Keine Frage: Es kann anstrengend sein, einen Pessimisten im beruflichen oder privaten Umfeld zu haben, der überall nur das Negative sieht. Von Ideen lässt er sich nur schwer überzeugen, stattdessen äußert er Bedenken und Kritik. Wie geht man mit solchen Menschen am besten um? Können ihre Bedenken vielleicht sogar einen positiven Effekt haben? Darum geht es in diesem Artikel.
Bedenkenträger: Was ist damit gemeint?
Wohl jeder Mensch sieht sich früher oder später mit einem Bedenkenträger konfrontiert. Das kann der Chef sein, der nur schwer von neuen Ideen zu überzeugen ist. Oder ein Kollege, der immer wieder dadurch auffällt, dass er Dinge kritisiert oder darlegt, warum Pläne seiner Meinung nach zum Scheitern verurteilt sind. Auch im privaten Umfeld kann es Bedenkenträger geben. Vielleicht hast du einen Angehörigen, der überall die möglichen negativen Auswirkungen von bestimmten Ideen sieht. Oder einen miesepetrigen Bekannten, der nicht daran glaubt, dass die Dinge so verlaufen wie erhofft.
Wenn von einem Bedenkenträger die Rede ist, geht es um jemanden, der auf neue Ideen erstmal mit Skepsis reagiert. Eine solche Person kann auch jemand sein, der prinzipiell pessimistisch in die Zukunft blickt. Ein Bedenkenträger äußert womöglich an vielen Stellen Kritik und ist nur schwer für Dinge zu begeistern. Er sucht grundsätzlich überall das Haar in der Suppe und hat selbst an einem noch so ausgefeilten Plan etwas auszusetzen.
Ein Bedenkenträger kann generell mit Zweifeln und Pessimismus auf Vorschläge anderer reagieren, weil es einfach seiner Persönlichkeit entspricht. Ebenso gut kann jemand aber auch nur in bestimmten Situationen Kritik und Bedenken äußern, weil er von einer bestimmten Vorgehensweise nicht überzeugt ist.
Bedenkenträger in der Psychologie: Warum haben manche Menschen ständig Vorbehalte?
Woran liegt es, dass manche Menschen dafür bekannt sind, bei jeder Gelegenheit ihre Bedenken vorzubringen? Skeptisch zu sein und vorsichtig an neue Ideen heranzugehen, ist Teil der Persönlichkeit von Bedenkenträgern. Dass sie nicht optimistisch, sondern pessimistisch sind, ist häufig ein Überbleibsel ihrer Kindheit.
Kinder sind meist von Natur aus optimistisch. Sie machen Dinge einfach, ohne Angst vor negativen Konsequenzen zu haben. Mit der Zeit machen sie jedoch auch negative Erfahrungen, die sich auf ihr Verhalten und ihre Einstellung auswirken können. Sie erleben zum Beispiel, dass sie gute Ideen haben, aber damit trotzdem scheitern. Dass sie es gut meinen, aber von anderen ausgenutzt werden. Oder dass nicht immer alles so ist, wie es scheint. Kränkungen, Zurückweisungen, enttäuschte Erwartungen und ein gelegentliches Scheitern gehören zum Heranwachsen dazu.
Manche Menschen stecken solche Rückschläge weg und bleiben trotzdem positiv. Andere ändern ihre Weltsicht und ihre Herangehensweise an bestimmte Dinge. Dass jemand durch negative Erfahrungen zum Bedenkenträger wird, wird wahrscheinlicher, wenn die Eltern und andere wichtige Bezugspersonen selbst Pessimisten und Skeptiker waren. Solche Eigenschaften werden nicht nur vererbt, sondern auch durch Worte und Verhalten an den Nachwuchs weitergegeben.
Aus Sicht von Bedenkenträgern ist Skepsis ein Mittel, sich vor weiteren Enttäuschungen zu schützen. Wer sich nicht sofort auf eine neue Idee einlässt, sondern das nur nach einer kritischen Auseinandersetzung damit tut, läuft weniger Gefahr, zu scheitern. Bedenken zu haben, ist für viele Betroffene ein Abwehrmechanismus, der dem Selbstschutz dient.
Bedenkenträger können anstrengend für andere sein
Einen Bedenkenträger im eigenen Umfeld zu haben kann anstrengend sein – vor allem, wenn dieser seine Kritik und Skepsis bei jeder Gelegenheit deutlich zum Ausdruck bringt. Der Umgang mit so einer Person kann besonders unangenehm sein, wenn der Kontakt relativ eng ist – zum Beispiel, weil der Bedenkenträger ein Kollege im selben Team ist, oder sogar der Chef.
Wohl die wenigsten Menschen freuen sich darüber, wenn jemand ständig Vorbehalte äußert. Das ist wenig verwunderlich: Angenommen, jemand bringt beim Teammeeting eine Idee vor, von der er begeistert ist – und prompt lässt einen der Bedenkenträger wissen, was daran alles falsch ist. Das kann entmutigend und frustrierend sein und zieht die Laune der kritisierten Person wahrscheinlich herunter.
Kritik hört wohl niemand gerne. Wenn man von einer bestimmten Person immer wieder kritisiert wird – selbst, wenn das letztlich nicht persönlich gemeint ist –, kann das die Beziehung zu dieser Person nachhaltig belasten. Wenn es im Kollegenkreis einen Bedenkenträger gibt, kann auch das Betriebsklima insgesamt darunter leiden.
Warum es auch Vorteile haben kann, wenn es einen Bedenkenträger gibt
Ist es also immer negativ, wenn man einen Bedenkenträger im eigenen Umkreis hat? Nicht unbedingt. Wer weiß, wie er mit einer solchen Person umgehen und wie er auf ihre Einwände reagieren kann, kann durchaus auch etwas Positives aus den geäußerten Bedenken ziehen. Angenommen, du entwickelst im Job eine neue Strategie. Dann solltest du mögliche Schwachstellen kennen. Du musst dich schließlich auf viele Eventualitäten einstellen, was es erforderlich macht, kritisch an die Sache heranzugehen. Wenn du weißt, welche Probleme auftreten könnten, kannst du alles daransetzen, dass das nicht passiert.
Dafür kann ein Bedenkenträger nützlich sein: Du kannst dir sicher sein, dass ihm mögliche Mängel auffallen werden. Wenn du also deinen Plan selbst auf Herz und Nieren geprüft hast und auch dem Bedenkenträger nichts Negatives daran auffällt, ist das eine gute Grundlage für den Erfolg.
Bedenkenträger können dich zum Nachdenken anregen. Viele Arbeitnehmer sind sehr auf Harmonie im Team bedacht und scheuen sich deshalb, kritische Einwände zu äußern. Das kann dazu führen, dass sich das ganze Team in eine Sache verrennt, die nicht zielführend ist. In solchen Fällen ist es hilfreich, einen Bedenkenträger im Kollegenkreis zu haben. Seine Kritik gibt den Betroffenen die Chance, ihren Plan zu verfeinern – oder zu erkennen, dass er in die falsche Richtung geht. Wenn eine Idee sich als nicht machbar herausstellt, ist es besser, sie früher als später zu verwerfen.
Tipps zum Umgang mit Bedenkenträgern
Nicht nur im Job, sondern auch im Privatleben kannst du dich mit Bedenkenträgern konfrontiert sehen. Im Privatleben ist es zwar oft möglich, den Kontakt abzubrechen oder einzuschränken. Vielleicht geht das aber auch nicht, weil es sich um einen engen Angehörigen handelt oder um jemanden, der dich nur hin und wieder mit seiner kritischen Art nervt.
Der Umgang mit Bedenkenträgern kann schwierig sein. Kritisiert zu werden kann entmutigend sein, außerdem nehmen viele Menschen entsprechende Anmerkungen persönlich und reagieren dann angesäuert, beleidigt oder verunsichert. Das ist jedoch wenig zielführend, weil es dich nicht weiterbringt. Wenn du mit Bedenkenträgern zu tun hast, solltest du dir lieber überlegen, wie du konstruktiv mit ihnen umgehen kannst.
In erster Linie solltest du die Einwände eines Bedenkenträgers nicht persönlich nehmen. Der Pessimismus solcher Personen ist Teil ihrer Persönlichkeit und das Ergebnis ihrer Erfahrungen. Er ist nicht auf dich und deine Ideen beschränkt – und deshalb auch kein Zeichen, dass du aus Sicht des Bedenkenträgers alles falsch machst, oder dass diese Person dich nicht mag oder schätzt.
Ist an den kritischen Anmerkungen etwas dran?
Wenn du dich durch die Kritik persönlich angegriffen fühlst und die Einwände dich sehr herunterziehen, ist es eine gute Idee, etwas Abstand zu gewinnen und nüchterner an das Ganze heranzugehen. Unter dieser Voraussetzung ist es dennoch hilfreich, Bedenkenträgern zuzuhören und über ihre Anmerkungen nachzudenken. Ist an den vorgebrachten Bedenken möglicherweise etwas dran? Meist äußern Bedenkenträger ihre Bedenken ja nicht, um andere zu ärgern, sondern weil sie sich über bestimmte Dinge wirklich sorgen. Du kannst den Bedenkenträger auch in den weiteren Prozess einbinden, indem du ihn fragst, ob er Verbesserungsvorschläge hat.
Vielen Bedenkenträgern geht es um die Sache. Manche Menschen sind aber von Natur aus so gestrickt, dass sie überall das Schlechte sehen. Wenn du mit so einer Person zu tun hast, ist es wichtig, dass du ihren Pessimismus als Automatismus erkennst. Dadurch kannst du mit Kritik, die keine sachliche Grundlage hat, künftig anders umgehen: Du weißt, dass der Bedenkenträger ohnehin an allem etwas auszusetzen hat, und solltest dich deshalb von seiner Kritik nicht verunsichern lassen. Ein höfliches, aber knappes „Danke für deinen Einwand“ reicht dann völlig aus – anschließend kannst du den Kommentar wieder vergessen.
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