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Übergriffiges Verhalten: Wie du darauf reagieren kannst

Ein Mann fässt einer Frau auf den Po, was ist übergriffiges Verhalten?

Wohl jeder hat schon Situationen erlebt, in denen er das Verhalten anderer Menschen als übergriffig empfunden hat. Wo fängt übergriffiges Verhalten an, was kann es für Folgen haben und wie kann man Übergriffigkeit begegnen? Hier erfährst du mehr über die Formen von übergriffigem Verhalten, eventuelle Auswirkungen und Handlungsmöglichkeiten.

Übergriffigkeit Bedeutung: Was ist übergriffiges Verhalten?

Übergriffiges Verhalten – was bedeutet das eigentlich? Übergriffig ist ein Verhalten, bei dem Grenzen überschritten werden. Es handelt sich also um eine Grenzverletzung. Anders als bei einer reinen Grenzverletzung geschieht ein Übergriff absichtlich und bewusst.

Das heißt nicht, dass übergriffige Menschen sich darüber im Klaren sein müssen, wie andere ihr Verhalten wahrnehmen. Sie meinen es vielleicht gar nicht böse und wollen niemanden vor den Kopf stoßen. Ihr übergriffiges Verhalten kann mit ihrer Erziehung zusammenhängen, mit allgemeinen Vorstellungen und Annahmen, aber auch mit mangelndem Respekt. Wer sich übergriffig verhält, ist manchmal geistig unreif oder es mangelt ihm an sozialen Kompetenzen. Oft glauben die Verursacher, dass ihr Verhalten nicht so schlimm sei.

Übergriffiges Verhalten kann verschiedene Formen annehmen. Es kann sich verbal oder nonverbal zeigen, physisch oder psychisch. Dabei ist das Spektrum groß: In manchen Fällen handelt es sich um vermeintlich geringfügige Grenzüberschreitungen, während sich Menschen in anderen Fällen offensichtlich danebenbenehmen. 

Übergriffig: Beispiele dafür, wie Übergriffigkeit aussehen kann

Im privaten und beruflichen Alltag kann sich übergriffiges Verhalten zum Beispiel so äußern:

Was als übergriffiges Verhalten gewertet werden kann, hängt auch vom Kontext ab. Es kommt zum Beispiel darauf an, in welchem Verhältnis die beteiligten Personen zueinander stehen. Wenn sich ein Personalverantwortlicher im Bewerbungsgespräch nach der Familienplanung erkundigt, ist das etwas anderes, als wenn dies eine gute Freundin macht. Auch die Machtverhältnisse spielen eine Rolle. Nicht zuletzt ist Übergriffigkeit ein Stück weit subjektiv: Übergriffig ist, was jemand als übergriffig empfindet.

Übergriffigkeit am Arbeitsplatz: Formen und mögliche Auswirkungen

Wer im privaten Umfeld übergriffiges Verhalten erlebt, kann der anderen Person häufig einfach aus dem Weg gehen. Im Job ist das nicht ganz so einfach. Auch hier können einem jedoch übergriffige Menschen begegnen. Das kann durch übergriffige Kommunikation der Fall sein, wenn etwa Kollegen schlecht über einen reden oder jemand unsachlich wird. Die Übergriffigkeit kann auch von Vorgesetzten ausgehen: Der Chef mischt sich ins Privatleben ein oder er macht eine Mitarbeiterin nieder, nachdem sie einen Fehler gemacht hat. 

Übergriffigkeit am Arbeitsplatz kann mehr oder weniger subtil sein. Manchmal sind es zweideutige Fragen, in anderen Fällen scheinbar flüchtige Berührungen, die für die Betroffenen unangenehm sind. Es kann auch Mobbing oder Diskriminierung als offensichtlichere Formen betreffen. Ebenso kann Kritik unter die Gürtellinie gehen oder jemand kann sich im Ton vergreifen. 

Unabhängig von der Form kann übergriffiges Verhalten von Kollegen oder dem Arbeitgeber ernst zu nehmende Folgen haben. Die Betroffenen haben dadurch zum Beispiel Stress, sie können verängstigt oder unsicher sein. Vielleicht fühlen sie sich eingeschüchtert, erniedrigt oder schämen sich. Auch Ohnmacht ist ein Gefühl, das übergriffiges Verhalten im Job begleiten kann. Auf der körperlichen Ebene kann Übergriffigkeit dazu führen, dass jemand schlechter schläft, öfter Kopfschmerzen hat oder Magen-Darm-Probleme bekommt. Auch Tinnitus oder Rückenschmerzen sind typische psychosomatische Erkrankungen.

Übergriffiges Verhalten im Job als Nachteil für Arbeitgeber

Übergriffiges Verhalten am Arbeitsplatz wirkt sich häufig auf das Arbeitsklima und die Leistungen der betroffenen Beschäftigten aus. Sie machen ihre Arbeit womöglich schlechter, weil sie abgelenkt sind, oder es passieren ihnen mehr Fehler. Ihre Stimmung ist vielleicht gedrückt, sie sind weniger kommunikativ oder treten anderen gegenüber abweisend auf. Manche werden arbeitsunfähig: Sie lassen sich krankschreiben, weil sie das übergriffige Verhalten von Arbeitgeber oder Kollegen nicht mehr aushalten. Ein solcher Zustand kann einige Tage, aber auch monatelang andauern.

Indirekt betrifft Übergriffigkeit am Arbeitsplatz auch den Arbeitgeber. Wenn ein Mitarbeiter darunter leidet und dadurch weniger engagiert ist oder schlechtere Arbeit verrichtet, verringert das die Produktivität. Es kann auch das Betriebsklima belasten und zwischenmenschliche Konflikte befördern. Zudem ist es hinderlich für gute Leistungen, es kann die Zahl der Krankschreibungen erhöhen oder zu mehr Eigenkündigungen führen. 

Was sind die Ursachen für übergriffiges Verhalten?

Woran liegt es, dass es immer wieder zu übergriffigem Verhalten kommt – im Job oder im Privatleben? Übergriffigkeit kann verschiedene Ursachen haben. Häufig geht sie von Menschen aus, die dazu neigen, sich übergriffig zu verhalten. Das hängt mit ihrer Persönlichkeit zusammen. Sie sind dann etwa wenig empathisch, können sich in die Gefühlswelt ihrer „Opfer“ nicht einfühlen und übergehen deshalb ihre Grenzen. Sie können auch respektlos sein oder zu egoistischem oder dominantem Verhalten neigen.

Übergriffige Kommunikation und übergriffiges Verhalten haben häufig kulturelle oder gesellschaftliche Gründe. Gesellschaftlich kann das entsprechende Verhalten verbreitet und akzeptiert sein. Man sagt darüber vielleicht gemeinhin, es sei „nicht so schlimm“ oder diejenigen, deren Grenzen überschritten werden, sollten sich „nicht so anstellen“. Je nachdem, welchen kulturellen Hintergrund jemand hat, können bestimmte Verhaltensweisen als unproblematisch oder sogar normal betrachtet werden, die bei näherer Betrachtung übergriffiges Verhalten sind. Den „Tätern“ ist dann oft nicht bewusst, dass sie Grenzen anderer nicht respektieren.

Übergriffigkeit am Arbeitsplatz hängt nicht selten mit der Unternehmenskultur und den im Unternehmen üblichen Praktiken zusammen. Vielleicht herrscht allgemein ein rauer Ton im Umgang miteinander, vielleicht arbeitet man eher gegen- als miteinander. Häufig werden die Führungskräfte ihrer Vorbildfunktion nicht gerecht oder sie werden zum schlechten Vorbild, weil sie selbst zu Übergriffigkeit neigen. In anderen Fällen hängt das übergriffige Verhalten am Arbeitsplatz mit Machtmissbrauch, mangelnder Kommunikation oder persönlichen Konflikten zusammen.

Besonders problematisch ist es, wenn der Arbeitgeber nicht eingreift. Wenn zum Beispiel abfällige Bemerkungen hingenommen werden, kann das andere Beschäftigte ermuntern, sich ebenfalls respektlos zu verhalten – es hat schließlich keine Konsequenzen.

Übergriffigkeit am Arbeitsplatz verhindern: Wie Prävention aussehen kann

Wenn es darum geht, übergriffiges Verhalten von Kollegen oder Vorgesetzten zu verhindern, ist in erster Linie der Arbeitgeber gefragt. Wenn Arbeitgeber – und in ihrem Namen Führungskräfte auf allen Ebenen des Unternehmens – mit gutem Beispiel vorangehen, können sie dafür sorgen, dass Übergriffigkeit am Arbeitsplatz unwahrscheinlicher wird.

Für eine bessere Prävention von übergriffigem Verhalten können Arbeitgeber die Mitarbeiter für das Thema sensibilisieren. Das kann über spezielle Schulungen, informeller auch über Gespräche im Team oder in einem noch kleineren Rahmen passieren. Es ist wichtig, dass die Beschäftigten wissen, welche Art von Verhalten in diese Kategorie fällt und wie sie sich verhalten sollen, wenn sie Zeuge davon werden.

In Unternehmen sollte es zur Vermeidung von Übergriffigkeit klare Regeln und Vorgaben seitens des Arbeitgebers geben. Entscheidend ist nicht nur, dass es solche Richtlinien gibt. Die Mitarbeiter müssen sie auch kennen. Führungskräfte sind dafür verantwortlich, dass ihre Beschäftigten die nötigen Informationen haben. Es sollte zudem Möglichkeiten der Beschwerde geben, welche die Mitarbeiter vertrauensvoll nutzen können. Auch hier sind die Vorgesetzten gefragt, auf das Thema aufmerksam zu machen und Beschäftigte zu ermutigen, diese Möglichkeiten tatsächlich zu nutzen.

Um übergriffigem Verhalten den Nährboden zu entziehen, ist eine offene, vertrauensvolle und respektvolle Atmosphäre am Arbeitsplatz wichtig. In einem solchen Klima kommt es oft automatisch seltener zu Übergriffigkeit, weil klar ist, dass sie nicht akzeptiert wird. Auch dabei haben Führungskräfte eine besonders wichtige Funktion: Ob sie die Mitarbeiter mit Respekt behandeln – auch bei inhaltlichen Differenzen, Konflikten oder Problemen –, gibt den Ton für alle vor.

Tipps für den Umgang mit übergriffigem Verhalten im Job

Übergriffiges Verhalten kann dir überall begegnen. Kommt es zu Übergriffigkeit am Arbeitsplatz, sind viele Betroffene verunsichert. Sie müssen mit Kollegen oder Kolleginnen schließlich noch zusammenarbeiten, auch wenn sie sich übergriffig verhalten. Besonders heikel ist es, wenn ein Vorgesetzter sich übergriffig verhält.

Wenn es zu übergriffigem Verhalten durch Kollegen oder den Arbeitgeber kommt, ist es sinnvoll, die Vorfälle zu dokumentieren. So hast du einen Nachweis, außerdem kannst du dich dadurch selbst besser daran erinnern, was geschehen ist.

Wie du auf übergriffige Kommunikation oder anderweitig übergriffiges Verhalten reagieren kannst, hängt von dem konkreten Verhalten ab. Je stärker es Grenzen überschreitet, desto mehr spricht für eine deutliche Reaktion. Wenn dich zum Beispiel ein Kollege berührt oder sexuelle Anspielungen macht, ist es oft am besten, denjenigen direkt zur Rede zu stellen. Klar zu machen, dass man bestimmte Äußerungen oder Handlungen nicht hinnimmt, kann oft viel bewirken.

Manchmal ist das übergriffige Verhalten subtil, es kommt aber immer wieder vor. Dann kann es eine gute Idee sein, mit dem betreffenden Kollegen oder der Kollegin unter vier Augen darüber zu sprechen. Schildere, wie du das Verhalten erlebst, ohne Vorwürfe zu machen. Vielleicht ist der anderen Person nicht bewusst, wie ihr Verhalten bei dir ankommt.

Übergriffe auf andere nicht einfach geschehen lassen

Bringt ein solches Gespräch nichts oder ist es von vornherein nicht aussichtsreich, ist der oder die Vorgesetzte die richtige Ansprechperson. Du kannst dich auch direkt an den Chef oder die Chefin wenden, wenn du sicher bist, dass die Übergriffigkeit absichtlich und in vollem Bewusstsein geschieht. Falls es im Unternehmen einen Betriebsrat gibt, ist auch das eine Anlaufstelle. 

Es kann sein, dass du übergriffiges Verhalten bei anderen beobachtest, statt selbst zur Zielscheibe zu werden. Dann solltest du nicht tatenlos zusehen, sondern dich einmischen. Gerade negatives Feedback von Außenstehenden kann bei Tätern eine abschreckende Wirkung haben. In einem Arbeitsumfeld machst du damit außerdem deutlich, dass bestimmte Taten oder Handlungen nicht in Ordnung sind. Das signalisiert auch möglichen Umstehenden, dass ein bestimmtes Verhalten nicht toleriert wird. Damit hat es einen positiven Effekt auf die Arbeitsatmosphäre.

Kann man juristisch gegen Menschen vorgehen, die sich übergriffig verhalten? Das hängt davon ab, was passiert ist. Je nach Art der Übergriffigkeit kann es sich zum Beispiel um Körperverletzung, Beleidigung, Stalking oder sexuelle Nötigung handeln. Dies sind Straftatbestände, die du anzeigen kannst. Am besten ist es, wenn du dich dabei von einem Anwalt oder einer Anwältin beraten lässt.

Übergriffigkeit im Job oder Privatleben: Hier finden Betroffene Unterstützung

Übergriffiges Verhalten durch den Arbeitgeber oder Kollegen zu erleben, kann für Betroffene sehr belastend sein. Das gilt vor allem, wenn es immer wieder dazu kommt oder wenn die Vorfälle Grenzen erheblich überschreiten. In solchen Fällen ist es wichtig, zu wissen, wo man Hilfe findet.

Wenn du über juristische Schritte nachdenkst, ist ein Rechtsanwalt oder eine Rechtsanwältin die richtige Anlaufstelle. Um deine Optionen besser einordnen zu können, kannst du dich auch an den Betriebsrat oder eine Gewerkschaft wenden.

Möglicherweise hilft es dir, mit vertrauten Kollegen über die Angelegenheit zu sprechen. Wichtig dabei ist, dass du nicht Kollegen gegeneinander aufhetzt. Es sollte dir nicht darum gehen, andere schlechtzumachen, sondern darum, dir mentale Unterstützung zu suchen. Diese Rolle kann auch dein Partner, ein Freund oder eine Freundin erfüllen. Wenn du sehr unter der Übergriffigkeit im Job leidest, könnte auch eine Psychotherapie förderlich sein.

Du hast außerdem die Möglichkeit, dich in Onlineforen mit anderen Nutzern auszutauschen. Andere haben womöglich Ähnliches erlebt und können dir Tipps geben. Oft hilft es, mit anderen über belastende Vorfälle zu reden, selbst wenn es Fremde sind. Die Anonymität im Internet kann es leichter machen, Übergriffe ehrlich und detailliert zu schildern.

Bildnachweis: M-Production / Shutterstock.com

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