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Transaktionsanalyse: Mehr als nur ein Spiel?

Eine Frau kann dank Transaktionsanalyse besser kommunizieren und schüttelt einem Mann freundlich die Hand

Durch die Transaktionsanalyse kann es einfacher sein, die Muster menschlicher Kommunikation zu erkennen. Das Konzept geht davon aus, dass verschiedene Ich-Zustände Transaktionen und damit Beziehungen prägen. Hier erfährst du, in welchen Situationen die Transaktionsanalyse genutzt werden kann, welche Vorteile sie bietet und welche Schwächen der Ansatz hat.

Transaktionsanalyse: Was ist das?

Bei der Transaktionsanalyse handelt es sich um einen psychologischen Ansatz, der für Persönlichkeitsanalysen genutzt werden kann. Im Zentrum stehen dabei verschiedene „Ich-Zustände“, die Menschen in sich vereinen. Darauf basierend ist es möglich, mithilfe einer Transaktionsanalyse verschiedene Kommunikationsmuster – auch bekannt als Transaktionen – zu identifizieren, die die Beziehungen zwischen Menschen beeinflussen.

Das Konzept wurde Mitte des 20. Jahrhunderts von dem kanadisch-US-amerikanischen Psychiater Eric Berne entwickelt. Berne führte damit die Psychoanalyse nach Sigmund Freud weiter. Seither wurde die Transaktionsanalyse weiterentwickelt, unter anderem durch Mary und Robert Goulding, Jacqui Lee Schiff und Fanita English. Genutzt wird die Transaktionsanalyse zum Beispiel in der Psychotherapie, im Coaching und in der Erwachsenenbildung, aber auch im Rahmen der Mitarbeiterführung und Teamentwicklung.

Das Grundkonzept: Wenn sich zwei Menschen unterhalten, ergibt sich eine Transaktion. Diese Annahme leitet sich davon ab, dass in jeder Interaktion nach Ansicht von Berne kleine Kommunikationsbestandteile zwischen den Beteiligten ausgetauscht werden. Jemand sagt etwas, der andere reagiert, was wiederum eine Reaktion von der ersten Person hervorruft. Eine Transaktion reflektiert die Gesamtheit von Stimulation und Reaktion.

Die Transaktionsanalyse soll es ermöglichen, tiefere Einblicke in zwischenmenschliche Interaktionen und die Psychologie der beteiligten Personen zu gewinnen. Dabei geht es um Erkenntnisse über andere Personen und über sich selbst. Auch die Beziehung der Beteiligten und ihre Dynamiken stehen im Fokus.

Die drei Ich-Zustände in der Transaktionsanalyse

Die Transaktionsanalyse unterscheidet zwischen drei grundlegenden Ich-Zuständen, die für unterschiedliche Denkmuster und Verhaltensweisen stehen. Menschen wechseln nach den Annahmen der Transaktionsanalyse in verschiedenen Situationen zwischen den Ich-Zuständen, zum Beispiel abhängig von ihrem Gesprächspartner oder ihrer Stimmung. Dabei sind auch wiederholte Wechsel und Überlagerungen von verschiedenen Ich-Zuständen möglich.

Das Kind-Ich

Das Kind-Ich steht für die Gefühle, Bedürfnisse und Impulse, die in der Kindheit der betreffenden Person prägend waren. Dieser Bestandteil des Ichs ist besonders kreativ, spontan und frei. Vertiefend wird in der Transaktionsanalyse zwischen dem freien Kind und dem angepassten Kind unterschieden. Das freie Kind ist neugierig und lebendig, es ist fantasievoll und verspielt. Das angepasste Kind hat sich hingegen den Erwartungen seiner Umwelt angepasst. Es kann besonders gehorsam reagieren, aber auch seine rebellische Seite zeigen.

Das Eltern-Ich

Kinder werden stark durch ihre Eltern und andere wichtige Bezugspersonen geprägt. Zurück bleiben häufig bestimmte Einstellungen, Werte oder Verhaltensweisen, die ursprünglich von den Eltern oder anderen nahestehenden Personen stammten. Hier unterscheidet die Transaktionsanalyse zwischen dem fürsorglichen und dem kritischen Eltern-Ich. Das fürsorgliche Eltern-Ich ist liebevoll und hilfsbereit, es bietet Schutz und Sicherheit. Das kritische Eltern-Ich neigt demgegenüber zu Kontrolle und Abwertung, Bevormundung und Kritik.

Das Erwachsenen-Ich

Das Erwachsenen-Ich ist die reife Version des Ichs. Es bleibt überwiegend sachlich und objektiv. Das Erwachsenen-Ich blickt realistisch auf eine Situation, behandelt sein Gegenüber respektvoll und bleibt sachlich und an konstruktiven Ergebnissen orientiert. In diesem Zustand geht es darum, Informationen zu gewinnen und zu analysieren, Probleme zu lösen und rationale Entscheidungen zu treffen. Die emotionalen Einflüsse der anderen Ich-Zustände sind beim Erwachsenen-Ich nicht vorhanden: Es handelt logisch und situationsgerecht.

Die Bedeutung von Transaktionen in der Transaktionsanalyse

Im Zentrum der Transaktionsanalyse stehen Transaktionen. Gemeint sind Wechselwirkungen bei der Kommunikation zwischen zwei oder mehr Personen. Jede Reaktion, jede Aussage und jede Antwort ist dabei ein Teil der Transaktion. Der Austausch findet dabei auch zwischen den verschiedenen Ich-Zuständen der Beteiligten statt.

Die Transaktionsanalyse unterscheidet verschiedene Formen von Transaktionen: gegenseitige oder komplementäre Transaktionen, kreuzkomplementäre Transaktionen und überkreuzte Transaktionen. So unterscheiden sie sich:

Durch die Analyse von Transaktionen ist es möglich, die Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Ich-Zuständen besser zu verstehen. Das macht es einfacher, das Verhalten anderer Personen nachzuvollziehen. Die Transaktionsanalyse soll helfen, Kommunikationsmuster und die Ursachen von Konflikten aufzudecken. Sie kann erklären, warum manche Interaktionen zu Missverständnissen und andere zu Konflikten führen. Die Schlüsse, die aus einer Transaktionsanalyse gezogen werden, können dann helfen, den Austausch mit anderen konstruktiver und harmonischer zu gestalten.

Transaktionsanalyse in der Praxis: Wo der Ansatz angewandt werden kann

Wenn es darum geht, zwischenmenschliche Beziehungen besser zu verstehen und auf eine bessere Kommunikation hinzuwirken, bietet sich die Transaktionsanalyse an. Sie wird in der Praxis in verschiedenen Feldern angewendet.

In ihrem Ursprung ist die Transaktionsanalyse ein Konzept aus der Psychotherapie, weshalb es wenig verwunderlich ist, dass sie in Psychotherapie, Coaching und Beratung eine wichtige Rolle spielen kann. Patienten können darüber zum Beispiel Muster besser erkennen und einen konstruktiveren Umgang mit ihren Impulsen lernen. Ein Beispiel: Eine Patientin fühlt sich ihrer Therapeutin unterlegen und zieht sich deshalb zurück. Eine Transaktionsanalyse könnte ergeben, dass sie mit ihrem Kind-Ich reagiert und sich deshalb klein fühlt. In der Therapie könnte ein Fokus darauf gelegt werden, das Erwachsenen-Ich der Patientin zu stärken.

Ein weiteres Einsatzfeld für die Transaktionsanalyse sind die Bereiche Erziehung und Pädagogik. In Schulen und der Beratung von Familien kann sie genutzt werden. Kinder können darüber zum Beispiel lernen, ihre Gefühle besser zu verstehen. Lehrer können ihre Rolle reflektieren und stärker auf ihr Erwachsenen-Ich setzen statt auf ihr Eltern-Ich, um die Beziehung zu Schülern zu verbessern und diese zu motivieren.

Von der Konfliktlösung bis zu harmonischeren Beziehungen im Privatleben

Zur Lösung von Konflikten, etwa im Rahmen einer Mediation, kann sich die Transaktionsanalyse ebenfalls anbieten. Sie eignet sich, um Muster zu erkennen, die Konflikte begünstigen und Spannungen verschärfen. Dadurch wird es leichter, tragfähige Lösungen zu finden. Die Beteiligten können darüber außerdem lernen, aus ihrem Erwachsenen-Ich heraus zu kommunizieren.

In der Mitarbeiterführung und Teamentwicklung hat die Transaktionsanalyse ebenfalls einen wichtigen Stellenwert. Sie kann Bestandteil von Führungskräfte-Coachings sein oder im Konfliktmanagement angewandt werden. Dadurch könnte ein Chef zum Beispiel feststellen, dass er gegenüber seinen Mitarbeitern häufig aus seinem Eltern-Ich kommuniziert, worauf diese mit ihrem Kind-Ich reagieren. Das kann für ungleiche Machtverhältnisse sorgen, die die Beziehung zwischen der Führungskraft und den Arbeitskräften belasten. Durch eine Transaktionsanalyse kann der Chef diese Muster klarer erkennen und lernen, anders zu kommunizieren.

Im privaten Bereich kann eine Transaktionsanalyse nicht zuletzt nützlich sein, um für harmonischere Beziehungen zu sorgen. Gerade in engen Beziehungen wie einer Partnerschaft oder einem Eltern-Kind-Verhältnis entwickeln sich oft festgefahrene Schemata, die die Kommunikation belasten. Die Beteiligten können lernen, sich mit ihrem Erwachsenen-Ich stärker auf Augenhöhe zu begegnen.  

Der Nutzen der Transaktionsanalyse im Joballtag

Die Transaktionsanalyse kann im Joballtag nützlich sein. Sowohl Führungskräfte als auch Mitarbeiter ohne Führungsverantwortung können die Methoden der Transaktionsanalyse anwenden, um auf positive Veränderungen hinzuwirken.

Dabei bieten sich verschiedene Ansätze an. Hier sind für den praktischen Nutzen der Transaktionsanalyse einige Beispiele für berufliche Situationen:

Transaktionsanalyse: Vor- und Nachteile des Ansatzes

Die Transaktionsanalyse bietet als Konzept verschiedene Vorteile, was sie in vielen Bereichen zu einem bewährten Ansatz macht. Zugleich gibt es an den Methoden der Transaktionsanalyse jedoch auch Kritik, was mit den Schwächen und Nachteilen des Modells zusammenhängt.

Vorteile der Transaktionsanalyse

Transaktionsanalyse: Kritik und Schwächen

Transaktionsanalyse: Nützlicher Ansatz mit Schwächen

Die Transaktionsanalyse kann ein nützliches Werkzeug sein, um Muster in der zwischenmenschlichen Kommunikation klarer wahrzunehmen und sich besser auf andere Menschen einzustellen. Sie kann helfen, Missverständnisse zu vermeiden und Konfliktpotenzial zu verringern.

Zugleich sind die Konzepte und Methoden der Transaktionsanalyse mit Vorsicht zu genießen. Die vereinfachte Einteilung in drei grundlegende Ich-Zustände gehört zu den größten Kritikpunkten an dem Ansatz, da sie die Komplexität von menschlichen Interaktionen nicht hinreichend reflektiert. In der Wissenschaft ist die Transaktionsanalyse auch deshalb umstritten.

Praktisch heißt das: Die Transaktionsanalyse kann in manchen Situationen nützlich sein, wenn sie bewusst angewendet wird. Zugleich sollte sie nicht als starres Schema verstanden werden, um die Schwächen des Modells zu umgehen.

Bildnachweis: insta_photos / Shutterstock.com

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