AllgemeinMoralisches Handeln im Job: Bedeutung, Folgen & Tipps

Moralisches Handeln im Job: Bedeutung, Folgen & Tipps

Jeder Mensch hat bestimmte Moralvorstellungen. Im Beruf können sich Situationen ergeben, in denen die eigene Moral auf die Probe gestellt wird. Manchmal betrifft das sogar weitreichende Aspekte eines Jobs. Wie kann man im Job moralisch handeln? Und warum sollte man? Hier erfährst du, welche Relevanz Moral für den Beruf hat und wie sich moralische Konflikte am Arbeitsplatz lösen lassen.

Moral: Definition des Begriffs

Was genau bedeutet Moral? Der Duden definiert den Begriff als „Gesamtheit von ethisch-sittlichen Normen, Grundsätzen, Werten, die das zwischenmenschliche Verhalten einer Gesellschaft regulieren, die von ihr als verbindlich akzeptiert werden“. Weiter beschreibt der Duden die Moral als „sittliches Empfinden, Verhalten eines Einzelnen, einer Gruppe“, als Sittlichkeit und „Bereitschaft, sich einzusetzen“. Der Begriff stammt vom französischen Wort „morale“ beziehungsweise dem Lateinischen „moralis“ ab, was so viel bedeutet wie „die Sitten betreffend“.

Moralvorstellungen sind bestimmte Wertvorstellungen, Regeln und Normen, die sich auf das Verhalten eines Menschen auswirken. Sie sind oft gesellschaftlich geprägt, können sich aber von Mensch zu Mensch unterscheiden. Welche moralische Haltung jemand hat, kann zum Beispiel daran ersichtlich sein, welchen Weg er im Leben wählt, aber auch, wie er mit anderen interagiert und wie er auf bestimmte Situationen reagiert. Wer moralisch handelt, verhält sich so, wie es seinen Wertvorstellungen entspricht.

Die Begriffe Ethik und Moral werden häufig synonym verwendet. Es gibt jedoch feine Unterschiede zwischen beiden. Die Ebenen unterscheiden sich: Die Moral betrifft die individuellen Normensysteme eines Menschen, also seine Sitten. Die Ethik ist demgegenüber eher eine übergeordnete Reflexion von moralischen Aspekten, weshalb sie auch als Wissenschaft der Moral beschrieben wird. Die Moralvorstellungen eines Menschen betreffen ethische Aspekte.

Was beeinflusst die Moralvorstellungen eines Menschen?

Was entscheidet darüber, welche moralischen Vorstellungen jemand hat? Dabei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle:

  • die Persönlichkeit eines Menschen: Der Charakter eines Menschen beeinflusst, welche Moral er entwickelt und welche Moralvorstellungen ihm besonders wichtig sind
  • Erfahrungen: Neben der Persönlichkeit prägen auch Erfahrungen die Moral eines Menschen; Moralvorstellungen können sich im Laufe der Zeit ändern
  • grundlegende Einstellungen, die sich im Laufe des Lebens formen: Sie hängen unmittelbar mit dem Charakter und Erfahrungen zusammen
  • moralische Vorstellungen von anderen: Was nahestehende Bezugspersonen wie die Familie und Freunde, aber auch Menschen im erweiterten Bekanntenkreis denken, kann moralische Haltungen ebenfalls beeinflussen
  • Das Verhalten anderer: Wie andere sich verhalten, fließt in Moralvorstellungen ebenso mit ein – im positiven wie im negativen Sinn („Andere machen es ja auch“)
  • gesellschaftliche Normen: Es gibt innerhalb von Gesellschaftlichen prägende sittliche Vorstellungen, die häufig übernommen werden oder zumindest einen Einfluss in eine bestimmte Richtung haben
  • der kulturelle Hintergrund: Kulturelle Prägungen können die Moral eines Menschen beeinflussen
  • die Unternehmenskultur: Im Job spielt auch eine Rolle, was in der Firma üblich ist, welche Werte vorgelebt werden und wie sich die Kollegen verhalten

Wie wirkt sich die Moral eines Menschen auf dessen Handeln aus?

Die moralischen Vorstellungen eines Menschen können dessen Handeln maßgeblich beeinflussen. Auch hierbei gibt es jedoch zum Teil große Unterschiede von Person zu Person: Manche Menschen lassen sich stark von ihren Moralvorstellungen leiten. Sie legen großen Wert darauf, in allen möglichen Situationen und Umständen möglichst moralisch zu handeln. Andere gehen dagegen flexibler mit ihren Moralvorstellungen um. Wenn es für sie opportun ist oder sie sich unter Druck fühlen, weichen sie eher davon ab. Es gibt auch Menschen, die es mit der Moral nicht so eng sehen. Sie haben vielleicht ohnehin nur wenige Moralvorstellungen, von denen sie sich in ihrem täglichen Leben nicht nennenswert leiten lassen. 

Am stärksten wirken Moralvorstellungen, die die jeweilige Person als Teil der eigenen Identität sieht. Wer gegen solche Moralvorstellungen verstößt, handelt in einer Art und Weise, die sein Selbstbild gefährdet. Würde er nicht moralisch handeln, könnte er damit möglicherweise nicht leben, weil er sich dafür verachten würde. Auch für die Zugehörigkeit zu Gruppen können Moralvorstellungen eine wichtige Rolle spielen. Davon abzuweichen würde bedeuten, die Zugehörigkeit zur Gruppe zu riskieren – zumindest, wenn dieses Verhalten auffliegt.

Moralisches Handeln kann zum Beispiel so aussehen:

  • Für Saskia ist es sehr wichtig, dass sie beim Einkauf im Supermarkt möglichst Firmen unterstützt, die nachhaltig und umweltfreundlich handeln. Deshalb meidet sie bestimmte Marken, die fragwürdige Geschäftspraktiken haben.
  • Frederik lebt vegan, weil er nicht möchte, dass für sein Essen Tiere zu Schaden kommen. Ihm ist außerdem Klimaschutz sehr wichtig – mit einer veganen Ernährung kann er helfen, Emissionen zu reduzieren und die Umwelt zu schützen.
  • Iris hat linke politische Ansichten, die für sie eng mit ihrer Identität verbunden sind. Deshalb hört sie keine Musik von Künstlern, die rechte Einstellungen haben.
  • Jürgen ist ein fairer Umgang mit anderen sehr wichtig. Als sich ihm eine Karrierechance bietet, für die er eine andere Person unfair behandeln müsste, entscheidet er sich dagegen.

Die Bedeutung von Moral im Beruf

Wer morgens das Büro oder den Betrieb betritt, legt seine Moralvorstellungen nicht ab. Er nimmt zwar eine berufliche Rolle ein, die von der privaten Identität ein Stück weit abweichen kann. Für viele Menschen kommt es jedoch nicht infrage, im Job ihre moralische Haltung zu verleugnen oder in einer Art und Weise zu handeln, die den eigenen Moralvorstellungen widerspricht.

Im Job können sich immer wieder Situationen ergeben, in denen es um die Moral geht. Jemand muss zum Beispiel Entscheidungen treffen und interagiert mit anderen. Dabei kann er mehr oder weniger moralisch handeln. Unmoralisches Handeln kann manchmal der Weg des geringsten Widerstands sein. Manchmal kann es Menschen auch neue Chancen eröffnen. Es birgt jedoch auch Risiken: Wer sich unmoralisch verhält, kann damit dafür sorgen, dass sein Selbstverständnis angegriffen wird. Das gilt besonders, wenn es um gravierende Verstöße gegen die eigene Moral geht, und das vielleicht sogar immer wieder.

Bei der Zusammenarbeit mit anderen spielt Moral ebenfalls eine Rolle. Ein Team zum Beispiel kann durch eine gemeinsame moralische Ausrichtung geprägt sein. Wenn alle – zumindest grob – dieselben Moralvorstellungen haben, sind sie eher auf einer Wellenlänge. Das erleichtert das Miteinander und kann für bessere Beziehungen und ein stärkeres Wir-Gefühl sorgen. Auf diese Weise können geteilte moralische Vorstellungen zu besseren Leistungen und einer höheren Produktivität führen.

So hängt moralisches Handeln mit Karrierechancen zusammen

Wenn jemand im Beruf moralisch handelt, kann ihm das auch den Respekt von anderen einbringen. Es verschafft einer Person ein klareres Profil, das andere ansprechen kann. Wer Rückgrat hat und konsistent handelt, der wird dafür häufig von anderen geschätzt. Das kann die Stellung an der Arbeit ebenso verbessern wie den eigenen Ruf bei Vorgesetzten – mit entsprechend positiven Auswirkungen auf die Karrierechancen.

Moralische Entscheidungen im Job zu treffen ist nicht zuletzt wichtig, um sich bei der Arbeit ordnungsgemäß zu verhalten. Nicht alle, aber viele moralisch fragwürdige Entscheidungen können einen Pflicht- oder Gesetzesverstoß darstellen. Das wäre zum Beispiel der Fall, wenn sich jemand in Abhängigkeiten mit Dritten begibt, die ihn zu Verhaltensweisen zwingen, die dem eigenen Arbeitgeber schaden können. Oder wenn er sich bestechen lässt und damit gegen das Gesetz verstößt.

Moralische Konflikte im Job: Wie kann man sie lösen?

Im Job können sich moralische Konflikte ergeben. Nicht immer ist es für Beschäftigte einfach, sich an der Arbeit so zu verhalten, wie es ihren inneren moralischen Überzeugungen entspricht. Um nur einige Beispiele dafür zu nennen, wie ein moralischer Konflikt am Arbeitsplatz aussehen könnte:

  • Ein Beschäftigter ist in einem Restaurant tätig, indem ein Teil der Einnahmen nicht ordnungsgemäß gebucht wird. Er selbst verhält sich eigentlich immer korrekt und gesetzeskonform, fühlt sich aber auch dem Arbeitgeber gegenüber verpflichtet, der die Existenz seines Restaurants sichern will
  • Der Chef verlangt von einem Mitarbeiter ein, bei der Prüfung eines Antrags nicht so genau hinzusehen, weil es sich um einen besonders wichtigen Kunden handelt. Soll der Arbeitnehmer den Antrag durchwinken, obwohl das eigentlich nicht ohne Weiteres möglich wäre?
  • Eine Arbeitnehmerin in hoher Position bekommt persönliche Vorteile angeboten, wenn sie einen Kunden im Gegenzug bevorzugt behandelt
  • Ehrlichkeit ist einem Arbeitnehmer wichtig. Als ein Kollege ihn um eine ehrliche Meinung bittet, scheut er sich aber, Kritik zu äußern, weil er die Person nicht verletzen möchte
  • Eine Beschäftigte möchte beruflich aufsteigen und muss dafür sichtbarer werden. Ein schüchterner Kollege hat im kleinen Kreis eine gute Idee geäußert, sie aber nicht dem Vorgesetzten unterbreitet – soll die Mitarbeiterin diese Idee als ihre eigene verkaufen, um besser dazustehen?

Welche Konsequenzen kann ein bestimmtes Verhalten haben?

Die Frage ist nicht, ob moralische Konflikte im Beruf auftauchen – das ist früher oder später fast immer der Fall. Manchmal handelt es sich dabei um kleinere Dilemmata, in anderen Fällen um echte Herausforderungen, bei denen es scheinbar keine guten Lösungen gibt. Entscheidend ist, wie man moralischen Konflikten im Job umgeht.

Die richtige Vorgehensweise bei einem Moralkonflikt an der Arbeit kann nur im Einzelfall beurteilt werden. Es kommt zum Beispiel darauf an, wie wichtig der betreffenden Person ihre jeweiligen Moralvorstellungen sind und was es für sie bedeuten würde, sich darüber hinwegzusetzen. Es kommt auch darauf an, welche Konsequenzen das Handeln des Beschäftigten haben könnte – in die eine oder andere Richtung. Besonders riskant sind Moralverstöße, wenn sie zugleich einen Pflicht- oder Gesetzesverstoß darstellen. Ebenso gravierend kann es jedoch sein, wenn man anschließend nicht mehr guten Gewissens in den Spiegel schauen kann, weil man sich selbst für sein Verhalten verabscheut.

Wer sich in einem moralischen Konflikt befindet und nicht weiterweiß, kann andere darüber ins Vertrauen ziehen. Das können nahestehende Kollegen oder vertraute Personen aus dem privaten Umfeld sein, die man um eine Einschätzung bittet. Es kann auch sinnvoll sein, mit dem Chef oder der Chefin über die betreffende Angelegenheit zu sprechen. So kann man sich rückversichern, welche Vorgehensweise die beste ist, und riskiert keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen.

Bildnachweis: stockwerk-fotodesign / Shutterstock.com

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