen, dass du kein Interesse mehr hast. Diese Option bietet sich vor allem dann an, wenn du noch leise Zweifel hast und deine Meinung sich noch ändern könnte. Manchmal lohnt es sich, in Ruhe alles abzuwägen und sich die Sache noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen.

Oft ist es das Bauchgefühl, das den Ausschlag gibt. Es sagt dir womöglich klar: so nicht, ich verschwende meine Zeit. Fühlt sich der Gedanke richtig an, das Bewerbungsgespräch abzubrechen, kannst du es ruhig tun. Und wenn nicht? Dann bringst du es womöglich besser wie geplant zu Ende, um dir alle Optionen offen zu halten. Du könntest das Gespräch in dem Fall auch etwas verkürzen, indem du keine Fragen mehr stellst.

Strategien für den Abbruch des Bewerbungsgesprächs

Wenn du ein Vorstellungsgespräch abbrechen möchtest, solltest du diplomatisch vorgehen. Du willst sicherlich niemanden vor den Kopf stoßen oder unnötig gegen dich aufbringen – schließlich weißt du nie, ob sich eure Wege nicht doch noch einmal kreuzen. Eine wichtige Frage, die du dabei klären musst: Möchtest du das Gespräch sofort abbrechen oder wartest du bis nach der Verabschiedung?

Wenn du zu einem direkten Abbruch neigst, besteht das Ziel darin, klar und ehrlich zu sagen, dass der Job deinen Vorstellungen nicht entspricht und du das Bewerbungsgespräch daher nicht fortsetzen möchtest. Hier reicht ein kurzer Satz, mit dem du deinen Gesprächspartnern nicht nur deine Entscheidung mitteilst, sondern ihnen auch für ihre Zeit dankst. Dadurch wirkst du souverän. Lange Erklärungen sind nicht nötig und oft auch gar nicht sinnvoll.

Wenn sich ein unmittelbarer Abbruch des Bewerbungsgesprächs zu abrupt anfühlt und für dich gar nicht zwingend nötig ist, ist es meist besser, die Zeit noch zu investieren. Du führst dann das Gespräch regulär zu Ende und kannst anschließend mitteilen, wie du dich entschieden hast. Zwingend ist das nicht, schließlich kann es auch sein, dass sich der Arbeitgeber ohnehin gegen dich entscheidest. Dennoch hilft es dem Unternehmen, wenn du als Bewerber früh deutlich wirst und absagst.

Für einen Abbruch nach dem Bewerbungsgespräch kannst du zum Beispiel eine kurze E-Mail schreiben. Oft ist das die beste Lösung. Du kannst deine Worte in Ruhe wählen und dir überlegen, wie du dich ausdrücken möchtest. Auch ein Anruf ist denkbar, birgt aber wegen der spontanen Formulierungen ein etwas höheres Risiko. Falls du glaubst, dass man schon mit dir gerechnet hat und dich einstellen wollte, oder wenn du besonders wertschätzend in Erinnerung bleiben möchtest, kann ein Anruf dennoch eine vielversprechende Option sein. Er wirkt persönlicher – und du damit womöglich besonders respektvoll und höflich.

Ton & Formulierung: So verhältst du dich professionell

Beim Abbruch eines Vorstellungsgesprächs kommt es auf den richtigen Zeitpunkt an – und darauf, die richtigen Worte zu finden. Das Wie ist entscheidend: Die Formulierung ist ebenso wichtig wie der Tonfall. Ob unmittelbar im Bewerbungsgespräch, in einer E-Mail oder am Telefon sind klare Worte gefragt, die gleichzeitig höflich und wertschätzend sind.

Im direkten Gespräch reicht ein kurzer Satz, bei dem du nicht in die Tiefe gehst. Du könntest zum Beispiel sagen:

  • Höflich und für viele Umstände geeignet: „Vielen Dank für die Ausführungen, ich stelle jedoch fest, dass die Stelle nicht passend für mich ist. Das wollte ich Ihnen gern direkt mitteilen, damit Sie planen können.“
  • Klar und respektvoll: „Vielen Dank für Ihre Zeit und das Gespräch. Mir ist dadurch allerdings klar geworden, dass die Stelle als XY nicht der beste Karriereschritt für mich ist.“
  • Deutlichere Worte, zum Beispiel für den Fall, dass sich ein Gesprächspartner respektlos verhalten hat: „An dieser Stelle möchte ich das Gespräch gern abbrechen. Ich danke Ihnen für Ihre Zeit, eine Mitarbeit kommt für mich jedoch nicht mehr infrage.“

Absagen per Mail oder Telefon

Wenn du erst nach dem Bewerbungsgespräch absagst, hast du mehr Zeit, dir eine Formulierung zurechtzulegen. Zum Beispiel für einen Anruf. Du kannst ein Telefonat beginnen, indem du dich für das Vorstellungsgespräch bedankst und dann deine Entscheidung mitteilst. Zum Beispiel so: „Vielen Dank für das freundliche Gespräch gestern. Ich habe mir seither viele Gedanken gemacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass die Stelle nicht gut genug zu meinen Vorstellungen passt.“ So bleibst du höflich und professionell.

Für eine E-Mail-Absage gilt: Halte dich kurz. Wie bei einem Anruf kannst du schreiben, dass du es dir anders überlegt hast oder dich gegen den Job entschieden hast. Bedanke dich für die Zeit deiner Gesprächspartner und verabschiede dich freundlich. Einige wenige Sätze reichen dazu in der Regel völlig aus. Auf deine Beweggründe musst du nicht näher eingehen. Im Gegenteil: Manchmal kann es kontraproduktiv sein, vor allem, wenn der Grund unmittelbar mit dem Unternehmen zusammenhängt und nicht etwa privater Natur ist. Wenn du private Gründe hast, kann das Gegenteil der Fall sein: Gibst du sie an, machst du klar, dass du dich nicht leichtfertig gegen den Job entschieden hast.

Welche Folgen es haben kann, ein Bewerbungsgespräch abzubrechen

Wenn du darüber nachdenkst, ein Vorstellungsgespräch abzubrechen, solltest du dir darüber im Klaren sein, welche Konsequenzen das haben kann. Eine Vorhersage, wie die Verantwortlichen auf deine Entscheidung reagieren könnten, ist schwierig, da die Reaktion bei jedem Unternehmen anders ausfallen kann. Manche Personalverantwortlichen zeigen sich überrascht oder verärgert, andere nehmen die Absage respektvoll und gelassen hin.

Es kann sein, dass du dir Türen verschließt, indem du ein Vorstellungsgespräch abbrichst. Womöglich würde man dir direkt absagen, wenn du dich noch einmal dort bewerben würdest. Wenn du deine Ansprechpartner mit deiner Absage verärgerst, könnte das auch deinem Ruf schaden, wenn es sich herumspricht. Möglicherweise hast du es dann bei der Jobsuche schwerer. Wie groß das Risiko ist, hängt allerdings maßgeblich davon ab, wie du absagst. Wer freundlich und professionell bleibt, stößt seine Gesprächspartner selten so vor den Kopf, dass sie einen rein negativ in Erinnerung behalten.

Was, wenn Zweifel an der eigenen Entscheidung aufkommen?

Wichtig ist, dass du in deiner Entscheidung klar bist – dann ist es auch leichter, die Konsequenzen davon zu tragen. Nimm dir also die Zeit, dir darüber im Klaren zu werden, was du willst. Das kann bedeuten, dass du ein unangenehmes Vorstellungsgespräch aussitzt, statt es überstürzt zu beenden. Oder dass du akzeptierst, wenn Gesprächspartner im Bewerbungsgespräch unfreundlich sind – später überlegst du dann, ob du damit auf Dauer leben könntest.

Es ist normal, dass Zweifel an der eigenen Entscheidung aufkommen können. Besonders, wenn du darüber nachdenkst, wie andere diese Entscheidung bewerten und darauf reagieren könnten. In solchen Situationen kann es hilfreich sein, sich bewusst zu machen, dass ein Abbruch kein Scheitern ist und auch nicht von mangelnder Seriosität zeugt. Er zeigt vielmehr, dass Bewerber wissen, was sie wollen und was nicht. Ein Bewerbungsgespräch abzubrechen, kann vor Fehlentscheidungen schützen – und damit genau die richtige Entscheidung sein.

Fazit: Vorstellungsgespräch abbrechen – ja oder nein?

  • Es kann viele Gründe geben, ein Bewerbungsgespräch abzubrechen. Die meisten Bewerber beenden das Gespräch jedoch nur vorzeitig, wenn sich ihre Gesprächspartner respektlos verhalten oder es inhaltlich zu große Differenzen gibt.
  • Ein Abbruch des Bewerbungsgesprächs sollte wohlüberlegt sein. Entscheidend ist der richtige Zeitpunkt in Kombination mit einer respektvollen, höflichen Formulierung.
  • Wer seine Worte mit Bedacht wählt, stößt seine Gesprächspartner nicht so leicht vor den Kopf. Das ist wichtig, um trotzdem möglichst positiv in Erinnerung zu bleiben.
  • Als Alternative zu einer direkten Absage im Vorstellungsgespräch können Bewerber auch bis nach dem Gespräch warten. Sie können dann eine E-Mail schreiben oder telefonisch mitteilen, dass sie kein Interesse mehr an der Stelle haben.

Es ist wichtig, die möglichen Auswirkungen dieses Schrittes zu bedenken, bevor du als Bewerber ein Bewerbungsgespräch abbrichst. Dazu gehört nicht nur, dass du deinem Ruf schaden könntest. Du könntest deine Entscheidung auch später bereuen, wenn sie nicht durchdacht ist.

Bildnachweis: Pressmaster / Shutterstock.com

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