AllgemeinMultitasking: Mythos oder machbar?

Multitasking: Mythos oder machbar?

Multitaskingfähig zu sein, galt einmal als Errungenschaft. Heute hat Multitasking keinen so guten Ruf mehr. Mehrere Dinge auf einmal zu machen gilt nicht nur als ineffizient, es ist genau genommen auch gar nicht möglich. Hier erfährst du mehr über die Chancen und Limitationen von Multitasking – und wie du am besten vorgehst, wenn du eine Menge zu tun hast.

Multitasking: Bedeutung

Bevor es darum geht, ob Multitasking funktionieren kann oder nicht, klären wir zunächst, was Multitasking überhaupt bedeutet. Das Wort Multitasking stammt aus dem Englischen und setzt sich aus „multi“ für „mehrfach“ und „task“ für „Aufgabe“ oder „Tätigkeit“ zusammen. Wer Multitasking betreibt, kümmert sich gleichzeitig um mehrere Aufgaben.

Ein Beispiel für Multitasking wäre etwa, wenn jemand in einer Telefonkonferenz ist, nebenher aber noch E-Mails beantwortet. Oder jemand fährt Auto und tippt gleichzeitig eine Nachricht auf dem Handy.

Landläufig herrscht die Meinung vor, dass Multitasking von Frauen besonders gut betrieben werden könnte. Ob das tatsächlich der Fall ist, konnte bislang aber nicht bestätigt werden. Verschiedene Studien sind zu unterschiedlichen Ergebnissen gekommen.

Selbst wenn Frauen tatsächlich besser im Multitasking wären, ist das nicht zwingend eine schlechte Nachricht für Männer. Multitasking gilt nämlich längst nicht mehr als so erstrebenswert wie noch vor einigen Jahren. Es ist fraglich, ob Multitasking überhaupt funktionieren kann – und ob es wirklich etwas Positives wäre.

Ist Multitasking überhaupt möglich?

Erkenntnisse in den Neurowissenschaften haben längst gezeigt, dass Multitasking eigentlich gar nicht funktioniert. Wer versucht, zwei Aufgaben parallel zu erledigen, macht nicht wirklich beides gleichzeitig. Vielmehr schaltet sein Gehirn blitzschnell immer wieder zwischen beiden Tätigkeiten um. So haben wir zwar das Gefühl, dass wir multitasken, tun das aber nicht wirklich.

Es gibt zwar durchaus Dinge, die man gleichzeitig machen kann. Man kann zum Beispiel beim Duschen Musik hören, beim Krafttraining Fernsehen gucken oder beim Kochen einen Podcast hören. Was aber nicht möglich ist: Sich auf mehrere Tätigkeiten gleichzeitig zu konzentrieren. Je stärker du dich auf eine Aufgabe fokussieren musst, desto weniger kannst du noch etwas anderes nebenher machen, was ebenfalls Konzentration erfordert – jedenfalls nicht im Sinne eines effizienten Arbeitens.

Warum Multitasking nicht funktioniert

Wenn unser Gehirn nicht zwei Dinge gleichzeitig tun kann, kann es ein wahres Multitasking gar nicht geben. Deshalb kann Multitasking auch nicht funktionieren. Nicht nur, dass du keine Zeit sparst, wenn du versuchst, mehrere Dinge gleichzeitig zu machen. Du kannst durch Multitasking auch Zeit verlieren. Mit anderen Worten: Du wärst wahrscheinlich schneller, wenn du eine Aufgabe nach der anderen erledigen würdest.

Wenn das Gehirn immer wieder zwischen mehreren Tätigkeiten hin- und herschalten muss, kostet das jedes Mal Zeit. Zwar nur einige Mikrosekunden, aber auf Dauer macht das durchaus einen Unterschied. Und du wirst jedes Mal aus der Aufgabe herausgerissen, was einem fokussierten Arbeiten im Weg stehen kann. Auf diese Weise wirst du nie voll in einer Tätigkeit drin sein, was dich weniger produktiv sein lässt.

Ein Beispiel: Eine Studie der Loughborough University London aus dem Jahr 2003 hat gezeigt, dass Menschen im Schnitt alle fünf Minuten ihre E-Mails checken – und dass es durchschnittlich 64 Sekunden dauert, bis sie danach gedanklich wieder bei ihrer eigentlichen Tätigkeit sind. In diesem Fall wäre ein Sechstel der Zeit verschwendet.

Multitasking kann Stress verstärken

Hinzu kommt: Wenn du versuchst, mehrere Dinge gleichzeitig zu machen, verlierst du eher den Überblick. Wenn du ohnehin schon unter Zeitdruck stehst, kann Multitasking den Stress noch verstärken. Wenn du eine Sache nach der anderen machst, kannst du nach und nach Dinge abhaken. Beim Multitasking machst du aber alles parallel und weißt erst am Ende, wie viel Zeit du tatsächlich gebraucht hast – und ob du es rechtzeitig schaffst.

Auch die Ergebnisse sind beim Multitasking oft schlechter und es geschehen eher Fehler. Einer Studie des King’s College London für Hewlett Packard zufolge kann sogar der IQ vorübergehend in Mitleidenschaft gezogen werden, wenn jemand Multitasking betreibt – im Schnitt um zehn Punkte.

Der Psychologe Glenn Wilson, der die Studie begleitet hat, sagte dazu: „Multitasking kann extrem anstrengend für das Gehirn sein; es beeinträchtigt das Kurzzeitgedächtnis und die Konzentration. Diejenigen, die Aufgaben ständig unterbrechen, um auf eine E-Mail oder Nachrichten zu reagieren, leiden unter ähnlichen Effekten für das Gehirn, als hätten sie eine Nacht nicht geschlafen.“

Multitasking kann unhöflich sein

Multitasking hat noch einen Nachteil: Es ist oft unhöflich. Das gilt im beruflichen ebenso wie im privaten Kontext. Stell dir eine Situation vor, wo du dich mit einem Geschäftskontakt zum Essen triffst. Womöglich liegt dein Handy auf dem Tisch und du checkst immer wieder deine E-Mails. Oder du nimmst einen Anruf entgegen, obwohl du mitten im Gespräch bist. Dein Gegenüber hat dann wahrscheinlich nicht das Gefühl, dass du mit deiner Aufmerksamkeit voll und ganz bei ihm bist – weil du es ja auch nicht bist.

Auch beim Treffen mit Freunden spielt das Handy oft eine wichtige Rolle. Es ist schon fast normal geworden, dass es ständig auf dem Tisch liegt oder man es immer wieder herausholt, um zu schauen, ob man neue Nachrichten hat oder um schnell den Social-Media-Feed anzusehen. So kann es zum Beispiel vorkommen, dass man aktiv im Gespräch ist, aber nebenher eine Nachricht bei WhatsApp beantwortet. Das ist für die andere Person wenig wertschätzend.

Statt Multitasking: Tipps für effizientes Arbeiten

Dass Multitasking lange Zeit so einen guten Ruf hatte, ist wohl auch dem Umstand geschuldet, dass es einen beschäftigt – und damit wichtig – wirken lässt, wenn man mehrere Dinge gleichzeitig erledigt. Wer sich dann noch als besonders multitaskingfähig gerühmt hat, konnte suggerieren, dass er (vermeintlich) mehr schafft und leistungsfähiger ist als andere.

Inzwischen ist aber klar, warum Multitasking nicht funktionieren kann. Wenn du viel zu tun hast, ist Multitasking also keine Lösung. Mache dir klar, dass du wahrscheinlich länger brauchst, wenn du mehrere Dinge gleichzeitig erledigst.

Was kann man statt Multitasking tun, um effizient zu arbeiten und viel zu schaffen? Einerseits solltest dich unbedingt auf eine Aufgabe in einem Zeitraum beschränken. Andererseits kannst du mehr schaffen, wenn du dir weniger vornimmst. Die folgenden Tipps können dir dabei helfen, produktiver zu sein.

Auf eine Aufgabe fokussieren

Wer im Fokus ist, schafft eine Aufgabe oft schneller, besser und leichter. Das geht aber nur, wenn du dich dieser Aufgabe wirklich voll widmest. Dafür ist es essenziell, dass du potenzielle Ablenkungen soweit wie möglich ausschließt.

Das kann etwa bedeuten, dass du dein E-Mail-Programm nicht immer im Hintergrund offen lässt, sondern deinen Posteingang nur periodisch checkst – etwa alle zwei Stunden. Wenn du das Internet nicht brauchst, kannst du es vorübergehend ausschalten. Und du kannst die Tür zu deinem Büro schließen, um nicht gestört zu werden. Auch dein Handy sollte nicht auf deinem Schreibtisch liegen, wenn du dich konzentrieren musst. Forscher haben nachgewiesen, dass selbst ausgeschaltete Handys in Sichtweite ablenken und die kognitiven Fähigkeiten einschränken können.

Ähnliche Aufgaben bündeln

Vielleicht hast du mehrere ähnliche Aufgaben zu erledigen. Dann kann es sinnvoll sein, das im selben Zeitraum zu tun – nacheinander natürlich. Wenn du mehrere Anrufe zum selben Anliegen erledigen musst, kannst du das etwa am Stück tun. Oder du musst E-Mails an mehrere Ansprechpartner schreiben, wo es um dasselbe Projekt geht, und machst es in einem Rutsch. So musst du dich nicht immer wieder neu ins Thema einarbeiten.

Genügend Pausen machen

Gerade, wenn es hektisch wird, sparen viele Menschen an Pausen. Dabei sind sie essenziell, damit das Gehirn sich regenerieren kann. Du bist nicht endlos leistungsfähig. Wenn du auf Pausen verzichtest, hast du vielleicht ein besseres Gewissen – aber ob du tatsächlich am Ende mehr geschafft hast, ist fraglich. Wahrscheinlicher ist, dass dir die Konzentration immer schwerer fällt, dein Stress zunimmt und dir eher Fehler unterlaufen.

Ablenkungsarme Umgebung

Deine Arbeitsumgebung spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle für deine Produktivität. Wenn dein Schreibtisch chaotisch ist, wird es dir schwerer fallen, dich auf deine Aufgaben zu fokussieren. Ein sauberer, aufgeräumter Schreibtisch ist hingegen förderlich für die Konzentrationsfähigkeit.

Weniger auf der To-Do-Liste

Es mag kontraintuitiv klingen, aber du kannst oft mehr schaffen, wenn du dir weniger vornimmst. Wenn du ständig Stress hast, hast du wahrscheinlich einfach zu viel auf der To-Do-Liste. Eine übervolle To-Do-Liste kann lähmend wirken, außerdem hast du am Ende des Tages wahrscheinlich ein schlechtes Gefühl, weil du nicht alles geschafft hast – und das völlig grundlos, weil gar nicht alles möglich war.

Entscheidend ist, dass du klare Prioritäten setzt. Überlege dir, was das Minimum ist, das du an einem Tag schaffen musst – und fokussiere dich anschließend ganz auf diese Aufgabe. Wahrscheinlich reicht es nicht, wenn du an einem Tag eine Tätigkeit abschließt. Deine To-Do-Liste sollte trotzdem nur aus den allerwichtigsten Aufgaben bestehen.

Du kannst zum Beispiel die Regel einführen, dass du nur noch maximal fünf Aufgaben aufschreibst. Auf diese Weise schaffst du das, was wirklich wichtig ist. Hast du hingegen 15 Dinge auf deinem Plan, hast du keine Garantie dafür, dass du am Ende auch wirklich die wichtigen Dinge erledigt hast.

Bildnachweis: Santipong Srikhamta / Shutterstock.com

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