Du hast keine Lust mehr auf deinen Job? Dann kann jetzt der richtige Zeitpunkt sein, um etwas Neues zu wagen. Ganz egal, ob du den Arbeitgeber wechseln möchtest oder von einer grundlegenden Veränderung träumst – hier findest du Tipps und Ratschläge zum Vorgehen, die dir helfen, dich beruflich neu zu orientieren.
- Warum sich eine berufliche Neuorientierung lohnen kann
- Die Ausgangssituation: Was möchte ich? Was zeichnet mich aus?
- Berufliche Neuorientierung – aber was?
- Zusätzliche Qualifikationen aneignen
- Sich um einen neuen Job bewerben: Tipps für Bewerbung und Vorstellungsgespräch
- Karriere-Coaching: Lohnt sich das?
- Berufliche Neuorientierung im höheren Alter: Sinnvoll oder nicht?
- Den Sprung wagen
Warum sich eine berufliche Neuorientierung lohnen kann
Viele Menschen haben keine Lust mehr auf ihren Job. Laut einer Umfrage des Gallup-Instituts betraf das zuletzt mit 45 Prozent fast jeden zweiten Beschäftigten. Rund sieben Millionen deutsche Arbeitnehmer haben laut der Gallup-Studie innerlich schon gekündigt. Wer trotzdem weitermacht, leidet oft stark darunter. Der Job kann zu einer Belastung werden, die die Lebensqualität stark verringert.
Ein Job- oder Berufswechsel kann sich in vielen Situationen lohnen:
- Wenn Beschäftigte mit ihrem Gehalt unzufrieden sind, könnte eine berufliche Neuorientierung für bessere Aussichten sorgen.
- Eine Veränderung kann die Lösung sein, wenn jemand im Joballtag so viel Stress hat, dass es die Zufriedenheit der Betroffenen verringert oder für psychische und/oder körperliche Probleme sorgt.
- Manchmal passt der Job einfach nicht zu der Persönlichkeit und den Werten von Beschäftigten – auch dann kann ein Wechsel sinnvoll sein.
- Eine berufliche Neuorientierung kann dazu führen, dass man sich bei der Arbeit stärker einbringen kann. Das kann den Job erfüllender machen und für mehr Spaß im Arbeitsalltag sorgen.
- Ein anderer Job könnte anregender und herausfordernder sein, was besonders für Beschäftigte interessant ist, die sich bei der Arbeit unterfordert fühlen.
- Wenn Arbeitnehmer ständig Überstunden machen, ist das für viele nicht auf Dauer tragbar. Auch das kann sich durch einen Jobwechsel ändern.
- Arbeitnehmer, die das Gefühl haben, beruflich auf der Stelle zu treten, können ihrer Karriere mit einer neuen Herausforderung den nötigen Anstoß geben.
Private Veränderungen als Anlass für einen beruflichen Wechsel
Eine berufliche Neuorientierung kann auch notwendig werden, wenn sich die privaten Lebensumstände verändern. Situationen wie Umzüge in eine andere Stadt oder eine Trennung vom langjährigen Partner können dazu führen, dass der alte Job keine Option mehr ist. Sie können aber auch ein guter Anlass sein, die berufliche Situation zu überdenken – und den Mut aufzubringen, grundlegend etwas zu verändern.
Sich beruflich neu zu orientieren, kann im ersten Moment beängstigend sein, schließlich ist es ein Sprung ins Ungewisse. Eine berufliche Neuorientierung kann jedoch sehr lohnenswert sein, wenn sie das Potenzial hat, für mehr Zufriedenheit zu sorgen. Sie kann darüber hinaus für die persönliche Entwicklung sehr nützlich sein.
Die Ausgangssituation: Was möchte ich? Was zeichnet mich aus?
Berufliche Neuorientierung – wie vorgehen? Das fragen sich viele Menschen, die beruflich etwas verändern wollen.
Wenn du über eine Neuorientierung im Beruf nachdenkst, besteht der erste Schritt darin, den Istzustand zu analysieren. Es lohnt sich, sich intensiv mit sich selbst, dem eigenen Potenzial und persönlichen Zielen zu befassen. So findest du heraus, welche Wege dir offenstehen und was sich wirklich lohnen könnte.
Befasse dich mit dir selbst:
- Was sind deine Stärken?
- Was zeichnet dich aus?
- Wo siehst du Schwächen und Verbesserungspotenzial?
- Welche Werte hast du generell?
- Was ist dir im Beruf wichtig?
Vor einer beruflichen Neuorientierung solltest du dich außerdem mit deinen mittel- und langfristigen Zielen im Beruf auseinandersetzen. Ist dir ein schneller Aufstieg wichtig? Möchtest du es auf eine bestimmte Position schaffen? Oder legst du Wert auf einen entspannten Job mit gutem Gehalt? Die Antworten auf solche Fragen bestimmen darüber, welche Berufe oder Jobs eine vielversprechende Option für dich wären.
Es kann sich lohnen, andere nach ihrer Einschätzung zu fragen. Das kann dein Partner sein, deine beste Freundin oder ein Kollege, der dir eine ehrliche Rückmeldung gibt. Außenstehende sehen manche Dinge klarer als man selbst – daraus können sich wertvolle Impulse ergeben.
Berufliche Neuorientierung – aber was?
Um dich für eine neue berufliche Richtung entscheiden zu können, musst du wissen, welche Möglichkeiten du hast. Das hängt grundlegend davon ab, was du kannst. Deine Kompetenzen, Erfahrungen und formalen Qualifikationen bestimmen über deine Optionen.
Entscheidend ist auch, wie die Situation am Arbeitsmarkt ist. Wo werden Fachkräfte gesucht? Welcher Bereich ist überrannt? Wie hoch sind die Anforderungen von Arbeitgebern in unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern?
Ebenfalls wichtig: Wo könntest du arbeiten? Wie wären die Rahmenbedingungen? Das kann zum Beispiel die Frage betreffen, ob eine Vier-Tage-Woche möglich wäre oder ob du regelmäßig im Homeoffice arbeiten könntest.
Auch deine Kontakte haben Einfluss darauf, welche Optionen zur Auswahl stehen. Wenn du starke Fürsprecher hast, kann das dafür sorgen, dass mangelnde formale Qualifikationen in den Hintergrund treten.
Nicht zuletzt sind deine Vorstellungen wichtig. Was wünschst du dir, welche Erwartungen hast du an deine künftige berufliche Tätigkeit – und welche deiner Optionen passen dazu? Entscheidend ist, dass du etwas findest, bei dem du gute Aussichten hast, was aber auch deinen Vorstellungen entspricht.
Es lohnt sich, verschiedene Möglichkeiten zu sammeln und jeweils zu bewerten. Dazu kannst du auch Pro-und-Kontra-Listen nutzen. Nimm dir möglichst viel Zeit, dich in Ruhe mit verschiedenen Varianten auseinanderzusetzen. Das gilt besonders, wenn du eine grundlegende berufliche Neuorientierung anstrebst.
Zusätzliche Qualifikationen aneignen
Vor einem Jobwechsel, besonders aber bei einer grundlegenden beruflichen Veränderung kann es sinnvoll oder notwendig sein, sich zusätzliche Qualifikationen anzueignen. In manchen Fällen reicht dazu ein Kurs, in anderen Fällen ist es hilfreich, zu studieren oder eine Ausbildung zu machen. Auch eine Umschulung kann eine Option sein.
Überlege dir, welche Qualifikationen im angestrebten Bereich essenziell oder wünschenswert sind, und gleiche das mit deinem Profil ab. Das ermöglicht es dir, abzuwägen, ob eine wie auch immer geartete Weiterbildung sinnvoll wäre. Es kommt auch auf die Situation am Arbeitsmarkt an. Je mehr qualifizierte Bewerber es gibt, desto schwieriger ist es, umkämpfte Jobs zu ergattern.
Falls du dich weiterbilden möchtest, solltest du gut überlegen, welches Lernformat am besten zu deiner aktuellen Situation passt. Wenn du weiterhin arbeitest, wäre ein Fernstudium wahrscheinlich besser als ein Präsenzstudium. Für Präsenzangebote gilt: Kurse am Abend sind bei einer Berufstätigkeit oft die einzige Möglichkeit. Vergleiche die verschiedenen Angebote im Detail miteinander, um eine gute Lösung zu finden.
Im Fall einer Weiterbildung solltest du auch die Finanzierung klären. Manches kostet nichts außer Zeit. Längerfristige Weiterbildungen wie ein Fernstudium können hingegen richtig ins Geld gehen. Dann solltest du wissen, wie du die Kosten dafür aufbringen kannst. Vielleicht ist es für deinen Arbeitgeber denkbar, dein Vorhaben zu bezuschussen. Oder du nimmst einen Bildungskredit auf. Auch ein Stipendium kann eine Option sein.
Sich um einen neuen Job bewerben: Tipps für Bewerbung und Vorstellungsgespräch
Ob es mit der beruflichen Neuorientierung klappt, hängt zunächst maßgeblich von der Qualität der Bewerbung ab. Anschließend ist ein gelungener Auftritt im Bewerbungsgespräch gefragt. Hier findest du Tipps für die Bewerbung und das erste Treffen mit einem möglichen neuen Arbeitgeber.
Bei einem Jobwechsel
Es ist wichtig, dass du in deiner Bewerbung deine Kernkompetenzen zu verdeutlichst. Stelle heraus, was dich auszeichnet und von anderen abhebt. Im Anschreiben solltest du verdeutlichen und darauf eingehen, was dich zu einer Mitarbeit motiviert. Es lohnt sich, sowohl das Bewerbungsschreiben als auch den Lebenslauf auf die jeweilige Stelle zuzuschneiden. Rücke dabei die Aspekte in den Vordergrund, die für die betreffende Tätigkeit mutmaßlich entscheidend sind. Gute Arbeitszeugnisse können deine Chancen verbessern.
Eine Einladung zum Bewerbungsgespräch bedeutet, dass du als neuer Mitarbeiter grundsätzlich für den Arbeitgeber infrage kommst. Es muss aber auch persönlich passen. Im Vorstellungsgespräch geht es für die Verantwortlichen darum, das auszuloten. Wenn du umgänglich, respektvoll, höflich und selbstbewusst bist, hast du gute Chancen. Möchtest du deinen Beruf behalten, aber in ein anderes Tätigkeitsfeld wechseln, solltest du deine Beweggründe dafür erläutern können. Wenn dir bestimmte Arbeitsbedingungen und Benefits wichtig sind, solltest du das im Bewerbungsgespräch zur Sprache bringen. Ausgehandelt wird schließlich nicht nur das Gehalt, sondern auch die Rahmenbedingungen.
Bei einem Berufswechsel
Wenn du dich beruflich neu orientieren möchtest, solltest du bei deiner Bewerbung auf bestimmte Dinge besonders achten. Bei einer grundlegenden beruflichen Neuorientierung ist das Anschreiben der richtige Ort, um zu erklären, warum du eine Veränderung anstrebst. Ebenso solltest du deutlich machen, was dich für die angestrebte Stelle qualifiziert – genau so, als hättest du schon vorher in diesem Bereich gearbeitet.
Es mag dir vielleicht nicht an Qualifikationen mangeln, wahrscheinlich hast du aber keine oder kaum Erfahrung im angestrebten Tätigkeitsfeld. Das sollte aber nicht dazu führen, dass du nicht selbstbewusst auftrittst. Du wirst niemanden überzeugen, wenn du schon in deiner Bewerbung so klingst, als hättest du einen Makel. Statt auf formale Qualifikationen und Berufspraxis kannst du den Fokus auch auf wichtige Soft Skills richten. Du kannst sie im Anschreiben mit Beispielen darlegen oder im Lebenslauf direkt und indirekt darauf eingehen.
Mit der Einladung zum Vorstellungsgespräch bist du dem ersehnten Job ein wichtiges Stück nähergekommen. Bereite dich sorgfältig auf das Treffen vor. Feile an deiner Selbstvorstellung und befasse dich mit typischen Fragen. Du solltest erklären können, warum du trotz deiner mangelnden Erfahrung eine gute Wahl für das Unternehmen bist. Lege dir auch eigene Fragen zurecht, die dein Interesse untermauern.
Karriere-Coaching: Lohnt sich das?
Bei einer beruflichen Neuorientierung kann eine Beratung sinnvoll sein. Es gibt viele Karriere-Coachings, die du nutzen kannst, um dich erfolgreich zu bewerben. Ob sich das lohnt, hängt von den Umständen im Einzelfall ab.
Vielleicht bist du jemand, der genau weiß, wie er eine überzeugende Bewerbung schreibt. Der kein Problem damit hat, im Bewerbungsgespräch selbstbewusst und souverän aufzutreten. In diesem Fall ist eine Karriere-Beratung optional. Sie kann nichtsdestotrotz hilfreich sein, vor allem, wenn es um umkämpfte Stellen geht. Womöglich schaffst du es aber auch alleine und kannst dir das Geld sparen.
Vielleicht bist du aber auch jemand, der eine berufliche Neuorientierung mit 50 anstrebt. Du hast genug vom alten Beruf, fühlst dich aber unsicher. Möglicherweise empfindest du dich als Bewerber zweiter Klasse. Womöglich liegt deine letzte Bewerbung auch schon eine Weile zurück. In einer solchen Ausgangssituation kann bei einer beruflichen Neuorientierung eine Beratung den entscheidenden Unterschied machen.
Wie eine Beratung deine Chancen bei der Jobsuche verbessern kann
Mit einem Karriere-Coach hast du jemanden an deiner Seite, der dir erprobte Tipps und individuelle Ratschläge geben kann. Ein Coach optimiert mit dir zusammen deine Bewerbungsunterlagen und bereitet dich auf Vorstellungsgespräche vor. Im Zweifel schaffst du das natürlich auch alleine, aber eine Beratung kann den Prozess erleichtern. Nicht zuletzt kann es deinem Selbstbewusstsein einen Boost geben, wenn du dich mit einem Berater intensiv vorbereitet hast und diese Person an dich glaubt.
Falls du ein Karriere-Coaching nutzen möchtest, um beruflich neu anzufangen, lohnt es sich, genau hinzusehen. Es gibt in der Qualität der Angebote große Unterschiede. Der Preis sollte nicht das primäre Kriterium sein – gute Arbeit gibt es normalerweise nicht zu Dumpingpreisen.
Berufliche Neuorientierung im höheren Alter: Sinnvoll oder nicht?
Bei jungen Menschen ist es nicht so schlimm, wenn sie nach einigen Jahren im Beruf grundlegend die Richtung wechseln. Jeder kann sich bei der Berufswahl irren. Je jünger jemand ist, desto leichter ist eine berufliche Neuorientierung. Was aber, wenn jemand schon etwas länger im Berufsleben steht? Kann auch eine berufliche Neuorientierung mit 40 oder sogar 50 Jahren klappen? Oder ist eine berufliche Neuorientierung „im Alter“ eine schlechte Idee?
Das lässt sich nicht pauschal sagen. Grundsätzlich kann eine berufliche Veränderung auch im höheren Alter noch klappen. Entscheidend ist, wie du die Sache angehst und wozu du bereit wärst. Je nachdem, was dir vorschwebt, kann für eine berufliche Neuorientierung zum Beispiel ein Studium oder eine Ausbildung notwendig oder hilfreich sein. Wenn du dir die nötigen Qualifikationen aneignest, muss der berufliche Neustart kein unüberwindbares Hindernis sein.
Ob sich eine grundlegende Veränderung auch im höheren Alter noch lohnt, hängt auch davon ab, welche Vorstellungen du hast. Bist du zum Beispiel bereit, Gehaltseinbußen hinzunehmen? Oder zu akzeptieren, dass du wieder ganz unten anfangen würdest? Für manche Menschen ist diese Vorstellung kein Problem, andere schreckt sie wiederum ab.
Je älter du bist, desto wichtiger ist es, dass du dir deine Entscheidung gut überlegt hast. Durch Erfahrungsberichte, den Austausch mit anderen und vielleicht sogar Praktika kannst du besser einschätzen, ob ein bestimmter Beruf wirklich zu dir passt. Dadurch ist das Risiko geringer, dass du den Schritt später bereust.
Den Sprung wagen
Du bist sicher, dass du dich beruflich verändern möchtest – eigentlich. Was in der Theorie gut und richtig klingt, ist in der Praxis oft nicht so einfach umzusetzen. Eine grundlegende berufliche Neuorientierung kann von Zweifeln und Ängsten begleitet werden. Das kann dazu führen, dass du deine Entscheidung anzweifelst. Es ist aber ganz normal, dass ein Sprung ins Ungewisse nicht nur mit positiven Gefühlen verbunden ist.
In manchen Fällen können ernsthafte Zweifel und ein schlechtes Bauchgefühl zwar tatsächlich Hinweise darauf sein, dass du dich verrennst. Wenn sich der Neustart aber trotz der negativen Gefühle richtig anfühlt, solltest du deine Ziele beharrlich verfolgen. Es kann beängstigend sein, nicht zu wissen, was die Zukunft bringt. Das weißt du aber letztlich nie. Setze beharrlich einen Schritt nach dem anderen und mache das Beste aus deinen aktuellen Umständen.
Eine berufliche Neuorientierung erfordert Mut. Manchmal muss man im Leben ein Risiko eingehen, um etwas gewinnen zu können. Du kannst zwar auch die risikoärmere Variante wählen und weitermachen wie bisher. Wenn dich dieser Gedanke auch nicht glücklich macht, spricht jedoch viel dafür, den Sprung zu wagen.
Entscheidend ist, dass du realistische Vorstellungen und einen guten Plan hast. Nimm dir für deine Planung die nötige Zeit, bevor du wirklich loslegst. Dann ist es wahrscheinlicher, dass du schaffst, was du dir vorgenommen hast. Es hilft auch ungemein, wenn du an dich glaubst. Halte dir vor Augen, was du kannst und was du schon alles geschafft hast. Auch Zuspruch von anderen kann sehr wohltuend sein. Vielleicht möchtest du auch mit Affirmationen arbeiten. Das sind positive Glaubenssätze, die du mantraartig wiederholst, um sie zu verinnerlichen. Sie können einen Effekt darauf haben, was du denkst und fühlst.
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