Es gibt viele Situationen, in denen es sinnvoll ist, sich Notizen zu machen. Das gilt nicht nur bei Vorlesungen und Seminaren an der Uni, sondern auch bei Meetings oder Weiterbildungen. Wenn du Notizen machen musst, solltest du nicht einfach irgendwie vorgehen. Es lohnt sich, sich etwas mehr Gedanken über die Art und Weise des Mitschreibens zu machen. Eine Möglichkeit ist die Cornell-Methode. Wie sie funktioniert und welche Vorteile sie hat, erfährst du hier.
Cornell-Methode: Was steckt dahinter?
Die Cornell-Methode wurde schon im Jahr 1949 von Walter Pauk erfunden. Pauk hat am Department of Education an der Cornell University im US-Bundesstaat New York gearbeitet, wodurch sich die Bezeichnung der Methode erklärt. Paul war Leiter des Reading and Study Skills Centers an der Universität und hat verschiedene Bücher veröffentlicht, darunter „How to Study in College“. In dieser Veröffentlichung hat Pauk die Cornell-Methode vorgestellt.
Es handelt sich dabei um eine Methode, sich Notizen zu machen und diese durchdacht zu strukturieren. Das geht mithilfe einer Vorlage, bei der ein Blatt Papier in verschiedene Bereiche eingeteilt wird. Wer die Methode der Cornell-Uni für Notizen nutzt, kann das meiste aus der Mitschrift herausziehen und dafür sorgen, dass er mehr von dem Gehörten behält. Das soll ein effizienteres Lernen ermöglichen.
Braucht man wirklich eine spezielle Methode, um sich Notizen zu machen?
Vielleicht fragst du dich an dieser Stelle, warum du überhaupt eine bestimmte Methode benutzen solltest, um dir Notizen zu machen. Schließlich ist die Mitschrift keine Wissenschaft: Du hörst zu, schreibst das Wichtigste auf – und fertig. Oder? Natürlich kannst du das so machen. Oft sind die Notizen aber auf diese Weise relativ unstrukturiert. Das hat zur Folge, dass sie dir nicht optimal nützen. Du wirst vielleicht später nicht mehr so richtig schlau aus deiner Mitschrift oder tust dich schwer damit, deine Notizen richtig einzuordnen.
Deshalb kann es durchaus Sinn machen, etwas durchdachter beim Anfertigen von Notizen vorzugehen. Wenn du dir „richtig“ Notizen machst, kann dir das in vielen Situationen etwas bringen. Die Cornell-Methode wurde für Studenten entwickelt, ist aber nicht nur in Vorlesungen und Seminaren an der Uni praktisch. Du kannst sie auch nutzen, um dir bei Seminaren und Meetings im beruflichen Kontext Notizen zu machen, wenn du etwas recherchierst oder um die Kernaussagen eines wichtigen Buchs zusammenzufassen. Wer weiß, wie er Notizen bestmöglich nutzen kann, behält mehr und setzt sich mit den Inhalten stärker auseinander. Das ist wesentlich effektiver als einfach irgendwie mitzuschreiben.
Notizen machen mit der Cornell-Methode: So geht’s
Wie wendet man die Cornell-Methode an, um sich richtig Notizen zu machen? Es ist ganz einfach und erfordert nur ein wenig Vorbereitung. Hier findest du eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, um die Cornell-Methode für Mitschriften zu nutzen.
1. Schritt: Das Blatt vorbereiten
Bevor du in der Vorlesung, einem Seminar oder Meeting sitzt, solltest du deinen Notizblock oder ein leeres Blatt Papier schon entsprechend vorbereitet haben. Die Cornell-Methode sieht vor, dass das Blatt in verschiedene Bereiche eingeteilt wird. In einem Bereich machst du dir wie gewohnt Notizen, in einem anderen formulierst du später Fragen und ein dritter Abschnitt ist für eine kurze Zusammenfassung des Seiteninhalts vorgesehen.
Und so bereitest du ein Blatt à la Cornell vor:
- Ziehe am linken Rand des Blattes einen vertikalen Strich, damit du links auf der Seite etwas mehr Platz hast. Welche Breite diese neue Spalte haben sollte, ist letztlich dir überlassen und hängt auch von deiner Schriftgröße ab. Ein guter Anhaltspunkt ist eine Breite von sechs Zentimetern.
- Nun ziehst du noch einen waagerechten Strich am unteren Seitenrand, und zwar etwa fünf Zentimeter vom Rand entfernt.
Deine eigentlichen Notizen gehören auf den großen Block im oberen/rechten Bereich der Seite. Links kannst du später Fragen notieren, während der untere Abschnitt auf der Seite für eine Zusammenfassung der Notizen vorgesehen ist. Übrigens: Es gibt auch Vorlagen zum Drucken, die du verwenden kannst. Du kannst dir auch ein spezielles Notizbuch kaufen, welches ebenfalls schon für Notizen nach der Cornell-Methode vorbereitet ist.
2. Schritt: Notizen machen
Mit einem so gestalteten Blatt oder Notizblock bist du bestens auf die Vorlesung oder ein anderes Treffen vorbereitet. Nun gilt es, dir Notizen zu machen. Im oberen Bereich der Seite ist Platz für eine möglichst aussagekräftige Überschrift, etwa das Thema eines Seminars. Ergänze ruhig auch das Datum und den Anlass – eben so, dass du die Notizen später sofort richtig einordnen kannst.
Während der Vorlesung oder dem Meeting beachtest du dann nur den großen Abschnitt auf der rechten Seite des Blattes. Die Cornell-Methode gibt nicht vor, wie genau die Notizen aufgeschrieben werden sollten. Hierbei ist es wichtig, dass du möglichst effizient vorgehst. Gerade bei einer Vorlesung solltest du niemals den Anspruch haben, Wort für Wort alles mitzuschreiben – das klappt ohnehin nicht, denn so schnell kann niemand schreiben. Entscheidend ist, dass du dich auf die Kernaussagen fokussierst. Dazu musst du lernen, das Wichtige vom weniger Wichtigen zu unterscheiden, wenn du zuhörst.
Wenn bestimmte Wörter häufig vorkommen, können sich Abkürzungen anbieten. Aber Vorsicht: Du musst deine Notizen auch später noch verstehen können. Zu viele Abkürzungen können deshalb auch kontraproduktiv sein. Es kann hilfreich sein, bestimmte Sachverhalte mit einer kleinen Illustration oder einem Schaubild zu verdeutlichen oder Symbole zu nutzen. Die linke und untere Spalte des Blatts ignorierst du, während du dir Notizen machst. Diese Bereiche sind erst später wichtig.
3. Schritt: Nachbereitung
Wenn die Vorlesung vorbei ist, vergessen viele Studenten ihre Notizen erstmal und befassen sich erst wieder damit, wenn die Klausur näher rückt. Das solltest du aber besser nicht tun. Nachbereitung ist generell wichtig, weil sie dir hilft, dich schon während des Semesters auf die Klausur vorzubereiten. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass du dir möglichst viele Inhalte merken kannst. Außerdem wird die Klausurvorbereitung weniger stressig.
Bei der Cornell-Methode ist eine Nachbereitung ohnehin zwingend. Gehe dazu möglichst zeitnah deine Notizen durch und formuliere gegebenenfalls einzelne Passagen um. Streiche Dinge, die weniger wichtig sind oder die du falsch verstanden hast – sie lenken dich sonst nur ab und können dich verwirren. Umgekehrt solltest du besonders wichtige Aspekte hervorheben, zum Beispiel mit einem Textmarker oder indem du sie unterstreichst.
Wenn du deine Notizen überarbeitet hast, geht es darum, die beiden bislang leeren Spalten zu füllen. Leite dazu aus deinen Notizen mögliche Fragen ab. In welche Richtung diese Fragen gehen sollten, hängt davon ab, in welchem Kontext du die Mitschrift angefertigt hast. Bei einem beruflichen Meeting, bei dem es um ein bestimmtes Projekt ging, kannst du zum Beispiel offene Fragen aufschreiben. Was muss noch erledigt werden? Welche Fragen gilt es noch zu klären? Etwa: „Ist der Raum am XX.XX. frei?“ oder „Wer kümmert sich um die Präsentation?“.
Wenn du dir hingegen bei einer Vorlesung oder einem Seminar Notizen gemacht hast, ist es sinnvoller, Fragen zu formulieren, die durch deine Notizen beantwortet werden. So greifst du der Klausur vor und bekommst ein besseres Gefühl dafür, was abgefragt werden könnte. Angenommen, auf der rechten Seite geht es in einem Absatz darum, was einen Staat auszeichnet. Auf der linken Seite könntest du dann fragen: „Welche Merkmale hat ein Staat?“.
Zuletzt sieht die Cornell-Methode vor, dass du den Inhalt der Seite im unteren Abschnitt kurz zusammenfasst. Gefragt sind zwei bis drei möglichst prägnante Sätze, keine Romane. Bringe den Inhalt in der Zusammenfassung auf den Punkt, so dass du später nur einen Blick auf diesen Abschnitt werfen musst, um sofort zu wissen, welche Informationen dich auf der Seite erwarten.
So kannst du die Cornell-Methode zum Lernen nutzen
Die Cornell-Methode ist nicht nur nützlich, um sich Notizen zu machen. Auch beim Lernen kann sie dir wertvolle Dienste leisten. Wenn du deine Notizen mit der Cornell-Methode aufgeschrieben hast, hast du bei der Klausurvorbereitung oder vor einem Test schon einen Vorsprung: Du hast deine Gedanken sortiert, auf den Punkt gebracht und mögliche Klausurfragen daraus abgeleitet.
Mit deinen Notizen kannst du zunächst lernen wie sonst auch: Lies den Inhalt wieder und wieder, um dir möglichst viel davon zu merken. Es sollte dir darum gehen, die Informationen wirklich zu verstehen und nicht nur auswendig zu lernen. Wenn du die Inhalte schon ganz gut verinnerlicht hast, kannst du die rechte Seite verdecken und dir nur die Fragen ansehen und versuchen, sie zu beantworten. Die Fragen am Seitenrand sind auch praktisch, wenn du mit anderen zusammen lernst. Selbst Lernpartner, die von deinen Lerninhalten keine Ahnung haben, wissen dadurch, was sie dich fragen können.
Vorteile & Nachteile der Cornell-Methode
Viele Studenten schreiben bei Veranstaltungen an der Uni fleißig mit. Über das Wie machen sich aber wohl die wenigsten Studierenden Gedanken. Das kann dazu führen, dass viel Zeit in die Mitschriften gesteckt wird, man aber nicht so richtig viel davon hat. Hier setzt die Cornell-Methode an. Mit dieser Methode kannst du dir in einer Art und Weise Notizen machen, die dir wirklich etwas bringt.
Die Cornell-Methode ist praktisch, weil sie dir nicht nur dabei hilft, richtig Notizen zu machen, sondern auch, die Aspekte einzuordnen. Du kannst die notierten Gedanken mit diesem Ansatz zusammenfassen, was deine Mitschrift übersichtlicher macht. Außerdem kannst du die Cornell-Methode nutzen, um dich auf Klausuren vorzubereiten. Wenn deine Mitschriften schon entsprechend vorbereitet sind, ist es leichter, mit ihnen zu arbeiten.
Darüber hinaus helfen dir die am Rand formulierten Fragen, mögliche Klausurfragen zu antizipieren und damit ganz gezielt zu lernen. Dabei ist die Cornell-Methode denkbar simpel: Du brauchst dazu im Zweifel nur ein Blatt Papier und einen Stift. Dadurch kann die Variante in allen möglichen Situationen und von jedem genutzt werden.
Hat die Cornell-Methode auch Nachteile? Eigentlich nicht. Natürlich kommt es auf die Situation und die Umstände an, wie du dir am besten Notizen machen kannst. Für viele Anlässe ist die Cornell-Methode aber sehr gut geeignet, und besonders als Unterstützung beim Lernen ist sie sehr hilfreich.
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