AllgemeinKomfortzone verlassen: Pflicht für die Karriere?

Komfortzone verlassen: Pflicht für die Karriere?

In der Komfortzone fühlt man sich wohl. Man weiß, wie alles läuft und was einen erwartet. Kein Wunder, dass viele Menschen kein Interesse daran haben, ihre Komfortzone zu verlassen. Dabei kann genau das entscheidend sein, um beruflich und privat voranzukommen. Warum es sich lohnen kann, die eigene Komfortzone zu verlassen, und wie du dabei am besten vorgehst, erfährst du hier.

Komfortzone Bedeutung: Was ist das eigentlich?

Jeder hat sie und jeder hat schon von ihr gehört, aber was genau ist mit der Komfortzone eigentlich gemeint? Der Duden definiert die Komfortzone als „von Bequemlichkeit und Risikofreiheit geprägter Bereich des privaten oder gesellschaftlichen Lebens“.

Die Komfortzone ist das, was du kennst, woran du dich gewöhnt hast. Es sind die Umstände, die dir vertraut sind und in denen du dich wohl und sicher fühlst. In der Komfortzone herrschen weder Druck noch Stress, stattdessen bestimmen Routinen und bekannte Strukturen die Abläufe. Zu der Komfortzone eines Menschen gehören neben bestimmten Verhaltensweisen und Ritualen auch bestimmte Personen und Orte, die vertraut sind.

Wie genau die Komfortzone aussieht, ist bei jedem anders und hängt in hohem Maße von den bisherigen Erfahrungen und der Persönlichkeit eines Menschen ab. So macht es zum Beispiel einen Unterschied, ob jemand extrovertiert oder introvertiert ist, ob er offen oder zurückhaltend ist. Der eine befindet sich schon deutlich außerhalb seiner Komfortzone, wenn er auf dem Geburtstag seines Vaters eine kurze Rede halten muss, den anderen kostet es dagegen gar keine Überwindung, vor vielen Menschen zu sprechen.

Das Komfortzonenmodell: Komfortzone in der Psychologie

Ein bekanntes Modell, in dem es um Komfortzonen und darüber hinausgehende Zonen geht, ist das Komfortzonenmodell, welches auch als 3-Zonen-Modell oder 3-Sektoren-Modell bekannt ist. Es liefert ein Schema dafür, wie Menschen sich weiterentwickeln und wie sie lernen können. Wie die Bezeichnung 3-Zonen-Modell schon sagt, werden dabei drei Zonen unterschieden:

  • die Komfortzone
  • die Lernzone
  • die Panikzone

Die Komfortzone ist das Gewohnte. Man hat es sich in diesem Bereich bequem gemacht, wobei der Status quo oft, aber nicht zwingend als positiv empfunden wird. Man kann sich schließlich auch in seiner Komfortzone befinden, wenn man in einem Job verharrt, den man nicht mag, weil man Veränderungen und Risiken scheut. Man weiß aber in der Komfortzone, was auf einen zukommen könnte und hat die beruhigende Gewissheit, dass man alles bewältigen kann.

Rund um die Komfortzone erstreckt sich die Lernzone. Hier begibst du dich auf neues Terrain und musst dich neu orientieren. Du überschreitest die Grenzen des Bekannten, wodurch Veränderungen und Wachstum möglich werden. Wenn du deine Komfortzone regelmäßig in Richtung der Lernzone verlässt, erweiterst du deine Komfortzone nach und nach. Du lernst, dich in bisher fremden Situationen und Umgebungen besser zu orientieren, so dass sie dir mit der Zeit nicht mehr fremd und beängstigend vorkommen.

Am äußersten Rand – und damit noch einen Schritt weiter als die Lernzone – befindet sich die Panikzone. In der Panikzone fühlt man sich nicht nur unwohl, weil man den bekannten Rahmen verlassen hat, sondern auch überfordert. Wenn du dich in der Panikzone befindest, fühlst du dich wahrscheinlich stark bedroht und hast dir zu viel zugemutet. Das wird den Drang auslösen, zurück in die Komfortzone zu kommen. Die Panikzone ist ein Ort, den du vermeiden solltest, weil du darin nicht lernen kannst.

Wo genau die Grenzen der einzelnen Zonen des Komfortzonenmodells verlaufen, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

Komfortzone verlassen: Warum es sich lohnen kann

Die Komfortzone ist bequem. Man fühlt sich wohl, man fühlt sich sicher. Sie ist wie ein Kokon, in dem dir nichts Schlimmes passieren kann. Warum sollte man sie also verlassen? Einerseits muss es manchmal sein; du hast dann gar keine andere Wahl, als dich neuen Herausforderungen zu stellen. Andererseits kann es eine gute Idee sein, die eigene Komfortzone ganz freiwillig zu verlassen. Wenn du Herausforderungen annimmst, kannst du Neues lernen und an deinen Erfahrungen wachsen. Du kannst deinen Horizont erweitern und eröffnest dir beruflich wie privat neue Chancen. Deshalb ist es wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung, die Komfortzone hin und wieder zu verlassen.

Auch für die Karriere ist das Überschreiten der Grenzen des Bekannten in vielen Fällen essenziell. Nehmen wir an, du hast einen Job, in dem du dich zwar wohlfühlst und wo du alles aus dem Effeff beherrscht, der dich aber letztlich nicht so erfüllt, wie du es dir wünschen würdest. Wenn du nicht bereit bist, deine Komfortzone zu verlassen, bewirbst du dich wahrscheinlich nicht für neue Stellen, die besser zu dir passen könnten. Dadurch entgehen dir Chancen für mehr Zufriedenheit und deinen beruflichen Aufstieg.

Für viele positive Veränderungen muss man Risiken eingehen

Manchmal muss man Risiken eingehen und sich Situationen stellen, deren Ausgang man vorher nicht zu hundert Prozent absehen kann. Wenn du dich zum Beispiel für einen neuen Job bewirbst, weißt du im Vorfeld nicht, ob du tatsächlich glücklicher wärst und wie wohl du dich im Team fühlen würdest. Vielleicht ist es nicht so toll wie gedacht – aber vielleicht gefällt es dir auch richtig gut. Wissen wirst du es erst, wenn du es machst.

Die Komfortzone zu verlassen ist auch deshalb sinnvoll, weil es dir dabei hilft, dein volles Potenzial auszuschöpfen. Es kann dir mehr Selbstvertrauen geben, wenn du Herausforderungen erfolgreich bewältigst. Indem du deine Komfortzone nach und nach ausdehnst, lernst du immer weiter dazu und kannst dich stetig weiterentwickeln.

Warum die Komfortzone nicht so schlecht ist wie ihr Ruf

Es gibt viele gute Gründe dafür, seine Komfortzone von Zeit zu Zeit zu verlassen. Ebenso gibt es aber auch Argumente dafür, die Komfortzone nicht zu verteufeln. Ständige Selbstoptimierung liegt im Trend. Überall findest du Tipps, wie du dich verbessern kannst, wie du mehr erreichst und erfolgreicher wirst. So gut es auch ist, sich neue Ziele zu setzen, so kontraproduktiv kann doch der Druck sein, der aus allzu hohen Erwartungen an sich selbst folgt. Die stete Selbstoptimierung kann zum zwanghaften Automatismus werden, bei dem man gar nicht mehr hinterfragt, ob man etwas wirklich will und was man bereit ist, dafür zu investieren.

Nehmen wir noch einmal ein Beispiel aus dem Berufsleben: Stell dir vor, du hast einen Job, den du wirklich gerne magst. Dir gefallen deine Aufgaben, du magst deine Kollegen und gehst jeden Morgen gerne zur Arbeit. Aber: Deine Karriere treibst du nicht voran, wenn du in diesem Job bleibst. Dafür müsstest du nach anderen Stellen Ausschau halten. Nun könntest du genau das tun, weil ja überall zu hören ist, wie wichtig es ist, sich weiterzuentwickeln und wie schädlich Stagnation ist. Aber vielleicht liegt dir in Wahrheit gar nicht so viel daran, die Karriereleiter zu erklimmen. Unter diesen Umständen hättest du am Ende womöglich einen neuen Job, mit dem du dich beruflich weiterentwickelt hättest, mit dem du aber unglücklicher wärst als vorher.

Ist der Ist-Zustand wirklich so schlecht?

Hinzu kommt, dass es in der menschlichen Natur liegt, sich schnell an Dinge zu gewöhnen und Langeweile zu empfinden. Oft strebt man ständig nach etwas Neuem: einem neuen Job, einer neuen Beziehung, einer neuen Wohnung, einem neuen Handy oder neuen Klamotten. Das liegt daran, dass wir uns an das, was wir haben, gewöhnen und es als selbstverständlich ansehen. Statt ständig alles auf den Kopf zu stellen kann es langfristig mehr Zufriedenheit bringen, wenn du die Dinge, die du hast, mehr wertschätzt. Dass du dich trotzdem weiterentwickelst, ist damit ja nicht ausgeschlossen.

Es kommt außerdem darauf an, in welcher Weise jemand seine Komfortzone verlassen müsste, um etwas Bestimmtes zu erreichen. Wer zum Beispiel ein schüchterner Mensch ist, der Telefonieren hasst, ist als Mitarbeiter eines Call-Centers sicher nicht gut aufgehoben. Er würde wahrscheinlich immer wieder Panik vor Anrufen haben und bei der Arbeit starken Stress empfinden. In solchen Fällen hat man sich zu stark von der eigenen Komfortzone entfernt und befindet sich nicht in der Lernzone, sondern in der Panikzone. Die Panikzone ist kein Ort, an dem man sich länger als nötig aufhalten sollte, weil man darin zu gestresst ist, um dazuzulernen.

Komfortzone verlassen: Ideen entwickeln

Was kann man tun, wenn man seine Komfortzone verlassen möchte? Das kommt darauf an, in welche Richtung du dich gerne entwickeln möchtest und natürlich, wo du jetzt stehst. Wichtig ist, dass du es langsam angehen lässt. Es muss – und sollte – sich anfangs nicht um riesige Veränderungen handeln. Sonst landest du womöglich in der Panik- statt in der Lernzone. Kleine Dinge reichen aus, um sich Schritt für Schritt weiterzuentwickeln.

Erwarte also nicht, dass du dich von heute auf morgen entwickeln kannst. Je nachdem, was du erreichen möchtest, kann das einige Zeit dauern – Wochen, Monate oder sogar Jahre. Nimm dir immer nur Dinge vor, die du auch tatsächlich bewältigen kannst.

Du solltest wissen, worauf du hinarbeitest. Deshalb ist es wichtig, dass dir klar ist, welche Ziele du verfolgst. So kannst du außerdem gezielter vorgehen. Fange bei einem Aspekt an, statt gleich an diversen Ecken wachsen zu wollen. Wenn du zu viel von dir erwartest, kann das zu Frust und Enttäuschungen führen.

Wenn du deine Komfortzone verlässt, kann das mit Ängsten und Sorgen verbunden sein. Was, wenn es nicht so klappt, wie du es dir gewünscht hast? Was, wenn du scheiterst? Ängste sind ganz normal und für sich genommen auch nichts Schlechtes, wenn sie sich im Rahmen halten. Ängste zeigen dir, was du zu verlieren hast. Deshalb solltest du deine Sorgen nicht verdrängen, sondern dich aktiv mit ihnen auseinandersetzen.

Angst vor dem Unbekannten: So kannst du sie überwinden

Überlege dir, was schlimmstenfalls passieren könnte. Viele Ängste sind diffus und wenn man sich klargemacht hat, welche Folgen ganz konkret möglich sind, wirken sie weniger bedrohlich. Außerdem kannst du dem Worst-Case-Szenario gezielt entgegenwirken. Zu wissen, dass man vorbereitet ist, ist beruhigend und gibt Sicherheit.

Wenn du glaubst, dass es sehr unangenehm werden könnte, deine Komfortzone zu verlassen, hast du dir womöglich zu viel vorgenommen. Ja, es ist unbequem, sich aus der eigenen Komfortzone herauszuwagen. Es muss aber auch nicht extrem bedrohlich sein. Gehe also gedanklich ein paar Schritte zurück und überlege, wie du etwas behutsamer an die Sache herangehen könntest.

Ein Beispiel: Du wünschst dir, leichter auf andere Menschen zugehen zu können, und hast dir vorgenommen, auf einer Party fremde Personen anzusprechen. Wenn du so etwas bisher nicht gemacht hast, kann der Gedanke daran leicht Panik auslösen. In einer solchen Situation könnte es zum Beispiel besser sein, fremde Menschen in deiner Nachbarschaft zu grüßen oder fremde Menschen anzulächeln.

Ganz grundlegend ist es hilfreich, in allen Bereichen deines Lebens offen und neugierig zu sein, um deine Komfortzone zu erweitern. Sage Ja zu Gelegenheiten, die sich dir bieten, übernimm Verantwortung und mache die Dinge nicht so, wie du sie immer gemacht hast, nur weil du es nicht anders gewohnt bist. Eine veränderte Haltung ist entscheidend, um die eigene Komfortzone verlassen und sich nach und nach weiterentwickeln zu können.

Bildnachweis: LightField Studios / Shutterstock.com

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