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Lohndumping: Definition, Bedeutung und Optionen

Mehrere Erntehelfer bei der Arbeit, sie sind oft von Lohndumping betroffen

Viele Arbeitnehmer werden von ihrem Arbeitgeber schlecht bezahlt. Sie erhalten etwa nur den Mindestlohn – und zwar oft nicht nur als Neulinge im Unternehmen, sondern auch noch nach Jahren. Lohndumping ist vor allem in bestimmten Branchen weit verbreitet. Wann ist es gegeben, und welche Folgen hat es? Hier erfährst du mehr über die Hintergründe von Lohndumping, außerdem geben wir dir Tipps, was du gegen Lohndumping tun kannst.

Lohndumping Definition: Wann spricht man von Lohndumping?

Zwischen den Gehältern, die Arbeitnehmer in Deutschland als Lohn für ihre Arbeit erhalten, liegen mitunter große Unterschiede. Einerseits gibt es die Gutverdiener, die in finanzieller Hinsicht keine Sorgen haben. Auf der anderen Seite gibt es jedoch auch viele Menschen, die von ihren Arbeitgebern sehr schlecht bezahlt werden. Dann kann es sich um Lohndumping handeln. Aber was ist das eigentlich genau?

Der Begriff Lohndumping setzt sich aus dem „Lohn“ im Sinne des Arbeitsentgelts und dem englischen Wort „Dumping“ zusammen, was so viel bedeutet wie Preisunterbietung. Der Duden definiert Lohndumping als „Zahlung von Löhnen, die deutlich unter dem Tarif liegen“. Das PONS Wörterbuch versteht darunter „das Zahlen von Löhnen, die unter den Mindestlöhnen liegen, um dann billiger als die Konkurrenz produzieren zu können“.

Warum viele Arbeitgeber Löhne drücken wollen

Bei Dumpinglöhnen handelt es sich also um sehr niedrige Löhne, die häufig unter dem tariflichen Niveau in der jeweiligen Branche liegen. Dumpinglöhne können sich auch dadurch auszeichnen, dass sie deutlich geringer als die ortsüblichen Löhne sind. Die niedrigen Gehälter sind kein Zufall, sondern gehen auf das Kalkül der Arbeitgeber zurück, die die Löhne ihrer Angestellten häufig immer weiter drücken wollen.

Lohndumping wird von der Globalisierung befördert. Die Verschmelzung der verschiedenen Teile der Welt hat dafür die Entstehung eines globalen Wettbewerbs gesorgt. Unternehmen haben heute deutlich mehr Konkurrenz als früher, und zwar nicht nur im eigenen Land. Um trotz all der Mitbewerber wettbewerbsfähig zu bleiben, sparen viele Firmen an den Gehältern ihrer Mitarbeiter. Auch billige Arbeitskräfte aus anderen Ländern können das Problem verschärfen, weil Arbeitgeber oft nicht gewillt sind, einheimischen Arbeitskräften für dieselbe Arbeit mehr Geld zu zahlen.

Der Niedriglohnsektor in Deutschland ist seit den 1990er Jahren um rund 60 Prozent gewachsen. Im Vergleich mit Ländern mit ähnlicher Wirtschaftsleistung ist der Niedriglohnsektor hierzulande überdurchschnittlich groß. Auch das führt dazu, dass viele Menschen nur einen geringen Lohn erhalten.

Wer ist von Lohndumping betroffen?

Menschen, die in Niedriglohnsektoren arbeiten, sind häufiger von Lohndumping betroffen als andere Arbeitnehmer. Laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zeichnen sich Niedriglohnsektoren dadurch aus, dass dort weniger als zwei Drittel des nationalen Medianbruttoverdiensts gezahlt wird.

Bereiche, in denen häufig Dumpinglöhne gezahlt werden, sind unter anderem der Einzelhandel, der Großhandel, die Gastronomie und Hotellerie, das Baugewerbe, Bäckereigewerbe und Friseurgewerbe, beim Transport und bei Lieferdiensten, in der Pflege und bei Sicherheitsdiensten. Wo mit Subunternehmen gearbeitet wird – etwa im Baugewerbe oder bei Lieferanten –, sind die Löhne oft noch niedriger. Generell sind Bereiche, wo es wenig Tarifbindung gibt, eher von Lohndumping betroffen.

Besonders stark von Lohndumping betroffen sind Menschen, die Minijobs ausüben. Geringfügige Beschäftigungen auf 450-Euro-Basis sind nicht nur problematisch, weil dabei oft nur der Mindestlohn gezahlt wird. Die Beschäftigten sind auch nicht sozial abgesichert. Sie sind oft die Ersten, denen gekündigt wird, und können anschließend kein reguläres Arbeitslosengeld beantragen, weil sie nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren. Auch für die Rente sorgen viele Minijobber nicht vor, weil sie sich von der Rentenversicherungspflicht befreien lassen können.

Frauen üben häufiger Niedriglohnjobs aus als Männer

Auch Zeitarbeiter und Beschäftigte mit geringen Qualifikationen üben überdurchschnittlich häufig Jobs aus, bei denen die Löhne sehr niedrig sind. Das Geschlecht macht ebenfalls einen Unterschied: Frauen üben häufiger als Männer eine Niedriglohnbeschäftigung aus. Im Jahr 2018 machten sie 61 Prozent aller Beschäftigten in Niedriglohnsektoren aus. Frauen schaffen außerdem seltener den Absprung in besser bezahlte Jobs.

Es sind nicht nur Jobs, die nur geringe Qualifikationen erfordern, die häufig schlecht bezahlt werden. Auch Stellen, für die mittlere oder sogar höhere Qualifikationen nötig sind, können mit einem geringen Verdienst verbunden sein. Rund ein Fünftel aller Beschäftigten in Deutschland – 7,7 Millionen – hat im Jahr 2018 weniger als 11,40 Euro brutto pro Stunde verdient und ist damit einem Niedriglohnjob nachgegangen.

In Bereichen mit niedrigen Löhnen kommt erschwerend hinzu, dass es in vielen Firmen keinen Betriebsrat gibt. Gerade dort, wo es besonders wichtig wäre, für die Rechte der Beschäftigten zu kämpfen, gibt es ein solches Gremium oft nicht. Teilweise hängt das auch mit Arbeitgebern zusammen, die die Entstehung eines Betriebsrats aktiv verhindern möchten.

Die Folgen von Lohndumping

Lohndumping kann weitreichende Folgen haben – in die eine oder andere Richtung. Manche sehen die große Zahl an Niedriglohnjobs positiv, mit dem Gedanken, dass Arbeitslosigkeit dadurch verringert werden kann. Wenn viele Jobs angeboten werden, für die kaum Qualifikationen gefragt sind, kann das Langzeitarbeitslosen und Geringqualifizierten helfen, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Allerdings gibt es für Beschäftigte in Jobs mit Dumpinglöhnen oft kaum Entwicklungsmöglichkeiten. Viele stecken über lange Zeit in einem Job mit geringem Lohn fest.

Lohndumping kann bedeuten, dass Arbeitnehmer in Vollzeit beschäftigt sind und trotzdem nicht genügend Geld zum Leben haben. Das gilt besonders in Städten mit hohen Mieten. Dann kann es trotz eines Vollzeitjobs zu einer Erwerbsarmut kommen. Betroffene müssen dann mit Arbeitslosengeld II aufstocken oder Wohngeld beantragen, damit die Grundsicherung gegeben ist, oder sich einen Zweitjob suchen.

Jobs mit schlechter Bezahlung sind häufig zugleich unattraktive Jobs. Sie sind oft geprägt von schlechten Arbeitsbedingungen und monotonen, unangenehmen Tätigkeiten. Außerdem können sie mit gesundheitlichen Risiken – etwa durch permanente harte körperliche Arbeit – einhergehen. Die Zufriedenheit von Beschäftigten mit ihrem Job ist unter solchen Umständen häufig gering, was sich auch auf ihre allgemeine Zufriedenheit auswirken kann.

Viele Arbeitnehmer bekommen keinen Mindestlohn

Kritiker befürchten, dass Lohndumping die Entwicklung einer Zwei-Klassen-Gesellschaft befördert. Während manche Arbeitnehmer einen Top-Verdienst haben, werden andere zunehmend abgehängt. Das kann eine Abwärtsspirale in Gang setzen, die die Ungleichheit in Deutschland weiter verschärft.

Mit der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns in Deutschland im Jahr 2015 ist Lohndumping für Arbeitgeber schwieriger geworden. Allerdings hält sich nicht jeder Arbeitgeber daran. Nach wie vor bekommen viele Beschäftigte keinen Mindestlohn, obwohl er ihnen zustehen würde. Nach einer Auswertung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) bekamen im Jahr 2018 – je nach Studie – zwischen 500.000 und 2,4 Millionen Beschäftigte in Deutschland weniger als den Mindestlohn.

Dass der Verdienst unterhalb des Mindestlohns liegt, kann verschiedene Ursachen haben. Wer etwa schwarz arbeitet, kann sich nicht auf gesetzliche Vorgaben berufen – und nimmt es womöglich hin, wenn er weniger bekommt als ihm eigentlich zustünde. Auch unbezahlte Überstunden, Abzüge für zur Verfügung gestellte Werkwohnungen, die Anrechnung von Trinkgeld auf das Gehalt oder eine zumindest teilweise Bezahlung mit Naturalien wie Lebensmitteln können das Gehalt entsprechend verringern.

Soziale Folgen von Lohndumping

Viele Arbeitgeber beschäftigten Selbständige und Scheinselbständige, die oft pauschal pro Auftrag bezahlt werden. Wie viel Arbeit in einer Aufgabe steckt, bleibt dabei außen vor. Ist der Auftrag arbeitsintensiv, verdient der freie Mitarbeiter womöglich pro Stunde nur wenig. Lagert ein Arbeitgeber Jobs an freie Mitarbeiter aus, spart er Sozialversicherungsabgaben. Die Betroffenen selbst sind schlechter abgesichert als angestellte Kollegen.

Lohndumping ist auch in sozialer Hinsicht problematisch. Wer wenig Geld verdient, kann sich wenig leisten. Dadurch gerät die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben in Gefahr. Außerdem steigt die Gefahr einer Verschuldung bei einem geringen Gehalt. Oft fehlen Rücklagen, etwa für unvorhergesehene Ausgaben. Das Geld, einen defekten Kühlschrank oder eine kaputte Waschmaschine zu ersetzen, ist bei Menschen mit Niedriglohnjobs oft nicht vorhanden.

Auch Altersarmut kann eine Folge von Dumpinglöhnen sein. Wer den Großteil seines Erwerbslebens einen geringen Verdienst hatte, kann nicht auf eine üppige Rente hoffen. Zugleich fehlen solchen Beschäftigten die Mittel, um privat für den Ruhestand vorzusorgen, was ihre Situation zusätzlich verschärft.

Kann man sich gegen Lohndumping wehren?

Eine schlechte Bezahlung sorgt fast immer für Unmut bei betroffenen Arbeitnehmern. Sich gegen Lohndumping zu wehren, trauen sich viele Beschäftigte aber nicht. Zu groß ist in vielen Fällen die Angst, den Arbeitgeber zu verärgern oder sogar den Job zu verlieren. Trotzdem kann es sinnvoll sein, Lohndumping nicht einfach hinzunehmen. Wenn sich niemand wehrt, macht der Arbeitgeber wahrscheinlich immer so weiter. Das ist letztlich ein Nachteil für alle Mitarbeiter.

Was du gegen Lohndumping tun kannst, hängt von den Umständen in deinem speziellen Fall ab. Falls du Mitglied einer Gewerkschaft bist, kannst du dich dort zwecks erster Schritte beraten lassen. Wenn dein Arbeitgeber dir nicht das Geld zahlt, das dir zusteht, ist es außerdem hilfreich, dir einen Anwalt zu suchen.

Den Arbeitgeber bei Aufsichtsbehörden melden

Wenn es dir nicht so sehr um deinen eigenen Lohn geht, sondern du schlicht das Vorgehen deines Arbeitgebers nicht länger tolerieren möchtest, sind Aufsichts- und Strafverfolgungsbehörden eine gute Anlaufstelle. Wenn dein Arbeitgeber Mitarbeiter schwarz beschäftigt, kannst du dich etwa an die Finanzkontrolle Schwarzarbeit wenden. Dabei handelt es sich um eine Einheit des Zolls.

Auch die Deutsche Rentenversicherung kommt in manchen Fällen als Ansprechpartner infrage. Zahlt der Arbeitgeber für bestimmte Beschäftigte keine oder nicht genug Sozialversicherungsbeiträge – etwa bei Schwarzarbeit oder Scheinselbständigen –, ist die Rentenversicherung daran interessiert. Bei Verdachtsfällen kann sie eine Betriebsprüfung veranlassen.

Wenn du Schritte gegen deinen Arbeitgeber gehst, solltest du dir darüber im Klaren sein, dass das dazu führen kann, dass du im Unternehmen keine Zukunft mehr hast. Selbst, wenn der Arbeitgeber nicht genügend gegen dich in der Hand hat, um dir zu kündigen, ist das Verhältnis wahrscheinlich belastet – zumindest, wenn der Arbeitgeber weiß, wer sich an Behörden oder andere Stellen gewandt hat.

Ein Berufswechsel als Ausweg aus dem Lohndumping

Falls du bei deinem Arbeitgeber bleiben möchtest, kannst du etwas verändern, indem du in den Betriebsrat eintrittst und dich für eine bessere Bezahlung stark machst. Gibt es keinen, kannst du seine Gründung initiieren. Der Arbeitgeber darf dir dabei nicht im Weg stehen – was viele Arbeitgeber allerdings nicht daran hindert, der Gründung eines Betriebsrats Steine in den Weg zu legen.

Wer von Lohndumping betroffen ist, kann außerdem seinen Job wechseln. Allerdings führt ein reiner Jobwechsel oft nicht zu einer deutlichen Verbesserung der Lage. Eine schlechte Bezahlung geht meist nicht nur von einem Arbeitgeber aus, sondern ist typisch für bestimmte Jobs. Langfristig kannst du deine Situation dann nur zum Positiven verändern, wenn du beruflich umsattelst, indem du dich etwa weiterbildest oder noch einmal eine Berufsausbildung machst. Das mag zwar Zeit – und oft auch Geld – kosten, lohnt sich aber auf lange Sicht in vielen Fällen.

Bildnachweis: Iakov Filimonov / Shutterstock.com

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