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Arbeitsmodelle: Definitionen, Vor- & Nachteile

Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel. Globalisierung und Digitalisierung verändern die Art und Weise, in der wir arbeiten. Das führt zur Entstehung neuer Arbeitsmodelle, die klassische Arbeitsmodelle ergänzen oder ersetzen. In diesen Artikel geben wir dir einen Überblick über die wichtigsten Arbeitsmodelle und ihre Vor- und Nachteile.

Neue Arbeitsmodelle: Die Arbeitswelt im Wandel

Wie arbeiten wir? Auf diese Frage schien es lange Zeit vor allem eine Antwort zu geben: Man erscheint zu einer vorab festgelegten, immer gleichen Zeit an einem festen Arbeitsplatz im Büro oder Betrieb und verlässt ihn erst wieder, wenn die Uhr Feierabend anzeigt. Seither hat sich die Arbeitswelt grundlegend gewandelt – und mit ihr die Arbeitsmodelle, in denen sich Beschäftigungsverhältnisse bewegen.

Den jüngsten Umbruch in der Arbeitswelt hat zunächst die Globalisierung angestoßen. Heute müssen sich viele Unternehmen auch gegen internationale Konkurrenten behaupten, außerdem ist die Welt heute enger vernetzt als je zuvor. Es ist so einfach und günstig wie nie, sich mit Kontakten in anderen Teilen der Erde auszutauschen.

Auch die digitale Transformation spielt für die Ausgestaltung der Arbeit heute eine entscheidende Rolle. Mit der Digitalisierung gehen völlig neue Möglichkeiten einher, die es vorher nicht gab: zum Beispiel mobiles Arbeiten oder die Arbeit aus dem Homeoffice.

Flexibles Arbeiten liegt im Trend

Nicht nur die Rahmenbedingungen der Arbeit haben sich verändert. Auch die Arbeitsmodelle, die genutzt werden oder mit denen experimentiert wird, sind anders als noch vor einigen Jahrzehnten. Wie die Arbeitszeit gestaltet wird, wo wir arbeiten und welche Arbeitsbedingungen im weiteren Sinn typisch sind, unterscheidet sich heute zum Teil stark von den gängigen Arbeitsmodellen des vergangenen Jahrhunderts.

Gegenwärtig gibt es viele Arbeitsmodelle, die sich durch eine große Flexibilität auszeichnen. Sie ermöglichen individuelle Lösungen – ganz so, wie es für den Arbeitgeber, den Job und nicht zuletzt den Beschäftigten selbst am besten passt.

Dass immer mehr Arbeitgeber flexible Arbeitsmodelle anbieten, hängt in hohem Maße mit den Erwartungen der Beschäftigten zusammen. Um für Fachkräfte attraktiv zu sein, stellen sich Arbeitgeber auf deren Bedürfnisse ein. Wünsche wie eine gute Work-Life-Balance und Flexibilität bei der Gestaltung der Arbeitszeit können durch flexible Arbeitsmodelle häufig erfüllt werden.

Klassische Arbeitsmodelle und ihre Vor- und Nachteile

Wie lässt sich Arbeit gestalten? Auf diese Frage gab es lange Zeit eine überschaubare Anzahl an Antworten. Besonders beliebt war der klassische 9-to-5-Job. Auch Teilzeit gehört zu den Arbeitsmodellen, die es schon länger gibt. Typisch für klassische Arbeitsmodelle sind die ganz überwiegend festen Arbeitszeiten, die Tag für Tag gleich sind. Heute setzen immer noch viele Arbeitgeber auf klassische Arbeitsmodelle – zum Teil ergänzt um moderne Elemente.

Der 9-to-5-Job

Der absolute Klassiker der Arbeitsmodelle ist der 9-to-5-Job. Dieses Arbeitsmodell steht für starre Arbeitszeiten und die Anwesenheit des Beschäftigten in der Firma oder im Betrieb.

Die Bezeichnung spiegelt die für vielen Arbeitnehmer typischen acht Stunden Arbeit zwischen 9 und 17 Uhr wider, allerdings können die tatsächlichen Arbeitszeiten auch davon abweichen. Gemein ist solchen Jobs jedoch, dass die Arbeitnehmer jeden Tag zur selben Uhrzeit mit der Arbeit beginnen und zur selben Uhrzeit Feierabend haben. Während des Arbeitstages befinden sich die Mitarbeiter im Büro oder dem Betrieb, wenn sie nicht gerade Termine auswärts haben.

Vorteile des 9-to-5-Jobs:

  • Planbarkeit für Arbeitnehmer und Arbeitgeber
  • hohes Maß an Kontrolle durch Arbeitgeber möglich
  • geringes Risiko, Überstunden nicht als solche wahrzunehmen
  • klare Trennung zwischen Arbeit und Privatleben möglich

Nachteile des 9-to-5-Jobs:

  • wenig flexibel
  • zum Teil schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Familie/Privatleben
  • die reine Anwesenheit von Mitarbeitern zu bestimmten Zeiten sagt nichts über ihre Produktivität aus

Teilzeit

Wie der 9-to-5-Job gehört auch Teilzeit zu den klassischen Arbeitsmodellen, die nach wie vor häufig genutzt werden. Teilzeit bedeutet nichts anderes, als dass ein Arbeitnehmer weniger Stunden arbeitet, als es in einem Vollzeitjob der Fall wäre. Teilzeit kann also 35 Wochenstunden bedeuten oder auch zehn.

Vorteile von Teilzeit:

  • den Beschäftigten bleibt mehr Freizeit, was Stress entgegenwirken kann
  • Teilzeit unterstützt die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben
  • durch die reduzierten Arbeitszeiten sind viele Teilzeitkräfte im Job motivierter und leistungsfähiger
  • mehrere Teilzeitarbeitnehmer sind oft produktiver als ein Vollzeitmitarbeiter

Nachteile von Teilzeit:

  • die Beschäftigten erhalten weniger Geld, wodurch Teilzeit nicht für jeden machbar ist
  • die reduzierte Arbeitszeit kann für mehr Stress im Job sorgen, weil weniger Zeit für die Aufgaben bleibt
  • nicht immer lässt sich Teilzeit mit Karriere vereinbaren

Moderne Arbeitsmodelle und ihre Vor- und Nachteile

Obwohl viele Arbeitgeber nach wie vor auf klassische Arbeitsmodelle setzen, haben flexible Arbeitsmodelle schon vor Jahren Einzug in die Arbeitswelt gehalten. Sie sind auf dem Vormarsch – und im Begriff, klassische Arbeitsmodelle zu verdrängen. Das ist auch dem Wunsch vieler Arbeitnehmer nach mehr Flexibilität und einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie geschuldet. Für viele Beschäftigte spielt das Gehalt nicht die wichtigste Rolle bei der Wahl eines Jobs und die Treue zum Arbeitgeber – nicht selten sind die Arbeitsbedingungen entscheidend für die Jobzufriedenheit.

Homeoffice

Homeoffice zählt zu den neueren Arbeitsmodellen, die bereits sehr häufig genutzt werden. Die Arbeit von zuhause liegt schon seit Jahren im Trend, der durch die Coronakrise weiter befördert wurde. Immer mehr Arbeitgeber bieten ihren Mitarbeitern die Möglichkeit, zumindest teilweise im Homeoffice zu arbeiten.

Besteht die Möglichkeit zu Homeoffice, arbeiten die Beschäftigten meist an bestimmten Tagen der Woche von zuhause aus. Manche Arbeitnehmer arbeiten auch ganz überwiegend im Homeoffice und sind nur im Unternehmen, wenn es dazu einen besonderen Anlass gibt.

Die Modalitäten, die Homeoffice begleiten, können sich von Beschäftigungsverhältnis zu Beschäftigungsverhältnis unterscheiden. Manche Arbeitnehmer halten im Homeoffice feste Arbeitszeiten ein, andere können sich ihre Zeit freier einteilen, zum Beispiel mit Gleitzeit.

Vorteile von Homeoffice:

  • Homeoffice ist ein sehr flexibles Arbeitsmodell – besonders, wenn die Beschäftigten selbst entscheiden können, wie sie ihre Arbeit auf den Tag verteilen
  • Pendeln ist nicht nötig, wodurch Arbeitnehmern mehr Zeit bleibt und die Kosten für die Fahrt zur Arbeit ebenso sinken wie Emissionen
  • Weil der Arbeitsweg entfällt, haben Beschäftigte mehr Freizeit, was ihre Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit erhöhen kann

Nachteile von Homeoffice:

  • Arbeitgeber können bei Homeoffice schlechter kontrollieren, was ihre Beschäftigten machen
  • Die Absprache mit Vorgesetzten und Kollegen kann erschwert sein
  • viele im Homeoffice Tätige vermissen den persönlichen Kontakt mit anderen Menschen
  • die Konzentrationsfähigkeit kann vermindert sein, wenn kein richtiger Arbeitsplatz zur Verfügung steht oder die technische Ausstattung schlechter als beim Arbeitgeber ist
  • die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben können verschwimmen; viele Arbeitnehmer können schlechter abschalten, wenn es zwischen Arbeitsplatz und Wohnraum keine (größere) räumliche Trennung gibt

Jobsharing

Beim Jobsharing teilen sich mehrere Arbeitnehmer einen Arbeitsplatz. Damit entspricht das Arbeitsmodell in seinen Grundzügen der Teilzeit. Anders als bei Teilzeit sprechen sich die Beschäftigten aber häufig untereinander ab und entscheiden, wer welche Aufgaben übernimmt. Auch die Arbeitszeiten können Arbeitnehmer, die sich eine Vollzeitstelle teilen, oft vergleichsweise flexibel festlegen. Wichtig ist aus Arbeitgebersicht, dass immer jemand da ist.

Jobsharing gibt es in zwei Varianten: Jobsplittung und Jobpairing. Beim Jobsplitting teilen sich die Beschäftigten alle Tätigkeiten auf und erledigen sie anschließend eigenständig. Beim Jobpairing ist die Abstimmung hingegen enger; die Beschäftigten treffen etwa gemeinsame Entscheidungen über bestimmte Vorgehensweisen.

Vorteile von Jobsharing:

  • Teilzeitkräfte sind oft produktiver als Vollzeitmitarbeiter
  • häufig können sich die Beschäftigten ihre Arbeitszeiten und Aufgaben flexibel aufteilen
  • ist ein Mitarbeiter krank, kann der andere einspringen; auch eine Kündigung trifft den Arbeitgeber wenig hart

Nachteile von Jobsharing:

  • Jobsharing funktioniert nur mit einer guten Absprache
  • ist diese nicht gegeben, arbeiten die Teilzeitbeschäftigten im Jobsharing nicht produktiv zusammen, sondern können sich sogar in ihrer Arbeit behindern

Remote Work

Ein weiteres neues Arbeitsmodell ist Remote Work, bei dem der Arbeitsplatz remote („fern“ oder „entfernt“) ist. Präsenz ist typischerweise nicht mehr nötig. Stattdessen gibt es häufig virtuelle Teams. Beschäftigte haben in der Regel keinen festen Arbeitsplatz im Unternehmen, sondern arbeiten auswärts – zum Beispiel im Homeoffice, einem Café oder im Zug auf dem Weg zu einem Termin. Auch viele digitale Nomaden haben einen remote Arbeitsplatz. Remote Work kann nur mit entsprechend ausgereiften technischen Lösungen funktionieren.

Vorteile von Remote Work:

  • Mitarbeiter können meist an einem Ort ihrer Wahl arbeiten – oft sogar im Ausland –, was dieses Arbeitsmodell sehr flexibel macht
  • Beschäftigte können die Zeit optimal nutzen, weil sie mobil arbeiten können
  • die teilweise eingesetzten internationalen Teams können eine Bereicherung sein, weil sich die Mitarbeiter mit ihren unterschiedlichen Hintergründen, Erfahrungen und Sichtweisen ergänzen

Nachteile von Remote Work:

  • die Absprache mit Kollegen und Vorgesetzten kann erschwert sein
  • die Arbeit der Mitarbeiter zu kontrollieren ist für Arbeitgeber schwierig
  • wenn der Remote-Arbeitsplatz nicht optimal mit entsprechenden Geräten, Software und Co eingerichtet ist, kann die Arbeit für Beschäftigte erschwert sein, so dass die Produktivität leidet

4-Tage-Woche

Viele Arbeitnehmer wünschen sich eine 4-Tage-Woche. Möglich ist sie bislang in den wenigsten Unternehmen, allerdings ist sie immer wieder im Gespräch. Firmen, die mit der 4-Tage-Woche experimentiert haben, haben häufig gute Erfahrungen damit gemacht. Oft litt die Produktivität nicht, stattdessen waren die Mitarbeiter motivierter und zufriedener. Bei der 4-Tage-Woche ist die Arbeit entweder verringert oder muss in der kürzeren Zeit geschafft werden. Das Gehalt ist normalerweise um den fehlenden Arbeitstag gemindert.

Vorteile der 4-Tage-Woche:

  • oft schaffen Arbeitnehmer dasselbe Pensum in weniger Zeit
  • Beschäftigte haben durch eine 4-Tage-Woche mehr Freizeit und damit mehr Zeit für Entspannung und einen Ausgleich vom Job
  • das kann ihre Motivation, Leistungsfähigkeit und Produktivität erhöhen und Stress reduzieren
  • weil Arbeitnehmer einen Tag weniger arbeiten, sinken die Kosten für ÖPNV, Sprit oder die Kinderbetreuung

Nachteile der 4-Tage-Woche:

  • für Arbeitnehmer bedeutet dieses Arbeitsmodell in der Regel auch weniger Geld – das kann sich nicht jeder leisten
  • an den verbleibenden Arbeitstagen kann es stressig werden, wenn dasselbe Arbeitspensum erledigt werden muss
  • dadurch kann es zu Überstunden kommen

Gleitzeit

Zu den flexiblen Arbeitsmodellen gehört die Gleitzeit. Dabei sind die Arbeitszeiten variabel. Arbeitnehmer können in einem gewissen Rahmen selbst entscheiden, wann sie jeweils bei der Arbeit erscheinen und Feierabend machen. Typischerweise sind Kernarbeitszeiten festgelegt, zum Beispiel von 10 bis 15 Uhr, zu denen alle Mitarbeiter anwesend sein müssen. Die restliche Arbeitszeit kann dann frei verteilt werden.

Eine Variante der Gleitzeit ist die Funktionszeit, die Kernarbeitszeit ersetzt. Funktionszeit steht für Zeiten, in denen bestimmte Funktionen gewährleistet sein müssen. Die Teams können sich aber absprechen, wer wann da ist. Es müssen also nicht alle Beschäftigten zu den Funktionszeiten vor Ort sein, solange immer jemand aus dem Team anwesend ist.

Vorteile von Gleitzeit:

  • Gleitzeit ermöglicht den Beschäftigten eine flexible Gestaltung ihres Alltags und kommt der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben entgegen
  • das kann für mehr Motivation, Engagement und Zufriedenheit bei den Mitarbeitern sorgen, was ihre Leistungsfähigkeit steigern kann
  • dieses Arbeitsmodell bietet Arbeitnehmern die Möglichkeit, die Arbeitszeiten entsprechend ihres Chronotyps zu gestalten und produktive Zeiten optimal zu nutzen

Nachteile von Gleitzeit:

  • Gleitzeit eignet sich nicht für alle Jobs – ein Verkäufer kann etwa nicht nach Belieben entscheiden, wann er seine Schicht antritt
  • das Arbeitsmodell kann problematisch sein, wenn Mitarbeiter zu bestimmten Zeiten für Kunden und Geschäftskontakte erreichbar sein müssen
  • es kann schwierig sein, Meetings zu planen
  • oft ist für Arbeitgeber unklar, wer wann da ist

Vertrauensarbeitszeit

Bei Vertrauensarbeitszeit lässt der Arbeitgeber seinen Mitarbeitern viel Freiraum. Arbeitnehmer entscheiden dabei selbst, wann sie arbeiten und wann sie welche Aufgaben erledigen. Sie müssen zwar ihr wöchentliches Pensum erfüllen, aber es ist nicht entscheidend, wann sie anwesend sind. Wichtig ist das Ergebnis. Typischerweise einigen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer bei Vertrauensarbeitszeit auf konkrete Ziele in bestimmten Zeiträumen.

Vorteile von Vertrauensarbeitszeit:

  • für Arbeitnehmer bedeutet das Arbeitsmodell viel Flexibilität und viel Freiraum für eigenverantwortliches Arbeiten
  • bei vielen Beschäftigten kommt Vertrauensarbeitszeit gut an, was die Mitarbeiterzufriedenheit steigern kann
  • Vertrauensarbeitszeit kann das Verantwortungsbewusstsein der Mitarbeiter stärken

Nachteile von Vertrauensarbeitszeit:

  • der Arbeitgeber hat bei Vertrauensarbeitszeit sehr wenig Kontrolle über das, was seine Mitarbeiter tun
  • das Arbeitsmodell kann aus Arbeitnehmersicht problematisch sein, wenn sich die Beschäftigten nicht gut organisieren können – sie können sich dann leicht verzetteln und unter Zeitdruck geraten
  • kommt es bei der Absprache zwischen Arbeitgebern und -nehmern zu Missverständnissen, fällt das unter Umständen erst spät auf

Bildnachweis: Monkey Business Images / Shutterstock.com

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