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Identitätskrise: Bedeutung, Auslöser & Behandlung

Eine Frau hält ein Schild mit einem Fragezeichen, was ist eine Identitätskrise?

Wer bin ich eigentlich? Bin ich überhaupt so tolerant/freundlich/flexibel/… wie ich dachte? Liege ich wirklich richtig mit meinen Ansichten und Wertvorstellungen? Wenn dich solche Gedanken quälen, steckst du möglicherweise mitten in einer Identitätskrise. Was genau das ist, was eine Identitätskrise für Symptome haben kann und wie du sie überwinden kannst, erfährst du hier.

Identitätskrise: Definition

Was genau ist das überhaupt, eine Identitätskrise? In der Psychologie stammt der Begriff aus dem Entwicklungsmodell des Entwicklungspsychologen Erik Erikson, der eine Krise als Wendepunkt versteht. Wenn jemand in einer Identitätskrise steckt, scheint das eigene Ich plötzlich nicht mehr so eindeutig: Wer ist man wirklich, wofür steht man? Wie man die eigene Identität und das Selbst wahrnimmt, steht auf einmal auf dem Prüfstand.

Dabei kann eine Identitätskrise mehr oder weniger umfassend sein. Manchmal geht es dabei um bestimmte Persönlichkeitsmerkmale, manchmal um das ganze Selbstbild. Die Krise kann sich auch daran aufhängen, wie man handelt, wie man denkt oder welche Vorstellungen und Ansichten man hat. Jemand, der eine Identitätskrise hat, kann auch seinen Freundeskreis, den Partner oder bestimmte Entscheidungen infrage stellen. 

Dabei besteht bei Identitätskrisen ein Unterschied zu anderen Lebenskrisen. In den Auswirkungen können solche Krisen zwar ähnlich sein, aber dabei muss nicht zwingend das ganze Selbstbild infrage gestellt werden – andere Lebenskrisen hängen oft stärker mit äußeren Faktoren zusammen. Wer in einer Identitätskrise steckt, stellt hingegen womöglich fest, dass bestimmte Dinge an ihm (scheinbar oder tatsächlich) nicht so sind, wie er angenommen hatte. Eine solche Krise kann schwerwiegende psychische und/oder körperliche Auswirkungen haben, zum Beispiel Schlafstörungen, Depressionen oder großen Stress.

Oft wird angenommen, dass es vor allem Jugendliche sind, die in eine Identitätskrise geraten können. Tatsächlich handelt es sich oft um eine ganz normale Begleiterscheinung des Heranwachsens: Teenager setzen sich naturgemäß intensiv mit ihrer eigenen Identität auseinander und grenzen sich stärker von anderen ab. Das kann die Jugendlichen in eine Krise stürzen, ebenso kann die Auseinandersetzung mit dem Selbst aber auch vergleichsweise reibungslos und unproblematisch ablaufen. Darüber hinaus sind Identitätskrisen nicht nur etwas, das Jugendliche erleben können. Sie können vielmehr in jedem Alter auftreten – Identitätskrisen im Erwachsenenalter sind keine Seltenheit. 

Was kann eine Identitätskrise auslösen?

Wenn jemand in eine Identitätskrise gerät, kann das unterschiedliche Ursachen haben. Manchmal reicht ein einschneidendes Erlebnis, um das eigene Ich von Grund auf zu überdenken. Die Identitätskrise kann auch durch bestimmte Lebensabschnitte und wichtige Momente im Leben bedingt sein – zum Beispiel eine Heirat, die Geburt eines Kindes, ungewollte Kinderlosigkeit, den Eintritt ins Rentenalter oder die Trennung vom Partner.

Eine schwere Krankheit, ein Trauma, negative Erfahrungen und der Verlust eines nahestehenden Menschen, Krisen und Umbrüche im privaten oder beruflichen Bereich – all das kann eine Identitätskrise zur Folge haben. Es können sich auch persönliche Veränderungen ergeben, die zu einer Krise führen: Jemand kann zum Beispiel etwas sehen, lesen oder hören, was ihn dazu bringt, seine Meinung oder Vorstellung zu verändern. Auch Impulse und Rückmeldungen durch neue Kontakte können dazu führen, dass man Dinge infrage stellt, die lange als gegeben galten.

Neben solchen externen Auslösern spielt in der Regel auch die Persönlichkeit eine Rolle, wenn jemand in eine Identitätskrise gerät. Wenn jemand zum Beispiel zu Selbstzweifeln neigt, wenig selbstbewusst ist oder aber mit seinem Leben im Allgemeinen unzufrieden ist, kann es eher zu einer Krise kommen. Auch das Alter kann dabei eine Rolle spielen – nicht umsonst gibt es etwa den Ausdruck der Midlife-Crisis, und auch der Übergang vom Berufsleben in den Ruhestand kann die Betroffenen in eine Identitätskrise stürzen. Viele Menschen definieren sich stark über ihre berufliche Rolle. Wenn die auf einmal wegfällt, müssen sie sich als Person neu finden. 

Identitätskrise Symptome: Diese Anzeichen können auf eine Identitätskrise hindeuten

Habe ich eine Identitätskrise? Wenn du dir diese Frage stellst, wünschst du dir vielleicht einen schnellen, unkomplizierten Identitätskrise-Test. Das ist allerdings nicht so einfach möglich, denn eine Identitätskrise ist keine Krankheit, die anhand eines bestimmten Schemas diagnostiziert werden könnte. Somit gibt es auch nicht die einen, typischen Symptome dafür. Dennoch gibt es bestimmte typische Aspekte, die darauf hindeuten können, dass du in einer Identitätskrise steckst.

Das wohl charakteristischste Merkmal einer Identitätskrise ist ein wiederkehrendes, belastendes Hinterfragen des eigenen Selbst. Die Selbstzweifel und der Identitätsverlust können bestimmte Facetten betreffen, aber auch umfassender sein. Es kann dabei etwa um Entscheidungen im Privatleben, Entwicklungen im Job oder die eigenen Ziele im Leben gehen. Menschen in einer Identitätskrise denken oft permanent über sich selbst nach und empfinden diese Gedanken als sehr negativ. Das tägliche Leben ist häufig beeinträchtigt, Wohlbefinden und Zufriedenheit sind typischerweise verringert.

Eine Identitätskrise kann auch körperliche Auswirkungen haben

Wenn du in einer Identitätskrise bist, hast du wahrscheinlich kein klares Gefühl mehr dafür, wer du eigentlich bist und was dich im Kern ausmacht. Vielleicht hinterfragst du auch bestimmte Aspekte der eigenen Persönlichkeit oder bist von großen Zweifeln geplagt.

Eine Identitätskrise kann man häufig auch an körperlichen Symptomen und psychischen Anzeichen erkennen. Es kann zum Beispiel sein, dass der Schlaf gestört ist, dass die Verdauung aus dem Gleichgewicht ist, dass Betroffene müde und lethargisch sind, ihr Stressempfinden erhöht ist oder sie depressiv oder pessimistisch sind.

Durch solche Symptome kann eine Identitätskrise leicht mit einer Depression verwechselt werden, wobei eine Identitätskrise auch von einer Depression begleitet sein kann. Typische Anzeichen einer Depression sind etwa Interessensverlust, ein emotionales Abstumpfen, eine depressive Grundstimmung, Gefühle der Hoffnungslosigkeit, leichte Reizbarkeit, Müdigkeit, Schlafstörungen, ein verminderter Appetit und Konzentrationsprobleme.

Wie kommt man aus einer Identitätskrise heraus?

Eine Identitätskrise kann wie jede Krise von selbst vorübergehen. Manchmal geht das relativ zügig, in anderen Fällen deutet die Identitätskrise hingegen auf Probleme hin, die über längere Zeit bestehen. Entsprechend hartnäckig kann eine Identitätskrise sein. Egal, ob du schon länger in einer Identitätskrise steckst oder aber die Krise noch ganz frisch ist – es gibt viele Dinge, die du tun kannst, um eine Identitätskrise zu überwinden. Die folgenden Tipps können dir bei deinem Weg aus der Krise helfen.

Mit anderen darüber reden

Es ist immer eine gute Idee, in einer Krise mit anderen Menschen zu sprechen. Das kann bedeuten, dass du nicht zögerst, dir professionelle Hilfe zu suchen – ein Ansprechpartner ist dein Hausarzt, du kannst dich aber auch direkt an einen Psychotherapeuten wenden oder einer Selbsthilfegruppe beitreten. Ebenso wichtig ist es, dass du dich gegenüber nahestehenden Personen öffnest. Deine Freunde, dein Partner oder Angehörige können dir in einer Krise helfen, die Last zu tragen, und dir neue Gedankenanstöße geben. Sie können dir auch dabei helfen, deine Identitätskrise zu überwinden.

Stress verringern

Stress kann viele Gesichter haben. Stress zu haben muss nicht nach außen offensichtlich sein – du musst dafür nicht permanent durch einen vollgestopften Alltag hetzen. Stress kann auch durch permanentes Grübeln, negative Gedanken und nagende Selbstzweifel entstehen. Wenn du in einer Identitätskrise steckst, hast du sehr wahrscheinlich Stress, ob es dir nun bewusst ist oder nicht. Deshalb ist es wichtig, dass du einen Ausgleich schaffst und für Entspannung sorgst.

Wie das aussehen kann, ist ganz individuell. Nimm dir die nötige Zeit für dich. Vielleicht hast du volle Tage mit vielen beruflichen und privaten Verpflichtungen. Dann können schon 20 Minuten nur für dich eine Bereicherung sein. Du kannst in dieser Zeit zum Beispiel lesen, einen Podcast hören, meditieren oder eine Folge deiner Lieblingsserie schauen. Du kannst auch mit jemandem telefonieren, Yoga machen oder eine Runde vor die Tür gehen. Wichtig ist, dass es Dinge sind, auf die du Lust hast.

Wann immer du kannst, widme dich guten Gewissens schönen Dingen. Vielleicht hast du Lust, Freunde zu treffen, endlich mal wieder ins Kino zu gehen oder möchtest dir eine Massage gönnen. Du kannst auch ein heißes Bad nehmen oder in die Therme gehen – Hauptsache, du bist am Ende entspannter. Wirklich wohltuend kann auch ein (Kurz-)Urlaub oder Wochenendtrip sein.

Eine gesunde Lebensweise

Um Stress zu verringern, ist auch eine gesunde Lebensweise sehr wichtig. Wenn du nicht genügend schläfst oder dich ungesund ernährst, ist eine negative Grundstimmung wesentlich wahrscheinlicher. Priorisiere also deinen Schlaf und achte darauf, was du isst. Ebenfalls wichtig sind Sport und Bewegung – beim Sport kommst du auf andere Gedanken, außerdem ist Bewegung ein natürlicher Stimmungsaufheller.

Einstellung zur Krise verändern

Wenn sie das Wort „Krise“ hören, haben viele Menschen direkt negative Assoziationen. Das muss aber gar nicht sein, denn nicht jede Krise ist auf lange Sicht wirklich negativ. Im Gegenteil: In so mancher Krise steckt die Chance, dass die Dinge anschließend besser sind als vorher. Vielleicht stellst du dich im Rahmen deiner Identitätskrise endlich Aspekten, mit denen du nicht zufrieden bist, und veränderst etwas. Das schafft die Grundlage für mehr Zufriedenheit und ein klareres Selbstbild.

Nicht vor negativen Gefühlen weglaufen

Es ist zwar nie angenehm, sich mit negativen Dingen auseinanderzusetzen, aber oft sehr lohnenswert. Viele Menschen tun genau das aber nicht – sie verschließen lieber die Augen vor den Dingen in ihrem Leben, die weniger gut laufen. Ablenkung hat in vielen Situationen ihre Berechtigung und kann dir dabei helfen, dir trotz der Krise Momente zu schaffen, in denen du glücklich und/oder zufrieden bist. Wenn du dich aber auf Dauer mit manchen Dingen nicht befasst, bleiben bestimmte Probleme womöglich ungelöst. Dadurch kann es unmöglich sein, die Identitätskrise wirklich zu überwinden. 

Wie finde ich mich wieder? Ideen zur Überwindung des Identitätsverlusts

Keine Frage: Es ist, gelinde gesagt, beunruhigend, wenn man nicht mehr klar umreißen kann, wer man eigentlich ist und was einen auszeichnet. Wie findet man das verlorene Selbst wieder? Wie bekommt man eine möglichst realistische Vorstellung davon, wer man ist? Ein Ansatz ist es, mit Freunden oder anderen Menschen darüber zu sprechen. Wie schätzen sie dich ein? Was schätzen sie an dir? Wo liegen, ihrer Meinung nach, deine Stärken und Schwächen? Indem ihr zusammen offen darüber sprecht, bekommst du wieder ein klareres Bild von dir.

Ein weiterer Ansatz besteht darin, deine Vorstellungen und Denkweisen genauer zu hinterfragen. Was sind deine Annahmen über dich? Was denkst du – vielleicht schon dein Leben lang –, wer du bist und was dich auszeichnet? Was als Kind zutreffend war, muss es im Erwachsenenalter nicht mehr sein. Deshalb lohnt es sich, mal ergebnisoffen gegenüberzustellen, was du bisher über dich angenommen hast, und wie es tatsächlich sein könnte.

Das kann zum Beispiel heißen, dass du dich damit auseinandersetzt, welche Werte dir wichtig sind, welche Freunde und welche Ziele du eigentlich hast oder tatsächlich verfolgst. Überlege dabei auch, ob deine Ziele, Wertvorstellungen, Handlungen, Denkweisen und Lebensweisen wirklich deine eigenen sind. Oft tun und denken wir unbewusst das, was andere oder die Gesellschaft von uns erwarten, ohne uns je zu fragen, ob das wirklich das ist, was wir wollen.

Bildnachweis: yavyav / Shutterstock.com

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