Voll arbeiten kommt für viele Menschen nicht infrage, weil dann im Alltag zu wenig Zeit für andere Dinge bleibt. Das betrifft vor allem Frauen, die sich um ihre Familie und den Haushalt kümmern. Eine Teilzeitbeschäftigung ist ein Weg, trotzdem einer Erwerbstätigkeit nachzugehen. Sie birgt jedoch auch Risiken – Stichwort Teilzeitfalle. Was das ist, welche Folgen die Teilzeitfalle haben kann und was Betroffene tun können, um nicht darin zu landen.
Immer mehr Menschen arbeiten in Teilzeit
Viele Menschen haben keinen Vollzeitjob, sondern gehen in Teilzeit einer Erwerbstätigkeit nach. Das umfasst alle Tätigkeiten, die in ihrem zeitlichen Umfang unter einer Vollzeitstelle von 40 Wochenstunden liegen. Wer in Teilzeit arbeitet, kann 35 Stunden in der Woche arbeiten, aber auch acht, zum Beispiel im Rahmen einer geringfügigen Beschäftigung.
Nach Daten des Statistischen Bundesamts arbeiteten im Jahr 2022 30,2 Prozent aller Erwerbstätigen in Teilzeit. Die Kluft zwischen den Geschlechtern ist dabei enorm: Fast jede zweite erwerbstätige Frau – 49,2 Prozent – hat einen Teilzeitjob. Bei den Männern sind es hingegen nur 12,7 Prozent.
Die Teilzeitquote ist in den vergangenen 30 Jahren insgesamt stark gestiegen: Im Jahr 1991 lag sie noch bei 14 Prozent und hat sich somit seither verdoppelt. Das muss jedoch nicht heißen, dass mehr Menschen ihre Arbeitszeit verringert haben. Es spiegelt vielmehr wider, dass mehr Menschen überhaupt arbeiten: Viele Frauen mit Familie arbeiten heute in Teilzeit. Noch vor einigen Jahrzehnten gingen viele hingegen gar keiner Arbeit nach. Der Anteil der 15- bis 65-jährigen Frauen mit Job lag im Jahr 1991 bei 54,3 Prozent, bis zum Jahr 2020 stieg er auf rund 71 Prozent an – ein deutlicher Zuwachs.
Entscheidung für Teilzeit fällt oft sehr bewusst
Die Entscheidung, in Teilzeit zu arbeiten, treffen viele Beschäftigte ganz bewusst. Vor allem viele Frauen haben das Gefühl, dass es anders gar nicht geht: Sie kümmern sich „nebenher“ noch um die Kinder und den Haushalt. Der Mann arbeitet oft voll; selbst wenn er sich trotzdem in der Familie engagiert, bleibt der Löwenanteil der Arbeit nach wie vor in vielen Fällen an Frauen hängen. Das lässt sich mit einer Vollzeittätigkeit kaum vereinen.
In anderen Fällen hat die Entscheidung für Teilzeit nichts mit der Familie zu tun. Manche Beschäftigte möchten aus anderen Gründen mehr Freizeit haben, etwa für Hobbys oder um sich um pflegebedürftige Angehörige zu kümmern. Es kann auch sein, dass jemand keinen Vollzeitjob gefunden hat.
Teilzeitfalle: Was ist das und wer ist davon betroffen?
Wer in Teilzeit arbeitet, hat oft ganz bewusst eine Tätigkeit gesucht, die ihn zeitlich weniger beansprucht als ein Vollzeitjob. Eine Zeit lang geht es in manchen Fällen gar nicht anders, was insbesondere viele Frauen mit kleinen Kindern und schier endlosen Aufgaben im Haushalt und bei der Familienorganisation betrifft. Irgendwann aber kommt für viele Teilzeitbeschäftigte der Zeitpunkt, an dem sie wieder mehr Zeit für den Job hätten – und gerne mehr arbeiten würden. Dann stellen viele fest, dass das manchmal gar nicht so einfach ist.
Beim derzeitigen Arbeitgeber gibt es womöglich nicht die Möglichkeit, das Arbeitspensum zu erhöhen, weil die Stelle auf eine geringere Stundenzahl angelegt ist. Wer jedoch mit seinem Job und dem Arbeitgeber grundsätzlich zufrieden ist, schreckt vor einem Arbeitgeberwechsel womöglich zurück – zumal dann, wenn es finanziell nicht zwingend erforderlich ist, sich einen Vollzeitjob zu suchen.
Im Teilzeitmodell gefangen
Auch ein Wechsel von Teilzeit zu Vollzeit bei einer anderen Firma ist nicht immer leicht zu bewerkstelligen. Das hängt auch mit den tendenziell schlechteren Karrierechancen von Teilzeitbeschäftigten zusammen. Wer beruflich aufsteigen möchte, muss sich nicht nur stärker engagieren – auch zeitlich –, auch die Präsenz im Büro oder Betrieb spielt für die eigene Sichtbarkeit eine Rolle. Aus diesen Gründen haben Teilzeitmitarbeiter oft das Nachsehen, wenn eine Beförderung im Raum steht. Bewerben sie sich extern auf eine höherrangige Position, haben sie oft schlechtere Chancen als Kandidaten, die schon vorher voll gearbeitet haben.
Wenn Teilzeitbeschäftigte nicht mehr freiwillig in Teilzeit arbeiten, sondern das nur noch tun, weil sie keine andere Option sehen, sind sie in die Teilzeitfalle geraten. Ihre beruflichen Möglichkeiten sind dadurch stark eingeschränkt. Nicht nur das: Eine längerfristige Teilzeitbeschäftigung bringt auch verschiedene Nachteile mit sich.
Von der Teilzeitfalle sind Frauen überdurchschnittlich häufig betroffen. Sie treten im Job oft mehr oder weniger zwangsweise kürzer, wenn sie Kinder bekommen. Später ist es ihnen dann oft nicht mehr ohne Weiteres möglich, wieder mehr zu arbeiten. Ebenso können auch Männer in die Teilzeitfalle geraten.
Risiken der Arbeit in Teilzeit
In Teilzeit zu arbeiten kann für die Work-Life-Balance in manchen Lebensphasen die beste Lösung sein. Das Modell Teilzeit birgt jedoch auch Risiken und kann Nachteile mit sich bringen, wegen denen die Teilzeitfalle oftmals schwerwiegende Folgen für die Betroffenen hat.
Wer in Teilzeit arbeitet, hat naturgemäß ein geringeres Gehalt. Zwar kann es im Einzelfall vorkommen, dass ein Teilzeitbeschäftigter besser bezahlt wird als jemand, der in Vollzeit arbeitet. In der Regel aber sorgt die Arbeit in Teilzeit für deutliche Einbußen beim monatlichen Gehaltseingang. Erschwerend hinzu kommen die häufig niedrigeren Löhne – auch relativ gesehen –, wie sie bei vielen Teilzeitjobs und insbesondere Minijobs üblich sind. Viele Teilzeitbeschäftigte können von ihren Einkünften aus dem Job allein nicht leben. Sie sind damit auf einen Partner angewiesen, der sie finanziell unterstützt, oder müssen zusätzlich zu ihrem Job Sozialleistungen wie Bürgergeld beantragen, um über die Runden zu kommen.
Der Aufstieg in besserbezahlte Jobs bleibt vielen Teilzeitkräften verwehrt: Ihre Karrierechancen stehen in vielen Fällen schlechter. Es ist zwar nicht unmöglich, in Teilzeit die Karriereleiter zu erklimmen, kommt aber in der Praxis seltener vor als wenn jemand in Vollzeit arbeitet. Besonders schwierig ist es für Menschen, die zwar gerne einen besseren Job hätten, aber nicht mehr arbeiten können oder wollen. Viele höherrangige Positionen werden in Teilzeit nicht angeboten oder erfordern einen so hohen zeitlichen Einsatz, dass sie in Teilzeit nicht machbar sind.
Schlechtere soziale Absicherung von Teilzeitbeschäftigten
Werden Teilzeitbeschäftigte krank oder arbeitslos, rächt sich das niedrigere Einkommen. Die Höhe von Lohnersatzleistungen wie Krankengeld oder Arbeitslosengeld bemisst sich daran, was Betroffene vorher verdient haben. Das kann für eine unzureichende Absicherung der Betroffenen sorgen.
Ein Problem ist die Teilzeitfalle auch für die Rente. Die Höhe der Altersrente bemisst sich daran, was Rentner im Laufe ihres Erwerbslebens in die Rentenkasse eingezahlt haben. Niedrige Einkünfte während der Berufstätigkeit sorgen entsprechend für eine geringe Rente. Das kann dazu führen, dass Betroffene ihren Lebensunterhalt nicht aus eigener Kraft sichern können, sondern auf Unterstützung vom Staat angewiesen sind. So kann auf eine Teilzeitfalle Altersarmut folgen.
Die Teilzeitfalle vermeiden mit Brückenteilzeit
Am besten ist es, gar nicht erst in die Teilzeitfalle zu geraten. Angenommen, du möchtest gerne eine gewisse Zeit lang in Teilzeit arbeiten, aber nicht zwingend auf Dauer. Dann kann das Modell Brückenteilzeit die beste Lösung sein. Seit Januar 2019 haben Arbeitnehmer die Option, zeitlich befristet in Teilzeit zu arbeiten. Anschließend haben sie einen Anspruch darauf, wieder so viel zu arbeiten wie zuvor. Diese Möglichkeit soll die Teilzeitfalle per Gesetz verhindern.
Brückenteilzeit kommt jedoch nicht für alle Beschäftigten in Betracht. Zu den Voraussetzungen für einen Anspruch auf Brückenteilzeit gehört unter anderem, dass der Arbeitgeber mehr als 45 Mitarbeiter beschäftigen muss. Das Arbeitsverhältnis muss zudem schon länger als sechs Jahre bestehen und die Brückenteilzeit muss rechtzeitig beantragt werden.
Brückenteilzeit darf zwischen einem und fünf Jahren dauern. Der Arbeitgeber kann den Wunsch eines Mitarbeiters nach Brückenteilzeit ablehnen, wenn es betriebliche Gründe dafür gibt. Wenn Organisation, Abläufe oder die Sicherheit im Betrieb wesentlich beeinträchtigt wären, darf der Arbeitgeber Nein sagen. Zudem gilt eine Zumutbarkeitsgrenze für Firmen mit 46 bis 200 Mitarbeitern: Arbeitgeber müssen in diesem Fall nur einem von 15 Beschäftigten Brückenteilzeit gewähren.
Wenn kein gesetzlicher Anspruch auf Brückenteilzeit besteht, kann sich ein Gespräch mit dem Vorgesetzten trotzdem lohnen. Vielleicht lässt sich der Arbeitgeber freiwillig auf eine entsprechende Vereinbarung ein, so dass sich Beschäftigte keine Sorgen machen müssen, dass die Teilzeit zur Falle wird.
Wege aus der Teilzeitfalle: Diese Möglichkeiten haben Betroffene
Wer einmal in die Teilzeitfalle gerät, muss nicht für immer darin bleiben. Wichtig ist, zu wissen, wie man aus der Teilzeitfalle wieder herauskommen kann. Nicht immer ist es dazu zwingend nötig, mehr zu arbeiten – manche Nachteile, die viele Teilzeitstellen betreffen, können auch ohne berufliche Veränderung gemindert werden. Vielleicht hast du Angst, dass deine Teilzeit dazu führen könnte, dass du beruflich auf der Stelle trittst. Das muss aber nicht der Fall sein. Entscheidend ist, wie du dich nach außen präsentierst und wie sehr du dich im Job engagierst.
Wenn dein Arbeitgeber dich als leistungsfähigen und ambitionierten Mitarbeiter wahrnimmt, kann das deine Chancen für einen internen Aufstieg verbessern. Unter diesen Umständen wird auch ein Arbeitszeugnis sicherlich gut ausfallen, was nützlich ist, wenn du dich bei anderen Arbeitgebern bewerben möchtest. Selbstvermarktung spielt für deine Karrierechancen eine wichtige Rolle: Es reicht nicht, fähig zu sein – es muss auch bemerkt werden. Scheue dich deshalb nicht, deutlich zu machen, was du kannst und für deinen Arbeitgeber erreicht hast. Wenn du dabei trotzdem bescheiden bleibst, wirkt es nicht unsympathisch.
Ebenso wichtig ist es, wen du kennst und wer von dir überzeugt ist. Knüpfe und pflege Beziehungen, die dir beim beruflichen Aufstieg behilflich sein können. Wenn die richtigen Personen von dir überzeugt sind, kannst du auch in Teilzeit gute Karrierechancen haben. Es ist auch immer eine gute Idee, dich gezielt weiterzuentwickeln und deine Kompetenzen und dein Wissen auszubauen – bei Weiterbildungen, die der Arbeitgeber fördert, oder auch in Eigenregie.
Zurück in Vollzeit: So kann es gelingen
Vielleicht möchtest du nicht mehr in Teilzeit arbeiten, hast bisher aber noch keinen Vollzeitjob an Land ziehen können. Wenn du aus der Teilzeit zurück in die Vollzeit möchtest, hast du verschiedene Optionen. Du kannst mit dem Arbeitgeber darüber sprechen, ob du in deiner jetzigen Stelle mehr arbeiten könntest. Oder du bewirbst dich intern, wenn Stellen im Unternehmen frei werden. Dabei hast du vergleichsweise gute Chancen: Arbeitgeber müssen Teilzeitkräfte, die ihr Arbeitspensum erhöhen wollen, bevorzugen, wenn geeignete Stellen zu besetzen sind.
Wenn es bei deinem jetzigen Arbeitgeber nichts Passendes gibt oder du den Arbeitgeber gerne wechseln möchtest, kannst du mit einer externen Bewerbung erfolgreich sein. Wie gut deine Chancen bei der Jobsuche stehen, hängt davon ab, wo du dich bewirbst. Suche dir Stellenangebote heraus, die zu deinem Profil und deinen beruflichen Zielen passen. Es kann sinnvoll sein, sich zunächst einen Job auf einer vergleichbaren Ebene zu suchen, statt von einem Teilzeitjob aufsteigen zu wollen. Nach einer gewissen Zeit im neuen Job kannst du dich immer noch für eine höherrangige Position bewerben.
Um nicht in der Teilzeitfalle gefangen zu bleiben, kommt es nicht zuletzt darauf an, wie du deinen Alltag organisierst. Wenn du wegen privater Verpflichtungen in Teilzeit arbeitest, suche dir Unterstützung. Vielleicht kann dein Partner dir mehr Aufgaben abnehmen oder vielleicht gibt es Angehörige, die hier und da einspringen können. Auch professionelle Unterstützung kann hilfreich sein – wenn du beispielsweise eine Reinigungskraft einstellst, bleibt dir mehr Zeit für den Job. Vielleicht kann dein Kind auch länger in der Kita bleiben oder öfter bei den Großeltern betreut werden.
Was Arbeitgeber gegen die Teilzeitfalle tun können
Auch Arbeitgeber haben etwas davon, wenn ihre Mitarbeiter nicht in eine Teilzeitfalle geraten. Fühlen sich Beschäftigte in ihrer Teilzeitposition gefangen, sind sie womöglich unzufrieden. Das kann schlechtere Leistungen und ein geringeres Engagement zur Folge haben. Außerdem kann es sich negativ auf die Mitarbeiterbindung auswirken – schlimmstenfalls verlieren Firmen fähige Mitarbeiter, weil diese keine Zukunft für sich im Unternehmen sehen und kündigen.
Arbeitgeber können etwas dafür tun, dass eine Teilzeitfalle unwahrscheinlicher wird. Sie können zum Beispiel Mitarbeitern mit passenden Beschäftigungsangeboten entgegenkommen, die wieder mehr arbeiten möchten. Auch eine freiwillige Übereinkunft über eine Brückenteilzeit kann dabei helfen, eine Teilzeitfalle zu verhindern.
Mit den Rahmenbedingungen, die Arbeitgeber ihren Beschäftigten bieten, können sie Teilzeit unnötig machen. Flexible Arbeitsmodelle, die sich positiv auf die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben der Beschäftigten auswirken, sind dazu besonders nützlich. Das kann zum Beispiel flexible Arbeitszeiten umfassen, die Möglichkeit zur Arbeit im Homeoffice oder eine betriebseigene Kita. Am effektivsten sind Maßnahmen, die den Bedürfnissen und Wünschen der Mitarbeiter entgegenkommen. Offene Gespräche und anonyme Mitarbeiterbefragungen sind diesbezüglich aufschlussreich und helfen Arbeitgebern, passende Maßnahmen auf den Weg zu bringen.
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