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Bossing: Wie kann ich mich dagegen wehren

Bossing kann sogar krank machen

Wer im Job fortwährend Attacken von anderen ausgesetzt ist, geht nicht mehr gerne zur Arbeit. Noch schwerwiegender ist es, wenn die Angriffe von einem Vorgesetzten ausgehen – in diesem Fall spricht man vom Bossing. Die Konsequenzen auf beruflicher und privater Ebene sind gravierend. Was du gegen Bossing unternehmen kannst, erfährst du hier.

Definition: Was ist Bossing?

Wohl jeder kennt den Begriff Mobbing. Er bezeichnet systematische Übergriffe durch Dritte am Arbeitsplatz, die sich über einen längeren Zeitraum erstrecken. Das trifft auch auf Bossing zu. Der Unterschied zu Mobbing besteht jedoch darin, dass die Angriffe nicht von Kollegen, sondern von einem Vorgesetzten ausgehen.

Bossing hat außerdem ein ganz klares Ziel: Nämlich den Mitarbeiter aus dem Unternehmen zu drängen. Daher kommt Bossing auch bei Arbeitnehmern vor, die einen besonderen Kündigungsschutz genießen oder aus anderen Gründen nicht so leicht zu entlassen sind.

Durch das gezielte Mobbing von oben (daher auch der englischsprachige Begriff „downward bullying“) und die dahinter stehende Zermürbungstaktik soll der Mitarbeiter dazu gebracht werden, selbst zu kündigen.

Die ungleiche hierarchische Ebene ist ein weiteres Merkmal des Bossing: Während Mobbing von gleichrangigen Mitarbeitern ausgeht, wird Bossing gezielt und systematisch vom Chef oder der Personalabteilung betrieben.

Bossing zeichnet sich durch drei Merkmale aus:

  1. Bossing findet gezielt statt: Mit dem Mobbing des Mitarbeiters wird ein bestimmtes Ziel verfolgt. Dieses systematische Handeln führt auch dazu, dass die Handlung strafbar wird.
  2. Bossing findet von oben nach unten statt: Das Opfer der Mobbingattacke hat viel weniger Macht im Unternehmen als der Täter, bei dem es sich häufig um einen Vorgesetzten oder den Chef selbst handelt. Das macht Bossing so perfide.
  3. Bossing findet über einen längeren Zeitraum statt: Es handelt sich bei dieser Form des Mobbing nicht um einen einmaligen Ausrutscher, sondern um gezielte und lang andauernde Schikanen.

Beispiele für Mobbing von oben

In der Praxis kann Bossing sich auf verschiedene Arten äußern:

Bossing muss nicht immer deutlich erkennbar sein. In manchen Fällen ist die Schikane subtil – sie äußert sich in abwertenden Gesten oder einem Seufzen, wenn der Betroffene das Wort ergreift.

Bossing: Ursachen und Gründe für die Schikanen

Mit der Arbeitsleistung des Betroffenen hat Bossing meist nur wenig bis gar nichts zu tun. Leider suchen viele Bossing-Opfer den Fehler häufig bei sich selbst: Doch der Chef selbst ist das Problem.

Wer andere mobbt und seine Untergebenen vor versammelter Mannschaft lächerlich macht, ist selbst unsicher oder leidet gar unter handfesten Minderwertigkeitskomplexen.

Einige Vorgesetzte kompensieren das, indem sie Mitarbeiter schikanieren. So wird das Machtgefälle auf eine Art und Weise ausgenutzt, die für Betroffene schwerwiegende Folgen haben kann.

Bossing trifft daher häufig auch Mitarbeiter, die viel Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit ausstrahlen und daher dem unsicheren Chef ein Dorn im Auge sind.

Ursachen und Gründe für Bossing können sein:

Das zeigt ganz deutlich: Die Ursache für Bossing ist keinesfalls der Mitarbeiter, sondern die Führungskraft, die mobbt. Denn Bossing ist ein klarer Hinweis darauf, dass Führungsqualitäten fehlen.

Statt andere Meinungen und Herangehensweisen zuzulassen und davon sogar zu profitieren, werden Innovationen und neue Ansätze gezielt unterdrückt. Letztlich leidet nicht nur der gemobbte Mitarbeiter darunter, auch das Unternehmen nimmt Schaden. Denn wer wettbewerbsfähig bleiben möchte, darf keine Angst vor Innovationen haben.

Die Folgen: Konsequenzen des Bossing

Wer im Job gemobbt wird, für den wird der Berufsalltag häufig zur Hölle. Das gilt umso mehr, wenn die Angriffe von einem Vorgesetzten ausgehen. Die Betroffenen fühlen sich gedemütigt. Noch schlimmer wird die Situation, wenn die Übergriffe öffentlich ausgetragen werden. Das Selbstwertgefühl des Mitarbeiters wird früher oder später in Mitleidenschaft gezogen.

Im schlimmsten Fall glaubt er den Anschuldigungen. Opfer von Bossing haben oft permanent Angst, Fehler zu machen. Die Folge: Sie sind häufig unkonzentriert und liefern dann tatsächlich keine optimale Leistung ab. So beginnt eine gefährliche Abwärtsspirale: Der Mitarbeiter glaubt den Vorwürfen, hinterfragt sein Handeln immer öfter und macht so tatsächlich mehr Fehler.

Das führt sogar dazu, dass der Vorgesetzte nach einiger Zeit genug „Beweise“ in der Hand hat, um eine verhaltensbedingte Kündigung auszusprechen.

Das sind aber noch lange nicht alle Folgen, die Bossing haben kann. Folgende Symptome zeigen sich ebenfalls häufig bei Betroffenen:

Bossing sorgt dafür, dass Betroffene keine Motivation mehr haben, zur Arbeit zu gehen. Im Job fühlen sie sich ständig beobachtet und kontrolliert. Es wird zur Herausforderung, den Arbeitstag unbeschadet zu überstehen. Sie sind misstrauisch gegenüber anderen, generell verunsichert und fühlen sich hilflos.

Auswirkungen auf das Privatleben

Auch auf das Privatleben wirken sich solche Schikanen aus. Der Gedanke an die Arbeit belastet die Freizeit. Darunter leidet auch die Beziehung zu anderen Menschen.

Denn auch am Wochenende finden Bossing-Opfer keine Ruhe: Der nächste Arbeitstag kommt nämlich bestimmt und mit ihm weitere Schikanen durch den Vorgesetzten.

Für Freizeitaktivitäten oder Treffen mit Freunden fehlt Opfern nach einiger Zeit die Lust. So ziehen sie sich immer mehr zurück und geraten Schritt für Schritt weiter in die Isolation.

Tipp: Was du tun kannst, wenn dein Chef dich mobbt

Wenn du von deinem Chef gemobbt wirst, hast du unterschiedliche Handlungsoptionen. Es hängt davon ab, wie schwerwiegend die Angriffe sind und ob wahrscheinlich ist, dass sie wieder aufhören. Folgende Möglichkeiten hast du:

  1. Mit dem Vorgesetzten direkt sprechen: Ein offenes Gespräch mit dem Vorgesetzten kann schon etwas bringen. Manchmal handelt es sich gar nicht um Absicht. Hin und wieder verselbstständigt sich zunächst gar nicht böse gemeintes Verhalten. In einem Gespräch mit dem Vorgesetzten können Missverständnisse aus dem Weg geräumt werden.
  2. Mit dem Chef des Vorgesetzten sprechen: Wenn dieser Schritt nichts bringt, kannst du mit einem höheren Vorgesetzten reden. Vielleicht weiß dieser überhaupt nichts von dem Verhalten seiner Führungskraft und ist dankbar für die Information. Denn nun kann er seinen Mitarbeiter zur Raison bringen – wozu er übrigens auch aufgrund seiner Fürsorgepflicht dir gegenüber verpflichtet ist.
  3. Beweise sammeln und Zeugen suchen: Grundsätzlich ist es sinnvoll, schon vorab Beweise für das Verhalten deines Vorgesetzten zu sammeln. Das geht zum Beispiel mit einem Bossing-Tagebuch. Darin hältst du alle Vorfälle möglichst genau und detailliert fest. In ein Bossing-Tagebuch gehören folgende Angaben:
    • Ort, Datum und genaue Uhrzeit
    • Zeugen, die das Bossing miterlebt haben
    • E-Mails, Nachrichten oder Anweisungen, die das Mobbing durch den Chef belegen können
    • möglichst genauer Wortlaut der Beleidigung oder der gezielten Ausgrenzung
  4. Betriebsrat einschalten: Sofern es einen Betriebsrat bei deinem Arbeitgeber gibt, solltest du auch mit diesem sprechen.
  5. Anwalt aufsuchen: Wenn das ebenfalls ohne Ergebnis bleibt, kannst du dir im Fall einer angestrebten Kündigung einen Anwalt suchen. Ein Anwalt kann dir dabei helfen, deine Ansprüche durchzusetzen und vielleicht auch eine Abfindung auszuhandeln. Auch ärztliche Unterstützung ist sinnvoll, denn ein Arzt kann dir attestieren, welche körperlichen Beschwerden du aktuell hast, die auf das Bossing zurückzuführen sind. Auch das kann dir später vor Gericht helfen. Möglicherweise hast du auch Anspruch auf Schadensersatz. Gerichte haben Mobbing-Opfern in der Vergangenheit schon häufig Schmerzensgeld zugesprochen. Berate dich auch hier mit einem Anwalt.

Gehen oder bleiben? So triffst du die richtige Entscheidung

Wer im Job dauernd attackiert wird, stellt sich irgendwann die Frage: gehen oder bleiben? Die richtige Entscheidung hängt von deinen Wünschen und den Umständen ab.

Wann es in Frage kommt, zu bleiben

Es kann sinnvoll sein, den Job zu behalten, wenn wahrscheinlich ist, dass sich die Lage bald ändert – etwa, weil dein Chef selbst auf dem Sprung ist. Auch bei einem Missverständnis kannst du deine Stelle behalten. Möglicherweise kommt auch ein Arbeitsplatzwechsel innerhalb der Firma infrage.

Mit mentaler Stärke kannst du dich ein Stück weit gegen persönliche Angriffe wappnen. Meditation und Psychotherapie sind dabei oft hilfreich. Wenn du nicht weißt, ob du gehen oder bleiben sollst, kannst du dich für eine kürzere Zeit krankschreiben lassen. Überleg dann in Ruhe, wie du vorgehst.

Wenn Kündigen der einzige Ausweg ist

Bei Bossing geht es dem Vorgesetzten darum, dich aus dem Betrieb zu mobben. Dem nachzugeben, mag sich wie Scheitern anfühlen. Es kann jedoch für deine Gesundheit der richtige Weg sein.

Wenn dein Chef es wirklich auf dich abgesehen hat, wirst du in dessen Umfeld wahrscheinlich nicht mehr glücklich. Selbst, wenn bestimmte Maßnahmen dem Chef Einhalt gebieten – er wird seine Angriffe womöglich schlicht subtiler gestalten. Das Betriebsklima ist meist unveränderlich vergiftet. Eine Kündigung ist daher für viele Arbeitnehmer der einzige Ausweg. Hilfreich kann es sein, wenn du bereits eine neue Stelle sicher hat, wenn du dein Kündigungsschreiben abgibst. So entsteht dir keine finanzielle Lücke.

Übrigens akzeptiert die Arbeitsagentur Mobbing bzw. Bossing als Kündigungsgrund, bei dem Arbeitnehmer keine Sperre des Arbeitslosengeldes erhalten. Jedoch musst du die Schikanen zweifelsfrei nachweisen können.

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