Der Job kann die Gesundheit von Beschäftigten direkt oder indirekt gefährden. Die Gesundheit der Mitarbeiter zu schützen ist deshalb eine wichtige Aufgabe für Arbeitgeber. Dabei spielt das betriebliche Gesundheitsmanagement, kurz BGM, eine entscheidende Rolle. Warum es so wichtig ist und wie es aussehen kann.
- Betriebliches Gesundheitsmanagement: Definition & Ziele von BGM
- Aufgaben und Ansätze im betrieblichen Gesundheitsmanagement
- Betriebliches Gesundheitsmanagement einführen: Wichtige Schritte im BGM-Konzept
- BGM-Beispiele: Diese Maßnahmen kann betriebliches Gesundheitsmanagement umfassen
- Erfolgsfaktoren von BGM
- Wie kann betriebliches Gesundheitsmanagement finanziert werden?
- Fazit: BGM – wichtig für Arbeitnehmer und Arbeitgeber
Betriebliches Gesundheitsmanagement: Definition & Ziele von BGM
Mit der Berufstätigkeit kann ein gesundheitliches Risiko einhergehen. Es geschehen zum Beispiel immer wieder Arbeitsunfälle, die mehr oder weniger schwerwiegende Folgen haben können – von leichten Verletzungen bis zu Todesfällen. In anderen Fällen sind die gesundheitlichen Auswirkungen der Arbeit weniger unmittelbar. Es kann zum Beispiel sein, dass jemand keinen ergonomischen Arbeitsplatz hat und durch das lange Sitzen Rückenprobleme bekommt. Oder dass die Arbeit am Fließband mit monotonen Bewegungen einhergeht, die zu einseitigen Belastungen führen. Vielleicht ist der Job auch so stressig oder psychisch belastend, dass jemand sich wegen psychischer Probleme krankschreiben lässt.
Gesundheitliche Probleme und Risiken am Arbeitsplatz können viele Gesichter haben. Im besten Fall kommt es gar nicht erst dazu. Das kann mit einem guten Gesundheits- und Arbeitsschutz gelingen, der Teil des betrieblichen Gesundheitsmanagements ist. Das betriebliche Gesundheitsmanagement, kurz BGM, umfasst alle Aspekte, die die Gesundheit der Beschäftigten beeinflussen kann. BGM-Maßnahmen sollen die Gesundheit der Mitarbeiter schützen und ihr Wohlbefinden fördern. Sie können dabei helfen, Unfälle und Berufskrankheiten zu vermeiden, oder erleichtern den Wiedereinstieg nach längerer Krankheit.
Vorteile von BGM-Konzepten für Arbeitnehmer und Arbeitgeber
Zum betrieblichen Gesundheitsmanagement sind Arbeitgeber grundsätzlich verpflichtet. Dazu können unterschiedliche Bestandteile zählen, von denen ein Teil ebenfalls Vorschrift für Unternehmen ist. Das betrifft den Arbeits- und Gesundheitsschutz ebenso wie das betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM). Die betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) ist hingegen für Arbeitgeber freiwillig.
In Unternehmen, in denen die Mitarbeiter im Rahmen von BGM-Prozessen möglichst gut vor gesundheitlichen Risiken geschützt werden, nützt das nicht nur den Beschäftigten selbst. Auch Arbeitgeber haben etwas davon, wenn sie sich für die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter einsetzen. Wenn gesundheitliche Probleme und Erkrankungen vermieden oder verringert werden können, reduzieren sich auch Fehlzeiten und damit verbundene Kosten. Die Wahrscheinlichkeit, dass Mitarbeiter kurzfristig oder dauerhaft ausfallen, sinkt.
Außerdem sind die Beschäftigten wahrscheinlich zufriedener, wenn sie das Gefühl haben, dass dem Arbeitgeber ihr Wohlergehen wichtig ist. Das trägt zu einer guten Mitarbeiterbindung bei und kann den Ruf einer Firma als Arbeitgeber verbessern. Es kann die Mitarbeiter auch motivieren und zu besseren Leistungen antreiben, und es hat einen positiven Einfluss auf das Betriebsklima.
Aufgaben und Ansätze im betrieblichen Gesundheitsmanagement
Zum betrieblichen Gesundheitsmanagement können vielfältige Aufgaben gehören. Sie alle dienen einem übergeordneten Zweck: die Gesundheit der Mitarbeiter zu schützen und zu stärken. Das kann durch so unterschiedliche Ansätze wie Bewegungsprogramme, Schulungen oder eine verbesserte Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben gelingen.
Arbeitgeber sind gesetzlich dazu verpflichtet, im Rahmen von betrieblichem Gesundheitsmanagement Maßnahmen zum Gesundheitsschutz zu entwickeln und umzusetzen. Im Idealfall sind dabei alle drei verpflichtenden und optionalen Bestandteile des BGM miteinander verzahnt: Arbeits- und Gesundheitsschutz, betriebliches Eingliederungsmanagement und die betriebliche Gesundheitsförderung.
Arbeitsschutz im Betrieb
Welche Maßnahmen Arbeitgeber im Rahmen des betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutzes ergreifen müssen, regelt insbesondere das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG). Es fordert, dass Arbeit so gestaltet werden muss, dass Gefahren für Leben und Gesundheit nach Möglichkeit vermieden werden. Die gesundheitlichen Risiken für Beschäftigte müssen so gering wie möglich gehalten werden.
Konkrete Maßnahmen des Arbeitsschutzes setzen eine Gefährdungsbeurteilung voraus. Dabei ermitteln Fachkräfte und Arbeitsmediziner, welchen gesundheitlichen Risiken die Mitarbeiter bei ihrer Arbeit ausgesetzt sind, und machen davon ausgehend Vorschläge zum Arbeitsschutz. Das kann zum Beispiel den Schutz vor Lärm oder Strahlung betreffen, Fluchtwege und Brandschutz, aber auch Arbeitsmittel oder Prozesse.
Betriebliches Eingliederungsmanagement
Ebenfalls verpflichtet sind Arbeitgeber zu betrieblichem Eingliederungsmanagement (BEM). Es umfasst Maßnahmen, die Mitarbeitern dabei helfen sollen, nach einer längeren Krankheit wieder in den Job zurückzukehren.
Arbeitgeber müssen BEM anbieten, wenn Beschäftigte innerhalb von zwölf Monaten mehr als 42 Tage arbeitsunfähig waren. Das kann der Fall sein, wenn jemand über längere Zeit dauerhaft krankgeschrieben ist, aber auch bei häufigen Kurzzeiterkrankungen. Die betroffenen Mitarbeiter können selbst entscheiden, ob sie am betrieblichen Eingliederungsmanagement teilnehmen möchten.
Betriebliche Gesundheitsförderung
Der dritte, für Arbeitgeber optionale Pfeiler des betrieblichen Gesundheitsmanagements ist die betriebliche Gesundheitsförderung, kurz BGF. Mit BGF können Arbeitgeber die Gesundheit ihrer Mitarbeiter weiter fördern. Wie sie konkret aussehen kann, hängt von den Bedürfnissen der Beschäftigten und den individuellen Gesundheitsrisiken ab. Denkbar sind zum Beispiel Ernährungsberatungen, Angebote zur Suchtprävention oder Seminare für eine bessere Stressbewältigung.
Betriebliches Gesundheitsmanagement einführen: Wichtige Schritte im BGM-Konzept
Wenn Arbeitgeber ein betriebliches Gesundheitsmanagement einführen wollen, muss es zum Unternehmen und den Gegebenheiten vor Ort passen. Es ist wichtig, dass ein BGM-Konzept nachhaltig ist und die Bedürfnisse der Mitarbeiter berücksichtigt werden. Das setzt voraus, dass der Bedarf und die gegenwärtige Situation bekannt sind. Nur dann können geeignete BGM-Maßnahmen entwickelt, umgesetzt und anschließend evaluiert werden.
Der erste Schritt bei der Einführung von BGM besteht darin, den Bedarf zu bestimmen. Dazu sollte geklärt werden, welche Aufgaben mit dem betrieblichen Gesundheitsmanagement verknüpft sind und wer zuständig ist. Ebenso wichtig ist es, Ziele festzulegen. Im nächsten Schritt sollte eine Analyse des Ist-Zustands erfolgen. Dazu gehört auch, mögliche bisherige Maßnahmen zu bedenken. Jegliche Erfahrungswerte sind an dieser Stelle hilfreich, auch von den Beschäftigten selbst.
Nach der Klärung des Bedarfs und der Analyse des Ist-Zustands können konkrete BGM-Maßnahmen geplant werden. Was soll getan werden? Was hat welche Priorität? Welche Ressourcen stehen für BGM zur Verfügung, wer ist dafür verantwortlich? Wie soll die Beteiligung der Mitarbeiter am BGM-Prozess aussehen? Es gibt verschiedene BGM-Anbieter, die an dieser Stelle beteiligt werden können.
Wenn diese Fragen geklärt sind, folgt die Umsetzung des Konzepts: Die unterschiedlichen BGM-Maßnahmen werden implementiert. Es ist wichtig, dass der Erfolg der Ansätze regelmäßig im Rahmen einer Evaluation überprüft wird. Wie wirksam waren die Maßnahmen? Welchen Nutzen haben sie? Wie ist das Feedback der Beschäftigten? Es kann sinnvoll sein, zur Evaluation bestimmte Kennzahlen im BGM festzulegen, anhand derer der Effekt des betrieblichen Gesundheitsmanagements festgemacht werden kann. Falls sich herausstellen sollte, dass die BGM-Maßnahmen nicht den gewünschten Effekt hatten, muss nachgebessert werden.
BGM-Beispiele: Diese Maßnahmen kann betriebliches Gesundheitsmanagement umfassen
Betriebliches Gesundheitsmanagement kann ganz unterschiedliche Konzepte und Ansätze umfassen. Was sich eignet, hängt von den Bedürfnissen und Gegebenheiten vor Ort ab. Hier sind für betriebliches Gesundheitsmanagement Beispiele, an welchen Stellen Verantwortliche ansetzen könnten:
- Förderung eines guten Betriebsklimas
- angemessene Aufgaben, angemessenes Arbeitspensum
- flexible Arbeitszeiten
- Maßnahmen zur Verbesserung der Work-Life-Balance
- ergonomische Arbeitsplätze
- Förderung der Vielfalt im Team
- mitarbeiterorientierte Führung
- offene Fehlerkultur
- Maßnahmen zur Vermeidung von Unfällen
- bessere technische Ausstattung
- spezielle Förderangebote für ältere Beschäftigte
- Seminare, Workshops und Schulungen
- Sportangebote
- Entspannungskurse
- rauchfreier Betrieb
- Förderung von Bewegung und gesunder Ernährung
- digitales BGM, etwa in Form von Webinaren und Apps im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements
- betriebliches Eingliederungsmanagement
Erfolgsfaktoren von BGM
Wie effektiv betriebliches Gesundheitsmanagement ist, hängt nicht nur von den gewählten Maßnahmen, sondern auch von der Art und Weise der Umsetzung ab. Dabei ist es wichtig, dass die Mitarbeiter nach Möglichkeit in den Prozess einbezogen werden. Ihre Bedürfnisse sind es, die den Ausschlag bei der Entscheidung für konkrete BGM-Maßnahmen geben sollten. Geht das Angebot an ihrem Bedarf vorbei, nützt BGM wenig.
Dabei kommt es auch darauf an, wie in einem Unternehmen über das Thema Gesundheit gesprochen wird. Je deutlicher Führungskräfte machen, dass sie die Gesundheit ihrer Mitarbeiter ernst nehmen und dass diese das auch tun sollten, desto höher ist der Stellenwert, den das Thema bekommt. Es sollte kommuniziert werden, dass der BGM-Prozess des Arbeitgebers nur ein Aspekt ist. Ebenso kommt es darauf an, dass die Beschäftigten alles dafür tun, ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu fördern. Sie sollten das Gefühl haben, dass es erwünscht ist, Vorgesetzten Rückmeldung zu geben oder mit diesen zu sprechen, wenn es in dieser Hinsicht Probleme gibt.
Damit BGM erfolgreich sein kann, braucht es ein entsprechendes Commitment der Unternehmensleitung. Dass die Gesundheit der Beschäftigten geschützt werden soll, darf kein reines Lippenbekenntnis sein. Je ernsthafter und tatkräftiger Führungskräfte alle BGM-Themen unterstützen, desto höher ist die Erfolgswahrscheinlichkeit. Aus diesem Grund sollte BGM Teil der Unternehmenskultur sein.
Es ist nicht damit getan, einmal ein BGM-Konzept zu erarbeiten und dann darauf zu vertrauen, dass es schon die erhoffte Wirkung entfalten wird. Vielmehr ist es notwendig, BGM-Prozesse kontinuierlich zu überprüfen und bei Bedarf anzupassen und weiterzuentwickeln. Dadurch wird es wahrscheinlicher, dass die gewählten Maßnahmen wirklich zu den Bedürfnissen der Mitarbeiter passen und deren Gesundheit wirklich zuträglich sind.
Wie kann betriebliches Gesundheitsmanagement finanziert werden?
Wenn Unternehmen in Sachen betriebliches Gesundheitsmanagement vor umfangreicheren Maßnahmen zurückschrecken, kann das damit zusammenhängen, dass BGM Geld kostet. Das gilt nicht für alle Maßnahmen, die in diesem Zusammenhang denkbar sind. Wenn Arbeitgeber aber zum Beispiel Gesundheitsprogramme oder Seminare anbieten möchten, verursacht das Kosten. Welche Möglichkeiten haben Arbeitgeber, BGM-Maßnahmen zu finanzieren?
Je nachdem, um welche Maßnahme es sich handelt, kann es eine Option sein, sie lediglich vergünstigt anzubieten, statt die Kosten dafür in voller Höhe zu tragen. Angenommen, ein Arbeitgeber bietet einen internen Yogakurs an. Dann wäre dies für Arbeitnehmer womöglich auch dann noch attraktiv, wenn sie einen kleinen Beitrag beisteuern müssten.
Es kann auch sein, dass es Fördermittel gibt, die Arbeitgeber zur Finanzierung von BGM nutzen können. Das gilt insbesondere für Kostenübernahmen der Krankenkassen. Es lohnt sich, sich vor geplanten Maßnahmen mit der Krankenversicherung in Verbindung zu setzen, um Finanzierungsmöglichkeiten zu erfragen.
Letztlich sollten sich Arbeitgeber von den Kosten, die BGM verursacht, nicht abschrecken lassen. Wenn die Maßnahmen effektiv sind, helfen sie schließlich auch, Kosten zu senken – zum Beispiel durch verringerte personelle Ausfälle oder eine geringere Fluktuation. Ein weiteres Beispiel für positive Effekte, die BGM haben kann: Fühlen sich die Mitarbeiter dadurch wohler, sind sie womöglich motivierter und leisten mehr – die Produktivität steigt. In diesem Sinne kann eine Kosten-Nutzen-Analyse deutlich machen, dass sich die Investition in die Gesundheit der eigenen Beschäftigten lohnt, auch wenn sie unmittelbar Kosten verursacht.
Fazit: BGM – wichtig für Arbeitnehmer und Arbeitgeber
Betriebliches Gesundheitsmanagement spielt sowohl für Beschäftigte als auch für Unternehmen eine wichtige Rolle. Der Nutzen für Arbeitnehmer liegt auf der Hand: Je stärker sich der Arbeitgeber für ihre Gesundheit einsetzt, desto weniger gesundheitliche Risiken gehen mit der Arbeit einher. Auch Arbeitgeber haben unmittelbar etwas davon, wenn sie sich für BGM stark machen.
Der Krankenstand kann sinken, außerdem sind die Mitarbeiter womöglich zufriedener und fühlen sich stärker wertgeschätzt. Das wirkt sich nicht nur positiv auf ihre Leistungsfähigkeit und -bereitschaft aus, es kommt auch dem Ruf der Firma als Arbeitgeber zugute. Das hilft Unternehmen dabei, im Rennen um die besten Fachkräfte wettbewerbsfähig zu bleiben – ein Aspekt, der künftig in vielen Bereichen noch stärker an Bedeutung gewinnen wird.
Bildnachweis: SERGIO V S RANGEL / Shutterstock.com