AllgemeinGerüchteküche: Wie man damit umgehen sollte

Gerüchteküche: Wie man damit umgehen sollte

Dass Menschen übereinander reden, bleibt nicht aus – auch nicht im Beruf. Mitunter nimmt der Flurfunk jedoch Überhand, die Gerüchteküche brodelt. Das geht zulasten der betroffenen Mitarbeiter, kann aber auch negativ auf die tratschenden Personen zurückfallen. In diesem Beitrag erfährst du, wann es sich bei Gerüchten um Rufschädigung oder Mobbing handeln kann, wie du auf die Gerüchteküche reagieren kannst und was du tun kannst, wenn andere Gerüchte über dich verbreiten.

Definition: Nur Gerüchte – oder doch schon Mobbing?

Wo Menschen aufeinandertreffen, kommunizieren diese – mit Worten oder Gesten, miteinander oder über andere. Das liegt in der menschlichen Natur und lässt sich nicht vermeiden. Wo gesicherte Fakten fehlen, entstehen vor allem in Gruppen von Menschen, die sich kennen, schnell Gerüchte.

Doch was sind Gerüchte überhaupt? Laut dem Duden handelt es sich dabei um „etwas, was allgemein gesagt, weitererzählt wird, ohne dass bekannt ist, ob es auch wirklich zutrifft“. Gerüchte können sich auf vieles beziehen – etwa die Frage, ob der Kollege gekündigt hat, ob der Chef seiner Frau treu ist oder wer den neuen Leitungsposten bekommen wird. Es handelt sich dabei um Spekulation, die jedoch mitunter als Tatsache verkauft wird.

Gerüchte haben oft eine negative Konnotation, müssen dies aber per Definition nicht. Ein Gerücht kann auch positiv für den Betroffenen sein. Gerüchte werden selten gegenüber der Person geäußert, von der die Rede ist. Vielmehr reden andere Personen hinter ihrem Rücken darüber. Ohne gesicherte Informationen dauert es gerade bei sensiblen oder pikanten Themen oft nicht lange, bis die Gerüchteküche so richtig brodelt.

Gerüchte als Bestandteil von Mobbing

Meist werden Gerüchte geäußert, weil die Gesprächspartner am Sachverhalt interessiert sind und sich darüber austauschen möchten. Klatsch und Tratsch stärkt den Zusammenhalt der Personen, die sich über andere äußern. Es kann auch dazu führen, dass diese sich im Vergleich zu der Person, über die sie sprechen, besser fühlen.

Mitunter werden Gerüchte jedoch auch gezielt verbreitet, um anderen zu schaden. Das geschieht in solchen Fällen, obwohl klar ist, dass das Gerücht ebenso gut nicht zutreffen könnte – oder sogar im Wissen, dass das Gerücht falsch ist. Passiert dies über einen längeren Zeitraum und hat das Streuen von Gerüchten System, kann es sich um Mobbing handeln. Die Verbreitung von Gerüchten hat dann den Zweck, der betreffenden Person zu schaden oder ihr Ansehen bei bestimmten Personen zu schmälern.

Verhältnismäßig harmlose Lästereien und Mobbing gehen oft ineinander über. Wer „nur“ lästert, ist im Ton meist weniger aggressiv als jemand, der einen anderen mobbt. Außerdem steckt hinter Mobbing eine Systematik, zu der häufig auch Taktiken wie Ignorieren, Drohungen oder direkte Beleidigungen gehören. Auch Intrigen können ein Mittel beim Mobbing sein, für das Gerüchte oder falsche Tatsachenbehauptungen typisch sind.

Wann handelt es sich bei Gerüchten um Rufschädigung?

Wenn Gerüchte über andere verbreitet werden, kann das rechtlich als üble Nachrede oder Verleumdung ausgelegt werden. Um üble Nachrede handelt es sich, wenn jemand Behauptungen aufstellt, für die es keine Beweise gibt. Genaueres ist in § 186 des Strafgesetzbuchs (StGB) geregelt.

Weiß der Gerüchteverbreiter, dass die in Umlauf gebrachten Behauptungen nicht stimmen, gilt das rechtlich als Verleumdung. Nach § 187 StGB hat Verleumdung den Zweck, andere verächtlich zu machen oder in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen. Sowohl für üble Nachrede als auch für Verleumdung drohen Geld- und Freiheitsstrafen.

Gerüchteküche: Warum du sie vermeiden solltest

Wohl jeder hat schon über andere gelästert und getratscht. Oft sind solche Unterhaltungen verhältnismäßig harmlos – die Gesprächspartner sind schlicht neugierig und haben Interesse am Leben einer anderen Person, egal, ob sie diese mögen oder nicht. Im Büro oder an anderen Arbeitsplätzen bleiben Gerüchte nicht aus. Menschen, die im Team arbeiten, kennen sich zumindest flüchtig. Das macht es wahrscheinlicher, dass man sich über ihr Leben, ihre Persönlichkeitsmerkmale oder ihr Verhalten Gedanken macht.

Lästern ist für viele Menschen ein „guilty pleasure“. Damit ist ein Vergnügen gemeint, das man nicht offen zugeben würde, weil man glaubt, dass es nicht gut ankommen könnte – weil es etwa als niveaulos empfunden wird. Wer sich im Job einmal an Klatsch und Tratsch beteiligt, für den ist es oft schwierig, sich wieder aus der Gerüchteküche zu verabschieden. Das liegt auch daran, dass man oft mit denselben Personen über andere spricht, und zwar vor allem mit denjenigen, mit denen man sich am besten versteht. Wer sich nicht an Gerüchten beteiligt, hat oft Angst, den Zugang zu einer Gruppe zu verlieren.

Wenn Klatsch und Tratsch negative Folgen hat

Dabei spricht viel dafür, den Flurfunk zu vermeiden. So gut es unmittelbar auch tun mag, sich nach Herzenslust über andere den Mund zu zerreißen – am Ende fällt die Lästerei auch auf einen selbst negativ zurück. Wer selbstbewusst ist und über den Dingen steht, hat es nicht nötig, über andere zu spekulieren oder sich selbst durch Lästereien (vermeintlich) aufzuwerten. Außerdem besteht bei Klatsch und Tratsch die Gefahr, selbst Gerüchte in die Welt zu setzen, die mit der Wahrheit nichts zu tun haben. Das wirft nicht nur ein schlechtes Licht auf dich, wenn es herauskommt – es kann der Person, über die geredet wird, auch schaden.

Sich an Spekulationen über andere Menschen zu beteiligen, kann dir auch selbst schaden – zum Beispiel dann, wenn es sich als hinderlich für deine Karriere erweist. Gerade von Personen in Leitungspositionen wird eine gewisse Diskretion erwartet. Man erwartet von ihnen auch, dass sie sich engagiert mit ihrer eigentlichen Arbeit beschäftigen und nicht über andere herziehen. Kommt heraus, dass du liebend gerne Gerüchte austauschst, kann das ein echtes Hindernis für eine Beförderung sein.

Selbst arbeitsrechtliche Konsequenzen können dir drohen, wenn du dich an Lästereien beteiligst. Sie können den Tatbestand der üblen Nachrede oder Verleumdung erfüllen. Bedenke, dass die freie Meinungsäußerung Grenzen hat und dass du als Arbeitnehmer zu Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber verpflichtet bist. Störst du aus Sicht des Arbeitgebers den Betriebsfrieden, kannst du dir eine Abmahnung oder sogar eine ordentliche oder außerordentliche Kündigung einhandeln. Auch eine Versetzung ist denkbar. Schlimmstenfalls droht dir bei Rufschädigung eines anderen ein juristischer Prozess, der in eine Geld- oder Freiheitsstrafe münden kann.

Flurfunk: So kannst du auf Gerüchte reagieren

Egal, ob du dich schon lange rege an der Gerüchteküche beteiligst oder nicht: Früher oder später wird jeder mit Gerüchten über andere Menschen konfrontiert. Es ist deshalb sinnvoll, dir eine Strategie zurechtzulegen, wie du reagierst, wenn spekulativ über andere gesprochen wird.

Tipp 1: Verlasse die Unterhaltung

Eine Möglichkeit besteht darin, dich einfach aus den Spekulationen herauszuhalten. Mische dich nicht in Unterhaltungen ein, wenn über andere gelästert wird, oder ziehe dich aus Unterhaltungen zurück, in denen du dich befindest. Du musst den Klatsch und Tratsch nicht bewerten, sondern kannst etwa sagen, dass du weiterarbeiten musst oder einen Termin hast. Natürlich kannst du auch direkt sagen, dass du dich nicht an der Verbreitung von Gerüchten über Kollegen oder Vorgesetzte beteiligen möchtest. Damit eckst du womöglich an, regst andere aber vielleicht zum Nachdenken an.

Tipp 2: Wechsle das Thema

Du musst das Gespräch nicht zwingend verlassen, wenn Gerüchte ausgetauscht werden. Du kannst einsilbig oder abwiegelnd reagieren, etwa, indem du die anderen darauf hinweist, dass ihr nicht wisst, wie es tatsächlich ist. Du kannst den Gesprächsverlauf auch so lenken, dass möglichst schnell über ein anderes Thema gesprochen wird.

Tipp 3: Weihe den Chef ein

Wenn du das Gefühl hast, dass die Gerüchteküche verletzend oder nachteilig für die Person ist, über die gesprochen wird, kannst du die lästernden Personen auffordern, nicht so über die Person zu sprechen. Das ist vor allem dann ratsam, wenn die Gerüchteküche wenig wohlwollend ist und die Grenze zu übler Nachrede womöglich schon überschritten ist. Sind die tratschenden Kollegen wenig empfänglich für deinen Hinweis, solltest du überlegen, den Chef einzuweihen. Du kannst dabei um Vertraulichkeit bitten, wenn du nicht möchtest, dass andere erfahren, von wem der Hinweis kam.

Was tun, wenn Gerüchte über dich verbreitet werden?

Besonders schwierig ist die Situation für diejenigen, über die Gerüchte verbreitet werden. Wenn du das Gefühl hast oder weißt, dass du Subjekt der Gerüchteküche bist, hast du verschiedene Möglichkeiten. Sind die Gerüchte harmlos und die Unterhaltungen nicht sonderlich negativ behaftet, kannst du den Klatsch ignorieren. Womöglich verlieren die tratschenden Kollegen schnell das Interesse. Manchmal geht es dann jedoch erst so richtig los mit den Lästereien.

Scheint Abwarten nicht sinnvoll, kann es hilfreich sein, das Gespräch mit den betreffenden Kollegen zu suchen. Warte auf einen günstigen Zeitpunkt und sprich mit allen oder einzelnen Personen darüber, wie du den Klatsch und Tratsch über dich empfindest.

Bringt das nichts oder ist es für dich keine Option, kannst du dich auch an deinen Chef wenden. Er hat eine Fürsorgepflicht dir gegenüber und muss der Sache auf den Grund gehen. Die Unterhaltungen über dich können deine Persönlichkeitsrechte verletzen und deine Gesundheit schädigen, wenn du sie als belastend empfindest. Reagiert der Arbeitgeber nicht oder nur unzureichend, hast du gegebenenfalls das Recht, deine Arbeitsleistung zurückzuhalten. Auch eine fristlose Eigenkündigung kann gerechtfertigt sein. Lasse dich am besten von einem Anwalt beraten, bevor du solche Schritte gehst.

Der Chef verbreitet Gerüchte über dich: So kannst du reagieren

Gehen die Lästereien nicht von Kollegen, sondern deinem Chef aus, kannst du ebenfalls überlegen, mit ihm zu sprechen. Das ist jedoch nicht immer die beste Idee – womöglich ist der Vorgesetzte uneinsichtig und danach noch schlechter auf dich zu sprechen. Eine Anlaufstelle kann der Betriebsrat sein. Auch mit einem höherrangigen Vorgesetzten kannst du das Gespräch suchen. Ist die Lage festgefahren und sind die Gerüchte für dich sehr belastend, solltest du darüber nachdenken, dir einen Anwalt zu suchen. Er kann dir weitere Optionen aufzeigen.

Du solltest unabhängig davon, welche Ansprechpartner du kontaktierst, Notizen über die Lästereien oder mögliches Mobbing anfertigen. Notiere dir unter Angabe von Ort, Datum und Uhrzeit, was vorgefallen ist. Falls es zu juristischen Auseinandersetzungen kommt, ist eine solche Dokumentation nützlich.

Auch Schadensersatzforderungen sind denkbar. Das gilt, wenn die Gerüchte deine Persönlichkeitsrechte beschneiden und deine Gesundheit gefährden. Schadensersatzforderungen können deinen Arbeitgeber betreffen, wenn du berechtigt fristlos kündigst, weil er seiner Fürsorgepflicht nicht nachgekommen ist. Auch von Kollegen, die an der Gerüchteküche beteiligt sind, kannst du unter Umständen Schadensersatz fordern.

Bildnachweis: Stockbakery / Shutterstock.com

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