AllgemeinBerufsbezeichnungen: Wie findet man den richtigen Jobtitel?

Berufsbezeichnungen: Wie findet man den richtigen Jobtitel?

Software Developer, Stadtplaner oder Supply Chain Manager – Berufsbezeichnungen und Jobtitel sind so facettenreich wie die Tätigkeiten, die auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind. Wie sich jemand bezeichnet, hat dabei einen größeren Einfluss, als vielen Menschen bewusst ist. Welche Bedeutung die Berufsbezeichnung hat, welche Wirkung sie entfaltet und wie man den passenden Titel für sich findet – hier erfährst du mehr.

Welche Rolle die Berufsbezeichnung spielt

Welchen Beruf jemand ausübt, geht aus seiner Berufsbezeichnung hervor. Ein Tischler stellt Möbelstücke her oder verlegt Böden, eine Lehrerin bringt Kindern und Jugendlichen in der Schule etwas bei, ein Marketing-Manager vermarktet Produkte oder Dienstleistungen.

Die Berufsbezeichnung von Erwerbstätigen kann Teil ihrer Jobbezeichnung sein. Sie wird außerdem häufig als Jobtitel im Arbeitsvertrag genannt, im Lebenslauf angegeben und ist auf der Visitenkarte zu finden. Selbstständige nutzen sie als Teil ihrer Selbstbeschreibung.

Berufs- und Stellenbezeichnung sind dabei nicht zwingend identisch, auch wenn sie häufig synonym verwendet werden. Eine Tierärztin könnte auch als Referentin bei einer Tierschutzorganisation arbeiten, ein Ingenieur könnte als Entwicklungsingenieur für E-Mobilität angestellt sein. Die Stellenbezeichnung bezieht sich auf die konkrete Rolle, die jemand bei seinem Arbeitgeber spielt. Die Berufsbezeichnung ist das Ergebnis einer bestimmten Ausbildung, eines Studiums oder Teil der Selbstvermarktung in der Selbstständigkeit.

Welche Funktionen Berufsbezeichnungen erfüllen

Viele Berufsbezeichnungen sind geschützt. Sie dürfen nur verwendet werden, wenn jemand bestimmte Qualifikationen nachweisen kann. Andere Berufsbezeichnungen dürfen frei gewählt werden.

Berufsbezeichnungen übernehmen verschiedene Funktionen:

  • Sie beschreiben, was jemand beruflich macht.
  • Sie lassen Rückschlüsse auf eine Ausbildung oder ein Studium zu.
  • Sie ermöglichen es anderen, die Kompetenzen einer Person besser einzuschätzen.
  • Sie geben Aufschluss über die Stellung eines Beschäftigten im Unternehmen.
  • Sie machen auf fachliche Spezialisierungen aufmerksam.
  • Sie können auf Verantwortlichkeiten hinweisen.
  • Sie machen Außenstehenden klar, mit wem sie es zu tun haben.

Damit bieten Berufsbezeichnungen Orientierung, indem sie auf bestimmte Tätigkeiten und Kompetenzen hinweisen. Das kann auch dafür sorgen, dass Außenstehende einer Person stärker vertrauen.

Welche Arten von Berufsbezeichnungen gibt es?

Es gibt viele verschiedene Berufsbezeichnungen und Jobtitel, die in unterschiedliche Kategorien eingeteilt werden können.

Klassische Berufsbezeichnungen

Zu den klassischen Berufsbezeichnungen gehören Berufsbezeichnungen, die es schon lange gibt und die daher eine gewisse Tradition haben. Häufig handelt es sich um geschützte Titel.

Beispiele für klassische Berufsbezeichnungen:

  • Arzt/Ärztin
  • Anwalt/Anwältin
  • Lehrer/in
  • Tischler/in
  • Apotheker/in

Moderne Berufsbezeichnungen

Moderne Berufsbezeichnungen reflektieren die vielfältigen Veränderungen, die sich in den letzten Jahrzehnten in der Arbeitswelt ergeben haben. Häufig spiegeln sie neue Technologien und Trends wider.

Beispiele für moderne Berufsbezeichnungen:

  • Change Manager/in
  • Nachhaltigkeitsmanager/in
  • Data Scientist
  • App-Entwickler/in
  • Softwarearchitekt/in

Englische Berufsbezeichnungen

Besonders in größeren, international tätigen Unternehmen sind englische Berufsbezeichnungen gängig.

Beispiele für englische Berufsbezeichnungen:

  • Key Account Manager/in
  • Chief Operating Officer (COO)
  • Business Unit Director
  • Network Engineer
  • Social Media Manager/in

Branchenspezifische Berufsbezeichnungen

Welche Berufsbezeichnungen und Jobtitel gängig sind, hängt auch davon ab, in welcher Branche jemand arbeitet.

Beispiele für branchenspezifische Berufsbezeichnungen:

  • Anlageberater/in
  • Assistenzarzt/Assistenzärztin
  • Bauleiter/in
  • Backend Developer
  • Fuhrparkmanager/in

Hierarchische Berufsbezeichnungen

Vor allem Jobtitel lassen häufig Rückschlüsse darüber zu, in welcher Position jemand arbeitet.

Beispiele für hierarchische Berufsbezeichnungen:

  • Junior Marketing Manager/in
  • Senior Consultant
  • Bereichsleiter/in
  • Filialleiter/in
  • CEO (Chief Executive Officer)

Trends bei Berufsbezeichnungen

Berufsbilder ändern sich im Laufe der Zeit. Manche Berufsbezeichnungen sind heute nicht mehr geläufig, weil die zugehörigen Berufe ausgestorben oder sehr selten geworden sind. Ein Telefonist etwa hat manuell Telefonverbindungen durch das Stecken der richtigen Kabel hergestellt, während ein Köhler als Handwerker Holzkohle hergestellt hat.

Heute gibt es nicht nur viele Berufsbezeichnungen, die es schon seit langer Zeit in derselben oder ähnlicher Form gibt. Durch Entwicklungen wie die Globalisierung, Digitalisierung und technologische Innovationen kommen viele neue Jobtitel und Berufsbezeichnungen hinzu. Gleichzeitig lässt sich in einigen Bereichen eine immer größere Spezialisierung beobachten, was sich in neuen und differenzierteren Berufsbezeichnungen widerspiegelt.

In der modernen Arbeitswelt gibt es beispielsweise immer mehr englische Berufsbezeichnungen. Der Geschäftsführer ist längst als CEO bekannt, ein Software-Entwickler arbeitet womöglich offiziell als Software Developer und statt vom „Daten-Wissenschaftler“ spricht man vom Data Scientist.

Von unkonventionellen bis genderneutralen Berufsbezeichnungen

Es gibt auch zunehmend unkonventionelle Jobbezeichnungen. Dazu zählen etwa Brand Evangelist, Growth Hacker und Chief Happiness Officer. Solche Bezeichnungen sind nicht immer ganz ernst gemeint, können aber gerade in Start-ups durchaus genutzt werden.

Andere moderne Berufsbezeichnungen spiegeln Trends wie Flexibilität und Remote Work wider oder machen deutlich, wie wichtig Diversität, Inklusion und Nachhaltigkeit geworden sind. Um nur ein paar Jobtitel-Beispiele zu nennen: Equity Officer, Remote Project Manager und Hybrid Work Specialist.

Im Trend liegen außerdem Berufsbezeichnungen, die genderneutral sind. Statt von Lehrern (und Lehrerinnen) ist dann etwa von Lehrpersonal die Rede oder die Putzfrau wird als Reinigungskraft bezeichnet. Englische Berufsbezeichnungen gelten häufig von vornherein als genderneutral, weil die englischen Begriffe ohnehin nicht zwischen den Geschlechtern unterscheiden.

Welche Rolle Berufsbezeichnungen im Joballtag spielen

Über Berufsbezeichnungen und Jobtitel machen sich viele Menschen kaum Gedanken. Dabei spielen sie im Joballtag eine nicht zu unterschätzende Rolle. Das gilt für Arbeitnehmer, aber auch für Arbeitgeber sowie Geschäftskontakte und Kunden.

Auf der Seite von Arbeitnehmern beeinflussen Berufsbezeichnungen das Selbstverständnis, das jemand von seiner beruflichen Rolle hat. Die Berufsbezeichnung vermittelt ein klareres Bild von der beruflichen Tätigkeit. Sie kann auch nahelegen, in welche Richtung sich die Karriere entwickeln könnte.

Selbstständige vermarkten sich mit ihrer Berufsbezeichnung. Sie können damit ihre Expertise und ihre Kompetenzen deutlich machen oder sich dank SEO-optimierter Webseite von potenziellen Kunden finden lassen. Ihre Berufsbezeichnungen spiegeln grundlegende Qualifikationen ebenso wider wie mögliche Spezialisierungen und Erfahrungen.

Die Berufsbezeichnung kann auch Einfluss darauf haben, was jemand verdienen kann. Wie gut die Gehaltsaussichten sind und wie groß der Verhandlungsspielraum in Gehaltsverhandlungen ist, hängt auch davon ab, welchen Beruf jemand ausübt.

Gegenüber Dritten – etwa Kunden oder Geschäftspartnern – machen Berufsbezeichnungen deutlich, welche Kompetenzen jemand hat. Eine Berufsbezeichnung verrät zum Beispiel, wer der richtige Ansprechpartner ist und welche Expertise jemand besitzt.

Auch für Arbeitgeber lohnt es sich, sich mit dem Thema Berufsbezeichnungen näher auseinanderzusetzen – in Form der Jobtitel von zu besetzenden Stellen. Manche Jobtitel stoßen bei Bewerbern auf mehr Interesse als andere. Wie Stellen bezeichnet sind, kann Unternehmen auch moderner (oder rückständiger) wirken lassen. In dieser Hinsicht hängt es auch von den Jobtiteln ab, wie groß die Resonanz bei Stellenausschreibungen ist. Es lohnt sich daher für Arbeitgeber, sich zu fragen: Was bedeutet dieser Jobtitel für Bewerber? Wie attraktiv wirkt die Stelle dadurch?

Die psychologischen Effekte von Berufsbezeichnungen

Die eigene Berufsbezeichnung ist für viele Beschäftigte nur eine Formalität. Tatsächlich hat sie aber einen größeren Effekt, als vielen bewusst ist. Der Titel beeinflusst nicht nur die Wahrnehmung durch andere, sondern auch das Selbstbild der betroffenen Person.

Es macht einen Unterschied, ob jemand das Wort „Senior“ im Jobtitel hat oder sich als „Manager“ oder „Chef“ bezeichnet. Solche Begriffe wecken bestimmte Assoziationen, die darauf hinweisen, wie kompetent oder erfahren jemand auf andere wirkt. Manche Bezeichnungen legen eine gewisse Autorität nahe, während andere keinen großen Eindruck schinden.

Auch auf die Gehaltsaussichten haben Berufsbezeichnungen und Jobtitel Einfluss. Das solltest du bedenken, wenn du deinen Beruf beschreibst, zum Beispiel in Bewerbungen oder als Selbstständiger auf deiner Webseite.

Darüber hinaus spielt die Berufsbezeichnung eine Rolle bei der Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen. Das gilt nicht nur im beruflichen Netzwerk, sondern auch im privaten Umfeld.

Rechtliches: Wann dürfen Berufsbezeichnungen genutzt werden?

In vielen Fällen dürfen Beschäftigte nicht frei entscheiden, welche Berufsbezeichnung sie nutzen möchten. Geschützte Berufsbezeichnungen sind an bestimmte Qualifikationen geknüpft. Die Voraussetzung, um als Arzt tätig zu sein, sind ein abgeschlossenes Medizinstudium und eine Approbation. Notare müssen Jura studiert, das Zweite Staatsexamen bestanden und eine notarielle Ausbildung gemacht haben. Außerdem dürfen sie nur in bestimmten Bereichen arbeiten und werden staatlich bestellt.

Andere Berufsbezeichnungen sind nicht gesetzlich geschützt. Das gilt zum Beispiel für Lehrer. Einschränkungen gibt es dennoch: Wer als Lehrer an einer Schule oder einer anderen Bildungseinrichtung arbeiten möchte, muss in der Regel bestimmte Qualifikationen nachweisen können. Das kann zum Beispiel ein Lehramtsstudium mit Staatsexamen betreffen. Auch Journalist kann sich theoretisch jeder nennen, ebenso wie Berater, Coach, Trainer oder Experte.

Arbeitsrecht: Änderung des Jobtitels – wann ist sie erlaubt?

Unter welchem Jobtitel jemand beruflich auftritt, bestimmt in der Regel sein Arbeitgeber. Die Verantwortlichen in Unternehmen legen etwa fest, ob jemand als Sales Manager eingestellt wird oder als Cloud Architect. Der Jobtitel wird im Arbeitsvertrag genannt und beeinflusst, welche Tätigkeiten jemand im Arbeitsalltag ausübt.

Eine Änderung des Jobtitels im Arbeitsvertrag ist eher selten, aber nicht ausgeschlossen. Vertraglichen Änderungen muss der Mitarbeiter zustimmen. Die Zustimmung von Arbeitnehmern ist auch erforderlich, wenn sich mit der Änderung des Jobtitels neue Aufgaben oder ein anderes Gehalt ergeben.

Die richtige Berufsbezeichnung wählen: Tipps für Beschäftigte

Die Entscheidung für eine Berufsbezeichnung ist grundlegend im Berufsleben. Sie markiert meist den Startschuss für die Karriere und stellt die Weichen für künftige Entwicklungen. Die Wahl haben dabei Beschäftigte, deren Ausbildung oder Studium Raum für Flexibilität bei der eigenen Bezeichnung lässt. Entscheidend ist die Berufsbezeichnung außerdem für Selbstständige.

Wie findet man die beste Berufsbezeichnung? Es kommt darauf an, dass du einen Begriff verwendest, der deinen Kompetenzen und deiner Expertise gerecht wird. Entscheidend ist auch, welche Tätigkeiten du anstrebst und in welchem Bereich du gern arbeiten möchtest. Je nach Branche und Tätigkeitsfeld können manche Berufsbilder eher im Trend liegen als andere.

Überlege, was am Arbeitsmarkt gefragt ist – jetzt und in einigen Jahren und Jahrzehnten. Du hast zwar keine Kristallkugel, kannst und solltest dich bei deiner Entscheidung aber daran orientieren, welche Trends sich abzeichnen. Moderne Berufsbezeichnungen können zukunftssicherer sein. Es ist zwar nicht unmöglich, später notfalls eine andere Berufsbezeichnung zu wählen. Dieser Schritt könnte jedoch für Missverständnisse sorgen und dein berufliches Fortkommen hemmen.

Konkrete Berufsbezeichnungen sind aussagekräftiger

Es ist sinnvoll, eine möglichst konkrete Berufsbezeichnung zu wählen, statt einen sehr allgemeinen Begriff zu nutzen. Je spezifischer die Bezeichnung deines Berufs, desto eher können sich andere etwas darunter vorstellen, was du tust und kannst.

Wer vor der Wahl einer Berufsbezeichnung steht, sollte eines nicht tun: übertreiben oder andere in die Irre führen. Es ist wichtig, dass der Beruf, mit dem du nach außen auftrittst, tatsächlich deiner Tätigkeit entspricht. Dein Titel muss nachvollziehbar und plausibel sein. Zugleich sollten sich keine Missverständnisse daraus ergeben.

Von der Wahl der Berufsbezeichnung hängt vor allem bei Selbstständigen oft viel ab. Es kann sinnvoll sein, nicht alleine zu entscheiden, sondern sich bei diesem wichtigen Schritt Unterstützung zu holen. Das kann ein Mentor sein oder auch ein Karrierecoach, der sich an deinem Selbstverständnis ebenso wie an deinen Karrierezielen orientiert.

Bildnachweis: sebra / Shutterstock.com

VERWANDTE ARTIKEL

BEWERBUNG

Bewerbungsratgeber von Lebenslauf.de

Ratgeberwissen im Buchformat - Inklusive Gutscheincode

 

NEUE BEITRÄGE