Arbeitsleben & BerufArbeitgeber: Hidden Champions als Alternative zu Konzernstrukturen

Arbeitgeber: Hidden Champions als Alternative zu Konzernstrukturen

Wer Karriere machen will, bewirbt sich häufig bei Großkonzernen. Schließlich machen sich deren bekannte Namen gut auf dem eigenen Lebenslauf. Häufig bieten jedoch Hidden Champions die besseren Chancen. Diese Firmen besetzen Nischen, führen nicht selten den Weltmarkt an – dabei kennt ihren Namen außerhalb der eigenen Branche häufig kaum jemand.

Sie stellen Klebstoffe für die Industrie her, entwickeln Software für Datenbrillen oder produzieren Saatgut. Die Rede ist von sogenannten Hidden Champions. Dieser Begriff beschreibt mittelständische Unternehmen, die sich auf eine bestimmte Nische spezialisiert haben und in dieser im regionalen oder globalen Vergleich führend sind. Obwohl sie nach außen häufig kaum wahrgenommen werden, bieten sie für motivierte Arbeitnehmer große Chancen für einen schnellen Aufstieg. Im Vergleich zu Konzernen locken solche Arbeitgeber zudem mit übersichtlichen und wenig starren Strukturen.

Hidden Champions führen Nischen-Marktsegmente an

Siemens, BASF oder Volkswagen kennt wohl fast jeder. Was aber ist mit der Piepenbrock Unternehmensgruppe, der Workaround GmbH oder der Isra Vision AG? Von diesen Unternehmen haben wohl nur die wenigsten schon einmal etwas gehört. Dabei stehen diese Firmen auf der Liste der erfolgreichsten Hidden Champions des Jahres 2016; sie sind also „heimliche Sieger“, die ihre jeweiligen Nischen-Marktsegmente anführen. Hidden Champions sind dabei in der Regel nicht börsennotiert. Die meist inhabergeführten Unternehmen sind laut der Begriffsprägung durch Professor Hermann Simon im Jahr 1990 Wachstumsunternehmen, und am Exporterfolg der deutschen Wirtschaft haben sie einen maßgeblichen Anteil.

Die Fokussierung auf eine Marktnische erfolgt dabei ganz gezielt, oft haben es die Unternehmen auf lukrative Premium-Marktsegmente abgesehen. Ein Vorteil dieser Spezialisierung liegt in der Tatsache, dass die Konkurrenz im Gegensatz zu einer Tätigkeit auf dem breiten Massenmarkt überschaubar bleibt. Großkonzerne hingegen halten sich meist von Nischen fern; das Volumen des dortigen Marktes ist für sie schlicht nicht attraktiv genug.

In der Folge können Hidden Champions vergleichsweise ungestört und unter wenig wirtschaftlichem Druck wachsen. Nachhaltiges Wachstum ist für die meisten wichtiger als schnelle wirtschaftliche Erfolge. Der Kostendruck ist im Allgemeinen gering, das Verhältnis zu den Kunden eng. Es sind deren Bedürfnisse, die für die Hidden Champions höchste Priorität genießen. Im Gegensatz zu Konzernen stehen Hidden Champions meist sehr viel länger an der Spitze ihres Feldes – nicht selten mehrere Jahrzehnte lang.

Nachhaltiger Erfolg ist das Ziel

Um ihre Spitzenposition zu behaupten, betreiben die Hidden Champions konstante Selbst-Optimierung. Entscheidend ist dabei in der Firmen-Strategie der langfristige Erfolg. Ein großer Teil der Wertschöpfungskette wird im Unternehmen gehalten; Outsourcing ist hier selten. Der Auslandsanteil am Umsatz ist hoch. Im Vergleich zu Konzernen sind die Firmenstrukturen der Hidden Champions meist wenig träge, sondern flexibel und offen. Die Hierarchien sind vergleichsweise flach und die Sichtbarkeit der Mitarbeiter ist hoch. Den Chef persönlich zu kennen und regelmäßig am Kaffeeautomaten zu treffen ist im Gegensatz zur Situation in vielen Großkonzernen an der Tagesordnung.

Für Arbeitnehmer bietet die Mitarbeit bei einem solchen mittelständischen Unternehmen große Chancen. Wer sich hier motiviert zeigt und Erfolge vorweisen kann, steigt meist schnell in höhere Ebenen auf – und das nicht selten schon in jungen Jahren. Während Spitzenpositionen in Konzernen in der Regel mit Mitarbeitern jenseits der 50 besetzt werden, ist der Aufstieg in Spitzenpositionen bei Hidden Champions oft schon vor dem Alter von 40 Jahren möglich. Wer sich bewährt, dem wird dies mit einer gehobenen Position gedankt. Während in Großkonzernen die Arbeit des Einzelnen häufig in der Masse untergeht, wird das Engagement der Mitarbeiter bei Hidden Champions viel besser gesehen.

Große Handlungsspielräume und eigenständige Entscheidungen

Die Entscheidungswege sind bei Hidden Champions oft kurz. Auch werden Trends der Branche schnell erkannt und entsprechend in der eigenen Arbeit umgesetzt. Weil Nachhaltigkeit an erster Stelle steht, werden auch die Mitarbeiter meist entsprechend behandelt. Das bedeutet, dass die Mitarbeiterfluktuation im Schnitt niedrig ist. Hochqualifizierte Mitarbeiter werden gezielt angeworben und im Unternehmen gehalten. Oft wollen sie dort nicht mehr weg, weil sie das Gefühl haben, mit ihrer Tätigkeit wirklich etwas bewegen zu können. Dank weniger starrer Strukturen ist ihr Handlungsspielraum meist groß. Auch können Mitarbeiter häufig eigenständiger als in Großkonzernen Entscheidungen treffen. Die Auswahl des Personals ist nicht selten Chefsache – dahinter steht die Erkenntnis, dass motivierte und fähige Mitarbeiter die Basis von langfristigem wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens sind. Auch die Identifikation mit dem Unternehmen ist hierfür wichtig. Die Mitarbeiter sorgen so dafür, dass die Firma in ihrer führenden Position verbleibt.

Hochqualifizierte und engagierte Mitarbeiter haben gute Chancen, bei einem Hidden Champion schnell in Spitzenpositionen aufzusteigen. Bei Großkonzernen läuft die Karriere wegen der schlechteren Sichtbarkeit der Tätigkeit des Einzelnen häufig sehr viel schleppender. Das führt dazu, dass mittlerweile immer mehr Konzerne versuchen, Mitarbeiter von Hidden Champions abzuwerben, während es früher häufig umgekehrt war.

Das Tätigkeitsfeld von Mitarbeitern von Hidden Champions bietet vergleichsweise große Spielräume, zudem ist es oft vielseitig. Neuen Mitarbeitern fällt es meist leicht, die Unternehmensstrukturen zu durchblicken und das Geschäft zu verstehen, weil die Firma auf eine enge Nische und entsprechende Zielgruppe festgelegt ist. Das erleichtert eine rasche Einarbeitung. Die Arbeitsatmosphäre ist nicht selten fast schon familiär, Anonymität sucht man in solchen Unternehmen vergebens. Auf den persönlichen Kontakt über alle Ebenen hinweg wird meist großen Wert gelegt.

Mitarbeiter als Kapital

Das Gehalt ist ohne Frage bei Großkonzernen im Durchschnitt höher. Nichtsdestotrotz legen die meisten Hidden Champions auf faire Vergütung großen Wert, schließlich sehen sie ihre Mitarbeiter als Kapital. Um geeignete Mitarbeiter zu finden, werden nicht selten Headhunter eingesetzt. Dabei steht nicht die möglichst schnelle Besetzung einer vakanten Position im Vordergrund, sondern das Finden der richtigen Person, um diese auszufüllen.

Wer sich bei einem Hidden Champion bewirbt, hat meist bessere Chancen auf den Job als bei einem Großkonzern. Das liegt zum einen am Bekanntheitsgrad des betreffenden Unternehmens. Arbeitsuchende bewerben sich eher bei Unternehmen, deren Namen sie kennen. Auch der Standort vieler Hidden Champions in ländlichen Gebieten sorgt dafür, dass dort weniger Bewerbungen eingehen als beim Konzern, der mitten in der Stadt seinen Standort hat. Das Leben auf dem Land mag für viele weniger attraktiv als das in der Stadt sein, allerdings sind dort auch die Lebenshaltungskosten geringer. Vom Netto-Gehalt hat man in ländlichen Gebieten mehr.

Mitarbeiter von Hidden Champions sind häufig sehr zufrieden mit ihrem Job und identifizieren sich mit „ihrem“ Unternehmen. Die Arbeitszeiten sind oft flexibel und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gegeben. Auch die Möglichkeit zur Weiterbildung ist meist gut.

Geheimtipp für die Karriere

Der Einstieg bei einem Hidden Champion erweist sich häufig als Geheimtipp für die Karriere. Egal, ob sich der Mitarbeiter dort so wohl fühlt, dass er Jahre oder gar Jahrzehnte dort verbleibt, oder ob er die Tätigkeit als Sprungbrett für die Karriere sieht – eine Mitarbeit bei einem Hidden Champion eröffnet vielversprechende Möglichkeiten.

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