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Freiwilliges Soziales Jahr: Alles über Bewerbung, Stellen & Ablauf

Eine Frau hilft einer Rentnerin, was ist ein Freiwilliges Soziales Jahr?

Nach der Schule direkt studieren oder eine Ausbildung machen? Viele junge Menschen wünschen sich nach dem Schulabschluss eine Pause vom Lernen, in der sie neue Erfahrungen machen. Eine Möglichkeit dazu bietet ein Freiwilliges Soziales Jahr, kurz FSJ. Hier erfährst du alles, was du darüber wissen musst: Wie ein FSJ abläuft, wo du es machen kannst und wie du eine passende FSJ-Stelle findest.

Freiwilliges Soziales Jahr: Was ist das?

Das Freiwillige Soziale Jahr, auch bekannt unter der Abkürzung FSJ, ist ein Freiwilligendienst, den junge Menschen in sozialen Bereichen leisten können. Das Angebot richtet sich an Menschen, die die Vollzeitschulpflicht erfüllt haben, also mindestens 15 oder 16 Jahre alt sind. Viele FSJler machen nach ihrem Schulabschluss ein Freiwilliges Soziales Jahr, die Option besteht aber auch noch bis zum 27. Geburtstag.

Die Rahmenbedingungen des Freiwilligen Sozialen Jahrs sind im Jugendfreiwilligengesetz (JFDG) geregelt, das auch als FSJ-Gesetz bekannt ist. Für die Ausgestaltung sind die Länder verantwortlich. Auf Bundesebene gibt es außerdem den Bundesfreiwilligendienst, der mitunter mit dem Freiwilligen Sozialen Jahr verwechselt wird. Ein entscheidender Unterschied besteht in den Voraussetzungen: Für die Teilnahme am Bundesfreiwilligendienst gibt es, anders als beim FSJ, keine Altersgrenze.

Das heutige Freiwillige Soziale Jahr geht ursprünglich auf eine Initiative der evangelischen und katholischen Kirchen aus den 1950er Jahren zurück. Damals appellierten die Kirchen vor allem an Mädchen, ein Freiwilliges Diakonisches Jahr zu leisten. Später sprach man vom „Jahr für die Kirche“, und irgendwann war das Freiwillige Soziale Jahr geboren. Noch heute besteht die Möglichkeit, ein FSJ bei einem kirchlichen Träger zu machen – es gibt aber auch zahlreiche nicht-kirchliche Träger, die sich für ein FSJ anbieten.

Freiwilliges Soziales Jahr: Stellen vom Kindergarten bis zum Umweltschutz

Jungen Menschen, die ein Freiwilliges Soziales Jahr machen möchten, steht ein breites Spektrum an Möglichkeiten zur Auswahl. Angeboten werden FSJ-Stellen in verschiedenen Feldern im karitativen sozialen und gemeinnützigen Bereich, die durch die Bestimmungen des FSJ-Gesetzes eingegrenzt werden. So gibt es zum Beispiel FSJ in Kultur, Sport, Politik, Denkmalpflege und natürlich dem sozialen Bereich. 

Praktisch bedeutet das, dass du dein Freiwilliges Soziales Jahr unter anderem in den folgenden Einrichtungen machen könntest:

Kann man ein FSJ auch im Ausland machen? Prinzipiell gibt es auch in anderen Ländern entsprechende Angebote, die allerdings durch den Bund nicht mehr finanziell gefördert werden. Wer Interesse daran hat, für ein soziales Engagement ins Ausland zu gehen, für den könnte jedoch der Internationale Jugendfreiwilligendienst interessant sein.

Wie läuft ein Freiwilliges Soziales Jahr ab?

Angenommen, du interessierst dich für ein FSJ im Kindergarten, in der Altenpflege oder einem anderen Bereich. Was kommt auf dich zu, wenn du dich für ein Freiwilliges Soziales Jahr entscheidest? Wann fängt ein FSJ an, wie lange geht es und wie läuft es ab? Hier findest du die wichtigsten Infos zum FSJ.

Wann fängt ein Freiwilliges Soziales Jahr an?

Ein Freiwilliges Soziales Jahr beginnt regulär am 1. September. In einigen Bundesländern kann der Starttermin abweichen beziehungsweise es kann alternative Starttermine geben, die du ebenfalls nutzen kannst, etwa den 1. April oder 1. August. Wer spät dran ist, kann womöglich trotzdem noch nachrücken – hier lohnt es sich, einfach direkt bei der Einrichtung seiner Wahl nachzufragen.

Was genau macht man bei einem FSJ?

Wenn du als FSJler tätig bist, hilfst du einer Organisation oder Einrichtung deiner Wahl in der Regel ein Jahr als Freiwilliger. Dabei wirst du von den Verantwortlichen der Einsatzstelle fachlich und persönlich begleitet und unterstützt, während du praktische Hilfstätigkeiten übernimmst.

Was verdienen FSJler?

Im Gegenzug für deine Unterstützung erhältst du in der Regel ein Taschengeld, mitunter werden dir auch eine Unterkunft und Verpflegung angeboten. Die Höhe des Taschengelds ist nicht einheitlich, sondern hängt vom jeweiligen Träger ab. Der Höchstbetrag liegt bei sechs Prozent der Beitragsbemessungsgrenze der allgemeinen Rentenversicherung. Im Jahr 2024 beträgt das Taschengeld im FSJ demnach maximal 453 Euro im Monat. Aktuell ist jedoch eine Erhöhung auf acht Prozent der Beitragsbemessungsgrenze geplant. Über ihre Einsatzstelle sind FSJler außerdem sozialversichert in der Kranken- und Pflegeversicherung, Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung und Unfallversicherung.

Diese Kosten können sich FSJler erstatten lassen

FSJler können sich die Fahrtkosten erstatten lassen. Wenn keine Unterkunft oder Verpflegung angeboten wird, obwohl das vorgesehen ist, wird beides finanziell kompensiert. Ausnahmen betreffen Einsatzstellen, die nicht dazu verpflichtet sind, eine Unterkunft anzubieten, etwa Kindergärten. In diesem Fall gibt es kein Geld für eine Unterkunft für Freiwillige.

Wie viele Wochenstunden umfasst ein Freiwilliges Soziales Jahr?

Ein Freiwilliges Soziales Jahr ist in der Regel eine Vollzeit-Tätigkeit, wobei die Einsatzstelle das Wochenpensum festlegt. Es liegt in der Regel zwischen 35 und 39 Stunden pro Woche, maximal möglich sind 40 Stunden. Gesetzliche Regelungen zur Arbeitszeit und möglicherweise geltende tarifvertragliche Bestimmungen müssen dabei beachtet werden. Überstunden können in einem engen Rahmen erlaubt sein, bei Jugendlichen unter 18 Jahren müssen sie allerdings in Freizeit abgegolten werden. Eine Auszahlung der Überstunden ist in diesem Fall keine Option.

Weiterbildung: FSJler haben Anspruch auf Seminartage

Bei einem einjährigen FSJ haben FSJler Anspruch auf 25 Seminartage, an denen sie sich weiterbilden können. Bei den Seminaren kann es um Themen gehen, die für die praktische Arbeit in der Einsatzstelle wichtig sind, oder um andere Themen aus Gesellschaft, Kultur, Politik oder Religion. Seminartage gelten als Arbeitszeit, sie kommen also nicht zur Wochenarbeitszeit hinzu.

Urlaubsanspruch im Freiwilligen Sozialen Jahr

FSJler haben einen Anspruch auf Erholungsurlaub, und zwar auf mindestens 24 Tage im Jahr. Gemeint sind allerdings Werktage von Montag bis Samstag, weshalb sich dieser Urlaubsanspruch auf eine Sechs-Tage-Woche bezieht, die FSJler in der Regel nicht leisten. Bei einer Fünf-Tage-Woche liegt der minimale Urlaubsanspruch im Freiwilligen Sozialen Jahr entsprechend bei 20 Tagen.

Verlängerung oder Verkürzung vom FSJ: Was möglich ist

In der Regel dauert ein Freiwilliges Soziales Jahr zwölf Monate. In Ausnahmefällen ist eine Verkürzung auf sechs oder eine Verlängerung auf 18 Monate möglich, mitunter sogar auf bis zu 24 Monate. Es ist möglich, mehrere Freiwilligendienste bei unterschiedlichen Einsatzstellen hintereinander abzuleisten. Die maximale Gesamtdauer liegt in diesem Fall bei 18 Monaten.

Warum sich ein Freiwilliges Soziales Jahr lohnen kann

Soll ich – oder soll ich nicht? Diese Frage stellt sich wohl jeder, der über ein Freiwilliges Soziales Jahr nachdenkt. Man „verliert“ schließlich Zeit, die man auch direkt in die Ausbildung oder das Studium stecken könnte. Lohnt es sich, ein FSJ zu machen? Das kommt darauf an, warum du über ein FSJ nachdenkst und was dich daran reizt. Was versprichst du dir davon, dich freiwillig zu engagieren?

Vielleicht geht es dir darum, unverbindlich für längere Zeit auszuprobieren, ob ein bestimmter Bereich wirklich das ist, was du dir darunter vorstellst. Möglicherweise überlegst du, später als Erzieher zu arbeiten oder Soziale Arbeit zu studieren, um in der Obdachlosenhilfe zu arbeiten. Als FSJler bekommst du den typischen Berufsalltag im jeweiligen Bereich hautnah mit und kannst dir dadurch ein besseres Bild davon machen, wie es wirklich ist, einen bestimmten Beruf zu haben. Wenn du anschließend bei dieser Richtung bleibst, ist das Freiwillige Soziale Jahr eine grundlegende Qualifikation aus Sicht von Arbeitgebern. Natürlich ersetzt es keine Berufsausbildung oder ein Studium, aber es kann deinen Lebenslauf durchaus aufwerten, zumal es dir praktische Erfahrungen verschafft.

Wenn du ein Freiwilliges Soziales Jahr machst, gewinnst du neue Eindrücke. Ein FSJ ist ganz anders als der Schulalltag, der durch Hausaufgaben, Lernen und Klausuren geprägt ist. Du schnupperst in das Berufsleben hinein, ohne dich gleich für eine Richtung verpflichten zu müssen. Es kann befreiend sein, wenn der Leistungsdruck mal für eine gewisse Zeit von einem abfällt. Außerdem gewinnst du mit einem Freiwilligen Sozialen Jahr Zeit, wenn du noch nicht sicher bist, was du beruflich machen möchtest. Ein Freiwilliges Soziales Jahr kann dir nicht zuletzt bei deiner persönlichen Reife helfen. Du erweiterst deinen Horizont und kannst verschiedene Soft Skills ausbauen. Das kommt deiner Persönlichkeitsentwicklung zugute, ist aber auch bei späteren Bewerbungen nützlich.

FSJ-Bewerbung: So findest du den passenden FSJ-Platz

Du hast dich entscheiden, dass du ein Freiwilliges Soziales Jahr machen möchtest. Wie findet man nun einen passenden FSJ-Platz? Und wie schreibt man eine erfolgreiche Bewerbung für ein Freiwilliges Soziales Jahr?

Der erste Schritt besteht darin, zu überlegen, welche Richtung zu dir passt und was dich am meisten interessiert. Wo liegen deine Interessen? Möchtest du in deinem FSJ in einen Bereich hineinschnuppern, in dem du später arbeiten möchtest? Es gibt Tests im Internet, die dir dabei helfen können, eine passende Richtung für dein Freiwilliges Soziales Jahr zu finden. Eine Rolle spielt auch, ob du dich auf eine bestimmte Stadt beschränken möchtest, etwa deinen aktuellen Wohnort. In diesem Fall ist das Angebot naturgemäß vor allem in kleineren Städten begrenzt, so dass du auch schauen musst, welche Optionen du überhaupt hast.

FSJ-Stellen findest du über entsprechende Stellenbörsen im Internet. Du kannst dich auch auf der Website einer möglichen Einsatzstelle darüber informieren, ob dort FSJ-Stellen angeboten werden. Frage im Zweifel ruhig direkt nach, ob du bei einem Träger deiner Wahl ein Freiwilliges Soziales Jahr machen könntest. Manche Einsatzstellen bieten Informationsveranstaltungen an, bei denen du mehr über das FSJ bei dieser Einrichtung erfahren kannst.

Welche Bestandteile enthält eine Bewerbung für ein Freiwilliges Soziales Jahr?

Um deine Bewerbung für ein Freiwilliges Soziales Jahr solltest du dich möglichst frühzeitig kümmern. Die Bewerbungsfrist wird von der jeweiligen Einsatzstelle festgelegt, der Bewerbungsschluss ist aber meist der 31. März. Welche Unterlagen gehören in eine Bewerbung für ein Freiwilliges Soziales Jahr? Normalerweise informieren die Einsatzstellen Bewerber darüber, welche Unterlagen gewünscht sind. Im Zweifel sollte deine Bewerbung aber (mindestens) die folgenden Bestandteile enthalten:

Ein Motivationsschreiben unterscheidet sich vom Anschreiben, indem es stärker in die Tiefe geht. Es ist länger als das Anschreiben und beleuchtet stärker deine Motivation bei der Bewerbung. Du machst darin deutlich, warum du das FSJ bei der entsprechenden Stelle machen möchtest und warum du dich für den geeigneten Bewerber hältst. Das Motivationsschreiben gibt dir die Gelegenheit, den Verantwortlichen mehr über dich und deine Ziele zu erzählen.

Möglicherweise hast du dich ehrenamtlich engagiert und kannst entsprechende Referenzen vorlegen. Dann solltest du diese Dokumente deiner Bewerbung für ein Freiwilliges Soziales Jahr anhängen. Deine Bewerbungsunterlagen übermittelst du dem Träger auf dem von diesem gewünschten Weg – etwa per Mail oder über ein Online-Bewerbungsformular, wo du deine Bewerbung hochladen kannst.

Bildnachweis: wavebreakmedia / Shutterstock.com

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