AllgemeinSandwich-Methode: Eine neue Art, Kritik zu äußern?

Sandwich-Methode: Eine neue Art, Kritik zu äußern?

Kritik zu äußern ist oft gar nicht so leicht. Man möchte der anderen Person etwas mit auf den Weg geben, aber sie nicht vor den Kopf stoßen. Ein Ansatz, mit der die Gratwanderung gelingen soll, ist die Sandwich-Methode. Hier erfährst du, wie das funktioniert, welche Vor- und Nachteile die Methode hat und wann sie angewendet werden kann.

Sandwich-Methode: Was ist das?

Kritik zu äußern ist in vielen Lebenslagen angebracht oder sinnvoll. Sie hilft Menschen dabei, sich zu verbessern, Fehler zu erkennen und ihre Vorgehensweisen zu optimieren. Damit kann sie ein wichtiger Erfolgsfaktor sein – vorausgesetzt, sie wird richtig herübergebracht und kommt bei der kritisierten Person auch wirklich an. Genau hieran hapert es oft: Viele Menschen scheuen sich davor, andere zu kritisieren. Es macht naturgemäß keinen Spaß, negative Dinge zur Sprache zu bringen, zumal die kritisierte Person verärgert reagieren oder demotiviert werden könnte.

Gerade im Job geht es ohne Kritik aber gar nicht, und es wäre auch nicht gut, wenn nie Kritik geäußert würde. Für Führungskräfte und andere Personen, die Kritik äußern müssen oder möchten, stellt sich also die Frage: Wie mache ich es am besten? Ein Ansatz ist die Sandwich-Methode. Hierbei handelt es sich um eine bestimmte Art und Weise, Kritik herüberzubringen.

Der Name lässt dabei unmittelbar auf die Taktik schließen: In der Mitte steckt die Kritik; sie ist also der Belag des Sandwiches. Auf beiden Seiten davon befindet sich das Brot, in diesem Fall ein Lob. Der Ablauf bei der Sandwich-Methode ist also so: Zuerst wird ein Lob geäußert, dann der kritische Punkt zur Sprache gebracht. Abschließend folgt noch ein Lob, damit das Gespräch mit einer positiven Note endet. Das soll das Risiko verringern, dass die Kritik für schlechte Laune sorgt oder die kritisierte Person das Gefühl hat, sie würde nicht wertgeschätzt.

Wofür eignet sich die Sandwich-Methode?

Die Sandwich-Methode ist für alle Situationen geeignet, in denen es darum geht, anderen ein kritisches Feedback zu geben. Sie kann sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext angewandt werden – zum Beispiel im Rahmen eines Mitarbeitergesprächs. Führungskräfte können die Sandwich-Methode nutzen, um Mitarbeiter auf Fehler oder suboptimale Vorgehensweisen hinzuweisen. Auch Arbeitnehmer ohne Führungsrolle können sie anwenden, zum Beispiel, wenn es darum geht, auf verbesserungswürdige Ideen von Kollegen im Team zu reagieren.

Die Sandwich-Methode eignet sich nicht nur dafür, Kritik herüberzubringen. Dieselbe Taktik kann auch in Verkaufsgesprächen eingesetzt werden. So kann sich die Sandwich-Methode im Verkauf lohnen. Nehmen wir an, ein Mitarbeiter führt ein Verkaufsgespräch. Er nutzt im Kundengespräch dann analog zur Sandwich-Methode eine Argumentation, bei der zuerst etwas Positives genannt wird. Anschließend geht der Verkäufer auf mögliche Schwachstellen, Kritikpunkte oder andere wenig verkaufsfördernde Aspekte ein. Das kann zum Beispiel ein hoher Preis sein: Bei der Sandwich-Methode erfolgt die Preisnennung zwischendurch. Zum Schluss beendet der Verkäufer seine Argumentation mit einem weiteren Pluspunkt des beworbenen Artikels oder einer Dienstleistung. Das soll dabei helfen, potenzielle Käufer zu überzeugen.

Ob sich die Sandwich-Methode eignet, hängt letztlich immer von den Umständen im Einzelfall ab, zum Beispiel von den beteiligten Personen und worum es geht. Entscheidend ist, dass die Kritik dabei mit Fingerspitzengefühl, aber doch deutlich genug herübergebracht wird. Nur so kann sie tatsächlich einen Effekt haben und kommt beim Gegenüber an, ohne diesen vor den Kopf zu stoßen.

Sandwich-Methode: Feedback-Beispiele dafür, wie die Sandwich-Taktik klingen könnte

Zur Verdeutlichung findest du hier für die Sandwich-Methode Beispiele. So könnte Kritik zum Beispiel formuliert werden, wenn die Sandwich-Methode genutzt wird:

Kritisches Feedback nach einer Präsentation, geäußert vom Chef an einem Mitarbeiter:

  • „Das war eine überzeugende Präsentation, Herr Müller. Sie wirkten sehr gut vorbereitet und haben die Präsentation sehr ansprechend gestaltet. Lediglich auf Folie X hat sich ein kleiner Fehler eingeschlichen: Ich fürchte, Sie haben den Zahlen die falsche Jahreszahl zugeordnet. Insgesamt aber wirklich sehr gelungen!“

Eine kritische Anmerkung von einem Vorgesetzten im Mitarbeitergespräch:

  • „Wir sind sehr froh, mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Ihren Einsatz und Ihre Leistungsfähigkeit schätzen wir sehr. Einen kleinen Kritikpunkt habe ich allerdings: Manchmal leidet Ihre Gewissenhaftigkeit ein wenig unter Ihrem Tatendrang. Tragen Sie doch bitte Sorge dafür, dass immer alles korrekt ist und Schnelligkeit nicht vor Qualität geht. Dann steht der Beförderung nichts mehr im Weg – mit Ihren guten Leistungen haben Sie sich das wirklich verdient.“

Kritik geäußert von Kollege zu Kollege:

  • „Ich finde deine Idee spannend. Das mal von dieser Sichtweise aus zu betrachten eröffnet ganz neue Perspektiven. Aber bist du überzeugt, dass man das auch so umsetzen kann? Ich habe daran noch ein paar Zweifel. Vielleicht kannst du deinen Ansatz noch ein bisschen stärker ausarbeiten – bei deinen guten Ideen kommt am Ende bestimmt eine tolle Strategie heraus.“

Die Sandwich-Methode bei Preisnennungen:

  • „Dieses Produkt hat wirklich alles, was Sie von einem Hochleistungsmixer erwarten – der bekommt alles klein und liefert tolle, cremige Ergebnisse. Ja, er hat seinen Preis. Dafür haben Sie aber viele Jahre lang einen zuverlässigen Allrounder in der Küche an Ihrer Seite. Und wenn mal etwas sein sollte, haben Sie fünf Jahre Garantie.“

Sandwich-Methode: Vor- und Nachteile der Technik

Der Ansatz der Sandwich-Methode klingt überzeugend: Kritik äußern, aber nett verpackt, so dass es kein böses Blut gibt. Aber funktioniert das auch in der Praxis? Lohnt es sich, diese Methode zu nutzen, wenn man andere kritisieren möchte? Die folgenden Vor- und Nachteile der Sandwich-Methode solltest du kennen, um dir ein eigenes Urteil darüber zu bilden.

Das spricht für die Sandwich-Methode

  • Nicht jeder Mensch reagiert positiv, wenn er kritisiert wird. Im Gegenteil: Viele neigen dazu, sich angegriffen zu fühlen, auch wenn der andere es mit der Kritik gut meint. Für solche Menschen kann die Sandwich-Methode der richtige Ansatz sein: Sie bekommen nicht nur Negatives zu hören, sondern auch Lob.
  • Das kann den negativen Effekt von Kritik abmildern und verhindern, dass die Beziehung der Beteiligten leidet.
  • Die Sandwich-Methode kann das Risiko abmildern, dass ein kritisierter Mitarbeiter glaubt, dass der Chef ihn nicht grundsätzlich wertschätzt. Der Vorgesetzte macht schließlich zugleich deutlich, was er an dem Beschäftigten schätzt.
  • Es kann sein, dass die kritisierte Person die Kritik besser annimmt, wenn sie gleichzeitig gelobt wird.

Das spricht gegen die Sandwich-Methode

  • Bei der Sandwich-Methode besteht die Gefahr, dass das negative Feedback inmitten des Lobes untergeht. Schlimmstenfalls nimmt die kritisierte Person es gar nicht wirklich wahr – und wird ihr Verhalten somit auch nicht ändern.
  • Ebenso kann es mit der Sandwich-Methode passieren, dass die Kritik zwar transportiert wird, aber nicht deutlich wird, wie wichtig dieser Aspekt ist. Die Kritik kann nach weniger klingen als sie ist, um die kritisierte Person zu schonen.
  • Geht durch die Sandwich-Methode Kritik unter oder wird der kritisierten Person nicht deren Tragweite bewusst, legt sie bestimmte Verhaltensweisen womöglich bei der nächsten Gelegenheit wieder an den Tag. Das könnte etwa Führungskräften sauer aufstoßen und ihnen das Gefühl geben, dass ein Mitarbeiter kritikresistent ist – obwohl der Fehler bei ihnen lag, weil sie die Kritik nicht in der nötigen Deutlichkeit herübergebracht haben.
  • Kritik zusammen mit Lob zu äußern kann anderen Menschen das Gefühl geben, dass das Lob nur Beiwerk ist. Dann kommen womöglich Zweifel daran auf, wie ernsthaft das Lob tatsächlich ist. Ernsthaft positiv gemeintes Feedback kann untergehen.
  • Die Sandwich-Methode häufig einzusetzen kann zur Folge haben, dass andere Personen nach Kritik künftig ein „Aber“ erwarten. Dadurch können sie verunsichert sein.

Sandwich-Methode: Kritik und Alternativen

Keine Frage, der Ansatz klingt gut: Man kritisiert andere, aber auf eine möglichst nette, feinfühlige Art und Weise, eingebettet in positive Rückmeldungen. So gibt es keine schlechten Gefühle und die Beziehung der Beteiligten leidet auch nicht unter dem negativen Feedback. In der Praxis hat der Ansatz der Sandwich-Methode allerdings Schwächen. Das heißt nicht, dass die Sandwich-Taktik gar nicht eingesetzt werden könnte, aber ihr Einsatz sollte wohlüberlegt sein.

Die größte Gefahr der Sandwich-Methode besteht darin, dass die negative Kritik inmitten der lobenden Worte einfach untergeht. Das ist besonders dann problematisch, wenn es bei dem Feedback um wirklich wichtige Aspekte geht, die künftig anders laufen müssen oder sollten. Weniger dramatisch ist es hingegen, wenn kleinere Kritikpunkte nicht in der nötigen Deutlichkeit beim Gesprächspartner ankommen – notfalls lebt man mit den Folgen oder sagt bei einer anderen Gelegenheit noch einmal etwas dazu.

Es ist wichtig, im Einzelfall abhängig von der betreffenden Person und den Umständen zu entscheiden, ob sich die Sandwich-Methode eignen könnte. Eine Alternative zur Sandwich-Methode kann darin bestehen, Kritik möglichst konkret und direkt, aber mit Fingerspitzengefühl zur Sprache zu bringen. Dadurch ist das Risiko eines Missverständnisses verringert.

Wie negatives Feedback bei anderen Menschen ankommt, hängt nicht nur davon ab, wie die Kritik formuliert wird. Es ist essenziell, die andere Person auch bei Meinungsverschiedenheiten mit Respekt, Wohlwollen und Wertschätzung zu kritisieren. Es kommt auch auf den Zeitpunkt der Kritik an: Vorgesetzte etwa sollten ihre Mitarbeiter nicht erst dann kritisieren, wenn sich eine bestimmte Verhaltensweise längst verfestigt hat. Natürlich muss nicht jeder kleine Fehler sofort zur Sprache gebracht werden. Wenn jedoch Muster erkennbar werden, ist es sinnvoll, frühzeitig zu intervenieren.

Bildnachweis: benchart / Shutterstock.com

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