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Degradierung im Job: Was bedeutet das und wann droht sie?

Ein Mann zeigt mit dem Finger auf einen Baustein, was ist eine Degradierung im Job?

Auf der Karriereleiter kann es nicht nur nach oben gehen, sondern auch wieder nach unten – zum Beispiel im Rahmen einer Degradierung. Hier erfährst du alles, was du zum Thema wissen musst, darunter: In welchen Situationen kann eine berufliche Degradierung drohen? Darf der Arbeitgeber Mitarbeiter degradieren? Und wie kann man mit einer Rückstufung im Job umgehen?

Degradierung: Bedeutung

Klären wir zunächst, was eine berufliche Degradierung genau bedeutet. Arbeitsrechtlich ist der Begriff nicht klar geregelt. Gemeint ist jedoch in der Regel eine Herabsetzung oder Zurückstufung. Ein Mitarbeiter verliert den Rang, den er vorher hatte. Meist handelt es sich um eine Degradierung von Führungskräften, die fortan auf einer niedrigeren Hierarchieebene angesiedelt sind oder auch gar keine Führungsverantwortung mehr tragen. In jedem Fall bewegt sich ein Arbeitnehmer bei einer Degradierung im Job von einer höheren auf eine niedrigere Ebene.

Eine Degradierung ist nicht mit einer Versetzung gleichzusetzen, jedenfalls nicht, wenn nach einer Versetzung die Arbeit ansonsten die gleiche bleibt. Ein Jobwechsel – auch gegen den Willen des Arbeitnehmers – auf eine gleichwertige Position stellt keine Rückstufung im Job dar.

Mitarbeiter degradieren: Was darf der Arbeitgeber?

Für Arbeitnehmer ist es keine gute Nachricht, wenn der Arbeitgeber sie herabstufen möchte. Aber: Darf der Arbeitgeber das überhaupt? Kann er einen Mitarbeiter einfach so nach Gutdünken degradieren – auch gegen dessen Willen? Nein, das geht grundsätzlich nicht ohne Weiteres. Eine einseitige Herabsetzung ist nicht möglich – das Weisungsrecht des Arbeitgebers geht nicht so weit. Es bedarf vielmehr einer entsprechenden Übereinkunft zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Daraus ergibt sich im Umkehrschluss: Der Beschäftigte kann eine Degradierung ablehnen.

Damit eine Degradierung wirksam ist, können sich die Vertragspartner auf eine Änderungsvereinbarung verständigen. In der Praxis kann das so aussehen, dass der Arbeitgeber auf einen Mitarbeiter zukommt und ihm mitteilt, wie seine Wünsche für seine weitere Entwicklung im Unternehmen aussehen. Stimmt der Beschäftigte dem zu, fixieren Arbeitgeber und Arbeitnehmer das Ganze schriftlich. Faktisch kommt es also zu einer Degradierung.

Eine Degradierung mittels Änderungskündigung

Eine andere Option, eine Degradierung rechtssicher durchzusetzen, besteht in einer Änderungskündigung. Dabei unterbreitet der Arbeitgeber einem Mitarbeiter ein Angebot zur weiteren Beschäftigung, bei dem die Rahmenbedingungen der Arbeit verändert sind. Lässt sich der Beschäftigte darauf ein, besteht das Arbeitsverhältnis zu veränderten Bedingungen fort. Ist er nicht einverstanden und willigt deshalb nicht ein, kommt es zu einer Kündigung.

Faktisch ist damit eine Degradierung ohne Abmahnung ebenso möglich wie eine Degradierung ohne Änderungskündigung. Es besteht auch die Möglichkeit, die Degradierung nicht offen zu vollziehen und gegenüber dem Beschäftigten auch nicht zu kommunizieren. Ein Arbeitgeber kann einem Mitarbeiter subtil und schrittweise immer mehr Verantwortung entziehen. Er teilt ihm vielleicht andere Aufgaben zu, von denen weniger abhängt. So umgeht der Arbeitgeber eine Degradierung, die juristisch wasserdicht womöglich nicht machbar wäre, sorgt aber effektiv trotzdem dafür, dass sich der Tätigkeitsbereich eines Mitarbeiters in die gewünschte Richtung verändert.

Welche Gründe kann es für eine Degradierung geben?

Wenn ein Arbeitgeber einen Mitarbeiter degradieren möchte, kann das verschiedene Ursachen haben. Oft hängt der Wunsch nach einer Rückstufung im Job damit zusammen, dass ein Beschäftigter aus Sicht seines Arbeitgebers keine guten beziehungsweise ausreichend guten Leistungen (mehr) erbringt. Das ist für den Arbeitgeber besonders dann ein Problem, wenn es wichtige Positionen im Unternehmen betrifft. In solchen Situationen kann eine Degradierung von Führungskräften die Folge sein.

Es kann auch sein, dass einer Degradierung persönliche Differenzen zwischen dem betreffenden Mitarbeiter und dessen Vorgesetzten vorausgegangen sind. Bei Meinungsverschiedenheiten und persönlichen Animositäten kann ein Beschäftigter aus seiner Position gedrängt werden, weil er höherrangigen Führungsebenen lästig geworden ist. Die Rückstufung kann dann als eine Art Strafe verstanden werden oder aus dem Wunsch der verantwortlichen Personen erwachsen, den Mitarbeiter beim beruflichen Aufstieg zu hindern.

Rückstufung nach längerer Krankheit

In anderen Fällen liegen die Ursachen für eine Degradierung im Job im Verhalten des Mitarbeiters. Er macht seine Arbeit vielleicht nicht so, wie er soll, oder verhält sich anderen gegenüber unangemessen. Auch Probleme bei der Mitarbeiterführung können zu einer Degradierung führen, ebenso der Verdacht auf Pflichtverstöße und anderes Fehlverhalten.

Manchmal hängt eine Degradierung nur bedingt mit der Person zusammen, die sie betrifft. Sie kann auch das Ergebnis von Budgetkürzungen, Umstrukturierungen und Personalabbau sein. Der Arbeitgeber sieht sich dann womöglich gezwungen, diesen Schritt zu gehen, obwohl er mit den Leistungen seines Mitarbeiters eigentlich zufrieden ist.

Vorstellbar ist auch eine Degradierung nach Krankheit. Ist jemand länger erkrankt und kann deshalb nicht arbeiten, hinterlässt er im Unternehmen eine Lücke. Das ist vor allem dann problematisch, wenn es sich um eine Führungskraft handelt. Auf Dauer bleibt zu viel Arbeit liegen, die nur begrenzt durch andere aufgefangen werden kann.

Tipps zum Umgang: Wie reagieren bei Degradierung?

Eine Degradierung ist für viele Betroffene ein harter Einschnitt. Wie kann man auf so eine Entwicklung reagieren? Kann man sich gegen eine Degradierung wehren? Wenn du degradiert wurdest, bietet sich ein Gespräch mit dem oder der Vorgesetzten an. Du kannst dabei die Gründe für diesen Schritt erfragen, was dir hilft, die Situation besser zu verstehen. Ebenso kannst du versuchen, den Arbeitgeber umzustimmen. Ist die Degradierung jedoch längst beschlossene Sache, ist das wahrscheinlich schwierig.

Arbeitgeber können über eine Degradierung nicht einseitig bestimmen. Das gibt dir Möglichkeiten, wenn dein Arbeitgeber doch versucht, über deinen Kopf hinweg eine Rückstufung durchzusetzen. Er handelt dabei möglicherweise rechtswidrig. Um das zu klären, bietet es sich an, Kontakt mit dem Betriebsrat und/oder einem Anwalt aufzunehmen, der sich mit Regelungen zur Degradierung im Arbeitsrecht auskennt.

Professionell bleiben

Ein Anwalt kann dich im Hinblick auf rechtliche Möglichkeiten beraten. Das gilt auch dann, wenn dir der Arbeitgeber eine Änderungskündigung vorlegt oder versucht, dich zu einer freiwilligen Änderungsvereinbarung zu bewegen. Möglicherweise hast du auch die Option, Widerspruch gegen die Entscheidung des Arbeitgebers einzulegen. Ob es entsprechende Mechanismen gibt, hängt allerdings vom Unternehmen ab.

Nach einer Degradierung ist es wichtig, dass du die unerwünschte Situation mit Fassung trägst und nicht emotional oder beleidigt reagierst. Verhalte dich weiterhin professionell, damit man dir nichts vorwerfen kann. Bist du mit der Situation unzufrieden, spricht am besten noch einmal mit deinem Vorgesetzten über die Angelegenheit. Vielleicht findet sich noch eine alternative Lösung, mit der ihr beide leben könnt.

Wenn du nach einer Degradierung einen Job hast, mit dem du dich nicht anfreunden kannst, und Gespräche mit dem Arbeitgeber nichts bringen, bleibt dir noch eine Option: Du kannst dir eine neue Stelle suchen. Wenn du einen Jobwechsel erwägst, ist es sinnvoll, dir die nötige Zeit zu nehmen, einen passenden Job zu finden. Überstürze nichts – sonst bist du nachher womöglich trotzdem nicht zufriedener.

So kannst du eine Degradierung bewältigen

Eine Degradierung kann nicht nur einen Rückschritt für die Karriere bedeuten, sie ist oft auch eine psychische Herausforderung. Das Selbstwertgefühl kann leiden, wenn jemand degradiert wird. Betroffene empfinden sich womöglich als nicht gut genug oder zweifeln ihre Kompetenz grundlegend an. Wenn sie gut wären, wären sie schließlich nicht degradiert worden – oder?

Keine Frage, eine Degradierung ist eine Herausforderung. Es wird aber nicht besser, wenn du den Kopf in den Sand steckst und dich für die unerwünschte Entwicklung fertig machst. Richte den Blick lieber in die Zukunft – und bleibe dabei optimistisch. Eine Degradierung muss keine Niederlage sein. In ihr kann auch die Chance stecken, mit neuem Elan voranzuschreiten oder aber deine Situation oder dich selbst so zu verändern, dass die gewünschte Entwicklung möglich ist.

Eine Rückstufung als Gelegenheit zur Reflexion

Eine Degradierung ist eine gute Gelegenheit, Bestandsaufnahme zu machen. Wie entwickelt sich deine Karriere? Ist dir Karriere überhaupt wichtig? Welche Ziele hast du im Job – und wie nah bist du ihnen? Was müsste gegeben sein, damit du sie erreichst? Wo liegen deine Prioritäten im Leben? Du kannst die Situation nutzen, um dein Leben so auszurichten, wie es deinen Werten und Zielen entspricht. Das kann zum Beispiel bedeuten, dich im Job mehr reinzuhängen. Es kann auch bedeuten, den Job zu wechseln. Oder einen neuen Beruf zu erlernen.

Es ist wichtig, dass du trotz der negativen Erfahrung positiv und motiviert bleibst. Suche dir Unterstützung bei nahestehenden Personen, die dich bestärken können. Das können Freunde und Angehörige sein, aber auch ein Psychotherapeut oder Coach. Lasse nicht zu, dass dein Selbstbewusstsein unter der Degradierung leidet. Mache dir bewusst, wo deine Stärken liegen und was du schon erreicht hast. Es kann hilfreich sein, dich neuen Herausforderungen zu stellen, und das möglichst schnell: Wenn du nach kurzer Zeit wieder Erfolge verbuchen kannst, blickst du wahrscheinlich automatisch positiver in die Zukunft. 

Einer Degradierung vorbeugen: Was Arbeitnehmer tun können

Nach einer Degradierung sind die Möglichkeiten von Arbeitnehmern begrenzt. Wenn der Arbeitgeber sich juristisch einwandfrei verhalten hat, muss man sie wohl oder übel hinnehmen. Besser ist es, wenn es gar nicht erst zu einer Rückstufung im Job kommt. Was können Beschäftigte tun, um einer Degradierung vorzubeugen?

In erster Linie ist es wichtig, sich in jeder Hinsicht vorbildlich zu verhalten. Das bedeutet einerseits, gute Leistungen zu erbringen, damit der Arbeitgeber zufrieden ist. Es heißt andererseits, sich im persönlichen Umgang mit Kollegen, Vorgesetzten, Kunden und anderen Personen höflich und respektvoll zu verhalten. Unangemessenes oder unprofessionelles Verhalten kann ebenso zu einer Degradierung führen wie mangelnde Leistungen.

Um die eigene Position zu sichern, ist es wichtig, ausreichend qualifiziert für den Job zu sein. Zwar ist das sicherlich grundsätzlich der Fall, sonst hätte der Beschäftigte die Stelle gar nicht erst bekommen. Anforderungen können sich aber ändern, außerdem können neue Entwicklungen – zum Beispiel technische Innovationen, aber auch neue Regelungen – für Anpassungsbedarf sorgen. Wer sich weiterbildet und aus eigenem Antrieb auf dem Laufenden hält, wird wertvoller für seinen Arbeitgeber.

Wie gute Beziehungen eine Degradierung verhindern können

Manchmal hängt eine Degradierung damit zusammen, dass das Verhältnis zu einem höherrangigen Vorgesetzten belastet ist. Dem kannst du vorbeugen, indem du dich gezielt um gute Beziehungen bemühst. Auch wenn du den Vorgesetzten nicht mögen solltest – tritt ihm gegenüber höflich und respektvoll auf, damit ihr gut zusammenarbeiten könnt. Es ist auch hilfreich, dich im Unternehmen gut zu vernetzen. Wenn du dich auch mit Personen in höheren Führungsebenen gut verstehst, wird eine Rückstufung unwahrscheinlicher. Es wird dann für deinen Chef oder deine Chefin schwieriger, die nötige Unterstützung für einen solchen Schritt zu finden.

Wenn du das Gefühl hast, dass dein Vorgesetzter unzufrieden ist und dir eine Degradierung drohen könnte, solltest du frühzeitig aktiv werden. Warte nicht ab, wie sich die Dinge entwickeln, sondern suche gezielt das Gespräch. Bringe in Erfahrung, welche Ansichten und Pläne der Vorgesetzte hat. Falls sich zum Beispiel herausstellt, dass der Chef mit deinen Leistungen nicht zufrieden ist, hast du die Gelegenheit, dich stärker ins Zeug zu legen und eine Degradierung dadurch abzuwenden.

Fazit: Degradierung im Arbeitsrecht – keine Alleingänge des Arbeitgebers

Bildnachweis: Dai Yim / Shutterstock.com

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