AllgemeinPositive Fehlerkultur im Unternehmen: Vorteile und wie man sie entwickeln kann

Positive Fehlerkultur im Unternehmen: Vorteile und wie man sie entwickeln kann

Fehler passieren – selbst mit viel Sorgfalt lassen sie sich nie ganz ausschließen. Auch im Berufsalltag kommt es immer wieder dazu. Wie die betroffenen Beschäftigten, aber auch Kollegen und Vorgesetzte mit Fehlern umgehen, kann sich von Unternehmen zu Unternehmen unterscheiden. Wenn es gelingt, eine positive Fehlerkultur zu entwickeln, kann das gleich auf mehreren Ebenen vorteilhaft sein. Worauf es dabei ankommt, erfährst du hier.

Positive Fehlerkultur: Definition

Fehler sind menschlich. Deshalb ist es wenig verwunderlich, dass es auch am Arbeitsplatz immer wieder dazu kommt. Wie Kollegen und Vorgesetzte damit umgehen, wenn Beschäftigte Fehler machen, hängt von der Fehlerkultur im Unternehmen ab. Eine Fehlerkultur bezeichnet die typischen Verhaltensweisen von Mitarbeitern und Führungskräften im Umgang mit Fehlern. Sie entscheidet darüber, wie offen darüber gesprochen wird, wie darauf reagiert wird und wie Fehler von anderen wahrgenommen werden.

Die Fehlerkultur ist so individuell wie das Unternehmen selbst. Sie kann positiv oder negativ sein. Unter einer positiven oder offenen Fehlerkultur wird gemeinhin eine Fehlerkultur verstanden, in denen Fehler nicht als etwas grundsätzlich Negatives angesehen werden. Propagiert wird zumeist ein transparenter Umgang mit falschem Verhalten, suboptimalen Vorgehensweisen und Mängeln. Niemand wird dafür fertiggemacht, dass er etwas falsch gemacht hat. Der Fokus liegt nicht auf Schuldzuweisungen, sondern der Blick richtet sich auf die Zukunft. Es geht bei einer offenen Fehlerkultur darum, aus Fehlern zu lernen und es künftig besser zu machen. Die Mitarbeiter werden ermutigt, Fehler einzugestehen.

Eine negative Fehlerkultur ist das Gegenteil davon. Herrscht sie in einem Unternehmen, trauen sich die Mitarbeiter häufig nicht, Fehler zuzugeben. Sie versuchen womöglich, sie zu vertuschen. Fällt ein Fehler auf, kann das dem Ruf eines Beschäftigten schaden. Er muss sich vielleicht Vorwürfe anhören oder sinkt in der Gunst des Arbeitgebers. Fehler werden nicht zum Anlass genommen, Situationen zu analysieren und Verhaltensweisen zu optimieren. Der Umgang untereinander, wenn über Fehler gesprochen wird, ist in vielen Fällen wenig respektvoll und wertschätzend

Merkmale einer offenen Fehlerkultur

Was zeichnet eine offene, positive Fehlerkultur aus? Ein bekanntes Modell ist das der 3 Säulen der Fehlerkultur, wobei die genaue Bezeichnung der drei Säulen zum Teil voneinander abweicht. Die grundlegenden Bausteine einer guten Fehlerkultur sind demnach:

  1. Offenheit: Alle Mitarbeiter eines Unternehmens gehen offen mit Fehlern um. Sie trauen sich, Fehler zuzugeben und zu thematisieren. In einem wohlwollenden Klima muss sich niemand fürchten, dass es negative Auswirkungen haben könnte, wenn er ein Versäumnis eingesteht. Das ermutigt die Beschäftigten, offen und vertrauensvoll über eigene Fehler und Fehler anderer zu reden.
  2. Verantwortungsbewusstsein: Die Mitarbeiter sind bereit, Verantwortung für suboptimale Verhaltensweisen zu übernehmen. Ihr Blick ist dafür geschärft, Fehler als solche zu erkennen und angemessen damit umzugehen.
  3. Lernen: Fehler sind kein Zeichen des Versagens, sondern eine Chance, zu lernen. Wer aus Fehlern lernt, kann sich kontinuierlich verbessern. Das kommt dem einzelnen Beschäftigten, aber auch Teams, Abteilungen und Unternehmen im weiteren Sinn zugute. In einem vertrauensvollen Umfeld ist es für die Beschäftigten leichter, kreative Lösungen zu entwickeln und Innovationen zu fördern.

Offene Fehlerkultur: Vorteile für Arbeitnehmer und -geber

Eine positive Fehlerkultur ist sowohl für Arbeitnehmer als auch für Unternehmen wünschenswert. Sie bringt viele Vorteile mit sich, die im Berufsalltag einen großen Unterschied machen können.

Propagieren Arbeitgeber eine positive Fehlerkultur, wirkt sich das häufig auf die Atmosphäre im Betrieb aus. Wenn signalisiert wird, dass Fehler menschlich sind und sich niemand dafür schämen muss, nimmt das Druck von den Beschäftigten. Es kann für ein entspannteres Miteinander – auch zwischen einfachen Beschäftigten und Führungskräften – sorgen, wenn Fehler offen eingeräumt werden.

Je gängiger der offene Umgang mit Fehlern ist, desto wohler fühlen sich viele Arbeitnehmer am Arbeitsplatz. Sie haben dann nicht mehr das Gefühl, jederzeit glänzen und ihre Arbeit bis ins letzte Detail perfekt erledigen zu müssen. Zugleich sorgt eine offene Fehlerkultur dafür, dass es keine Schuldzuweisungen gibt, sondern der Fokus auf der Frage liegt, was man aus Fehlern lernen kann. Auch das kommt der Atmosphäre zugute. Es kann sich auch positiv auf Beziehungen in Teams und Abteilungen auswirken. Unter diesen Voraussetzungen sind viele Beschäftigte eher zufrieden und motiviert, was wiederum positive Effekte auf ihre Leistungen und ihr Engagement haben kann.

Bewusste Fehlerkultur als Erfolgsfaktor für Unternehmen

Eine offene Fehlerkultur kann außerdem ein wichtiger Katalysator für Innovation sein. Sich mit suboptimalen Vorgehensweisen auseinanderzusetzen, kann Optimierungen vorantreiben. Es kann auch kreative Ideen zutage fördern. Neue Ideen können die Arbeit der Mitarbeiter bereichern und Unternehmen voranbringen. Für das Image eines Unternehmens kann es ebenfalls von Vorteil sein, wenn kreative Ansätze verfolgt werden.

Werden Fehler offen eingeräumt, ermöglicht das eine kontinuierliche Verbesserung. Das ist eine essenzielle Grundlage für den langfristigen Erfolg eines Unternehmens auf allen Ebenen. Für Herausforderungen sind solche Firmen oft besser gerüstet, weil sie flexibel und anpassungsfähig sind.

Ob und welche vorteilhaften Effekte einer positiven Fehlerkultur sich zeigen, hängt davon ab, ob das Konzept tatsächlich gelebt wird. Der offene Umgang mit Fehlern darf kein reines Lippenbekenntnis sein, sondern muss von Management und Führungskräften ernst gemeint sein. Mitarbeitern sollten keine Nachteile daraus erwachsen, wenn sie Fehler offen zugeben.

Eine offene Fehlerkultur im Unternehmen etablieren: Wie es geht und was wichtig ist

Von einem offenen, wohlwollenden Umgang mit Fehlern können Arbeitnehmer und Arbeitgeber gleichermaßen profitieren. Immer mehr Unternehmen entscheiden sich deshalb bewusst dazu, eine positive Fehlerkultur zu entwickeln. Wie kann man die Fehlerkultur im Berufsleben so steuern, dass es möglich ist, aus Fehlern zu lernen?

Den Anfang dieses Prozesses markiert der Wunsch des Arbeitgebers, eine positive(re) Fehlerkultur zu entwickeln. Es ist essenziell, dass dieses Vorhaben ernst gemeint ist. Nur dann nehmen die Mitarbeiter es auch ernst – und setzen es selbst im Arbeitsalltag um. Verantwortliche in Unternehmen sollten sich überlegen, wie die offene Fehlerkultur konkret aussehen kann.

An diesen Überlegungen müssen sie die Mitarbeiter teilhaben lassen. Das kann zum Beispiel über Schulungen oder Workshops geschehen, aber auch durch direkte Gespräche – im Team, bei Bedarf aber auch unter vier Augen. Es ist Aufgabe der Führungskräfte, immer wieder deutlich zu machen, dass ein offener Umgang mit Fehlern erwünscht ist. Dabei müssen Vorgesetzte auch überzeugend herüberbringen, dass niemand mit negativen Konsequenzen rechnen muss, wenn er einen Fehler einräumt. Gegenseitiges Vertrauen und gute Beziehungen sind dafür wichtige Grundlagen.

Führungskräfte als Vorbilder im Umgang mit Fehlern

Die Mitarbeiter müssen nicht nur das Gefühl haben, dass sie ehrlich über Fehler sprechen können. Sie sollten auch wissen, wie sie reagieren können und sollen, wenn es um Fehler anderer geht. Dazu gehört zum Beispiel, dass sie niemanden dafür angreifen oder übermäßig kritisieren, wenn er sich nicht optimal verhalten hat. Fallen die Kollegen hingegen übereinander her, wird sich bald niemand mehr trauen, eigene Fehler aufs Tableau zu bringen. Die vermeintlich offene Fehlerkultur funktioniert dann in der Praxis nicht.

Bei der Umsetzung einer positiven Fehlerkultur ist es die Aufgabe von Führungskräften, auf offene Dialoge in allen Situationen hinzuwirken. Dabei haben sie selbst eine Vorbildfunktion: Wie sie beispielsweise mit Kritik umgehen oder andere kritisieren, hat Auswirkungen auf ihre Untergebenen. Zugleich kann es sinnvoll sein, Mitarbeiter zu loben oder sogar zu belohnen, wenn sie Fehler ansprechen. Dabei sollte deutlich gemacht werden, dass es gern gesehen ist, wenn die Betroffenen gleichzeitig Lösungen und neue Ideen einbringen, um es künftig besser zu machen.

Eine offene Fehlerkultur hat die größtmögliche positive Wirkung dann, wenn der Fokus auf die Lernerfahrung gerichtet wird. Es reicht nicht, Fehler zu thematisieren und zu besprechen, woran es lag. Es ist essenziell, dass nicht nur Ursachenforschung betrieben wird, sondern eine Lernkultur entsteht. Jeder Fehler ist dann ein Anreiz, zu überlegen, wie es künftig besser gehen kann.

Diese Hindernisse können einer positiven Fehlerkultur im Weg stehen

Immer mehr Arbeitgeber überdenken, wie in ihrem Unternehmen mit Fehlern umgegangen wird. Die Erkenntnis, dass ein offener Umgang mit Fehlern viele Vorteile haben kann, setzt sich dabei zunehmend in Firmen durch. Der Wunsch, eine positive Fehlerkultur im Unternehmen zu etablieren, sorgt aber nicht automatisch dafür, dass das auch gelingt. Das Vorhaben kann auf Hindernisse stoßen, durch die es an der Umsetzung hapert.

Ein Problem wäre zum Beispiel, wenn der Arbeitgeber sich eine positive Fehlerkultur auf die Fahnen schreibt, um Fachkräfte zu gewinnen. Wenn es aber in der Praxis nachteilig für Mitarbeiter sein kann, wenn ihre Fehler auffallen, werden sie diese nicht offen zugeben. Haben die Beschäftigten Angst vor Konsequenzen, ist es nur logisch, dass sie versuchen, Fehler zu vertuschen. Auch ein hoher Leistungsdruck kann dazu führen, dass Versäumnisse nicht offen zur Sprache gebracht werden.

Eine offene Fehlerkultur setzt einen respektvollen Umgangston voraus – zwischen Führungskräften und Mitarbeitern, aber auch unter Kollegen. Haben Beschäftigte das Gefühl, dass andere sie für ihre Fehler kritisieren könnten oder ihr Ruf darunter leiden könnte, werden sie Fehler nicht zugeben wollen.

Fehler bieten die Möglichkeit, aus ihnen zu lernen. Das muss auch tatsächlich geschehen, damit die positive Fehlerkultur wirklich vorteilhaft ist. Gibt es keinen Raum für offene Gespräche über Fehler, ihre Ursachen und Optimierungsmöglichkeiten, bleibt dieser Lerneffekt aus. Auch Mängel in der Kommunikation können dem im Weg stehen.

Damit eine offene Fehlerkultur entwickelt werden kann, müssen alle Mitarbeiter eines Unternehmens am selben Strang ziehen. Konservative Strukturen und starre Hierarchien können dafür hinderlich sein, weil sie Veränderungen erschweren können. 

Fazit: Aus einem offenen Umgang mit Fehlern Vorteile ziehen

  • Jeder macht mal Fehler. Das lässt sich auch im Job nicht gänzlich vermeiden. Entscheidend ist ein konstruktiver Umgang mit Fehlern.
  • Eine positive Fehlerkultur kann sowohl für Beschäftigte als auch für Arbeitgeber Vorteile haben.
  • Herrscht in einem Unternehmen eine positive Fehlerkultur, ist es für Beschäftigte leichter, Versäumnisse oder suboptimale Vorgehensweisen einzugestehen. Wenn die Mitarbeiter sich trauen, Fehler zuzugeben, sind die Auswirkungen oft weniger schwerwiegend.
  • Offen mit Fehlern umzugehen, ermöglicht es, daraus zu lernen. Es trägt auch zu einem guten Miteinander und einer angenehmen Atmosphäre bei, wenn sich niemand schlecht fühlen muss, weil er etwas falsch gemacht hat.
  • Es gibt viele Wege, eine offene Fehlerkultur in Unternehmen zu etablieren. Helfen können Schulungen, welche die Mitarbeiter sensibilisieren. Wichtig ist zudem, wie sich Führungskräfte verhalten – sie haben eine Vorbildfunktion.

Bildnachweis: CL STOCK / Shutterstock.com

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