Nachtarbeiter machen die Nacht zum Tag. Sie arbeiten, wenn andere schlafen, und erholen sich erst am nächsten Morgen von ihrer Arbeitsschicht. Die Arbeit nachts hat ihre ganz eigenen Vorteile – nicht zuletzt gibt es oft einen Nachtzuschlag –, allerdings kann sie auch ein gesundheitliches Risiko darstellen. Hier erfährst du, wie die Nachtarbeit geregelt ist, ob es einen generellen Anspruch auf einen Nachtzuschlag gibt und welche körperlichen und psychischen Folgen Nachtarbeit haben kann.
Was ist unter Nachtarbeit zu verstehen?
Zu den vielen Arbeitnehmern, die regelmäßig Schichtarbeit leisten, gehören auch viele, die überwiegend oder ausschließlich nachts arbeiten. Dann ist von Nachtarbeit oder Nachtschichten die Rede. Im Sinne des Arbeitszeitgesetzes dauert die Nacht von 23 bis 6 Uhr, in Bäckereien und Konditoreien davon abweichend von 22 bis 5 Uhr. Wer mehr als zwei Stunden während der genannten Zeitspannen einer Beschäftigung nachgeht, macht im arbeitsrechtlichen Sinne Nachtarbeit.
Um als Nachtarbeiter bezeichnet zu werden, muss ein Arbeitnehmer nach dem Arbeitszeitgesetz normalerweise in wechselnden Schichten nachts arbeiten oder mindestens 48 Tage im Jahr Nachtarbeit machen.
Nachtarbeit kommt in verschiedenen Bereichen und Branchen vor. Typisch ist sie für Rettungskräfte und im medizinischen Bereich, etwa in Krankenhäusern, bei der Feuerwehr, in der Pflege und bei der Polizei sowie beim Rettungsdienst. Auch Verkehrsbetriebe benötigen für viele Linien rund um die Uhr Personal, ebenso Flughäfen.
Viele Nachtarbeiter arbeiten in der Produktion, die niemals ruhen darf und deshalb Contischichten erfordert. Außerdem ist Nachtarbeit typisch im Bereich Sicherheit, in der Gastronomie und dem Hotelgewerbe, in manchen Bars und an Tankstellen.
Nachtarbeit im Arbeitsrecht: Wichtige Regelungen
Für Nachtarbeit gelten dieselben arbeitsrechtlichen Vorgaben wie für reguläre Arbeitszeiten. Nach dem Arbeitszeitgesetz sind bei Nachtarbeit im Normalfall maximal acht Arbeitsstunden pro Schicht zulässig. In Ausnahmefällen darf die Arbeitszeit auf bis zu zehn Stunden am Tag beziehungsweise in der Nacht ausgedehnt werden.
Das ist jedoch nur erlaubt, wenn die durchschnittliche Arbeitszeit innerhalb von vier Wochen höchstens acht Stunden pro Werktag entspricht. Überstunden müssen also zeitnah ausgeglichen werden – und zwar in einem deutlich kürzeren Zeitraum, als es bei anderen Arbeitnehmern nach dem Arbeitszeitgesetz der Fall ist. Normalerweise liegt der Ausgleichszeitraum bei 24 Monaten. Durch geltende Tarifverträge können sich davon abweichende Regelungen ergeben. Auch die zuständige Aufsichtsbehörde kann in bestimmten Fällen längere Arbeitszeiten bewilligen.
Auch in Bezug auf die Pausen haben Nachtarbeiter dieselben Ansprüche wie Arbeitnehmer, die tagsüber arbeiten. Nach einer Arbeitszeit von sechs Stunden steht ihnen eine Pause von mindestens 30 Minuten zu, nach neun Stunden 45 Minuten. Pausen dürfen unterteilt werden, allerdings muss man mindestens 15 Minuten am Stück Pause machen können.
Beachtet werden muss bei Nachtarbeit auch die vorgeschriebene gesetzliche Ruhezeit zwischen zwei Arbeitseinsätzen. Sie beträgt im Normalfall elf Stunden, in manchen Branchen wie der Pflege oder in Krankenhäusern auch zehn Stunden. Auf eine Nachtschicht darf also keine Schicht folgen, durch die die Ruhezeit unterschritten würde.
Regelmäßige ärztliche Untersuchungen sind Pflicht
Nacht- und Schichtarbeit kann die Gesundheit der Beschäftigten gefährden. Deshalb ist es gesetzlich vorgeschrieben, dass die Arbeitszeiten nach gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen der menschengerechten Arbeitsgestaltung ausgestaltet werden müssen. Dazu kann es beispielsweise gehören, wechselnde Schichten vorwärts rotieren zu lassen – was als verträglicher gilt –, die Arbeitszeit nachts oder die Zahl der aufeinanderfolgenden Nachtschichten zu begrenzen.
Nachtarbeiter haben außerdem einen Anspruch auf regelmäßige ärztliche Untersuchungen. Diese sind spätestens alle drei Jahre angezeigt. Wer das 50. Lebensjahr vollendet hat, kann sich jährlich untersuchen lassen. Der Arzt prüft bei der Untersuchung, ob die Nachtarbeit unerwünschte gesundheitliche Folgen hat. Nur, wenn eine weitere Nachtarbeit aus ärztlicher Sicht möglich ist, kann die Nachtarbeit fortgesetzt werden.
Führt die Untersuchung zu dem Ergebnis, dass Nachtschichten nicht ratsam sind, können sich Beschäftigte an einen passenden Tagesarbeitsplatz versetzen lassen. Eine solche Versetzung kann ein Arbeitnehmer auch verlangen, wenn er in seinem Haushalt ein unter 12-Jähriges Kind betreut, das nicht anderweitig betreut werden kann, oder sich um schwer pflegebedürftige Angehörige kümmert. Der Arbeitgeber kann das nur verweigern, wenn er dringende betriebliche Erfordernisse geltend machen kann. Dabei muss der Betriebsrat gehört werden, sofern es im Unternehmen einen gibt.
Nachtzuschlag: Wer hat Anspruch darauf?
Weil Nachtarbeit mit gesundheitlichen Risiken einhergeht, muss der Arbeitgeber Nachtarbeitern einen Ausgleich in Form von freien Tagen oder Nachtzuschlägen gewähren. Die gesetzlichen Vorgaben sind wenig konkret; der Ausgleich muss lediglich „angemessen“ sein, egal, ob es sich um einen finanziellen Ausgleich oder einen Freizeitausgleich handelt.
Wenn Tarifverträge anwendbar sind, enthalten sie häufig entsprechende Regelungen zum Nachtzuschlag. Mögliche Nachtzuschläge können außerdem in einer Betriebsvereinbarung oder dem Arbeitsvertrag geregelt sein. In der Praxis zahlen Arbeitgeber für Nachtarbeit meist Zuschläge in Höhe von rund 25 Prozent, mitunter auch etwas mehr – besonders, wenn Tarifverträge zur Anwendung kommen.
Nachtzuschläge machen Nachtarbeit nicht nur attraktiver, weil sich der Verdienst insgesamt erhöht. Ein Nachtzuschlag ist steuerfrei, weshalb von der Extra-Zahlung mehr übrigbleibt. Dafür darf der Nachtzuschlag jedoch nach § 3b des Einkommenssteuergesetzes 25 Prozent des Grundlohns nicht überschreiten.
Nachtarbeit als Risiko für die Gesundheit
Nachts zu arbeiten, ist für die meisten Menschen gewöhnungsbedürftig. Das ist nicht verwunderlich, denn der menschliche Körper ist darauf ausgerichtet, tagsüber wach zu sein und nachts zu schlafen. Durch Nachtarbeit gerät der Tag-Nacht-Rhythmus aus dem Gleichgewicht, was oft zu Schlafstörungen führt. Schlafmangel ist eine häufige Folge; nicht wenige Nachtarbeiter bekommen dauerhaft zu wenig Schlaf.
Nachtarbeit kann aus diesem Grund verschiedene gesundheitliche Probleme hervorrufen. Wer zu wenig schläft, ist leichter gereizt, hat ein schwächeres Immunsystem, kann sich schlechter konzentrieren und ihm unterlaufen eher Fehler. Eine Gewichtszunahme kann ebenfalls durch Schlafmangel begünstigt werden.
Auf Dauer ist der Körper durch Nachtarbeit häufig so stark belastet, dass sich weitere Folgeerscheinungen zeigen. Zu den gesundheitlichen Problemen, die mit Nachtarbeit in Verbindung stehen, gehören Herz-Kreislauf-Erkrankungen, erhöhter Blutdruck, Schlaganfälle und Diabetes. Auch Magenprobleme kommen bei Nachtarbeitern vergleichsweise häufig vor.
Nachtarbeit kann psychische Probleme begünstigen
In der Wissenschaft wird zudem ein Zusammenhang zwischen Nachtarbeit und der Entstehung von Krebs vermutet. Nachtarbeit wird daher von der Internationalen Agentur für Krebsforschung, kurz IARC, als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft.
Psychische Erkrankungen können durch Nachtarbeit ebenfalls begünstigt werden. Stress, Nervosität und Depressionen können die Folge von häufigen Nachtschichten sein. Erschwerend hinzu kommt die soziale Exklusion, die mit regelmäßigen Nachtschichten einhergeht. Nachtarbeitern schlafen, wenn andere wach sind und Zeit für ein Treffen hätten. Gehen sie doch zu Verabredungen, führt das fast unweigerlich zu Schlafmangel.
Vorteile der Nachtarbeit
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Nachtarbeit gesundheitliche Risiken mit sich bringt. Dennoch arbeiten manche Menschen ganz bewusst nachts – weil die Nachtarbeit auch Vorteile haben kann.
Das wohl wichtigste Argument für viele Nachtarbeiter ist der Nachtzuschlag. Er kann Jobs, die mit Nachtschichten einhergehen, attraktiv machen. Im besten Fall müssen die Beschäftigten nicht Vollzeit arbeiten, um auf ein gutes Gehalt zu kommen. Auch mögliche freie Tage als Ausgleich sind vorteilhaft, weil sie mehr Freizeit bedeuten und sich Arbeitnehmer von den Nachtschichten erholen können.
Nachtarbeit kann für das Familienleben sowohl Nachteile als auch Vorteile haben. Der Vorteil: Nachts schläft der Rest der Familie, jüngere Kinder kann ein Nachtarbeiter dafür tagsüber betreuen, wenn er ausgeschlafen hat. Das kann die Kinderbetreuung vereinfachen.
Wer gerne nachts arbeitet, tut das oft auch, weil bei Nachtschichten eine ganz besondere Stimmung herrscht. Es hat etwas, wach zu sein, während die meisten anderen Menschen schlafen. Alles ist nachts ruhiger – es herrscht kaum Verkehr, es sind kaum Menschen unterwegs, und die Arbeit geht ebenfalls deutlich ruhiger zu. So wuselig wie am Tag ist es nachts in der Regel nicht. Das kann für entspanntere Schichten sorgen.
Tipps für den Umgang mit Nachtarbeit
Wie gut du mit Nachtarbeit klarkommst, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Einerseits ist es eine Frage der Gewöhnung, nachts zu arbeiten und tagsüber zu schlafen. Am Anfang kann es etwas dauern, bis du dich an den neuen Rhythmus gewöhnt hast. Andererseits kann dir dein Arbeitgeber mit einer arbeitnehmerfreundlichen Schichtplanung entgegenkommen. Es hilft, wenn Schichten nicht zu lang sind, sie nicht ständig wechseln und es auch Pausen von der Nachtarbeit gibt.
Auch du selbst kannst einiges dafür tun, dass dir die Nachtarbeit nicht allzu schwerfällt. Entscheidend ist insbesondere, ob du trotzdem genug Schlaf bekommst. Dabei kannst du dich an den Empfehlungen für eine gute Schlafhygiene orientieren. Die wichtigsten Aspekte: Dein Schlafzimmer sollte möglichst dunkel und ruhig sein. Schalte das Handy und andere elektronische Geräte frühzeitig aus, weil sie den Schlaf stören können. Gegen Verkehrsgeräusche und anderen Lärm, der deinen Schlaf beeinträchtigen kann, helfen Ohrstöpsel. Auch eine Schlafbrille kann gute Dienste leisten.
So bleibst du während der Nachtschicht wach
Falls du nicht einschlafen kannst, zwing dich nicht dazu. Steh auf und mach etwas anderes, bei dem du müde wirst. Lesen eignet sich zum Beispiel gut. Es ist nicht sinnvoll, zu lange wach im Bett zu liegen, weil es sonst sein kann, dass du mit deinem Bett Schlaflosigkeit verknüpfst. Wer nicht einschlafen kann, versucht es meist umso angestrengter – und meist klappt es dann erst recht nicht.
Während deiner Nachtschichten solltest du nicht allzu viel Kaffee oder Energydrinks konsumieren. Je mehr Kaffee oder Energydrinks du zu dir nimmst, desto größer ist meist auch das Leistungstief, das früher oder später auf den Koffein-Kick folgt. Außerdem solltest du gegen Ende deiner Schicht kein Koffein mehr trinken, weil es dich am Einschlafen hindern kann.
Um während einer Nachtschicht nicht zu müde zu werden, solltest du auf leichte Snacks statt auf deftiges Essen setzen. Sie beschweren den Körper nicht zusätzlich, geben dir aber trotzdem neue Energie. Es hilft außerdem, dich während deiner Schicht viel zu bewegen und bei hellem Licht zu arbeiten. Frische Luft ist ebenfalls ein Wachmacher – wenn es möglich ist, öffne also öfter mal das Fenster.
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