Die Externenprüfung bietet die Möglichkeit, einen fehlenden Berufsabschluss mit geringem Aufwand nachzuholen. Hier erfährst du, wie eine Externenprüfung abläuft, welche Voraussetzungen du für die Teilnahme erfüllen musst und ob sich ein Vorbereitungskurs lohnt.
- Was ist eine Externenprüfung?
- Welche Vorteile eine Externenprüfung haben kann
- Was kostet die Teilnahme an der Externenprüfung?
- IHK-Externenprüfung: Voraussetzungen für die Teilnahme
- Wie läuft eine Externenprüfung ab?
- Vorbereitung auf die Externenprüfung: Mit Vorbereitungskurs oder auf eigene Faust?
- So klappt es mit der Externenprüfung
- Berufserfahrung als Ausbildung anerkennen lassen von IHK ohne Prüfung – geht das?
Was ist eine Externenprüfung?
Bei der Externenprüfung handelt es sich um eine Prüfung, über die Erwachsene einen anerkannten Berufsabschluss erlangen können, ohne eine Ausbildung gemacht zu haben. Dass sie die nötigen Kenntnisse und Fähigkeiten besitzen, die für den entsprechenden Beruf erforderlich sind, weisen die Anwärter in der Externenprüfung bei der zuständigen Kammer oder einer anderen Prüfungsstelle nach. Es ist also ein Bildungsabschluss ohne Ausbildung.
Während eine reguläre Berufsausbildung oft drei Jahre umfasst, gibt es bei einer Externenprüfung keinen solchen Vorlauf. Entscheidend ist ausschließlich, dass die Prüflinge ihr Wissen während der Prüfung nachweisen können. Sie müssen weder in einem Betrieb ausgebildet worden sein noch eine Berufsschule besucht haben.
Damit ist die Externenprüfung eine Möglichkeit, einen Berufsabschluss nachzuholen. Diese Option richtet sich insbesondere an Erwerbstätige, die zwar Berufserfahrung und deshalb auch fachliche Kenntnisse besitzen, die aber keine formale Ausbildung durchlaufen haben. Mit der Externenprüfung werden ihre Kompetenzen offiziell zertifiziert. Der staatlich anerkannte Abschluss ermöglicht es den betreffenden Personen, ihre Qualifikationen zu belegen, wodurch sie auf dem Arbeitsmarkt bessere Chancen haben.
Welche Vorteile eine Externenprüfung haben kann
Keinen Berufsabschluss zu haben, ist ein Nachteil im Berufsleben. Zwar ist es mit ausreichend Engagement oft trotzdem möglich, einen Job zu finden – oft handelt es sich aber um Tätigkeiten mit niedriger Vergütung. Auch die Aufstiegschancen sind meist eher schlecht. Die Möglichkeit, in einen anderen Bereich zu wechseln, wenn jemand beruflich unzufrieden ist, besteht oft nicht.
In solchen Fällen kann eine Externenprüfung eine gute Lösung sein, die viele Vorteile mit sich bringt:
- Wer die Externenprüfung besteht, hat anschließend einen anerkannten Berufsabschluss – das ist eine große Hilfe bei der Jobsuche und wertet den Lebenslauf enorm auf.
- Im Vergleich zum Abschluss einer regulären Ausbildung ist eine Externenprüfung nicht weniger anerkannt und damit kein Nachteil bei Bewerbungen.
- Du sparst mit einer Externenprüfung Zeit und (indirekt) auch Geld, denn du musst nicht erst jahrelang eine Ausbildung machen und in dieser Zeit vom häufig niedrigen Lehrgeld leben.
- Eine Externenprüfung ist besonders flexibel, weil du dabei in eigenem Ermessen entscheidest, wann du sie machst und wie du dich darauf vorbereitest.
- Auch die Aufstiegsmöglichkeiten sind oft wesentlich besser als ohne Abschluss.
Was kostet die Teilnahme an der Externenprüfung?
Was eine Externenprüfung kostet, lässt sich nicht pauschal sagen – die Kosten variieren von Handelskammer zu Handelskammer. Sie können bei 100 Euro, aber auch bei bis zu 500 Euro liegen. Zu den Kosten für die Teilnahme an der Externenprüfung kommen meist noch Ausgaben für Lehrmaterialien hinzu. Wer Vorbereitungskurse an der IHK belegt, muss noch mehr Geld einplanen.
Dabei kann es die Möglichkeit einer Förderung geben. Das kann zum Beispiel durch einen Bildungsgutschein vom Jobcenter oder von der Agentur für Arbeit geschehen. Erkundige dich am besten direkt bei deinem Ansprechpartner im Jobcenter oder in der Arbeitsagentur, ob eine Förderung in deinem Fall infrage kommt.
IHK-Externenprüfung: Voraussetzungen für die Teilnahme
Du möchtest an einer Externenprüfung als Erzieher teilnehmen oder über eine Externenprüfung in der Pflegefachassistenz nachweisen, dass du dich in diesem Bereich auskennst? Dann ist entscheidend, dass du die Zugangsvoraussetzungen für die Teilnahme an der Prüfung erfüllst.
Für eine Externenprüfung bei der IHK, der Handwerkskammer oder einer anderen Stelle gilt, was in der jeweiligen Prüfungsordnung festgelegt ist. Die entscheidende Externenprüfungs-Voraussetzung ist Berufserfahrung:
- Wer eine Externenprüfung ablegen möchte, muss in der Regel mindestens anderthalbmalso lang im betreffenden Beruf gearbeitet haben, wie die Ausbildung regulär dauern würde.
Für eine dreijährige Ausbildung wären das mindestens viereinhalb Jahre. Wichtig ist darüber hinaus, dass die Tätigkeit wesentliche Inhalte umfasst hat, die für die Ausbildung typisch sind. Unter Umständen können auch Nebenjobs, Praktika und ehrenamtliche Tätigkeiten als Berufserfahrung angerechnet werden. Dasselbe kann für verwandte Tätigkeiten oder angefangene, aber nicht abgeschlossene Ausbildungen gelten.
Wer möchte, kann an einem Vorbereitungskurs an der IHK oder bei einer anderen zuständigen Stelle teilnehmen. Die erfolgreiche Teilnahme ist jedoch keine zwingende Voraussetzung für die Anmeldung zur Prüfung.
Wie läuft eine Externenprüfung ab?
Externenprüfungen werden von der zuständigen Prüfungsstelle durchgeführt. Häufig ist das die IHK, die die Prüfung ohne Ausbildung abnimmt. Je nach Beruf kann aber auch die Handwerkskammer (HWK), die Ärztekammer, Rechtsanwaltskammer oder eine ähnliche Kammer zuständig sein. Auch an Schulen und Hochschulen können Externenprüfungen angeboten werden.
Eine Externenprüfung läuft nach einem festen Schema ab, das sich je nach Beruf und zuständiger Prüfungsstelle leicht unterscheiden kann. Wer an der Externenprüfung teilnehmen möchte, muss sich rechtzeitig dafür anmelden. Welche Anmeldefrist gilt, hängt von der zuständigen Kammer ab. Prüflinge müssen aber mit einigen Monaten Vorlauf rechnen.
Für die Anmeldung zur Externenprüfung werden bestimmte Unterlagen benötigt. Das betrifft insbesondere:
- Nachweise über Berufserfahrung (zum Beispiel durch Arbeitsverträge, Arbeitszeugnisse)
- Teilnahmebestätigung von Vorbereitungskursen (falls zutreffend)
- Ausgefüllte Anmelde-Formulare der jeweiligen Kammer
Was wird in der Externenprüfung abgefragt?
Die Prüfungsinhalte hängen von dem betreffenden Beruf ab. Sie entsprechen den Inhalten, die auch bei Abschlussprüfungen von regulären Ausbildungen in diesem Bereich üblich sind.
Die Externenprüfung besteht aus drei Teilen: einer schriftlichen Prüfung, einer praktischen Prüfung und einer mündlichen Prüfung. In der schriftlichen Prüfung wird Fachwissen abgefragt. Das kann in Form von Multiple-Choice-Fragen geschehen, aber auch durch offene Fragen und fallbezogene Aufgaben. Auch Berechnungen können vorgesehen sein.
Der praktische Teil umfasst Aufgaben oder Projektarbeiten, worauf noch ein Fachgespräch als mündlicher Prüfungsbestandteil folgt. Nähere Informationen dazu, was auf dich zukommen kann, findest du in der Prüfungsordnung der betreffenden Kammer.
Zum Bestehen der Externenprüfung müssen Prüflinge mindestens 50 Prozent in den verschiedenen Teilen der Prüfung erzielen. Wer nicht besteht, hat die Möglichkeit, die Prüfung zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen. Wer die Externenprüfung erfolgreich absolviert, erhält ein offizielles Abschlusszeugnis, das einem Ausbildungszeugnis gleichgestellt ist.
Vorbereitung auf die Externenprüfung: Mit Vorbereitungskurs oder auf eigene Faust?
Wie schwer ist eine Externenprüfung – und wie bereite ich mich am besten darauf vor? Eine Externenprüfung ist so anspruchsvoll wie eine reguläre Abschlussprüfung in der entsprechenden Ausbildung. Daher ist es wichtig, frühzeitig mit der Prüfungsvorbereitung zu beginnen. Dazu hast du die Möglichkeit, an einem Vorbereitungskursan der IHK, einer anderen Stelle oder von einem privaten Anbieter teilzunehmen. Lohnt sich das?
Das lässt sich nicht pauschal sagen – es hängt davon ab, wie du am besten lernst, wie diszipliniert du bist und ob du vom Austausch mit anderen profitieren könntest. Ein Vorbereitungskurs bietet dir verschiedene Vorteile:
- Er ist klar strukturiert: Die Lerninhalte werden dir in einer logischen Abfolge vermittelt, was zum Verständnis beitragen kann.
- Du musst dich nicht selbst zum Lernen aufraffen, sondern lediglich beim Vorbereitungskurs erscheinen – das hilft Menschen, die sich ansonsten schlecht motivieren können.
- Du kannst dich mit anderen Prüflingen austauschen und hast durch den Dozenten eine fachkundige Person, an die du dich bei Fragen wenden kannst.
- Du hast die Gewissheit, dass du dich rechtzeitig mit allen Lerninhalten befasst.
- Du bekommst im Rahmen des Vorbereitungskurses Lehrmaterialien und kannst häufig mit alten Prüfungen lernen – das kann nicht zuletzt Nervosität vor der Externenprüfung mindern.
Alleine oder in einer Lerngruppe lernen
Alternativ kannst du dir das nötige Wissen auch auf eigene Faust aneignen. Dabei kannst du selbstbestimmt lernen – zu den Zeiten und in der Form, die dir am besten passen. Das macht diese Variante besonders flexibel und sorgt dafür, dass die Prüfungsvorbereitung gut in den eigenen Alltag integriert werden kann. Außerdem sparst du dir Zeit für die Anfahrt zum Vorbereitungskurs und natürlich fallen auch keine Kursgebühren an. Diese Art der Prüfungsvorbereitung kann der richtige Weg für dich sein, wenn du eigenverantwortlich, gut organisiert und diszipliniert bist.
Es gibt noch eine Möglichkeit: Du kannst dich einer Lerngruppe anschließen. Vielleicht kennst du andere Menschen, die in dem betreffenden Beruf eine Externenprüfung ablegen möchten. Wenn du in deinem Bekanntenkreis niemanden hast, kannst du womöglich online Gleichgesinnte finden, etwa über Foren. Zusammen macht das Lernen oft mehr Spaß, ihr könnt euch gegenseitig motivieren und euch bei Verständnisfragen helfen.
So klappt es mit der Externenprüfung
Vor der Externenprüfung nervös zu sein, ist ganz normal – mit einer ausreichenden Vorbereitung und der richtigen Herangehensweise muss dir der Gedanke an die Prüfung aber keine Bauchschmerzen machen. Hier findest du Tipps für eine erfolgreiche Externenprüfung.
Rechtzeitig mit dem Lernen anfangen
Nimm die Externenprüfung nicht auf die leichte Schulter, sondern fange so früh wie möglich mit der Prüfungsvorbereitung an. Je mehr Zeit du hast, desto weniger gerätst du in Stress. Wie viel Zeit du brauchst, hängt auch davon ab, wie viel Zeit du im Alltag fürs Lernen hast. Ein guter Richtwert ist ein halbes Jahr bis Jahr, wobei es auch auf deine Vorkenntnisse ankommt.
Mit der Struktur und typischen Inhalten der Prüfung vertraut machen
Es ist wichtig, dass du weißt, was auf dich zukommt. So kannst du dich zielgerichtet vorbereiten und bist wahrscheinlich auch weniger nervös. Befasse dich deshalb damit, wie eine Externenprüfung abläuft und was die unterschiedlichen Bestandteile der Prüfung auszeichnet.
An einem Vorbereitungskurs teilnehmen
Es kann sinnvoll sein, das Lernen nicht alleine zu stemmen, sondern an einem Vorbereitungskurs teilzunehmen. So lernst du strukturiert und hast die Gewissheit, dass du alle Inhalte bis zum Prüfungstermin kennengelernt hast. Diese Option ist besonders empfehlenswert, wenn du jemand bist, der sich alleine nur schwer aufraffen kann.
Gutes Zeitmanagement mit klaren Lernzielen
Mache dir einen detaillierten Lernplan: Bis wann willst du was geschafft haben? Das ist besonders wichtig, wenn du alleine lernst und nicht an einem Vorbereitungskurs teilnimmst. Mit einem ausführlichen Plan hast du immer etwas, an dem du deinen Lernfortschritt überprüfen kannst. So kannst du rechtzeitig aktiv werden, wenn du beim Lernen ins Hintertreffen gerätst.
Die Prüfung simulieren
Wenn du die Möglichkeit dazu hast, kann es sich lohnen, die Externenprüfung zu simulieren. So kannst du die Prüfung unter realistischen Bedingungen üben – zum Beispiel mit deinem Partner oder einer Freundin. Die Prüfung selbst ist dir dann schon etwas vertraut und du kannst ihr gelassener entgegensehen.
Unmittelbar vor der Prüfung
Für dein Abschneiden bei der Externenprüfung kommt es auch darauf an, wie gut du dich konzentrieren kannst. Deshalb: Gehe am Vorabend rechtzeitig ins Bett – im Zweifel ist mehr Schlaf besser als in letzter Minute noch Stoff verinnerlichen zu wollen. Am Prüfungstag solltest du genügend essen und trinken. Plane deine Anreise zum Prüfungsort und sei früh genug da – so musst du die Prüfung nicht voll im Stress starten.
Berufserfahrung als Ausbildung anerkennen lassen von IHK ohne Prüfung – geht das?
Muss man zwingend eine Externenprüfung ablegen, um die eigenen Qualifikationen als gleichwertig mit einem Ausbildungsabschluss anerkennen zu lassen? Das lässt sich nicht pauschal sagen, denn es kommt auf verschiedene Faktoren an. Grundsätzlich besteht die Option, Berufserfahrung unter bestimmten Bedingungen als gleichwertigen Ersatz für eine reguläre Berufsausbildung anerkennen zu lassen. Das klappt allerdings oft nicht ohne eine Externenprüfung.
In manchen Fällen kann auf eine Externenprüfung verzichtet werden. Das setzt eine umfassende Dokumentation der einschlägigen Berufserfahrung voraus. Die IHK (oder eine andere zuständige Stelle) kann entscheiden, dass eine Prüfung verzichtbar ist. Das ist am ehesten denkbar, wenn die ausgeübten Tätigkeiten mit den Ausbildungsinhalten übereinstimmen. Besonders aussichtsreich ist diese Option, wenn jemand weiterführende Qualifikationen wie Weiterbildungen nachweisen kann. Es liegt dabei im Ermessen der IHK, ob eine Prüfung verlangt wird oder die Berufsausbildung auch ohne Prüfung als gleichwertig anerkannt wird.
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