Am Ende eines Arbeitsverhältnisses hast du als Arbeitnehmer einen gesetzlichen Anspruch auf ein schriftliches Arbeitszeugnis. Die Schlussformel fasst die einzelnen Bewertungen in einem qualifizierten Zeugnis zu einer Gesamtnote zusammen. Das Bundesarbeitsgericht hat zwar entschieden, dass es keinen Anspruch auf die Schlussklausel gibt. Da ein gutes Arbeitszeugnis jedoch vollständig und in sich stimmig sein sollte, kann ein Weglassen negativ auffallen.
- Schlussformel im Arbeitszeugnis: Aufbau und Inhalt
- Zeugnisklarheit und Zeugniswahrheit in der Schlussformel
- Benotung bei eigener Kündigung
- Benotung bei Kündigung durch Arbeitgeber
- Benotung bei befristetem Vertrag
- Benotung im Zwischenzeugnis
- Änderungswünsche und Möglichkeiten bei der Schlussformel im Arbeitszeugnis
Schlussformel im Arbeitszeugnis: Aufbau und Inhalt
Bekannt ist die Schlussformel auch als Bedauerns-, Dankes- und Zukunftswünsche-Formel.
Der letzte Absatz im Zeugnis beginnt mit dem Trennungsgrund. Arbeitsverhältnisse können auf eigenen Wunsch, durch betriebsbedingte Kündigung, durch Aufhebungsvertrag oder nach Ablauf einer Befristung enden. Wird kein Grund genannt, kann das auf eine verhaltensbedingte Kündigung durch den Arbeitgeber hindeuten. Ein Personalchef wird hier sicher nachfragen.
In der Regel lässt man einen guten Mitarbeiter nicht gern gehen. Im nächsten Satz drückt der Arbeitgeber daher sein Bedauern über den Verlust des Mitarbeiters aus. Fehlt diese Formulierung, bedauert er offensichtlich dessen Ausscheiden nicht. Im schlechtesten Fall lagen verhaltensbedingte Gründe vor.
Meist im selben Atemzug bedankt sich der Arbeitgeber für die geleistete Arbeit. Wird auf den Dank verzichtet, kann dies auf eine uneinige Trennung hinweisen. Zumindest setzt es die Benotung herab.
Zum Schluss wünscht der Arbeitgeber dem Mitarbeiter persönlich alles Gute und für die Zukunft weiterhin viel Erfolg auf seinem beruflichen Weg. An der Zukunftswünsche-Formel kann abgelesen werden, ob sich beide Seiten gut verstanden und in Frieden getrennt haben.
Außerdem sagt sie etwas über den Erfolg des Mitarbeiters im Unternehmen aus. Das Wort „weiterhin“ direkt davor deutet an, dass der Mitarbeiter bereits gute Ergebnisse erzielt hat. Fehlt das Wort, geht ein potenzieller Arbeitgeber möglicherweise davon aus, dass der Arbeitnehmer keinen entsprechenden Beitrag geleistet hat. Das Wort „viel“ wertet den Erfolg zusätzlich auf. Auch die Satzstellung ist aussagekräftig: „Weiterhin wünschen wir XY Erfolg.“ Man hofft, dass der Mitarbeiter seinen nächsten Job besser machen wird.
Ausschlaggebend sind also die Zusätze, die eine Note erst mit einer Wertung versehen.
Zeugnisklarheit und Zeugniswahrheit in der Schlussformel
Da es in der Arbeitswelt keine Schulnoten gibt, nutzt man die Zeugnissprache. Mit diesen Stereotypen kann ein Personaler den Kandidaten einschätzen.
Ein Zeugnis muss wahrheitsgemäß, klar verständlich und wohlwollend formuliert sein. Wohlwollend bedeutet, dass es dem beruflichen Vorwärtskommen des Arbeitnehmers auf dem Arbeitsmarkt dienen soll. Denn manchmal funktioniert nur die Zusammenarbeit innerhalb eines Unternehmens nicht, bei einem anderen Betrieb klappt es jedoch problemlos.
Je wohlwollender das Zeugnis ausfallen soll, desto mehr werden Superlative verwendet (vollste Zufriedenheit) sowie Verstärkungsworte (sehr, besonders, immer, stets) oder Attribute wie „ausgezeichnet“ und „hervorragend“.
Wie sehen nun die Bewertungen im Einzelnen aus?
Benotung bei eigener Kündigung
Der Absatz beginnt wertneutral mit dem Trennungsgrund. Wie man nachstehend erkennen kann, unterscheiden sich die einzelnen Noten nur in geringfügigen Nuancen. Während die Noten „sehr gut“ und „gut“ mit Hervorhebungen wie „stets“ oder „durchgängig“ ausgestattet sind, spart man bei „befriedigend“ bereits mit diesen Ergänzungen. Die Noten „ausreichend“ und „mangelhaft“ zeigen deutlich, dass der Erfolg im Unternehmen ausgeblieben ist.
Beispiele für die Schlussformel im Arbeitszeugnis
Sehr gut
XY verlässt uns auf eigenen Wunsch. Wir bedanken uns für die stets sehr gute Mitarbeit. Wir bedauern, unseren hervorragenden Mitarbeiter zu verlieren und wünschen ihm für die Zukunft persönlich (abweichend auch: privat) alles Gute und weiterhin viel Erfolg.
Gut
… Wir danken ihm für die durchgängig gute Arbeitsweise. Wir bedauern sehr, ihn zu verlieren und wünschen ihm für die Zukunft privat alles Gute und weiterhin viel Erfolg.
Befriedigend
… Wir danken für seine Mitarbeit und bedauern es, ihn zu verlieren. Wir wünschen ihm alles Gute auf seinem weiteren Lebens- und Berufsweg.
Ausreichend
… Mit der Arbeit von XY waren wir zufrieden und wünschen für die Zukunft alles Gute und viel Erfolg.
Mangelhaft
… Für seine Zukunft wünschen wir viel Erfolg.
Oder (schlimmer): Wir hoffen, dass XY auf dem weiteren Berufsweg Erfolg haben möge.
Für sein/ihr stetes Streben nach guter Leistung danken wir.
XY war stets bemüht (bedeutet: Hat jedoch sein Ziel nicht erreicht).
Benotung bei Kündigung durch Arbeitgeber
Am Anfang steht der Trennungsgrund. Bereits bei der Note „befriedigend“ fällt auf, dass ein Bedauern fehlt. Bei „ausreichend“ und „mangelhaft“ wurde der Dank eingespart. Ferner wird kein Bezug auf den Erfolg genommen.
Beispiele für die Schlussformel im Arbeitszeugnis
Sehr gut
Das Arbeitsverhältnis endet mit dem heutigen Tag aus betriebsbedingten Gründen. Wir bedauern diese Entwicklung sehr, da wir mit XY einen leistungsstarken Mitarbeiter verlieren. Wir danken ihm/ihr für die sehr erfolgreiche Arbeit und wünschen für die Zukunft weiterhin viel Erfolg und persönlich alles Gute.
Endet das Arbeitsverhältnis im gegenseitigen Einvernehmen, z.B. durch Aufhebungsvertrag, wird dies ebenfalls im Zeugnis genannt.
Gut
… Wir bedauern die betriebliche Entwicklung sehr, da wir mit XY eine(n) gute(n) Mitarbeiter(in) verlieren. Für seine/ihre erfolgreiche Arbeit bedanken wir uns und wünschen für die Zukunft weiterhin viel Erfolg sowie privat alles Gute.
Befriedigend
… Wir danken XY für seine/ihre stets geleistete Arbeit und wünschen ihm/ihr für die Zukunft privat alles Gute und beruflich weiterhin Erfolg.
Ausreichend
… Für seine/ihre Zukunft wünschen wir ihm/ihr alles Gute.
Oder: Unser Wunsch ist es, dass XY entsprechend seiner Qualifikation eine passende Stelle finden möge.
Mangelhaft
… Wir bedanken uns für die Arbeitsbereitschaft und wünschen für die Zukunft viel Glück.
Üblicher: Das Arbeitsverhältnis endet gegenseitig einvernehmlich am heutigen Tag. Wir wünschen alles Gute.
Endet ein Arbeitsverhältnis fristlos aus wichtigem Grund, wird oft nur der entsprechende Paragraph genannt: Das Arbeitsverhältnis endet am heutigen Tag gemäß § 626 BGB. Dahinter kann beispielsweise eine verhaltensbedingte Kündigung stecken.
Benotung bei befristetem Vertrag
Beispiele für die Schlussformel im Arbeitszeugnis
Sehr gut
Das befristete Arbeitsverhältnis endet mit Ablauf der arbeitsvertraglich vereinbarten Dauer. Wir bedauern, XY (z.B. aus betriebsbedingten Gründen) keine Verlängerung anbieten zu können. Wir bedanken uns für die stets sehr guten Leistungen und wünschen XY für die Zukunft alles Gute und weiterhin viel Erfolg.
Gut
… Wir bedauern, das Arbeitsverhältnis nicht fortführen zu können, bedanken uns für die stets guten Leistungen und wünschen XY für die Zukunft alles Gute sowie weiterhin viel Erfolg.
Befriedigend
… Wir bedanken uns für die gezeigten Leistungen und wünschen XY für die Zukunft privat alles Gute und weiterhin beruflichen Erfolg.
Ausreichend
… Wir bedanken uns für die geleistete Arbeit und wünschen XY für die Zukunft alles Gute und Erfolg.
Mangelhaft
… Wir bedanken uns für die Leistungsbereitschaft und wünschen XY alles Gute.
Benotung im Zwischenzeugnis
Während des Arbeitsverhältnisses kann bereits ein Zwischenzeugnis ausgestellt werden. Hierfür sollte allerdings ein echter Grund vorliegen, beispielsweise ein Vorgesetzten- oder Arbeitsplatzwechsel, betriebsbedingte Veränderungen oder Arbeitszeitunterbrechungen (z.B. Elternzeit). Um sich erfolgreich zu bewerben, sollte bereits bei der Schlussformel auf Genauigkeit geachtet werden.
Wie im Abschlusszeugnis wird zu Beginn der Ausstellungsgrund für das Zwischenzeugnis genannt. Hier steht die weitere Zusammenarbeit im Vordergrund, so dass auf die Nennung des Erfolges oft verzichtet wird.
Beispiele für die Schlussformel im Zwischenzeugnis
Sehr gut
Wir hoffen weiterhin auf eine sehr gute Zusammenarbeit und bedanken uns für die immer vorbildliche Leistung.
Gut
Wir hoffen, dass XY unser Unternehmen auch zukünftig bereichern wird und danken für seine/ihre stets guten Leistungen.
Befriedigend
Wir hoffen, dass XY unserem Unternehmen weiterhin zur Verfügung steht und danken für seine Leistung.
Ausreichend
Wir bedanken uns für seine/ihre Arbeitsbereitschaft und wünschen für die Zukunft Erfolg.
Mangelhaft
Wir danken für sein stetes Streben und die gezeigte Arbeitsbereitschaft.
Änderungswünsche und Möglichkeiten bei der Schlussformel im Arbeitszeugnis
Die vorgenannten Formulierungen sind beispielhaft genannt. Anzumerken ist, dass eine „Eins“ sehr gute bis herausragende Leistungen voraussetzt. Im Zweifelsfall muss der Arbeitnehmer beweisen, welche Ergebnisse er vorweisen kann. Wird „Ausreichend“ oder schlechter vergeben, ist in unklaren Fällen der Arbeitgeber beweispflichtig. Ferner kann es bedeuten, dass eine verhaltensbedingte Kündigung erteilt wurde.
Das Zeugnis sollte immer in seiner Gesamtheit gelesen werden. Die Gründe, die zum Ende des Arbeitsverhältnisses geführt haben, sind dir bekannt. Prüfe daher, ob die Formulierungen wahr und verständlich sind. Fasst die Schlussformel die Bewertungen des übrigen Zeugnisses stimmig zusammen? Fehlen Details im Schlusssatz, dann sprich deinen Vorgesetzten an, frage nach dem Warum, bitte um Änderung. Kommt keine Einigung zustande, kannst du nach dem Urteil des Bundesarbeitsgerichts nur die Erteilung eines Zeugnisses ohne Abschlussklausel verlangen. Im Streitfall hilft hier nur ein Arbeitsrechtler.