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Schichtarbeit: So kommst du durch die Wechselschicht

Menschen bei der Arbeit im Krankenhaus, hier gibt es Schichtarbeit

Im Jahr 2019 leisteten fast 16 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland Schichtarbeit. Jeder sechste Arbeitnehmer wird in seinem Job also zu wechselnden Arbeitszeiten eingesetzt. Je nach Branche kann das auch am Wochenende oder sogar in der Nacht sein. So ein ständig wechselnder Rhythmus ist unter Umständen nicht unbedingt förderlich für die Gesundheit. Aus diesem Grund müssen sich Arbeitgeber bei der Anordnung von Schichtarbeit an gesetzliche Vorgaben halten. Welche das sind und was Beschäftigte selbst tun können, um möglichst gesund mit den Belastungen der Schichtarbeit umzugehen, erfährst du hier.

Schichtarbeit: Was bedeutet das überhaupt?

Schichtarbeit bedeutet, dass Beschäftigte jeweils zu unterschiedlichen Zeiten, in unterschiedlichen Schichten arbeiten. Arbeitnehmer in Schichtarbeit werden also nicht immer zur selben Zeit, zum Beispiel von 8 Uhr bis 16 Uhr, eingesetzt, sondern arbeiten in unterschiedlichen Schichten, die früh morgens, spät abends oder sogar nachts beginnen können. Üblich sind folgende Schichten:

Arbeiten die Beschäftigten nicht immer in derselben Schicht, sondern einige Tage in Früh-, einige in Spät- und dann ein paar Tage in Nachtschicht, nennt man dieses Modell Wechselschicht.

Die verschiedenen Schichtmodelle

Auf welche Art und Weise die Arbeitszeit und die Schichten aufgeteilt werden, kann dabei variieren. Folgende Schichtmodelle kommen in Firmen in Deutschland häufiger vor:

  1. Zwei-Schicht-Modell: Dabei wechseln sich die Kollegen in Früh- und Spätschicht ab. Rund um die Uhr wird bei diesem Modell also nicht gearbeitet. Für die Mitarbeiter ist dieses Modell häufig angenehmer, da die anstrengende Nachtschicht entfällt.
  2. Drei-Schicht-Modell: Bei diesem Modell wird dagegen rund um die Uhr gearbeitet. Die Kollegen wechseln sich nämlich in Früh-, Spät- und Nachtschicht ab. Für Beschäftigte ist dieses Modell mit größeren gesundheitlichen Beeinträchtigungen verbunden, da sie dabei auch Nachtarbeit leisten müssen.
  3. Vier- oder Mehr-Schicht-Modell: Vier- oder Mehr-Schicht-Modelle kommen beispielsweise in großen Produktionen zum Einsatz, die 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche und 365 Tage im Jahr kontinuierlich laufen. Eine Unterbrechung der Produktion ist nicht vorgesehen, weshalb sich jederzeit Mitarbeiter im Dienst befinden.

Die Folgen der Wechselschicht für die Gesundheit

Wer in Wechselschicht arbeitet, arbeitet permanent gegen seine innere Uhr. Denn ganz unabhängig davon, ob wir zu den Eulen, also den Spät-zu-Bett-Gehern, oder zu den Lerchen, den Frühaufstehern gehören, zeigt unser Köper eine eindeutige Tendenz: Zwischen 22 und 0 Uhr nimmt unsere Leistungsfähigkeit deutlich ab und wir werden müde – hier liegt für Menschen üblicherweise die Einschlafzeit. Der Grund dafür ist in den Vorgängen in unserem Körper zu suchen:

Doch damit ist das Ende der absteigenden Leistungskurve noch nicht erreicht. Um 3 Uhr nachts nähert sich bei der Mehrzahl der Menschen der Tiefpunkt. Zu dieser Zeit liegt unsere Leistungsfähigkeit ohne entsprechende Gewöhnung nur noch bei etwa der Hälfte der Leistungsfähigkeit, die wir tagsüber haben.

Arbeitnehmer, die in Wechselschicht, häufig also auch sehr früh morgens oder nachts, arbeiten, müssen gegen dieses Leistungstief ankämpfen. Und nicht nur das: Ärzte, Krankenschwestern, Feuerwehrleute, Polizisten und viele andere Berufsgruppen, die im Schichtsystem arbeiten, müssen nachts genauso fit sein wie die Kollegen, die tagsüber arbeiten. Das ist aufgrund der geschilderten Vorgänge in unserem Körper eine echte Herausforderung. Und häufig mit Beeinträchtigungen für die Gesundheit verbunden.

Jüngere Arbeitnehmer oder solche, die gerade erst in die Schichtarbeit starten, merken vielleicht noch nicht allzu viel von den Belastungen, die dieses Arbeitszeitmodell für den Körper und die Gesundheit bedeuten kann. Das kann sich aber mit der Zeit ändern.

Ergonomisches Schichtsystem: So kann es aussehen

Um die Belastungen durch die Schichtarbeit für Arbeitnehmer möglichst gering zu halten, arbeiten Arbeitsmediziner häufig mit Betrieben zusammen. So möchte man Kompromisse finden, die für beide Seiten vorteilhaft sind. Arbeitsmediziner haben dabei folgende Empfehlungen erarbeitet, die die Gesundheit der Schichtarbeiter bestmöglich schützen sollen:

  1. Nur drei Nachtschichten in Folge: Wenn möglich, sollten Arbeitnehmer in Schichtarbeit nicht mehr als drei Nachtschichten in Folge ableisten. Der Körper gewöhnt sich nämlich kaum an die Strapazen der Nachtarbeit. Im Gegenteil: Je mehr Nachtschichten Beschäftigte nacheinander leisten, umso größer werden die Belastungen. Daher sollten Arbeitgeber darauf achten, dass die Zahl der Nachtschichten so gering wie möglich ist.
  2. Freizeit nach Nachtschicht ermöglichen: Gut ist es außerdem, wenn Arbeitnehmer nach der Nachtschicht die Möglichkeit haben, sich über einen längeren Zeitraum zu erholen. 24 Stunden Freizeit gelten dabei als gutes Maß.
  3. In Vorwärtsrichtung wechseln: Daneben macht es tatsächlich einen Unterschied für das Wohlbefinden der Beschäftigten, in welche Richtung die Schichten gewechselt werden. Arbeitsmediziner empfehlen die vorwärtsrotierende Schichtarbeit, um die Belastungen möglichst klein zu halten. Arbeitnehmer sollten also von der Früh-, in die Spät- und dann erst in die Nachtschicht wechseln. Danach beginnt der Zyklus von vorne.
  4. Schichtbeginn nach Biorhythmus gestalten: Es gibt Hinweise darauf, dass sowohl der Zeitpunkt des Schichtbeginns in der Frühschicht als auch der Zeitpunkt des Schichtendes in der Nachtschicht einen Einfluss auf den Biorhythmus und damit die Gesundheit haben können. Wenn es in den Betriebsablauf passt, sollte die Frühschicht nicht vor 5 Uhr morgens beginnen und die Nachtschicht so früh wie möglich enden.
  5. Kürzere Schichtzeiten bei großer Belastung: Es gibt Arbeiten, die uns geistig und körperlich besonders fordern. Solche Tätigkeiten schlauchen uns selbst tagsüber. Müssen diese Aufgaben dann auch noch nachts erledigt werden, also dann, wenn wir uns biologisch betrachtet gerade in einem Leistungstief befinden, steigt die Belastung stark an. Daher raten Arbeitsmediziner dazu, körperlich fordernde Arbeiten oder Tätigkeiten, für die Beschäftigte große Konzentration aufbringen müssen, zeitlich zu begrenzen. Die Nachtschicht sollte also idealerweise nicht 8 Stunden dauern, sondern verkürzt werden.

Die gesetzlichen Regelungen der Schichtarbeit

Da Schichtarbeit für Beschäftigte eine enorme Belastung sein kann, hat der Gesetzgeber für dieses Arbeitsmodell klare gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen. Diese finden sich im Arbeitszeitgesetz (ArbZG). Dort sind Limits und Maximalarbeitszeiten definiert, die Arbeitgeber nicht überschreiten dürfen. Sie dürfen allerdings unterschritten werden.

Heißt konkret: Regelungen, die für die Beschäftigten (und deren Gesundheit) vorteilhafter sind, können jederzeit vereinbart werden. Beschäftigte dürfen umgekehrt durch eine Vereinbarung mit dem Arbeitgeber aber nicht schlechter gestellt werden, als es das Gesetz vorsieht.

Folgende Regelungen gelten in Bezug auf die Schichtarbeit:

  1. Mitbestimmung der Interessenvertretung: Arbeitgeber dürfen nicht allein darüber bestimmen, wann und in welchem Umfang im Betrieb Schichtarbeit geleistet wird. Der Personal- oder Betriebsrat – sofern es diese Institution im Unternehmen gibt – hat ein Recht auf Mitbestimmung. Geregelt ist dieses Recht in § 87 des Betriebsverfassungsgesetzes (BetrVG). Dabei kann die Arbeitnehmervertretung auch darauf bestehen, dass das aktuelle Schichtsystem im Hinblick auf eine mögliche Gesundheitsgefährdung der Beschäftigten überprüft wird.
  2. Arbeitszeit: Laut Arbeitszeitgesetz dürfen Arbeitnehmer in der Regel nur 8 Stunden täglich arbeiten. Dieser Zeitraum kann jedoch auf 10 Stunden ausgedehnt werden, wenn die Arbeitszeit ausgeglichen wird und Beschäftigte im Schnitt von 24 Wochen nicht mehr als 8 Stunden pro Werktag arbeiten.
  3. Ausgleichszeitraum: Für Beschäftigte, die als Nachtarbeiter gelten – zu der Definition später mehr – gilt ein kürzerer Ausgleichszeitraum. Hier muss die Arbeitszeit innerhalb von 4 Wochen ausgeglichen werden. Bedeutet: Im Durchschnitt dürfen Nachtarbeiter über den Monat gesehen nicht mehr als 8 Stunden pro Werktag arbeiten.
  4. Ausgleich: Die Nachtarbeit muss entweder durch freie Tage oder einen Zuschlag zum Arbeitsentgelt ausgeglichen werden.
  5. Untersuchung: Wer zum ersten Mal in Nachtarbeit arbeiten soll, hat vorab einen Anspruch auf eine arbeitsmedizinische Untersuchung. Arbeitnehmer, die regelmäßig in Nachtarbeit arbeiten, können sich alle 3 Jahre von einem Arbeitsmediziner untersuchen lassen, ab dem 51. Lebensjahr sogar einmal jährlich.
  6. Tagarbeitsplatz: Sollte die Untersuchung ergeben, dass die Nachtarbeit bei Arbeitnehmern zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führt, haben sie einen Anspruch auf einen Tagarbeitsplatz. Dieser Anspruch besteht auch dann, wenn Arbeitnehmer ein Kind im Alter von unter zwölf Jahren alleine im Haushalt betreuen oder sich um pflegebedürftige Angehörige kümmern.
  7. Nachtarbeitsverbot: Einige Personen dürfen nicht in Nachtarbeit eingesetzt werden. Im Mutterschutzgesetz (MuSchG) ist zum Beispiel festgehalten, dass schwangere oder stillende Arbeitnehmerinnen nicht nachts arbeiten dürfen. Auch für Jugendliche gelten besondere Regelungen. So ist im Jugendarbeitsschutzgesetz (JArbSchG) zu lesen, dass sie zwischen 20 Uhr und 6 Uhr morgens ebenfalls nicht arbeiten dürfen. Es gibt jedoch einige Ausnahmen von dem Nachtarbeitsverbot für Jugendliche.

Wann gilt Arbeit als Nachtarbeit?

Es gelten besondere Regelungen für Arbeitnehmer, die als Nachtarbeiter zählen. Doch nicht alle Beschäftigten, die einige Stunden nachts arbeiten, gelten sofort als Nachtarbeiter. Folgende Voraussetzungen müssen dafür vorliegen:

Tipps: So kommen Beschäftigte besser durch die Schichtarbeit

Es ist unstrittig, dass Schichtarbeit und besonders Nachtarbeit nicht gerade förderlich für die Gesundheit sind. Daher unternehmen die meisten Arbeitgeber etwas, um die Belastungen für ihre Beschäftigen möglichst gering zu halten. Aber auch Arbeitnehmer können etwas tun, um ihre eigene Gesundheit aktiv zu fördern. Wir haben einige Tipps gesammelt:

  1. Schlafplatz optimal gestalten: Gerade nach der Nachtschicht sollte man darauf achten, möglichst schnell ein- und vor allem möglichst lange durchzuschlafen. Ob das möglich ist, hängt in großem Maße von der Qualität des Schlafplatzes ab. Wer darauf achtet, dass er sein Bett im ruhigsten Raum der Wohnung aufstellt, macht schon vieles richtig. Wichtig ist in erster Linie, dass du dir ein Plätzchen aussuchst, an dem du gut entspannen, abschalten und dementsprechend gut schlafen kannst.
  2. Rituale einführen: Unser Körper kann dann gut entspannen und in den Schlaf finden, wenn wir feste Rituale einhalten. Das kennen die meisten Eltern vom eigenen Nachwuchs: Die Gute-Nacht-Geschichte kündigt Kindern an, dass sie gleich schlafen müssen. Etwas Vergleichbares können auch Erwachsene ausprobieren, zum Beispiel die berühmte Tasse warmer Milch vorm Schlafengehen. Das ist nicht nur ein schönes Ritual, sondern hat auch einen weiteren Vorteil: Milch regt die Produktion von Melatonin, dem sogenannten Schlafhormon, an. Dieser Stoff sorgt dafür, dass wir schneller einschlafen und damit zügiger in die Schlafphasen kommen, die uns Erholung bringen.
  3. Auf Bildschirme verzichten: Handy, Tablet und Laptop solltest du aus deinem Bett verbannen. Das blaue Licht, das die Geräte ausstrahlen, macht uns nämlich eher munter – und nach der Nachtschicht möchtest du das Gegenteil erreichen. Also: Befördere diese Geräte möglichst weit weg von deinem Bett und stelle sie lautlos – sonst wirst du vermutlich doch noch geweckt.

Bildnachweis: Monkey Business Images / Shutterstock.com

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