Website-Icon Lebenslauf.net

Prämienlohn: Besonderheiten & Tipps für die Umsetzung

Mehrere Frauen in einer Werkhalle, was ist ein Prämienlohn?

Arbeitgeber haben verschiedene Möglichkeiten, ihre Mitarbeiter zu entlohnen. Ein Modell ist ein Prämienlohn. Als Zeitlohn hängt das Entgelt hier nicht nur von den geleisteten Stunden ab, sondern auch von der Leistung an sich. Hier erfährst du, wie sich ein Prämienlohn berechnet, wo er genutzt werden kann und mit welchen Vor- und Nachteilen diese Entgeltvariante einhergeht.

Prämienlohn: Was ist das?

Wenn es um die Bezahlung ihrer Mitarbeiter geht, haben Arbeitgeber verschiedene Möglichkeiten. Viele Unternehmen entscheiden sich für pauschale Gehälter: Dabei bekommen die Beschäftigten jeden Monat denselben fixen Betrag überwiesen. Oder es wird ein Stundenlohn gezahlt. Hierbei kann ganz genau abgerechnet werden, wie viel jemand gearbeitet hat. Darüber hinaus existieren weitere Modelle der Entlohnung, darunter der Prämienlohn.

Ein Prämienlohn ist ein Leistungslohn. Bei dieser Variante setzt sich das Entgelt aus zwei Bestandteilen zusammen:

Der Prämienlohn besteht also aus einer zeitlichen, leistungsunabhängigen Komponente, nämlich dem Grundlohn in Form eines Stundenlohns oder anderen Zeitlohns. Dieser Bestandteil des Entgelts darf geltende Tariflöhne nicht unterschreiten. Hinzu kommt eine leistungsabhängige Komponente: die Prämie. Die leistungsabhängige Prämie macht einen gewissen prozentualen Anteil des Grundlohns aus. Nach oben hin ist sie gedeckelt; die Mitarbeiter können also nicht immer mehr verdienen, wenn sie immer mehr leisten.

Damit Prämienlöhne genutzt werden können, muss es möglich sein, Mehrleistungen der Mitarbeiter mengenmäßig zu messen. Ein rein subjektives Empfinden, wann jemand überdurchschnittlich gute Leistungen erbracht hat, ist hingegen keine tragfähige Grundlage, um in einem Unternehmen oder einer Abteilung Prämienlöhne einzuführen.

Zeitlohn: Akkordlohn vs. Prämienlohn – wo liegen die Unterschiede?

Neben dem Prämienlohn gibt es noch eine vergleichsweise geläufige Form des Zeit- und Leistungslohns: den Akkordlohn. Beide Varianten der Bezahlung weisen Gemeinsamkeiten auf, es gibt aber auch Unterschiede. Gemein ist ihnen, dass der konkrete Lohn individuell berechnet wird. Er hängt von der erbrachten Leistung ab: Wer mehr leistet, erhält auch einen höheren Lohn. Die Art der Berechnung unterscheidet sich jedoch bei beiden Modellen.

Ein Prämienlohn setzt sich aus einem Grundlohn für die geleistete Arbeitszeit und einer Prämie für besonders gute Leistungen zusammen. Bei einem Akkordlohn werden Beschäftigte hingegen primär nach ihrer Leistung entlohnt. Der Lohn kann sich bei dieser Variante verringern, wenn jemand Minderleistungen erbringt. Er darf den gesetzlichen oder tariflichen Mindestlohn dabei jedoch nicht unterschreiten.

Unterschiede zwischen Prämienlohn und Akkordlohn gibt es auch bei den Möglichkeiten der Anwendung. Während ein Prämienlohn nur infrage kommt, wenn die erbrachte Leistung mengenmäßig messbar ist, gilt das prinzipiell auch für Akkordlöhne. Bei einem Akkordlohn muss die Arbeit zusätzlich akkordfähig sein. Ist das nicht der Fall, kann ein Prämienlohn eine Alternative sein.

Wie werden Prämienlöhne berechnet?

Wenn ein Beschäftigter einen Prämienlohn erhält, kann er mit einem bestimmten Grundlohn in jedem Fall rechnen. Er bekommt dabei üblicherweise einen gewissen Betrag pro Stunde. Welche Leistungen er in dieser Arbeitszeit erbringt, spielt keine Rolle.

Hinzu kommt eine variable Prämie, die einen Anteil des Grundlohns ausmacht. Ein Beschäftigter bekommt sie nur, wenn er überdurchschnittliche Leistungen erbracht hat. Diese Leistungen müssen messbar sein.

Nehmen wir an, jemand bekommt regulär 17 Euro pro Stunde. Das ist sein Grundlohn. Für überdurchschnittlich gute Leistungen erhält er bis zu 15 Prozent obendrauf – maximal läge sein Lohn somit bei 19,55 Euro pro Stunde. Ein weiteres Beispiel, bezogen auf eine monatliche Entlohnung: Erhielte jemand einen Grundlohn von 1.500 Euro im Monat und könnte maximal 20 Prozent als Prämie dazubekommen, läge der maximale Verdienst bei 1.800 Euro.

Dabei können verschiedene Faktoren zur Berechnung der erbrachten Leistung genutzt werden. Es kann dabei zum Beispiel um eine Qualitätssteigerung oder Zeitersparnis gehen. Vielleicht können Ressourcen eingespart werden, Kunden sind zufriedener oder der quantitative Output ist höher. Entscheidend sein kann auch, wann jemand mit einer Aufgabe fertig ist oder wie effizient Geräte und Maschinen genutzt werden. Im nächsten Abschnitt erfährst du mehr über die gängigen Arten von Prämien beim Prämienlohn.

Arten von Prämien

Prämienlöhne können sowohl an einzelne Beschäftigte als auch innerhalb einer Gruppe ausgezahlt werden. In letzterem Fall entscheiden die Leistungen aller, ob die Betroffenen eine Prämie erhalten und wenn ja, wie hoch sie ausfällt.

Prämienlohn: Vor- und Nachteile

Prämienlöhne können Vorteile mit sich bringen, aber auch Nachteile haben. Die wichtigsten Argumente, die für beziehungsweise gegen dieses Modell sprechen, haben wir hier für dich zusammengefasst.

Prämienlohn: Vorteile

Prämienlohn: Nachteile

Prämienlohn: Beispiele dafür, wann er eingesetzt werden kann

Prämienlöhne sind vergleichsweise weit verbreitet. Das hängt mit ihrem flexiblen Charakter zusammen: Arbeitgeber können die Parameter für die Auszahlung von Prämien so wählen, wie es im Einzelfall sinnvoll ist. Anbieten können sich Prämienlöhne als Form der Entlohnung überall dort, wo Beschäftigte einerseits einen Zeitlohn bekommen und andererseits Anreize für höhere Leistungen gesetzt werden sollen. Dadurch ist ein Prämienlohn in vielen Bereichen und bei vielen Tätigkeiten denkbar, soweit die Leistungen eines Beschäftigten konkret messbar sind. 

In der Praxis werden Prämienlöhne besonders häufig in der Produktion gezahlt. Dabei geht es oft darum, den Output und damit die Produktivität zu erhöhen. Zugleich kann ein Prämienlohn dabei helfen, die Arbeit der Beschäftigten effizienter zu gestalten. Er kann auch ein Mittel sein, um die Qualität zu steigern – alles Faktoren, die sich positiv auf den Erfolg von Unternehmen auswirken.

Ebenso kann ein Prämienlohn in der Kundenbetreuung Sinn machen. Eine solche Form der Entlohnung kann dazu führen, dass Anliegen von Kunden schneller, effizienter und für die Kunden zufriedenstellender bearbeitet werden. Das trägt zu einer höheren Kundenzufriedenheit bei, was für den Ruf des Unternehmens und seine Stellung am Markt förderlich ist. Weitere Beispiele für Bereiche, in denen ein Prämienlohn infrage kommen kann, sind Forschung, Entwicklung und Verkauf.

Tipps für die Nutzung von Prämienlöhnen

Arbeitgeber, die über die Einführung von Prämienlöhnen nachdenken, sollten sich diesen Schritt gut überlegen. Entscheidend ist nicht nur, ob sich dieses Modell überhaupt als Form der Entlohnung eignet, sondern auch, wie es konkret umgesetzt wird.

Zunächst stellt sich die Frage der grundlegenden Sinnhaftigkeit. Bietet sich ein Prämienlohn an? Welche Vor- und Nachteile könnten im Einzelfall damit verbunden sein? Und welche Alternativen gäbe es – zum Beispiel eine Bezahlung in Form eines Stundenlohns oder eines Festgehalts plus Boni für gute Leistungen. Alle Optionen sollten sorgfältig gegeneinander abgewogen werden.

Ein Prämienlohn kommt nur infrage, wenn Beschäftigte die Leistungsparameter beeinflussen können. Ihre Leistungen müssen auf einer objektiven Grundlage messbar sein. Nur dann kann ein Prämienlohn eine faire und transparente Form der Bezahlung darstellen.

Prämienlöhne können Nachteile und Risiken bergen, die Verantwortliche bedenken sollten. Wer seine Mitarbeiter zum Beispiel dafür belohnt, wenn sie besonders schnell arbeiten, könnte damit ungewollt eine schlechtere Qualität begünstigen. Wer schnell arbeitet, arbeitet oft weniger sorgfältig, außerdem können eher Fehler geschehen.

Rechtliche Vorgaben beachten

Bei der Einführung von Prämienlöhnen müssen rechtliche Aspekte beachtet werden. So darf ein Prämienlohn zum Beispiel nicht in jedem Fall überhaupt genutzt werden. Bestimmte Gruppen von Beschäftigten – Schwangere, Jugendliche und Fahrpersonal – sind grundsätzlich davon ausgenommen. Außerdem darf der Grundlohn nicht unter dem Tariflohn oder gesetzlichen Mindestlohn liegen. Gemäß Betriebsverfassungsgesetz muss der Betriebsrat beteiligt werden, wenn ein Prämienlohn eingeführt werden soll. Das Gremium kann zum Beispiel über die Gestaltung der Prämienkurve und die Zuordnung von Lohn zu Leistungsgraden mitbestimmen.

Der Grundlohn sollte auch abseits von gesetzlichen oder tariflichen Vorgaben nicht zu niedrig angesetzt werden. Ansonsten könnten sich die Mitarbeiter gezwungen sehen, ständig am Rand ihrer Kapazitäten zu arbeiten, um einen akzeptablen Lohn zu erwirtschaften. Das ist für Arbeitgeber spätestens dann ein Problem, wenn Mitarbeiter durch Dauerstress krank werden, kündigen oder die Stimmung so schlecht ist, dass sie sich negativ auf die Leistungsbereitschaft und Motivation in der Belegschaft auswirkt.

Transparenz schafft Akzeptanz

Wer einen Prämienlohn einführen möchte, sollte seine Mitarbeiter ausreichend darüber informieren, was das für sie bedeutet. Das gilt auch bei der Einstellung neuer Mitarbeiter, die wissen sollten, was auf sie zukommt. Eine transparente Lohnabrechnung ist für die Akzeptanz einer solchen Form der Entlohnung essenziell. Die Prämie muss dabei sinnvoll gedeckelt und für die Beschäftigten nachvollziehbar sein.

Mit der Einführung eines Prämienlohns ist die Arbeit der Verantwortlichen nicht getan. Es ist wichtig, flexibel zu bleiben und auf das Feedback der Mitarbeiter zu reagieren. Wie gut das Modell für sie funktioniert und welche positiven oder negativen Auswirkungen es auf ihre Zufriedenheit und Arbeit hat, spielt eine wichtige Rolle. Bedenken und Kritik sollten deshalb unbedingt ernst genommen werden, um zu verhindern, dass der Prämienlohn mehr Nachteile als Vorteile mit sich bringt.

Bildnachweis: BBSTUDIOPHOTO / Shutterstock.com

Die mobile Version verlassen