Für Personaler ist die Frage wichtig, ob ein Kandidat zur Unternehmenskultur passt. Als Bewerber solltest du dir diese Frage aber genauso stellen: Passt das Unternehmen überhaupt zu mir? Davon hängt es schließlich ab, ob du dich mit deinem möglichen künftigen Arbeitgeber identifizieren kannst und wie gerne du später zur Arbeit gehst. Das ist die Grundlage dafür, dass du im Job zufrieden bist.
Wie es um den Cultural Fit bestellt ist, kannst du nicht erst feststellen, wenn man dich schon eingestellt hat. Es gibt Möglichkeiten, die Übereinstimmung schon im Vorstellungsgespräch zu testen. Wir verraten dir, auf welchen Wegen du den Cultural Fit prüfen kannst.
Cultural Fit: Was ist das?
Immer öfter ist vom Cultural Fit die Rede, wenn es um die Personalsuche geht. Der Trendbegriff bezeichnet die kulturelle Übereinstimmung zwischen Arbeitgeber und Mitarbeiter. Dahinter steckt der Gedanke, dass Unternehmenskultur und Werte harmonieren müssen – oder anders gesagt, die Chemie muss stimmen.
Für viele Personaler ist es essentiell, dass der Cultural Fit gegeben ist. Sie legen bei der Personalauswahl Wert darauf, dass ein Bewerber nicht nur fachlich zum Unternehmen und der offenen Stelle passt, sondern auch persönlich. Zwischen den Wertvorstellungen beider Seiten sollte es zumindest eine grundlegende Übereinstimmung geben. Ist das nicht der Fall, wird es wahrscheinlicher, dass es zu Problemen mit dem Mitarbeiter kommt oder dieser nicht die gewünschten Leistungen bringt.
Auch für dich als Bewerber ist der Cultural Fit ein wichtiges Kriterium. Welche Werte vertritt das Unternehmen? Kann und will ich mich damit identifizieren? Wenn es um die Jobzufriedenheit geht, spielen schließlich wesentlich mehr Faktoren eine Rolle als nur deine Aufgaben und dein Gehalt. Wie im Unternehmen gearbeitet wird, wie mit Hierarchien umgegangen wird und wie mit Konflikten, ist dafür wichtig.
Nur, wenn der Cultural Fit grundsätzlich gegeben ist, stehen die Chancen gut, dass du mit deinem Job zufrieden bist. Du gehst tendenziell motivierter zur Arbeit und kannst dadurch mehr leisten und dich engagierter einbringen. Indem du den Cultural Fit schon vor der Jobzusage auf den Prüfstand stellst, wird eine Fehlentscheidung weniger wahrscheinlich.
Wege, den Cultural Fit zu testen: Wie sind deine Eindrücke vor Ort?
Viele Bewerber glauben, dass sie nicht vorher wissen können, wie wohl sie sich später bei einem Arbeitgeber fühlen werden. Das ist aber nur bedingt richtig. Natürlich kannst du die täglichen Eindrücke nicht ersetzen, die du erst hast, wenn du wirklich beim betreffenden Unternehmen arbeitest. Vieles lässt sich somit tatsächlich nicht vorher in der Theorie klären. Dennoch gibt es vielerlei Indizien dafür, ob die Unternehmenskultur eines Arbeitgebers samt ihrer zugehörigen Werte wirklich etwas für dich sein könnte oder nicht.
Dabei muss es beim Cultural Fit nicht zu einhundert Prozent passen zwischen dir und dem möglichen künftigen Arbeitgeber. Eine solide Grundlage für die Zusammenarbeit sollte es jedoch geben. Ob diese Basis gegeben sein könnte, kannst du auch im Vorstellungsgespräch feststellen – unter anderem daran, wie deine Gesprächspartner auftreten und sich geben und wie deine Eindrücke vor Ort sind.
Achte etwa auf die Kleiderwahl deiner Gesprächspartner. Sind deine Gesprächspartner sehr förmlich angezogen? Natürlich ist die Kleidung im Vorstellungsgespräch von Natur aus etwas eleganter als es womöglich im Berufsalltag in deiner möglichen künftigen Abteilung der Fall ist. Du bekommst jedoch einen Vorgeschmack darauf.
Wie freundlich sind deine Gesprächspartner? Auch das liefert Hinweise auf den Cultural Fit. Einschränkend muss gesagt werden, dass es auch in einem Unternehmen, das gut zu dir passt, immer Mitarbeiter geben kann, mit denen du persönlich weniger gut klarkommst. Über die Art und Weise, wie Bewerber behandelt werden, lassen sich jedoch Rückschlüsse darauf ziehen, wie geschätzt die Mitarbeiter sind und welcher Umgangston üblich ist.
Möglicherweise hast du nach dem Vorstellungsgespräch – oder auf dem Weg dahin – die Gelegenheit, andere Mitarbeiter zu sehen, wenn du etwa durch die Abteilung geführt wirst. Wie diese gekleidet sind und welche Stimmung herrscht, gibt dir weitere Hinweise auf deinen Cultural Fit mit diesem Arbeitgeber.
Den Cultural Fit mit den richtigen Fragen testen
Um mehr darüber zu erfahren, wie gut es in Bezug auf Unternehmenskultur und Werte zwischen dir und dem Unternehmen passen könnte, solltest du im Vorstellungsgespräch unbedingt Fragen stellen. Nutze die Gelegenheit, deine Gesprächspartner zu löchern. Du kannst dich zum Beispiel nach der typischen Arbeitsweise erkunden, die in der betreffenden Abteilung üblich ist. Welche Hierarchien gibt es? Welche Abteilungen und Teams? Wie arbeiten die verschiedenen Abteilungen zusammen?
Erkundige dich etwa danach, wie Erfolg im Unternehmen gemessen wird. Was erwartet der Arbeitgeber von dem neuen Mitarbeiter? Frag ruhig direkt nach der Unternehmenskultur. Du kannst deine Gesprächspartner dazu bitten, diese kurz aus ihrer Sicht zu umschreiben.
Überlege dir im Vorfeld, mit welchen Fragen du den Cultural Fit testen kannst. Die Antworten deiner Gesprächspartner geben dir Aufschluss über die Werte im Unternehmen und die Wertschätzung gegenüber Mitarbeitern. Wenn du keine detaillierte Antwort auf eine Frage bekommst, kann auch das aussagekräftig sein – möglicherweise wird dieser Aspekt nicht sonderlich wichtig genommen oder aber es gibt wenig Positives dazu zu sagen.
Was sagen (ehemalige) Mitarbeiter?
Erste Hinweise auf den Cultural Fit kannst du schon vor dem Bewerbungsgespräch bekommen – durch die Erfahrungen anderer aktueller oder ehemaliger Mitarbeiter des Unternehmens. Auf entsprechenden Portalen im Internet findest du häufig zahlreiche detaillierte Berichte und Beurteilungen eines Unternehmens. Nicht nur Mitarbeiter, auch Bewerber können Bewertungen abgeben.
Bewertet werden auf solchen Portalen etwa die Arbeitsatmosphäre, das Verhalten von Vorgesetzten und der Zusammenhalt unter Kollegen. Auch Punkte wie Work-Life-Balance und die Arbeitsbedingungen sowie die Kommunikation können häufig beurteilt werden. Gerade, wenn es viele Bewertungen gibt und bestimmte Punkte immer wieder erwähnt werden, kannst du dir auf diese Weise einen guten ersten Eindruck einholen.
Möglicherweise ergeben sich aus deiner Recherche Anknüpfungspunkte für das Vorstellungsgespräch. Wird etwa ein bestimmter Aspekt in vielen Bewertungen bemängelt, kannst du ganz gezielt Fragen in diese Richtung stellen.
Vielleicht hast du am Tag deines Vorstellungsgesprächs oder bei einem gegebenenfalls folgenden Probearbeiten auch die Gelegenheit, mit anderen Mitarbeitern zu sprechen. Was diese sagen, ist oft aufschlussreicher – und ehrlicher – als die Ausführungen der Personalverantwortlichen im Vorstellungsgespräch.
Hör auf dein Bauchgefühl
Du kannst im Bewerbungsgespräch viele Fragen stellen und dir viele Bewertungen auf entsprechenden Portalen im Internet durchlesen: Am Ende kommt es auch darauf an, was dir dein Bauchgefühl sagt. Hast du dich bei deinen Kontakten mit den Mitarbeitern des möglichen Arbeitgebers wohlgefühlt? Hattest du das Gefühl, dass es auch menschlich gestimmt hat? Hattest du den Eindruck, dass dieser Arbeitgeber dir die Voraussetzungen dafür geben könnte, deine Ziele zu erreichen?
Wenn du ein rundum gutes Gefühl hattest, ist das vielversprechend. Vielleicht hast du aber leise Zweifel, auch wenn der Job an sich gut klingt. Das solltest du nicht ignorieren. Wenn du dich wegen deiner Eindrücke bei einem möglichen Arbeitgeber darum sorgst, dass du nicht zum Unternehmen passen könntest, sollte dir das zu denken geben. Auch deshalb, weil es bedeuten kann, dass das Unternehmen schlicht nicht zu dir passt. Wenn du einfach kein gutes Gefühl hast, ist es vielleicht besser, wenn du dich anderweitig nach einer neuen Position umsiehst.