Immer mehr Unternehmen treffen Personalentscheidung nicht mehr nur auf Basis eines einzigen Bewerbungsgesprächs. Stattdessen gibt es mehrere Auswahlrunden. Doch was soll man im zweiten Vorstellungsgespräch sagen, was man im ersten noch nicht gesagt hat? Die Verunsicherung unter Bewerbern, die zum „Recall“ eingeladen werden, ist häufig groß. Fakt ist: Mit der Einladung zum zweiten Vorstellungsgespräch bist du dem Ziel sehr, sehr nah. Wir helfen dir mit Informationen und Tipps, dich optimal auf die zweite Auswahlrunde vorzubereiten.
Tipps zur Vorbereitung auf das zweite Vorstellungsgespräch
Natürlich wäre es dir lieber, ein einziges Bewerbungsgespräch hätte gereicht und du wüsstest längst, ob du die Stelle bekommen hast oder nicht. Viele Firmen betreiben jedoch inzwischen einen größeren Aufwand als früher, um wichtige Positionen im Unternehmen zu besetzen. Gerade bei Führungspositionen kann es gut sein, dass mehrere Vorstellungsgespräche zwischen dir und der erhofften Zusage des Unternehmens stehen.
Wenn du zum zweiten Vorstellungsgespräch eingeladen wirst, ist das eine gute Nachricht. Es bedeutet schließlich, dass du es in den Kreis der vielversprechendsten Bewerber geschafft hast. Meist werden nur noch eine Handvoll Bewerber zur zweiten Runde eingeladen.
Auch, wenn es dir wahrscheinlich lieber wäre, nicht noch einmal auf dem Prüfstand zu stehen, solltest du dir klarmachen, dass deine Chancen grundsätzlich sehr gut stehen. Du hast nicht nur auf dem Papier überzeugt, sondern auch beim ersten persönlichen Treffen. Jetzt gilt es, noch einmal einen guten Eindruck zu hinterlassen und dich als motivierter, fähiger Bewerber zu zeigen.
Ziehe Lehren aus dem ersten Bewerbungsgespräch
Du hast beim zweiten Vorstellungsgespräch gleich mehrere Vorteile: Du bist erstens wahrscheinlich etwas weniger nervös als beim ersten Bewerbungsgespräch in der Firma. Wahrscheinlich kennst du einen Teil deiner Gesprächspartner bereits vom ersten Treffen. Zweitens kannst du Lehren aus dem ersten Bewerbungsgespräch ziehen. Frage dich etwa:
- Was lief im ersten Gespräch bereits gut?
- Hätte etwas besser laufen können?
- Was war schon Thema und was wurde bisher ausgeklammert?
- Welche Dinge werden wahrscheinlich erneut thematisiert?
Auch für deine Körpersprache hilft es dir, dein erstes Bewerbungsgespräch zu analysieren. Glaubst du, dass du selbstbewusst gewirkt hast? Oder bist du etwas zu zurückhaltend aufgetreten? Mit dem zweiten Bewerbungsgespräch hast du eine zweite Chance, es dieses Mal (noch) besser zu machen und die Verantwortlichen restlos von dir zu überzeugen. Mach dir Gedanken darüber, welchen Eindruck du hinterlassen möchtest und was dafür entscheidend ist.
Wie gut das zweite Vorstellungsgespräch läuft, hängt stark von deiner Vorbereitung ab. Neben der Analyse des ersten Gesprächs gehört dazu auch, dass du dein Wissen über die Firma und die Stelle auffrischst. Du solltest über die Strukturen und das Tätigkeitsfeld des Unternehmens sehr gut Bescheid wissen. Informiere dich auch zu aktuellen Entwicklungen.
Informiere dich über deine Gesprächspartner
Bereite dich auch auf deine Gesprächspartner vor. Meist wird dir bei der Einladung zur zweiten Auswahlrunde mitgeteilt, mit wem das Gespräch stattfindet. Ist das nicht der Fall, frag ruhig selbst nach – das ist völlig legitim, zeigt dein Interesse und ist dir bei der Vorbereitung sehr nützlich. Informiere dich über deine Gesprächspartner, so gut es geht.
Zur Vorbereitung gehört auch die Frage, was du anziehst. Du solltest ein anderes Outfit wählen als das, was du beim ersten Gespräch getragen hast. Allerdings kannst du dich daran orientieren und es spricht auch nichts dagegen, einzelne Kleidungsstücke erneut zu wählen.
Fragen im zweiten Vorstellungsgespräch: Das kann auf dich zukommen
Vor dem zweiten Vorstellungsgespräch fragen sich viele Bewerber, ob sie nun noch einmal dieselben Fragen gestellt bekommen wie beim ersten Gespräch. Dabei kommt es darauf an, wer deine Gesprächspartner sind. Meist triffst du beim zweiten Vorstellungsgespräch Menschen, die schon beim ersten Treffen dabei waren. Zusätzlich ist meist noch ein höherrangiger Entscheidungsträger anwesend, den du noch nicht kennst.
Dass es Überschneidungen bei den Fragen zwischen dem ersten und dem zweiten Vorstellungsgespräch gibt, lässt sich kaum vermeiden. Bisher unbekannte Gesprächspartner kennen deine Antworten auf die schon gestellten Fragen schließlich nicht oder höchstens durch die Erzählungen der anderen Entscheidungsträger. Nur, falls du noch einmal exakt dieselben Personen triffst, ist es weniger wahrscheinlich, dass diese noch einmal dasselbe von dir wissen möchten.
Du solltest dich also darauf einstellen, auch beim zweiten Bewerbungsgespräch gefragt zu werden, welches deine Stärken und Schwächen sind, woher deine Motivation für die Stelle stammt, warum du dich dafür eignest und was dich an diesem Unternehmen besonders reizt. Auch Fragen nach deinen Zielen kannst du erwarten.
Warum es nicht schlimm ist, dieselben Antworten zu gebe
Womöglich fühlst du dich etwas komisch, wenn du bei denselben Fragen dieselbe Antwort gibst. Ein Teil der Anwesenden hat diese Antwort schließlich schon gehört. Das ist aber nicht deine Schuld und auch kein Problem. Beantworte alle Fragen so, als hättest du sie noch nie beantwortet. Halte dabei auch mit den Personen Blickkontakt, die beim ersten Mal schon dabei waren.
Es wäre ein Fehler, deine Antworten stark zu verkürzen oder mitzuteilen, dass du das ja eigentlich schon erklärt hast. Weiche im Kern deiner Antwort nicht von dem ab, was du in der ersten Auswahlrunde gesagt hast. Deine Gesprächspartner achten sehr wahrscheinlich darauf, ob deine früheren Antworten inhaltlich mit den späteren Antworten konsistent sind. Widersprichst du dir selbst, ist das ein Nachteil.
Stell dich auch darauf ein, dass du dich erneut vorstellen musst. Auch bei der Selbstvorstellung kannst du im Kern das wiederholen, was du schon einmal zu dir gesagt hast. Es ist sinnvoll, wenn du das in leicht veränderter Art und Weise tust, ohne deine Antwort grundlegend zu ändern. Auch hier gilt: Kürze deine Selbstvorstellung nicht ab, sondern nimm dir ein paar Minuten Zeit, um insbesondere dem bisher unbekannten Gesprächspartner mehr über dich zu verraten.
Stell dich auf Stressfragen ein
Zusätzlich zu den bekannten Fragen kann es gut sein, dass man dir im zweiten Vorstellungsgespräch noch einige Stress- oder Fangfragen stellt. Solche kniffligen Fragen sind bei Bewerbern naturgemäß unbeliebt. Mach dir aber klar: Natürlich ist deine Antwort wichtig. Entscheidend ist jedoch auch, wie du im Stress auf eine solche Frage reagierst. Nimm dir ruhig Zeit, deine Antwort zurechtzulegen. Das Schlimmste, was du tun kannst, ist eingeschnappt zu reagieren.
Es kann gut sein, dass die Fragen des zweiten Vorstellungsgesprächs detaillierter sind als die bisherigen Fragen. Stressfragen verlieren ihren Schrecken, wenn du dich im Vorfeld gedanklich darauf einstellst, welche Fragen dir konkret gestellt werden könnten.
Möglicherweise wirst du gefragt, warum du dich für den besten Bewerber hältst oder welche Schwäche dir im möglichen künftigen Job besonders im Weg stehen könnte. Es kann auch sein, dass man von dir wissen will, wie du vorgehst, wenn es einen Konflikt mit anderen Personen in der Abteilung gibt. Beliebt ist auch die Frage, welche Eigenschaft dich an Kollegen am meisten nervt.
Vielleicht wirst du gefragt, was dein bisheriger Chef wohl über dich sagen würde. Oder deine Gesprächspartner fordern dich dazu auf, Kritikpunkte an ihrem Unternehmen oder an bestimmten Vorgehensweisen zu äußern. Hier sind eine ehrliche Antwort und viel Fingerspitzengefühl gefragt – du willst schließlich nichts allzu Negatives sagen, solltest aber auch nicht einfach erwidern, dass du keine Kritikpunkte siehst.
Zweites Vorstellungsgespräch: Eigene Fragen stellen
Auch im zweiten Vorstellungsgespräch hast du die Gelegenheit dazu, eigene Fragen zu stellen. Diese Gelegenheit solltest du unbedingt nutzen. Auch beim zweiten Gesprächstermin gilt: Mit eigenen Fragen zeigst du, dass du wirklich Interesse an der Position hast. Erschwert ist das im zweiten Bewerbungsgespräch allerdings dadurch, dass du vermutlich viele Fragen schon im ersten Gespräch gestellt hast. Diese Fragen solltest du nicht noch einmal in derselben Form stellen, es sei denn, sie sind beim letzten Mal nicht ausreichend beantwortet worden.
Überlege dir vor dem Gespräch, was du noch in Erfahrung bringen kannst. Du kannst dich etwa tiefergehend nach der Struktur in der Abteilung, den Aufgaben oder der Zusammensetzung des Teams erkundigen. Du kannst fragen, was die Entscheidungsträger sich von ihrem künftigen Mitarbeiter wünschen und welche Erwartungen sie haben, wenn es um die Ausübung der Position geht. Denkbar ist auch, dass du deine Gesprächspartner fragst, warum sie selbst gerne bei dem Unternehmen tätig sind. Auch nach Aufstiegschancen kannst du dich erkundigen.
Einerseits ist es empfehlenswert, dir deine eigenen Fragen im zweiten Vorstellungsgespräch vorher zu überlegen. Andererseits solltest du flexibel bleiben. Es ist wahrscheinlich, dass du im zweiten Vorstellungsgespräch neue Aspekte erfährst, an die du mit eigenen Fragen anknüpfen kannst. Darauf bist du vorbereitet, wenn du Zettel und Stift dabeihast. Mach dir Notizen, wenn du Informationen erhältst, zu denen du eine Frage hast. Wenn du dir deine Rückfragen notierst, vergisst du sie später nicht. Das ist besonders für nervöse Kandidaten wichtig.
Im zweiten Vorstellungsgespräch überzeugen: Diese Aspekte sind wichtig
Neben einer guten Vorbereitung ist beim zweiten Vorstellungsgespräch entscheidend, dass du interessiert und motiviert wirkst. Tritt möglichst selbstsicher auf, ohne überheblich zu wirken. Halte dir vor Augen, dass du schon im ersten Gespräch überzeugt hast – sonst wärst du nicht in die nächste Runde gekommen. Das zweite Gespräch ist zwar alles andere als ein Selbstläufer, aber prinzipiell sind die Aussichten für dich gut.
Dein Interesse demonstrierst du auch, indem du an das anknüpfst, was im ersten Vorstellungsgespräch besprochen worden ist. Mit Fragen oder Anmerkungen, die die Ausführungen deiner Gesprächspartner aufgreifen, zeigst du, dass du aufmerksam zugehört und dir weiterführende Gedanken darüber gemacht hast. Vielleicht lässt sich aus den Erkenntnissen aus dem ersten Gespräch eine Idee für eine Vorgehensweise oder ein mögliches Projekt ableiten? Mit solchen Transfer-Gedanken kannst du deinen Gesprächspartnern einen Vorgeschmack darauf geben, wie engagiert du im beruflichen Alltag bist.
Spätestens im zweiten Vorstellungsgespräch wird es um Geld gehen. Bereite dich darauf vor, deine Gehaltsvorstellungen zu erläutern und zu begründen. Überlege dir, mit was du dich (noch) zufriedengeben würdest. Wenn man dir einen zu niedrigen Betrag anbietet, solltest du dir nicht anmerken lassen, dass das nicht deinen Vorstellungen entspricht. Mach dir lieber in Ruhe zuhause Gedanken, ob der Job noch eine Option für dich ist oder nicht.
Nach dem zweiten Vorstellungsgespräch liegt der Ball zwar beim möglichen Arbeitgeber. Du kannst aber dennoch etwas tun. Eine kurze E-Mail, in der du dein Interesse bekräftigst und dich für das informative Gespräch bedankst, kann dich von deinen verbliebenen Mitbewerbern abheben. Drücke in deiner Nachricht aus, dass du dich über eine Zusage sehr freuen würdest. Druck solltest du jedoch nicht aufbauen. Halte deine E-Mail kurz und den Ton höflich.
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