AllgemeinSilodenken im Unternehmen: Definition, Ursachen & Vorbeugung

Silodenken im Unternehmen: Definition, Ursachen & Vorbeugung

In vielen Firmen weiß die eine Abteilung nicht, was die andere macht. Kooperation? Synergieeffekte? Davon kann nicht die Rede sein. In solchen Fällen spricht man auch von Silodenken. Was das genau ist, warum es so schädlich für Unternehmen ist und wie man Silodenken aufbrechen kann, erfährst du in diesem Artikel.

Silodenken: Definition des Begriffs

Von Silodenken hast du wahrscheinlich noch nie gehört. Kein Wunder – allzu gebräuchlich ist der Begriff nicht. Das Phänomen, das er beschreibt, ist dir aber wahrscheinlich geläufig. Unternehmen gliedern sich in verschiedene Abteilungen. Es gibt dann zum Beispiel eine Abteilung für Produktion, eine für Marketing, für Rechtliches, Buchhaltung und eine Personalabteilung. Gibt es in einer Firma ein Silodenken, sind die unterschiedlichen Abteilungen sehr autark. Sie haben kaum oder keine Berührungspunkte mit den anderen Abteilungen des Unternehmens. Das hat Folgen für das Verhalten der Beschäftigten: In ihrer täglichen Arbeit denken die Mitarbeiter nicht über die Grenzen ihrer Abteilung hinaus.

Neben dem Begriff Silodenken sind auch die Bezeichnungen Bereichsdenken und Silo-Effekt gängig. Von Silodenken spricht man wegen der Eigenschaften von Silos, also den großen Speichern für bestimmte Güter wie etwa Getreide, Zement oder Futtermittel. Jedes Silo erfüllt seinen Zweck: Es dient zur Lagerung von Lebensmitteln und Stoffen. Mit anderen Silos gibt es aber keine Schnittstellen, selbst wenn eine Reihe von Silos nebeneinanderstehen. Jedes Silo ist klar von den anderen Silos abgegrenzt. So ist es auch mit den Abteilungen in vielen Unternehmen.

An diesen Merkmalen kann sich der Silo-Effekt zeigen

Dass es in einem Unternehmen ein Silodenken gibt, darauf können verschiedene Hinweise hindeuten. Charakteristisch ist die klare Trennung der verschiedenen Abteilungen des Unternehmens. Typischerweise bewegt sich jede Abteilung in ihrem eigenen Kosmos. Das große Ganze – der übergeordnete Erfolg des Unternehmens an sich – gerät dabei schnell aus dem Blick. Die Mitarbeiter sind vielmehr so auf die Details fokussiert, dass sie nicht über ihr unmittelbares Tätigkeitsfeld und die Grenzen ihrer Abteilung hinaus denken.

Falls sich ein Silo-Denken etabliert hat, weiß die eine Abteilung oft nicht, was die andere macht. Es gibt keine oder kaum Überschneidungen in der täglichen Arbeit. Kooperationen sind selten oder gar nicht existent. In ihren Tätigkeiten und Vorgehensweisen stimmen sich die Mitarbeiter einer Abteilung nicht mit den Kollegen aus anderen Abteilungen ab.

Wenn Silodenken in einem Unternehmen vorherrscht, muss das nicht heißen, dass es keine Kontakte zwischen Mitarbeitern aus unterschiedlichen Abteilungen gibt. Es kann sogar in regelmäßigen Abständen Meetings geben, die abteilungsübergreifend angelegt sind. Nur werden solche Treffen nicht zum Anlass genommen, mögliche Synergieeffekte herauszuarbeiten und zu nutzen.

Bei einem Silo-Effekt macht also jede Abteilung ihr eigenes Ding. Was andere machen, ist tendenziell ohne Bedeutung. In manchen Fällen kann jedoch sogar eine regelrechte Abneigung gegen andere Abteilungen bestehen. Das kann mit einer wahrgenommenen Konkurrenz zusammenhängen oder ideologische Ursachen haben. Eine Abteilung fühlt sich dann womöglich einer anderen überlegen, zum Beispiel aus Prinzip oder weil sie deren Vorgehensweisen und Ziele ablehnt.

Mögliche Ursachen des Silo-Effekts

Woran liegt es, dass es immer wieder zu Silodenken in Unternehmen kommt? In der Regel hängt das mit dem zusammen, was die Unternehmensführung vorgibt. Hiermit ist nicht nur gemeint, welche Werte und welche Kultur in einem Unternehmen hochgehalten werden. Es kommt auch darauf an, wie die Strukturen im Unternehmen angelegt sind. Je starrer sie sind, desto eher entsteht ein Silo-Denken bei den Mitarbeitern der verschiedenen Abteilungen.

Es sollte das Ziel der Geschäftsführung sein, Überschneidungen und Kooperationen zwischen verschiedenen Abteilungen aktiv zu fördern. Dazu gehört es auch, die Mitarbeiter für die Vorteile zu sensibilisieren, die eine solche Zusammenarbeit haben kann. Viele Firmen nutzen ihre Gestaltungsmöglichkeiten diesbezüglich nicht, was einen Silo-Effekt begünstigen kann. Es kann ebenso sein, dass die Kommunikation zwischen verschiedenen Abteilungen erschwert ist. Dabei kann auch eine größere räumliche Trennung eine Rolle spielen. 

Manchmal ergibt sich ein Silodenken, weil Beschäftigte aus unterschiedlichen Abteilungen unterschiedliche Interessen haben, die sich aus ihrem jeweiligen Job ergeben. Wer zum Beispiel im Controlling arbeitet, dem ist es naturgemäß wichtig, dass das Unternehmen möglichst wirtschaftlich geführt wird. (Vermeintlich) Unnötige Ausgaben müssen demnach dringend vermieden werden. In anderen Abteilungen hingegen ist man kreativ und erarbeitet neue Projekte, die Geld kosten – so entstehen schnell Konflikte zwischen den Abteilungen, die sich von der Sachebene auf eine persönliche Ebene verlagern können.

Es kann auch sein, dass eine Konkurrenzsituation zwischen verschiedenen Abteilungen eines Unternehmens entstanden ist. Die Abteilungen kämpfen dann zum Beispiel um begrenzte Ressourcen. Ebenso kann das Auftreten eines Silo-Effekts dadurch begünstigt sein, dass es in einem Unternehmen viele stark spezialisierte Mitarbeiter gibt. Sie sind zwar Experten auf ihrem Gebiet und damit wertvoll für ihre jeweilige Abteilung. Anders als Generalisten haben sie aber einen wesentlich engeren Blick.

Welche Folgen Silodenken haben kann

Abteilungen zu haben, die auf bestimmte Aufgaben und Tätigkeiten spezialisiert sind, ist für Unternehmen nicht nur völlig normal. Es ist auch nötig, um ein Unternehmen gut führen zu können, sieht man einmal von Kleinstfirmen mit wenigen Mitarbeitern ab. Nichtsdestotrotz ist es wichtig, dass nicht alle Abteilungen einfach ihr Ding machen, ohne über den Tellerrand zu schauen. Kommt es zu Silodenken, kann das verschiedene negative Auswirkungen für Unternehmen haben.

Ein Forscherteam der Hochschule Koblenz hat im Rahmen einer Studie herausgefunden, dass es einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem Silo-Effekt und dem Erfolg von Unternehmen gibt. Woran liegt das? Wenn es zwischen den Abteilungen eines Unternehmens keine oder kaum Berührungspunkte gibt, können mögliche Synergieeffekte nicht genutzt werden. Schlimmstenfalls befassen sich Mitarbeiter aus unterschiedlichen Abteilungen mit denselben Problemen – das kostet unnötig Zeit und bindet Personal, was entsprechend hohe Folgekosten haben kann. Ein guter Austausch quer durch das Unternehmen könnte außerdem dabei helfen, Fehler und suboptimale Vorgehensweisen zu reduzieren.

Es kann auch ein Nachteil für die Innovation sein, wenn es innerhalb eines Unternehmens zu wenig Kommunikation und Kooperation gibt. Dadurch ergeben sich viele Chancen zu positiven Entwicklungen gar nicht erst – ein klarer Nachteil im Wettbewerb mit Konkurrenz-Firmen. Hinzu kommt, dass ein Silo-Effekt in Unternehmen dazu führen kann, dass Firmen weniger agil und flexibel sind. Bei neuen Entwicklungen haben sie dann womöglich Schwierigkeiten, sich schnell anzupassen.

Wenn die Mitarbeiter der verschiedenen Abteilungen sich im Klein-Klein ihrer jeweiligen Abteilung verlieren, kann das auch zulasten der Mitarbeiterbindung gehen. Die Beschäftigten fühlen sich dann womöglich nicht als Teil eines großen Ganzen, wodurch sie sich weniger mit eigenen Ideen einbringen und tendenziell eher gewillt sind, den Arbeitgeber zu wechseln.

Was kann man gegen Silodenken tun? Mögliche Lösungen & Prävention

Silodenken ist eine negative Entwicklung für Unternehmen, die den Erfolg einer Firma merklich hemmen kann. Was kann man gegen den Silo-Effekt tun, wenn er einmal entstanden ist? Und wie lässt sich verhindern, dass es überhaupt zu einem Silo-Denken kommt?

Der erste Schritt besteht für Arbeitgeber darin, überhaupt ein Problembewusstsein zu schaffen. Wenn klar ist, welche Entwicklungen man vermeiden sollte, kann man Strategien entwickeln, um sie zu verhindern. Diese Strategien müssen zum jeweiligen Unternehmen passen. Es ist grundsätzlich wichtig, Strukturen nicht zu starr zu gestalten, um nicht ungewollt Ansätze für Berührungspunkte zwischen unterschiedlichen Abteilungen im Keim zu ersticken.

Wichtig ist neben einer gewissen räumlichen Nähe der Abteilungen, dass es gute Kommunikationswege über Abteilungen hinweg gibt. Wissen und Erfahrungen sollten unkompliziert und problemlos an andere weitergegeben werden, egal, ob sie in derselben Abteilung sitzen oder nicht.

Ein guter Zusammenhalt als Mittel gegen Silodenken

Um ein Silodenken zu verhindern, ist es nützlich, wenn es im Unternehmen ein ausgeprägtes Wir-Gefühl gibt. Je stärker der Zusammenhalt der Kollegen über Abteilungsgrenzen hinweg ist, desto weniger wird es zu einem Silo-Effekt kommen. Die Voraussetzungen dafür kann man neben passenden Strukturen und räumlichen Lösungen auch durch gemeinsame Aktivitäten schaffen. Die gemeinsame Weihnachtsfeier ist ein Ansatz, ebenso können gemeinsame Feste oder Betriebsausflüge geplant werden.

Das abteilungsübergreifende Denken im Unternehmen kann durch interdisziplinäre Teams gestärkt werden. So kommt es automatisch zu einem Austausch quer durch unterschiedliche Abteilungen. Gemeinsame, abteilungsübergreifende Projekte schweißen die Mitarbeiter enger zusammen und helfen ihnen beim gegenseitigen Verständnis.

In manchen Firmen wird ein Ansatz praktiziert, der effektiv, aber schwierig umzusetzen sein kann: rotierende Jobs. Wie der Name nahelegt, arbeiten Beschäftigte dabei nicht dauerhaft am selben Arbeitsplatz, sondern wechseln regelmäßig den Job. Das ist sicherlich nicht an allen Stellen auch praktisch vorstellbar. Zum einen braucht es entsprechende Generalisten, die viele Jobs gut machen können. Zum anderen besteht selbst bei solchen Personen die Gefahr, dass ein Spezialist den jeweiligen Job besser machen würde. Dennoch kann es eine interessante Idee für Arbeitgeber sein, Mitarbeitern Einblicke in andere Bereiche zu gewähren.

Bildnachweis: Ramon Cliff / Shutterstock.com

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