Beziehungen können im Berufsleben äußerst nützlich sein. Das zeigen nicht nur die folgenden Zahlen: Knapp jeder dritte neue Mitarbeiter hat seinen Job aufgrund von persönlichen Kontakten bekommen. Das geht aus einer Erhebung des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zurück. In kleinen Betrieben liegt der Anteil sogar noch höher. Fast die Hälfte (47 Prozent) der Neueinstellungen haben sich dort durch Beziehungen ergeben.
Auch bei Praktikumsplätzen können Kontakte weiterhelfen. Auf viele Jobangebote, die noch nicht offiziell ausgeschrieben sind, wird man nur aufmerksam, wenn ein persönlicher Kontakt einen darauf hinweist. Gerade Top-Jobs bekommt häufig nur der, der gute Beziehungen hat. Umso wichtiger ist es, zu wissen, wie du Kontakte knüpfst, pflegst und für dich nutzt.
Bei Jobs und Praktika Beziehungen aufbauen
Um Beziehungen nutzen zu können, brauchst du ein Netzwerk an Kontakten im Job. Dazu eignet sich prinzipiell erst einmal jeder berufliche Kontakt. Denn selbst bei Menschen, die bisher wenig Macht haben, kann sich das ändern. Und auf einmal sind sie doch diejenigen, die über deine berufliche Zukunft (mit)entscheiden können.
Behilflich sind etwa Kontakte, die aus früheren Jobs und Praktika entstanden sind. Oft kennen sie dich besser als andere eher flüchtige Kontakte und können dir auch noch nach Jahren bei deiner Karriere helfen. Das gilt natürlich nur, wenn diese Personen von dir überzeugt sind. Um Kontakte aufzubauen, solltest du alle Möglichkeiten nutzen. Das heißt: Nimm die Einladung zum Sommerfest in deinem Betrieb an. Geh mit den Kollegen in die Mittagspause. Sag bei der Veranstaltung deiner Firma zu, auch wenn die Teilnahme freiwillig ist. Du solltest keine Scheu haben, auch eigeninitiativ Kontakte mit Personen zu knüpfen, die du bisher nicht getroffen hast.
Neue Kontakte knüpfen
Zum Netzwerken gehört es, sein eigenes Netzwerk gezielt auszubauen. Oft ergeben sich weitaus mehr Möglichkeiten, wenn wir dazu auch auf Menschen setzen, die wir bisher nicht kannten. Gute Gelegenheiten für neue Kontakte bieten sich zum Beispiel auf Messen und anderen beruflichen Veranstaltungen. Auch Feste – etwa eine Feier deines Unternehmens – sind eine gute Möglichkeit, neue Menschen kennenzulernen.
Als Berufsanfänger ist der Besuch von Jobmessen sinnvoll. Bei Beziehungen sind jedoch nicht nur Personen nützlich, die du in einem beruflichen Umfeld kennengelernt hast. Auch dein privater Umkreis kann dir im Berufsleben oft weiterhelfen.
Die Beziehung zu derzeitigen Chefs und Kollegen
Viele Menschen denken beim Netzwerken nur an ehemalige Arbeitgeber und entfernte berufliche Kontakte. Dabei vergessen sie die Kontakte im eigenen Job. Auch dein Chef und deine Kollegen können dir nützlich sein. Dass sich eine gute Beziehung zum Vorgesetzten lohnen kann, liegt auf der Hand. Sie nützt dir bei Gehaltsverhandlungen oder wenn eine andere attraktive Stelle in deiner Firma zu besetzen ist.
Auch deine Kollegen sind oft mehr als nur die Menschen, mit denen du Berufliches besprichst oder die Mittagspause verbringst. Denn auch sie haben mitunter eine Stellung, bei der sie ein gutes Wort für dich einlegen können. Das gilt insbesondere, wenn sie zwischenzeitlich intern oder extern den Job wechseln und dadurch aufsteigen. Plötzlich hast du Verbündete in Bereichen, bei denen du damit gar nicht gerechnet hattest.
Vergiss die tägliche Kontaktpflege bei deinem jetzigen Arbeitgeber nicht. Das gilt auch, wenn du das Unternehmen für einen neuen Job verlässt. Geh im Guten mit deinen bisherigen Kollegen und Chefs auseinander. Wenn sich einmal die Gelegenheit ergibt, nützen dir solche Kontakte nur, wenn du gut in Erinnerung geblieben bist.
Kontakte richtig pflegen
Damit du bestimmte Kontakte bei Bedarf auch tatsächlich für dich nutzen kannst, ist es essenziell, dass du deine Beziehungen pflegst. Es reicht nicht, einmal eine Bekanntschaft zu machen, wenn du diese dann nicht weiter pflegst. Die richtige Kontaktpflege ist entscheidend, um Beziehungen auch tatsächlich nutzen zu können.
Zur Kontaktpflege gibt es viele Möglichkeiten. Wenn du mit dieser Person bereits in E-Mail-Kontakt stehst, bedanke dich in einer Mail für die gute Zusammenarbeit und drücke deine Hoffnung aus, dass ihr auch künftig beruflich miteinander Kontakt habt. Bei E-Mail-Kontakten kommt es ganz generell stark auf den Ton an. Ein nettes Wort kann darüber entscheiden, wie wir auf andere wirken. Umgekehrt wirken andere Formulierungen schnell barsch und unfreundlich. Achte deshalb auf deine Wortwahl.
Rufe dich bei nützlichen Kontakten immer wieder subtil ins Gedächtnis. Das gelingt zum Beispiel, indem du dich mit ihnen in beruflichen Netzwerken wie Xing oder LinkedIn vernetzt. Dort sehen deine Kontakte, wenn du eine berufliche Veränderung durchmachst. Auch Nachrichten könnt ihr austauschen. Du bleibst auch auf dem Laufenden, was die aktuellen Positionen deiner Kontakte angeht.
Beziehungen nutzen: so gelingt es
Über Jahre hast du deine unterschiedlichen beruflichen Beziehungen gepflegt. Nun ergibt sich die Gelegenheit, einen Kontakt auch einmal für dich zu nutzen – zum Beispiel, wenn das Unternehmen eines Bekannten gerade eine spannende Stelle ausgeschrieben hat. Doch wie ist das richtige Vorgehen? Gleich mit der Tür ins Haus fallen – oder dich lieber in Erinnerung rufen und hoffen, dass der Ansprechpartner die richtigen Schlüsse zieht?
Die Antwort lautet wie so oft: Es kommt darauf an, und zwar vor allem auf das Verhältnis zu der Person, die dir behilflich sein kann. Kennt ihr euch sehr gut, dann kannst du einfach ganz direkt auf das Thema zu sprechen kommen. Das gilt auch, wenn du das Gefühl hast, dass dein Kontakt damit kein Problem hat und nicht irritiert reagiert.
Bei anderen Personen musst du vorsichtiger vorgehen. Wenn eine Person das Gefühl hat, dass du sie nur für ihre Einflussmöglichkeiten schätzt, ist das keine gute Voraussetzung. Genauso solltest du dich davor hüten, Ansprechpartner zu nerven und sie zu eindringlich nach ihrer Hilfe zu fragen.
Bei manchen Kontakten ist es vielversprechender, diese um Rat zu bitten, als direkt nach einer Empfehlung zu fragen. Das gilt insbesondere in Fällen, wo du nicht sicher bist, wie überzeugt diese Person von dir ist – etwa, weil euer letzter Kontakt schon länger zurückliegt.
In Bewerbungen solltest du persönliche Kontakte unbedingt erwähnen. Das geht am besten als Einstieg in dein Anschreiben. Viele Unternehmen nutzen solche Empfehlungen gerne, weil sie in der Regel nur ausgesprochen werden, wenn der Empfehlungsgeber tatsächlich viel vom Bewerber hält.