Großraumbüros sind nach wie vor bei vielen Arbeitgebern beliebt. Bei Arbeitnehmern stoßen sie jedoch selten auf Begeisterung, was mit ihren Nachteilen zusammenhängt. Was spricht für, was gegen das Arbeiten im Großraumbüro? Und wie können Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf positive Arbeitsbedingungen im Großraumbüro hinwirken? Das erfährst du hier.
Großraumbüro: Ab wann spricht man davon?
Arbeitsplätze können unterschiedlich gestaltet werden. Während manche Beschäftigte sich das Büro mit einem oder zwei Kollegen teilen, haben andere ein Büro für sich allein. Wieder andere sitzen mit sehr vielen Kollegen zusammen in einem Raum – dem Großraumbüro. Wer an ein Großraumbüro denkt, hat wahrscheinlich eine große Zahl an Schreibtischen, PCs und anderen Büromöbeln im Kopf. Aber ab wann spricht man offiziell von einem Großraumbüro?
Es gibt keine allgemeingültigen Kriterien für die Einstufung eines Büros als Großraumbüro. Einen Hinweis gibt aber die Arbeitsstättenregel, kurz ASR: Um ein Großraumbüro handelt es sich demnach bei „organisatorische[n] und räumliche[n] Zusammenfassungen von Büro- oder Bildschirmarbeitsplätzen auf einer 400 [Quadratmeter] oder mehr umfassenden Grundfläche“. Oft wird außerdem eine Mindestanzahl von 20 Mitarbeitern vorausgesetzt, um von einem Großraumbüro sprechen zu können.
Die einzelnen Arbeitsplätze in einem Großraumbüro sind häufig durch Stellwände oder höhere Schränke, die schallabsorbierend sein können, getrennt. Dadurch haben die Mitarbeiter, die im Großraumbüro arbeiten, etwas mehr Ruhe und Privatsphäre. Von Großraumbüros abzugrenzen sind Gruppenbüros. Hier teilen sich zwar auch mehrere Mitarbeiter einen Raum, allerdings ist die Zahl der Arbeitsplätze geringer. Typischerweise arbeitet hier ein Team zusammen, dem höchstens 20 Mitarbeiter angehören.
Wichtige Regelungen zur Arbeit im Großraumbüro
Arbeitgeber sind in der Gestaltung von Büros nicht völlig frei. Die gesetzlichen Anforderungen an Arbeitsräume der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) sind in der Arbeitsstättenverordnung geregelt. In den Technischen Regeln für Arbeitsstätten sind die Vorgaben konkretisiert. Diese Arbeitsstättenregel ASR legt etwa fest, wie groß Räume und einzelne Arbeitsplätze mindestens sein sollten und was bei ihrer Ausgestaltung wichtig ist.
So sollte die Grundfläche von Arbeitsräumen mindestens acht bis zehn Quadratmeter für einen Arbeitsplatz betragen. Für weitere Arbeitsplätze sollten jeweils mindestens sechs weitere Quadratmeter hinzukommen. Ein Beschäftigter, der überwiegend sitzend arbeitet, sollte mindestens zwölf Kubikmeter Luftraum zur Verfügung haben. Bei nicht überwiegend sitzenden Tätigkeiten erhöht sich der Mindest-Luftraumbedarf noch weiter.
Großraumbüro: Fläche pro Mitarbeiter laut ASR
Für Großraumbüros sollten Arbeitgeber noch mehr Fläche pro Arbeitsplatz einplanen. Die ASR gibt einen Richtwert von mindestens zwölf bis 15 Quadratmetern vor. Die Tiefe und Breite an Bildschirmarbeitsplätzen sollte je mindestens einen Meter betragen, die Bewegungsfläche mindestens 1,5 Quadratmeter. Auch Vorgaben zur Raumhöhe ergeben sich aus der ASR. Je größer der Raum, desto höher muss er sein – zwischen 2,50 und 3,25 Meter.
Wie viele Personen in einem Büro sitzen dürfen, hängt damit von der Größe des Raums ab. Wenn ein Großraumbüro entstehen soll, muss also die dafür zur Verfügung stehende Quadratmeterzahl durch zwölf bis 15 geteilt werden, weil jeder Arbeitsplatz mindestens zwölf bis 15 Quadratmeter umfassen sollte.
Arbeiten im Großraumbüro: Vor- und Nachteile
Großraumbüros sind umstritten, trotzdem setzen viele Arbeitgeber darauf. Was spricht eigentlich für, was gegen das Arbeiten in Großraumbüros? Die wichtigsten Pro- und Contra-Argumente für das Großraumbüro stellen wir dir hier vor.
Diese Vorteile kann ein Großraumbüro mit sich bringen
- Die Arbeit im Großraumbüro kann mit einer erleichterten Kommunikation mit den Kollegen einhergehen. Man sieht jeden Tag viel mehr Kollegen, als es bei der Arbeit in einem kleineren Büro der Fall wäre. Das kann nicht nur Absprachen erleichtern, es kann auch helfen, abteilungsübergreifende Kontakte zu knüpfen und zu festigen.
- Dadurch kann im besten Fall die Beziehung zwischen Kollegen verbessert werden.
- Durch mehr Kontakt mit Mitarbeitern aus anderen Abteilungen können sich neue Ideen ergeben, die das Unternehmen voranbringen.
- Die Arbeit im Großraumbüro kann das Gemeinschaftsgefühl stärken.
- Für den Arbeitgeber spricht für ein Großraumbüro, dass sich dadurch oft Platz sparen lässt. Zwar sieht die ASR eigentlich mehr und nicht weniger Platz für einen Arbeitsplatz im Großraumbüro vor, doch nicht jeder Arbeitgeber hält sich daran. So können Arbeitgeber die Mietkosten senken.
Mögliche Nachteile der Arbeit in einem Großraumbüro
- Wer in einem Großraumbüro arbeitet, ist ständig von sehr vielen Menschen umgeben. Das kann die Konzentration stören – das wiederum ist nicht nur für Arbeitnehmer ein Problem, sondern auch für Arbeitgeber, wenn nämlich die Produktivität der Mitarbeiter nachlässt.
- In vielen Großraumbüros herrscht ein hoher Lärmpegel. Das mindert nicht nur die Konzentrationsfähigkeit, es kann auch Stress verursachen.
- Generell ist das Arbeiten im Großraumbüro oft durch häufige Störungen gekennzeichnet.
- Besonders für introvertierte Mitarbeiter kann es zu einem Problem werden, wenn sie nicht die Möglichkeit haben, sich zurückzuziehen. Kreativität und Begeisterung für die Arbeit können dann auf der Strecke bleiben.
- Viele Arbeitsplätze in Großraumbüros sind beengt.
- Arbeitnehmer empfinden Arbeitsplätze in Großraumbüros oft als ungemütlich, was sie zu einem Ort macht, an dem sie sich nicht gerne aufhalten. Auch das ist ein Hindernis für produktives Arbeiten und gute Leistungen.
- Weil der eigene Arbeitsplatz oft ringsum einsehbar ist, fühlen sich Arbeitnehmer eher kontrolliert.
- Ein weiteres Problem von Großraumbüros sind ansteckende Krankheiten. Die jetzige Corona-Situation ist dabei ein besonderes Problem, aber auch andere Krankheiten wie grippale Infekte gehen in Großraumbüros schneller umher als in Büros mit größerer räumlicher Trennung.
- Nach einer Studie der Universität Stockholm sind Arbeitnehmer, die in Großraumbüros arbeiten, beinahe doppelt so oft krank wie Beschäftigte mit kleineren Büros. Das liegt teilweise an dem höheren Infektionsrisiko, aber auch am Stress, den viele Arbeitnehmer in Großraumbüros haben.
- Die Arbeitsbedingungen können im Großraumbüro auch deshalb schlechter sein, weil Aspekte wie Beleuchtung oder Klimaanlage in der Regel zentral gesteuert sind. Oft gibt es auch nur begrenzt Möglichkeiten zum Lüften.
- Nicht zuletzt können durch eine hohe Zahl an Mitarbeitern auf wenig Raum Konflikte entstehen. Das kann das Betriebsklima verschlechtern.
Tipps zur Ausgestaltung der Arbeit im Großraumbüro für Arbeitgeber
Ob sich die Hoffnungen von Arbeitgebern auf eine verbesserte Kommunikation und Produktivität durch ein Großraumbüro erfüllen oder nicht, hängt auch davon ab, wie genau das Arbeiten im Großraumbüro ausgestaltet wird. Hier sind Arbeitgeber gefragt, das Großraumbüro so zu gestalten, dass die Beschäftigten dort optimal arbeiten können.
Es fängt mit der Gestaltung von Arbeitsplätzen und verschiedenen Bereichen innerhalb des Großraumbüros an. Je mehr Ruhe die Mitarbeiter im Großraumbüro noch finden können, desto besser sind die Bedingungen für ein produktives Arbeiten. Arbeitgeber sollten deshalb auf Möglichkeiten zur räumlichen Trennung wie Schränke oder Trennwände achten. Außerdem sollten die Arbeitsplätze so zugeteilt werden, dass die Beschäftigten bei Kollegen sitzen, mit denen sie sich häufig austauschen müssen.
Ob sich die Mitarbeiter in Großraumbüros wohlfühlen, hängt auch davon ab, wie viel Platz ihnen zur Verfügung steht und wie die Umgebung gestaltet ist. Pflanzen, Bilder an den Wänden oder individuelle Gestaltungsmöglichkeiten von Schreibtischen können dabei einen großen Einfluss haben.
Alternative Arbeitsplätze als Ausweichmöglichkeit
Ein wichtiges Thema ist die Beleuchtung. Sie sollte angenehm und nicht zu grell sein. Bestenfalls sind verschiedene Bereiche im Großraumbüro unterschiedlich beleuchtbar. Zudem ist wichtig, dass möglichst viel Tageslicht auf die Arbeitsplätze fällt. Andererseits sollten die Mitarbeiter nicht geblendet werden, so dass es unbedingt flexibel verstellbare Jalousien geben sollte.
Mitarbeiter sollten die Möglichkeit zum Lüften haben. Frische Luft ist förderlich für die Konzentration, und gerade dort, wo viele Menschen auf engem Raum arbeiten, ist die Luft oft schlecht. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Raumklima. Es sollte weder zu warm noch zu kalt sein.
Arbeitgeber sollten alternative Arbeitsplätze schaffen, die die Mitarbeiter bei Bedarf nutzen können. Die Möglichkeiten reichen von Lounges über Ruhezonen bis zu kleinen geschlossenen Bereichen, in die die Beschäftigten sich zurückziehen können, wenn sie ihre Ruhe haben wollen. Ebenso hilfreich sind spezielle Räume für Meetings und Telefonkonferenzen – so stören die Mitarbeiter bei Besprechungen die Kollegen nicht durch permanentes Reden.
Arbeitgeber sollten außerdem Großraumbüro-Regeln für die Belegschaft aufstellen. Darin kann es zum Beispiel um Telefonate, die Gesprächslautstärke und (intensiv riechendes) Essen am Arbeitsplatz gehen.
Arbeiten im Großraumbüro: Tipps für Arbeitnehmer
Großraumbüros sind oft vor allem bei Arbeitgebern beliebt, die sich davon kurze Wege und effizienteres Arbeiten versprechen. Für viele Arbeitnehmer ist das Arbeiten im Großraumbüro hingegen belastend. Es fehlt an Ruhe, Privatsphäre und es ist oft deutlich schwerer, sich zu konzentrieren – und das einen ganzen Arbeitstag lang.
Wenn du in einem Großraumbüro arbeitest, kannst du daran zwar womöglich nichts ändern. Du hast allerdings im Kleinen die Möglichkeit, deine Arbeitsbedingungen zu beeinflussen. Damit durch das Großraumbüro die Konzentration weniger leidet, bieten sich zum Beispiel Noise-Cancelling Headphones an, die du aufsetzen kannst, wenn es mal wieder zu laut wird. Vielleicht ermöglicht dein Arbeitgeber dir auch flexible Arbeitszeiten. Dann kannst du deine Arbeitszeiten möglicherweise so legen, dass du zumindest teilweise zu Zeiten im Büro bist, zu denen nicht alle Mitarbeiter da sind.
Für produktives Arbeiten ist wichtig, dass du weißt, was du wann erledigen musst und welche Prioritäten mit diesen Aufgaben verbunden sind. Wenn du dich auf bestimmte Tätigkeiten sehr konzentrieren musst, klappt das zu Randzeiten womöglich besser. Oder du ziehst dich in andere Bereiche zurück, wenn es im Unternehmen die Möglichkeit dazu gibt.
Rücksicht auf die Kollegen nehmen
Entscheidend für ein gutes Arbeiten im Großraumbüro ist auch, wie du mit deinen Kollegen auskommst. Hierbei gilt: Verhalte dich anderen gegenüber so, wie du auch selbst gerne behandelt werden möchtest. Sei freundlich, respektvoll und lasse Frust nicht an anderen aus. In Großraumbüros können durch die räumliche Nähe eher Konflikte entstehen. Um das zu verhindern, solltest du darauf achten, dich nicht von anderen provozieren zu lassen. Lerne, gelassen auf Menschen zu reagieren, die dir auf die Nerven gehen.
Nimm Rücksicht auf andere. Das heißt zum Beispiel, dass du nicht ständig laut reden oder telefonieren solltest. Iss stark riechendes Essen lieber woanders und nutze Kopfhörer, wenn du ein Video schauen oder dir etwas auf dem PC anhören musst.
Damit dir die möglicherweise suboptimalen Bedingungen im Großraumbüro nicht zu sehr zusetzen, ist es sinnvoll, zumindest die Pausen außerhalb zu verbringen. Am besten ist es, wenn du aufstehst und dich an der frischen Luft bewegst. Dadurch kommen Körper und Geist in Schwung und du hast anschließend mehr Energie für deine Arbeit und kannst dich besser konzentrieren.
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