Es gibt viele Gründe, warum eine Umschulung in Betracht kommen kann. Vielleicht hindern dich gesundheitliche Probleme daran, deinen Beruf weiter auszuüben. Oder du bist schlicht unzufrieden und hast Lust auf etwas Neues. Mit einer Umschulung kannst du dich beruflich neu orientieren, wenn du schon im Berufsleben stehst. Wann eine Umschulung in Frage kommt, welche Möglichkeiten du hast und welche Finanzierungsoptionen es gibt, erfährst du hier.
Was dich bei einer Umschulung erwartet
Eine Umschulung ist eine Aus- beziehungsweise Weiterbildung, die dich für einen anderen Beruf qualifiziert. Du erlernst neue Fähigkeiten, damit du in einem anderen Bereich beruflich anfangen kannst. In den meisten Fällen organisiert das Arbeitsamt oder Jobcenter diese Art von Berufsbildung. Eine Umschulung dauert zwischen mehreren Monaten und mehreren Jahren. Sie ist in der Regel kürzer als eine reguläre Ausbildung.
Eine Umschulung kann eine Lösung sein, wenn du das Gefühl hast, dass dein Beruf einfach der falsche für dich ist – und dich auch ein anderer Job im selben Bereich nicht zufriedenstellen würde. Auch, wenn du deinen erlernten Beruf nicht mehr ausüben kannst, kann eine Umschulung sinnvoll sein. Das könnte zum Beispiel durch gesundheitliche Probleme oder nach einem Arbeitsunfall der Fall sein. Wenn du länger aus dem Job raus bist – etwa, weil du Kinder aufgezogen hast – kann dich eine Umschulung wieder für den Arbeitsmarkt qualifizieren.
Diese Möglichkeiten gibt es bei einer Umschulung
Zwar steht dir prinzipiell jede mögliche Umschulung offen. In der Regel finanzieren das Jobcenter oder die Arbeitsagentur jedoch eine solche Weiterbildungsmaßnahme. Wenn du die Umschulung nicht aus der eigenen Tasche bezahlen möchtest, bist du auf das Okay des Arbeitsamts angewiesen.
Du hast bei einer Umschulung dann nicht ohne Weiteres die Qual der Wahl, was du erlernen möchtest. Ob das Amt dir eine Umschulung bewilligt, hängt von deinen individuellen Umständen ab. Den angestrebten Beruf legt das Arbeitsamt in Absprache mit dir fest. Dir stehen durch eine Umschulung vor allem Berufe offen, wo gerade dringend Arbeitskräfte gesucht werden. Besonders im Bereich Pflege ist das der Fall. Auch Erzieher, Mediengestalter und Informatiker werden gesucht. Informiere dich vorher über mögliche Bereiche, damit du selbst Vorschläge einbringen kannst.
Drei Arten von Umschulungen
Grundsätzlich gibt es drei Wege, eine Umschulung zu machen. Das sind die betriebliche, schulische sowie die überbetriebliche Umschulung.
Die betriebliche Umschulung wird auch duale Umschulung genannt. Hier wirst du in einem Betrieb ausgebildet. Das ähnelt einer normalen betrieblichen Berufsausbildung. Du lernst in der Berufsschule die theoretischen Grundlagen und wendest sie im Betrieb praktisch an. Du bekommst ein Ausbildungsgehalt. Diese Art der Umschulung dauert mit rund zwei Jahren am längsten.
Außerdem gibt es die Möglichkeit einer schulischen Umschulung. Dabei lernst du an einer Berufsschule. In Praktika kannst du dein neues Wissen in einem Unternehmen anwenden. Meist dauert diese Art der Umschulung mehrere Monate. Du erhältst kein Geld, musst jedoch Geld für die Berufsschule bezahlen.
Bei einer überbetrieblichen Umschulung wirst du an einer privaten Bildungseinrichtung ausgebildet. Manchmal machst du dabei auch Praktika. Du erhältst auch hier kein Gehalt, sondern musst die Schule bezahlen. Der Zeitaufwand liegt bei dieser Variante bei mehreren Monaten.
Falls es deine Umstände erfordern, ist eine Umschulung oft auch in Teilzeit möglich. Manchmal kannst du die theoretischen Kenntnisse auch durch eine Fernschule lernen.
So triffst du die richtige Entscheidung
Informiere dich vor deiner Entscheidung für eine Option, was für einen Ruf die jeweilige Variante beziehungsweise Bildungseinrichtung hat. Auch über den möglichen Ausbildungsbetrieb kannst du dich informieren.
Die Entscheidung, welchen Beruf du auf diese Weise erlernen möchtest, sollte gut durchdacht sein. Was spricht dich an? Bedenke auch die Jobaussichten. Möglicherweise kannst du vor Beginn einer Umschulung ein kurzes Praktikum im angestrebten Bereich machen. So merkst du schnell, ob du hier wirklich tätig werden möchtest.
Bei der Wahl eines Praktikumsbetriebs solltest du ein Unternehmen wählen, bei dem du dir vorstellen könntest, nach deiner Umschulung zu arbeiten. Wenn du beim Praktikum einen guten Eindruck machst, stehen die Chancen auf einen späteren Job häufig gut.
Voraussetzungen für die Bewilligung einer Umschulung
Du kannst bei der Arbeitsagentur oder dem Jobcenter einen Antrag auf eine Umschulung stellen. Weil das für den Staat teuer ist, musst du gute Argumente dafür haben. Es reicht nicht, wenn du einfach etwas anderes machen möchtest. Aus Sicht der Arbeitsagentur geht es darum, dass du einen Job findest.
Wenn du schon lange arbeitslos bist oder die Chancen auf einen Job in deinem Bereich schlecht sind, stehen die Chancen für eine Umschulung gut. Auch, wenn du aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in deinem Beruf arbeiten kannst oder sich dein Berufsfeld im Wandel befindet, ist das Okay des Arbeitsamts wahrscheinlich. Du musst außerdem volljährig sein und schon eine Berufsausbildung abgeschlossen haben.
Finanzierung: diese Optionen gibt es
Gerade eine längere Umschulung musst du auch finanzieren können. Wenn es sich um eine vom Arbeitsamt geförderte Maßnahme handelt, bist du auf der sicheren Seite. In anderen Fällen kann die Sozialversicherung einen Teil der Kosten übernehmen. Bei einer betrieblichen Umschulung erhältst du ein Ausbildungsgehalt. Möglicherweise hast du darüber hinaus Anspruch auf den Bezug von Arbeitslosengeld.
Mögliche Finanzierungsoptionen für eine Umschulung sind:
- ein Bildungsgutschein (BGS) vom Arbeitsamt. Das Amt zahlt deine Weiterbildung, wenn es aus seiner Sicht sinnvoll ist. Wenn du die Umschulung erfolgreich abschließt, erhältst du möglicherweise eine Weiterbildungsprämie.
- eine Bildungsprämie, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung an Geringverdiener vergeben wird.
- gegebenenfalls hast du Anspruch auf BAföG
- du kannst dich für spezielle geförderte Projekte bewerben
- bei einer Förderung nach dem 6. beziehungweise 7. Sozialgesetzbuch übernehmen Sozialversicherungsträger einen Teil der Kosten. Das kann in Frage kommen, wenn du deinen Beruf wegen gesundheitlicher Probleme oder nach einem Arbeitsunfall nicht mehr ausüben kannst.
Du kannst deine Umschulung auch selbst zahlen. Das kann teuer werden. Meist verlangt die Berufsschule Geld. Du musst dich auch krankenversichern. Anspruch auf Arbeitslosengeld hast du in der Regel nicht, weil du dem Arbeitsmarkt während deiner Umschulung nicht zur Verfügung stehst. Ein Fernstudium kann eine Alternative sein. Möglicherweise kommt auch eine Förderung durch den Europäischen Sozialfonds in Betracht.