AllgemeinSidepreneur: Lohnt sich die nebenberufliche Selbstständigkeit?

Sidepreneur: Lohnt sich die nebenberufliche Selbstständigkeit?

Du hast eine gute Idee, die du als Selbstständiger umsetzen könntest, möchtest aber deinen Hauptjob nicht kündigen? Das musst du auch nicht. Eine nebenberufliche Selbstständigkeit als Sidepreneur kann lohnenswert sein – dauerhaft oder für den Einstieg in die hauptberufliche Selbstständigkeit. Was du wissen solltest, wenn du mit einer Tätigkeit als Sidepreneur liebäugelst.

Was ist ein Sidepreneur?

Der Begriff Sidepreneur ist bislang wenig geläufig. Was zeichnet so eine Person aus? Der Begriff leitet sich vom wesentlich bekannteren Entrepreneur ab. Ein Entrepreneur ist ein Unternehmer, wobei nicht jeder Unternehmer automatisch ein Entrepreneur ist. Als Entrepreneur kann nur bezeichnet werden, wer bestimmte Merkmale erfüllt:

  • Entrepreneure haben eine innovative Geschäftsidee,
  • die auf schnelles Wachstum angelegt ist.
  • Typischerweise nehmen sie hohe Risiken in Kauf, um ihre Idee umzusetzen.

An eine solche Tätigkeit angelehnt ist der Begriff des Sidepreneurs. „Side“ heißt im Englischen so viel wie „Neben-“; es handelt sich beim Sidepreneur also um einen Entrepreneur, der seine Unternehmertum nebenher ausübt. In aller Regel haben Sidepreneure einen Hauptjob, den sie in Voll- oder Teilzeit ausüben. Ihrer Selbstständigkeit widmen sie sich nebenberuflich. So kann eine Tätigkeit als Angestellter mit einem Dasein als Selbstständiger kombiniert werden.

Vorteile einer Tätigkeit als Sidepreneur

Erstmal – oder auch dauerhaft – als Sidepreneur tätig zu sein, statt sich vollberuflich selbstständig zu machen, ist mit verschiedenen Vorteilen verbunden. Das kann diese Variante attraktiv für Menschen machen, die über eine Selbstständigkeit nachdenken, weil sie eine spannende Geschäftsidee haben, die aber gegenüber einer hauptberuflichen Selbstständigkeit Vorbehalte haben.

Wer sich nebenberuflich selbstständig macht, geht ein wesentlich geringeres Risiko ein. Er ist nicht darauf angewiesen, sofort (oder überhaupt) von seinen Einnahmen als Sidepreneur zu leben. Das nimmt Druck aus dem Vorhaben. Du kannst dich in Ruhe deinen Ideen widmen und sie verfolgen, und das auch dann, wenn sie nicht gleich Geld abwerfen. Manche Vorhaben brauchen einen gewissen Vorlauf, bis sie lukrativ sind. Diese Dinge kommen für einen Sidepreneur womöglich eher infrage als für einen Unternehmer, der gerade erst loslegt mit seiner Selbstständigkeit.

Klappt es mit der nebenberuflichen Selbstständigkeit nicht, ist das kein Problem. Du kannst einfach eine andere Idee verfolgen oder deine Pläne ganz ad acta legen – deinen Hauptjob hast du ja immer noch. Das kann auch psychologisch wertvoll sein: Wer nicht gleich seine gesamte berufliche Tätigkeit verändern muss, wenn eine Geschäftsidee nicht aufgeht, hat womöglich weniger das Gefühl, gescheitert zu sein.

Wer als Sidepreneur tätig ist, kann Nachteile einer Selbstständigkeit umgehen

Dich ohne Druck deinen Sidepreneur-Ideen widmen zu können, kann auch nützlich sein, um kreativ an deine Vorhaben heranzugehen. Kreativität braucht Raum und klappt unter Druck nur schlecht. Sie erfordert mitunter auch Mut zu riskanten Entscheidungen, vor der ein hauptberuflicher Unternehmer vielleicht eher zurückschrecken würde als ein Sidepreneur, der weniger zu verlieren hat.

Eine Tätigkeit als Sidepreneur hat noch einen Vorteil: Du kannst sofort damit loslegen und musst nicht erst auf den richtigen Moment warten. Du musst nicht erst einen Job gekündigt oder genug Geld angespart haben, um die nötige Sicherheit für den Start zu haben. Außerdem entfallen bei einer nebenberuflichen Selbstständigkeit viele der Nachteile, die mit einer selbstständigen Tätigkeit verbunden sein können – zum Beispiel die Planungsunsicherheit und die Probleme, die Krankheit und Urlaub mit sich bringen können.

Diese Nachteile kann eine Sidepreneur-Tätigkeit mit sich bringen

Wenn du darüber nachdenkst, ob eine Tätigkeit als Sidepreneur etwas für dich ist, solltest du nicht nur die Vorteile, sondern auch die Nachteile und Risiken dieser Variante kennen. Da wäre zum Beispiel die Machbarkeit. Manche Vorhaben lassen sich nicht nebenbei erledigen, sondern erfordern deine volle Aufmerksamkeit und maximalen Einsatz. Das kann dazu führen, dass du eine gute Idee als Sidepreneur nicht umsetzen kannst, oder aber, dass es schlechter läuft als es laufen könnte, wenn du dich auf deine Unternehmertätigkeit voll konzentrieren würdest.

Ein weiterer Nachteil, der mit einer Tätigkeit als Sidepreneur verbunden sein kann, ist die daraus resultierende Doppelbelastung. Womöglich arbeitest du schon in Vollzeit. Dann würde ein Dasein als Sidepreneur bedeuten, dass du deinen Feierabend und deine Wochenenden opfern musst – irgendwann musst du ja die nötigen Stunden zusammenbekommen, um deine Sidepreneur-Ideen voranzutreiben. Diese Doppelbelastung kann auf Dauer sehr anstrengend sein, manchmal ist sie auch gar nicht machbar. Nebenher als Sidepreneur zu arbeiten kann dein Wohlbefinden und deine Zufriedenheit verringern, wenn dir keine Zeit mehr für dich selbst bleibt. Das bleibt auf Dauer womöglich psychisch und körperlich nicht folgenlos.

Der geringere Druck einer Sidepreneur-Tätigkeit ist einerseits ein Vorteil dieses Modells, es kann aber auch ein Nachteil sein. Wenn du hauptberuflich selbstständig bist, ist das Scheitern eines Vorhabens ein wesentlich größeres Problem als als Sidepreneur. Das könnte dazu führen, dass du dich bei einer hauptberuflichen Selbstständigkeit mehr reinhängen würdest. Dieser höhere Einsatz kann über Erfolg oder Misserfolg deines Vorhabens entscheiden. Wenn du keinen Plan B hast, hältst du womöglich auch Durststrecken eher durch. Dieses (notgedrungene) Durchhaltevermögen kann sich langfristig auszahlen. Als Sidepreneur könnte es hingegen sein, dass du vorzeitig das Handtuch wirfst.

Sidepreneur: Passt das zu mir?

Bei der Entscheidung, ob eine Tätigkeit als Sidepreneur das Richtige für dich ist, solltest du verschiedene Dinge berücksichtigen. Einerseits kommt es natürlich auf deine Geschäftsidee an. Du musst etwas anbieten können, für das es eine Nachfrage gibt. Und du musst die nötige Expertise haben, um Produkte oder Dienstleistungen in einer guten Qualität abliefern zu können.

Andererseits kommt es auch auf deine Persönlichkeit an. Überlege dir, ob du das hast, was du als Sidepreneur brauchst. Bist du jemand, der proaktiv denkt und sich in etwas reinhängt, was ihm wichtig ist? Entwickelst du gerne neue Ideen und denkst dabei auch außerhalb bekannter Muster? Hast du Durchhaltevermögen und lässt dich auch von Hindernissen nicht verunsichern? Welche Charaktereigenschaften nützlich oder nötig sind, hängt darüber hinaus davon ab, was genau dir vorschwebt. Für manche Vorhaben musst du besonders kommunikativ oder überzeugend sein, empathisch oder selbstbewusst, entscheidungsfreudig oder durchsetzungsfähig.

Besonders, wenn du das Sidepreneur-Dasein als Vorstufe zu einer hauptberuflichen Selbstständigkeit siehst, sollten dir die Nachteile der Selbstständigkeit bewusst sein. Als Selbstständiger hast du selten Planungssicherheit. Du hast nicht nur schwankende Einnahmen, du weißt auch nicht, wie es in ein paar Monaten laufen wird, von den nächsten Jahren ganz zu schweigen. Du musst dich für deine Arbeit motivieren können und gut organisiert, aber auch diszipliniert sein.

Wenn du als Selbstständiger krank wirst, bekommst du nicht nur kein Geld. Du kannst es dir womöglich auch gar nicht leisten, einen Tag oder gar mehrere Tage auszusetzen. Und wenn du Urlaub machen möchtest, kann das mit viel Stress verbunden sein. Womöglich musst du vor- oder nacharbeiten und hast dann ein deutlich erhöhtes Arbeitspensum, um den Ausfall zu kompensieren. Oder dir entgehen Einnahmen, was einen Urlaub doppelt teuer macht. 

Als Sidepreneur arbeiten: Tipps für den Start

Du möchtest als Sidepreneur arbeiten – wie fängt man es an? Zuallererst brauchst du natürlich eine zündende Idee. Wenn dir die noch fehlt, nimm dir unbedingt die nötige Zeit, um dir einen ausgereiften Plan zu machen. Dabei solltest du deine Interessen berücksichtigen, aber auch deine Talente, Qualifikationen, Kompetenzen und Erfahrungen. Interesse allein nützt dir wenig, wenn du dich mit der Thematik nicht ausreichend auskennst. Es ist essenziell, dass potenzielle Kunden dich als erfahren einschätzen, sonst werden sie bei dir nichts in Auftrag geben.

Was ist dein Alleinstellungsmerkmal?

Entscheidend ist außerdem, dass es auf dem Markt eine ausreichende Nachfrage gibt. Je eher du mit deinem Angebot eine gefragte Nische besetzen kannst, desto besser. Überlege dir, wo dein Alleinstellungsmerkmal liegen könnte. Nicht zuletzt musst du persönlich die nötigen Kompetenzen mitbringen, um deinen Plan erfolgreich in die Realität umzusetzen.

Formalitäten regeln: Sich selbstständig melden

Wenn deine Geschäftsidee steht, stehen zunächst noch einige Formalitäten an, bevor du loslegen kannst. Du musst dich ordnungsgemäß beim Finanzamt beziehungsweise Gewerbeamt anmelden. Gewerbetreibende müssen ein Gewerbe anmelden, während bei Freiberuflern die Anmeldung beim Finanzamt reicht. Das Finanzamt teilt dir anschließend eine Steuernummer zu.

Kleinunternehmerregelung nutzen oder nicht?

Überlege dir, ob die Kleinunternehmerregelung für dich sinnvoll ist. Für viele Sidepreneure dürfte das der Fall sein. Die Kleinunternehmerregelung ist an bestimmte Obergrenzen beim Einkommen geknüpft, kann dir aber die Verwaltung erleichtern, weil du keine Umsatzsteuer vereinnahmen und an das Finanzamt abführen musst. Informiere dich über die Vor- und Nachteile dieser Option, um die richtige Entscheidung zu treffen.

Feste Arbeitszeiten als Sidepreneur festlegen

Wenn es darum geht, inhaltlich mit der Arbeit als Sidepreneur zu beginnen, überlege dir, wie du es konkret in deinen Alltag integrieren möchtest. Es ist eine gute Idee, feste Zeiten festzulegen, in denen du dich deinen Sidepreneur-Ideen widmest. So wird es wahrscheinlicher, dass du genügend Zeit in dein Vorhaben steckst. Ein Wochenplan ist dazu hilfreich. Ohne so einen Plan ist das Risiko größer, dass deine Sidepreneur-Tätigkeit im Stress des Alltags hinten runterfällt.

Genug Zeit für Entspannung

Wichtig ist bei allem Einsatz für deine beruflichen Vorhaben, dass du noch genug Pause hast. Du brauchst Zeit für dich, um entspannen und Stress entgegenwirken zu können. Zeiten, in denen du dich mit Freunden triffst, Sport machst oder einfach mal nichts tust, machen dich nicht zuletzt leistungsfähiger.

Hauptberuflich selbstständig machen?

Wenn es mit deiner Sidepreneur-Tätigkeit gut läuft, hast du die Wahl: Möchtest du es weiterhin bei einer nebenberuflichen Selbstständigkeit belassen? Oder träumst du davon, dich voll und ganz deinen unternehmerischen Ideen zu widmen? Wenn du mittelfristig nur noch selbstständig arbeiten möchtest, kann es an der Zeit sein, den Sprung in die hauptberufliche Selbstständigkeit zu wagen. Wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, kannst du selbst am besten einschätzen.

Sidepreneur-Ideen: Was du als Sidepreneur machen kannst

Dein Erfolg als Sidepreneur steht und fällt mit einer guten Geschäftsidee. Es gibt zahlreiche Sidepreneur-Ideen, die lukrativ sein können – wenn du ein überzeugendes Angebot hast. Als Sidepreneur steht dir alles offen, wofür du ausreichend qualifiziert bist. Um nur einige Beispiele zu nennen, in welchen Bereichen Sidepreneure arbeiten können:

  • Virtuelle Assistenz: Als virtueller Assistent unterstützt du deine Kunden in der Organisation von betrieblichen Abläufen und übernimmst zum Beispiel Aufgaben in der Verwaltung, Planung oder Recherche.
  • Blogger sind selten von heute auf morgen erfolgreich, was diese Tätigkeit zu einer guten Wahl für angehende Sidepreneure machen. Du kannst dich neben deiner Haupttätigkeit deinem Blog widmen und dir nach und nach eine steigende Leserschaft aufbauen.
  • Auch Influencer brauchen Geduld: Es dauert, so viele Follower in sozialen Netzwerken zu haben, dass man von dieser Tätigkeit leben kann.
  • Du kannst auch Texte für Kunden erstellen. Das Spektrum hierbei ist ebenso groß wie die Verdienstmöglichkeiten.
  • Freiberufler können mit Übersetzungen Geld verdienen. Dazu brauchst du allerdings exzellente Sprachkenntnisse in einer Fremdsprache.
  • Wenn du Erfahrung mit Webdesign hast, ist auch das eine gute Sidepreneur-Idee, die noch dazu sehr lukrativ sein kann.
  • Du liebst Tiere und hast Erfahrung im Umgang mit Hunden und Katzen? Dann könntest du als Tiersitter oder Hundetrainer
  • Als Nebenverdienst kann auch die Vermietung interessant sein, zum Beispiel über Portale wie Airbnb. Das ist besonders spannend in Gegenden, die touristisch gefragt sind, und Großstädten.
  • Du kannst als Sidepreneur auch eigene Produkte vermarkten – je nachdem, wo deine Talente und Interessen liegen, könntest du zum Beispiel Keramik verkaufen, Accessoires nähen oder eigene Kleidung vermarkten.

Bildnachweis: Pattymakeup / Shutterstock.com

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