Im Berufsalltag gibt es immer wieder Situationen, in denen wir vor einem Problem stehen. Das kann die ausbleibende zündende Idee für das neue Projekt betreffen oder den Konflikt mit einem Kollegen, der einfach nicht einsehen will, was wir für richtig halten. Viele Konflikte und Herausforderungen lassen sich mit einem einfachen Perspektivwechsel lösen. Wer sich in andere hineinversetzt oder aber das Problem von Grund auf neu denkt, dem fällt es oft leichter, gute Lösungen zu finden. In diesem Artikel erfährst du, wie du deine Perspektive wechseln kannst und wofür das nützlich ist.
Die Perspektive wechseln: Wozu überhaupt?
Es gibt Menschen, die gehen mit Scheuklappen durchs Leben. Sie blicken starr auf den Weg vor ihnen, ohne je nach rechts und links zu sehen. Das sind die Menschen, die auf ihren Sichtweisen beharren, die für sich beanspruchen, den richtigen Weg zu kennen, und die sich von der anderslautenden Meinung anderer nicht beirren lassen. Nun ist es für sich genommen keine schlechte Sache, wenn du weißt, was du willst und welche Positionen du hast. Klare Kante zeigen ist wichtig – aber nicht, wenn du dabei nicht mehr empfänglich für neue Ideen und Sichtweisen bist.
Wer immer nur dieselben Wege beschreitet, wird kaum je innovative Lösungen entdecken können. Vielleicht sind es aber gerade diese Lösungen, die Prozesse vereinfachen, die dem Unternehmen einen größeren Kundenzuwachs bescheren oder die einen Projektpartner überzeugen.
Im Berufsalltag sind nicht nur gute Ideen gefragt. Wir arbeiten auch mit anderen Menschen zusammen – ein Herd für Konflikte, aber auch eine Chance für eine bereichernde Zusammenarbeit, die uns weiterbringt. Gerade, wer mit vielen unterschiedlichen Charakteren konfrontiert ist, kann mit Empathie viel erreichen.
Wenn du weißt, was den Kollegen A. manchmal wütend werden lässt und warum Kollegin C. einen bestimmten Ansatz ablehnt, kannst du mit einer klareren Sicht an der Lösung des Problems arbeiten. Je besser du dich in andere hineinversetzen kannst, desto leichter fällt dir der Perspektivwechsel – und umso effektiver kannst du dich daran machen, Kompromisse zu finden, die für alle Beteiligten akzeptabel sind. Auf diese Art die Perspektive wechseln zu können, eröffnet neue Möglichkeiten und kann Konflikte aus der Welt räumen.
Perspektivwechsel mit der Kopfstand-Technik
Hast du schon mal von der Kopfstand-Technik gehört? Diese Technik hilft dir, deine Perspektive zu wechseln, um neue Lösungen zu finden. Sie ist besonders gut geeignet, wenn es um bestimmte Ideen und Sachverhalte geht. Sie kann dir aber auch Denkanstöße geben, wenn du herausfinden willst, was helfen könnte, zwischenmenschliche Probleme zu entschärfen.
Bei der Kopfstand-Technik geht es darum, die Dinge auf den Kopf zu drehen. Keine Angst, du musst keine Verrenkungen machen, um neue Denkweisen zu entwickeln – der Kopfstand bezieht sich auf die Herangehensweise. Eigentlich möchtest du natürlich herausfinden, welche Strategie die richtige ist. Bei der Kopfstand-Technik drehst du das Problem um und fragst dich, mit welcher Strategie du das Projekt garantiert gegen die Wand fährst. Die nun auftauchenden Lösungsvorschläge zeigen dir, wie es nicht geht. Indem du sie wiederum auf den Kopf stellst, kannst du tatsächlich zielführende Vorschläge erarbeiten. Dieser Ansatz basiert auf dem Gedanken, dass wir oft so sehr in bestimmten Denkweisen verharren, dass wir selbst naheliegende Ideen nicht sehen. Durch den Perspektivwechsel können wir das ändern.
So setzt ihr die Kopfstand-Technik um
Ein Beispiel: Dein Team fragt sich, wie eure Firma mehr Likes auf Facebook und mehr Follower auf Instagram bekommen kann. Bei der Kopfstand-Technik muss die Frage also lauten, wie ihr es schafft, dass niemand eure Seite mag oder eurem Account folgt. Jetzt überlegt jeder von euch, was dazu nötig wäre. Ihr könntet zum Beispiel permanent posten und eure Follower damit nerven. Oder ihr postet Content, der überhaupt nicht zu dem passt, wofür ihr eigentlich steht. Vielleicht vergreift ihr euch auch im Ton, um User abzuschrecken. Euren Ideen sind beim Brainstorming keine Grenzen gesetzt – auch übertriebene Vorschläge sind erlaubt.
Nun dreht ihr die Sache um. Mit ständigen Posts schreckt ihr Nutzer ab. Wie geht es besser? Mit ausgewählten, durchdachten Posts, die eure Follower nicht nerven, sondern bereichern. Ihr postet Content, der wirklich zu eurem Kernthema und der Zielgruppe passt. Und euer Social-Media-Team schreibt die Beiträge in einer Art und Weise, die vom Publikum als stimmig, freundlich und vielleicht ein wenig witzig aufgefasst wird. Auf diese Weise könnt ihr viele Ideen sammeln.
Es geht bei dieser Methode nicht darum, immer stur das exakte Gegenteil davon zu tun, was euch als Nicht-Lösung eingefallen ist. Das Gegenteil von ‚die ganze Zeit posten‘ wäre ‚nie posten‘. Das ist aber offensichtlich auch nicht zielführend – ihr braucht also einen Mittelweg aus beidem, habt aber erkannt, dass zu viele Posts schädlich sein können. Der Vorteil der Kopfstand-Technik ist nicht nur, dass sie innovative und gute Ergebnisse liefern kann. Sie macht noch dazu Spaß, wenn ihr im Team verrückte Vorschläge ausarbeiten könnt, die euch ganz bestimmt zum Lachen bringen.
Mehr Empathie entwickeln für eine bessere Zusammenarbeit
Um im beruflichen Alltag gute Lösungen zu finden, ist es wichtig, mit anderen gut zusammenzuarbeiten. Auch hierfür ist es entscheidend, regelmäßig die Perspektive zu wechseln. Nur, wenn du die Situation aus Sicht einer anderen Person siehst, kannst du nachempfinden, wo Kompromisse möglich wären und welches Vorgehen wahrscheinlich keinen Erfolg hat.
Besonders wichtig ist ein Perspektivwechsel, wenn die Situation schon eingefahren ist. Vielleicht hast du mit einem bestimmten Kollegen immer wieder denselben Konflikt und weißt nicht, wie du das verhindern kannst. Das kann auch daran liegen, dass du schon bestimmte Erwartungen hast und nicht mehr unvoreingenommen an die Sache herangehst.
Wenn du schon damit rechnest, dass der Kollege in einer bestimmten Weise reagiert, spiegelt sich das in deinem eigenen Verhalten. Dass der Konflikt weiterbesteht, ist unter diesen Voraussetzungen sehr wahrscheinlich. Versuche, nicht schon vorwegzunehmen, wie sich eine Situation entwickeln wird. Wenn du auch menschlich Probleme mit diesem Kollegen hast, bemühe dich, ohne Emotionen zu überlegen, wie eine gute Lösung aussehen könnte.
Sich in andere hineinzuversetzen ist auch eine Frage der Übung. Überlege so oft wie möglich, was die Personen um dich herum antreibt und was sie hemmt oder beschäftigt. Je mehr du das zum Standard machst, desto leichter wird es dir fallen. Frage dich, wie du handeln würdest an Stelle der Kollegin H. oder was sie wahrscheinlich anderes machen würde, wenn sie in deiner Position wäre.
Was würden andere tun?
Um ergebnisoffener an bestimmte Situationen im Berufsalltag heranzugehen, kann es auch sinnvoll sein, zu überlegen, was andere dir wohl raten, wie sie denken oder wie sie sich an deiner Stelle verhalten würden. Stell dir dafür ganz unterschiedliche Personen vor und frage dich, was sie dir zu sagen hätten. Was würde deine Mutter sagen – sollst du dich woanders bewerben oder nicht? Wie würde dein bester Freund das sehen? Und welchen Weg würdest du einschlagen, wenn es nach deinem Großvater ginge?
Stell dir auch Menschen vor, die dir nicht nahestehen. Wie würde dein Rivale womöglich handeln? Wie wäre die Meinung deines Vorgesetzten? Was würde ein Außenstehender denken? Es geht bei dieser Übung nicht darum, das zu tun, was andere vermeintlich tun würden. Vielmehr lernst du, unterschiedliche Sichtweisen zuzulassen. Diese Sichtweisen zeigen dir neue Wege auf und können dir helfen, eine Entscheidung zu treffen oder eine Vorgehensweise zu erarbeiten, mit der du zufrieden bist.