Viele Menschen entscheiden sich bewusst für einen Konsumverzicht. Was bedeutet das genau – und wie kann es konkret aussehen, den eigenen Konsum einzuschränken? Warum fällt es oft so schwer, weniger zu kaufen? Hier erfährst du, wie du mit einem geringeren Konsum nachhaltiger leben und einen Konsumverzicht lernen kannst.
- Konsumverzicht Definition: Was bedeutet Konsumverzicht?
- Psychologische Hintergründe: Darum konsumieren wir so gern
- Darum entscheiden sich immer mehr Menschen für einen Konsumverzicht
- Konsumverzicht: Vor- und Nachteile
- Konsumverzicht im Alltag: Wie kann man (mehr) Konsumverzicht lernen?
- Konsumverzicht: Wo kann ich mehr erfahren?
Konsumverzicht Definition: Was bedeutet Konsumverzicht?
Nachhaltigkeit liegt im Trend. Dazu gehört aus Sicht vieler Menschen auch ein mehr oder weniger ausgeprägter Konsumverzicht. Was bedeutet das genau? Gemeint ist eine bewusste Einschränkung des eigenen Konsums. Man entscheidet sich dafür, weniger zu konsumieren oder auf bestimmte Dinge komplett zu verzichten. Dieser Trend ist auch ein Spiegel unserer Zeit, in der Shopping so einfach ist wie nie zuvor.
Nicht nur, dass man in den Innenstädten die Qual der Wahl hat und die meisten Gegenstände in verschiedenen Geschäften in zigfacher Ausführung kaufen kann. Das nächste Einkaufserlebnis ist im Internet nur einen Klick entfernt und steht oft schon am nächsten Tag vor der Tür. Was nicht gefällt, kann meist kostenlos zurückgeschickt werden. Die Bedingungen für Konsum sind also denkbar gut. Sich dem hinzugeben, ist jedoch das Gegenteil dessen, was mit einem Konsumverzicht bezweckt werden soll.
Dabei weist der Konsumverzicht viele Überschneidungen mit dem Konzept des Minimalismus auf. Minimalismus bedeutet, nur das Nötigste zu besitzen. Man trennt sich von allem, was als unnötiger Ballast empfunden wird, und entscheidet sehr bewusst, mit welchen Gegenständen man sich umgibt.
Während Konsumverzicht und Minimalismus in der Praxis oft ähnlich aussehen – auch ein Minimalist kauft bewusst wenig(er) –, können sich die Konzepte doch im Hinblick auf die damit verbundenen Beweggründe unterscheiden. Konsumverzicht hängt mit dem Wunsch nach einem nachhaltigeren, umweltverträglicheren Leben zusammen. Demgegenüber empfinden viele Minimalisten mehr Ruhe, Klarheit und Wohlbefinden, wenn es in ihrer Umgebung keine unnötigen Gegenstände gibt.
Psychologische Hintergründe: Darum konsumieren wir so gern
Etliche Menschen konsumieren viel – und kaufen dabei Dinge, die sie gar nicht brauchen oder die sie sich gar nicht leisten können. Der Drang zum Konsum hat dabei eine nicht zu unterschätzende psychologische Grundlage. Etwas zu kaufen, kann Glücksgefühle auslösen, die aber in der Regel kurzlebig sind. Anfangs ist man zwar oft ganz entzückt über den neuesten Gegenstand im eigenen Besitz, dann aber hat man sich schnell daran gewöhnt – und sucht das nächste „Shopping-High“. Ein neuer Gegenstand muss her, dessen Kauf wieder Glücksgefühle auslöst. So kann sich eine regelrechte Kaufsucht entwickeln.
Etwas zu kaufen, kann auch vom Wunsch geleitet sein, zu einer bestimmten Gruppe dazuzugehören. Das kann eine ganz konkrete Gruppe sein – etwa eine Clique in der Schule, in der es en vogue ist, bestimmte Markenklamotten zu tragen. Ebenso kann man sich einer Schicht zugehörig fühlen wollen, für die ein bestimmter Konsum typisch ist. Wer sich Luxusmarken kauft, tut das oft nicht nur wegen der erhofften höheren Qualität. Es handelt sich bei solchen Artikeln um Statussymbole, die zeigen, wer man ist und was man im Leben erreicht hat.
Der Druck der Werbung
Hinzu kommt der Druck, der durch Werbung entsteht. Wir sehen Werbetafeln beim Warten auf den Bus, Serien werden durch Werbeblöcke unterbrochen und auf Instagram und Co machen Influencer für bestimmte Produkte Werbung. Dadurch kann das Gefühl entstehen, ein bestimmtes Produkt zu brauchen. Nicht selten kommt es in der Folge zu spontanen Impulskäufen.
Ständig zu kaufen, ist oft mit dem Wunsch verbunden, glücklicher zu sein und die eigene Lebensqualität zu verbessern. Dabei geht die Rechnung jedoch in vielen Fällen nicht auf, im Gegenteil: Wer kauft, um Glücksgefühle zu erleben, erlebt meist, dass die positiven Gefühle nach dem Kauf schnell abebben. Um sie aufrechtzuerhalten, braucht es schnell Ersatz. Wer hingegen gelernt hat, sein Glück nicht im Konsum zu suchen, ist oft zufriedener. Wenn überhaupt, macht Konsum am ehesten dann glücklich, wenn man sein Geld für Erlebnisse statt Produkte ausgibt. Erlebnisse schaffen Erinnerungen und haben damit oft einen wesentlich langlebigeren Wert als kurzzeitiger Konsum.
Darum entscheiden sich immer mehr Menschen für einen Konsumverzicht
Immer mehr Menschen möchten weniger konsumieren. Das kann verschiedene Gründe haben. Oft ist damit ein erhöhtes Umweltbewusstsein verbunden. Die Betroffenen möchten einen möglichst geringen ökologischen Fußabdruck hinterlassen und nachhaltiger leben – und damit stärker im Einklang mit der Natur und Umwelt. Konsumverzicht kann in dieser Hinsicht ein Mittel sein, dem Klimawandel entgegenzuwirken und einen Beitrag dazu zu leisten, dass auch nachfolgende Generationen noch eine Lebensgrundlage haben.
Ebenso kann Konsumverzicht das Resultat davon sein, dass man Rücksicht auf andere nimmt. Das können andere Menschen, aber auch andere Lebewesen sein – zum Beispiel Tiere, deren Lebensraum bestimmte Produkte zerstören. Wenn sich Konsumverzicht auf einzelne Produkte bezieht, kann es sein, dass diese nicht sozial- und umweltverträglich hergestellt werden – zum Beispiel bestimmte billige Waren oder Produkte wie Palmöl, für das Regenwald abgeholzt wird und das bei der Herstellung Schadstoffe verursacht. Bestimmte Produkte nicht zu kaufen, kann auch damit zusammenhängen, dass Menschen bestimmte Unternehmen nicht unterstützen möchten, weil sie deren Geschäftspraktiken ablehnen.
Konsumverzicht kann ebenso mit dem Wunsch verbunden sein, sparsamer zu leben. Wer weniger Geld braucht, weil er weniger kauft, muss im Umkehrschluss auch weniger Geld verdienen. Das kann es Menschen ermöglichen, weniger zu arbeiten. Im Umkehrschluss haben die Betroffenen mehr freie Zeit, über die sie selbst verfügen können. Nicht selten hat ein solcher Konsumverzicht den Zweck, die Lebensqualität der Betroffenen zu erhöhen und sich mehr Freiräume zu schaffen.
In anderen Fällen steht hinter dem Konsumverzicht die Einsicht, dass Konsum nicht glücklich macht. Die Betroffenen entscheiden sich womöglich wesentlich bewusster dafür, wofür sie Geld ausgeben und welche Käufe sich wirklich lohnen, statt im Kaufen das persönliche Glück zu suchen.
Konsumverzicht: Vor- und Nachteile
Konsumverzicht kann viele Vorteile haben, aber auch mit Nachteilen verbunden sein. Welche Argumente für und gegen einen eingeschränkteren Konsum sprechen, erfährst du in diesem Abschnitt.
Vorteile des Konsumverzichts
- Ein kompletter oder teilweiser Konsumverzicht kann sich positiv auf die Umwelt, aber auch auf andere Menschen und Lebewesen auswirken. Der Ressourcenverbrauch sinkt dadurch ebenso wie die Emissionen, die für die Herstellung bestimmter Produkte anfallen.
- Wer seinen Konsum einschränkt, hilft, den Klimawandel aufzuhalten. Er sorgt für eine geringere Nachfrage von umwelt- und klimaschädlichen Rohstoffen und Produkten. Um das Klima zu schützen, ist es essenziell, dass möglichst viele Menschen ihr Konsumverhalten anpassen.
- Den eigenen Konsum zu verringern, spart Geld und bringt damit finanzielle Vorteile mit sich. Wer dadurch regelmäßig weniger Geld benötigt, kann es sich oft leisten, weniger zu arbeiten, wenn er das möchte. Es kann auch möglich sein, früher in Rente zu gehen. Das kann die persönliche Zufriedenheit erhöhen und Stress vorbeugen.
- Auf den Konsum bestimmter Produkte zu verzichten, kann bedeuten, dass man stattdessen andere Produkte kauft, zum Beispiel, weil sie sozialverträglicher hergestellt wurden. Damit kann man einen Beitrag zu einer positiven Entwicklung leisten.
Nachteile des Konsumverzichts
- Wenn Menschen weniger konsumieren, ist das ein Problem für Unternehmen, die auf einen hohen Konsum angewiesen sind. Sie machen weniger Umsatz und können dadurch in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten.
- Auf einer persönlichen Ebene kann Konsumverzicht heißen, dass man auf Dinge verzichtet, die das eigene Leben bereichern würden. Das kann sich nach einem schmerzhaften Einschnitt anfühlen.
- Konsum ist für Wirtschaftswachstum nötig, das in den meisten Staaten nach wie vor als Nonplusultra angesehen wird. Für die Volkswirtschaft wäre es nicht wünschenswert, dass alle Menschen minimalistischer leben. Allerdings ist ein grenzenloses Wachstum ohnehin nicht mit den Herausforderungen unserer Zeit – Stichwort Klimawandel – in Einklang zu bringen.
Konsumverzicht im Alltag: Wie kann man (mehr) Konsumverzicht lernen?
Konsumverzicht – oder auch nur, den eigenen Konsum einzuschränken – fällt vielen Menschen schwer. Das ist kein Wunder, denn die meisten von uns sind in einer konsumorientierten Gesellschaft aufgewachsen. Dabei kann jeder Konsumverzicht lernen – mit den richtigen Ansätzen ist es einfacher, weniger zu konsumieren. Die folgenden Tipps können dir helfen, wenn du weniger kaufen möchtest.
Das eigene Konsumverhalten schrittweise verändern
Konsumverzicht ist ein Prozess. Du solltest nicht von dir erwarten, von heute auf morgen dein Konsumverhalten auf den Kopf zu stellen – das wird wahrscheinlich nicht funktionieren. Es dauert, bis sich neue Gewohnheiten etabliert haben. Gehe deshalb kleinschrittig vor und halte deine Erwartungen realistisch.
Impulskäufe vermeiden
Impulskäufe sind oft die ärgerlichsten Käufe, denn in vielen Fällen ist einem das Produkt nach einiger Zeit schon gar nicht mehr so wichtig. Hier kannst du ansetzen, wenn du deinen Konsum verringern möchtest. Verbiete dir Spontankäufe – generell oder ab bestimmten Summen. Du kannst dir zum Beispiel eine Wartezeit für teurere Anschaffungen auferlegen, etwa ab 30 Euro. So kaufst du bewusster – und hoffentlich am Ende nur das, was du wirklich willst oder brauchst.
Wunschliste machen
Wer es schafft, einen Kauf hinauszuzögern, verzichtet am Ende häufig komplett darauf. Dazu sind Wunschlisten nützlich. Du legst dir dazu zum Beispiel ein Dokument in Word an. Wenn du einen Kaufwunsch hast, schreibst du diese Sache in das Dokument, statt sofort loszugehen oder etwas zu bestellen. Wahrscheinlich wirst du erstaunt sein, wie viel sich nach einigen Tagen oder Wochen von selbst erledigt hat.
Qualität hält länger
Wenn du auf Qualität setzt statt das zu kaufen, was billig ist, hast du länger etwas davon. Es wird dann seltener erforderlich, Ersatz zu beschaffen, sodass du insgesamt weniger kaufen musst.
Reparieren statt wegwerfen
Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft. Reparaturen sind nicht nur oft teuer, viele Menschen wissen sich auch selbst nicht zu helfen, wenn etwas kaputtgeht. Dabei ließen sich viele Gegenstände und Geräte reparieren, sodass nicht extra etwas Neues gekauft werden muss. Vielleicht gibt es in deinem Freundes- und Bekanntenkreis jemanden, der dir helfen kann. Oder du gehst zu einem kostenlosen Reparaturcafé und lässt dir dort helfen.
Gebraucht kaufen
Wenn du etwas brauchst, kaufe es am besten so oft wie möglich gebraucht. Ein Gebrauchtkauf kommt zwar nicht für alle Dinge infrage, aber bei vielen Sachen macht es keinen großen Unterschied, ob sie neu oder gebraucht sind – zumal du beim Gebrauchtkauf oft viel Geld sparen kannst. Mit dem Kauf gebrauchter Gegenstände hilfst du, Müll zu vermeiden und Ressourcen zu schonen.
Das Glück nicht im Konsum suchen
Wenn Konsumverzicht dein Ziel ist, ist es wichtig, dass du deine Einstellung zum Kaufen änderst. Es hat einen guten Grund, dass viele Menschen so gern shoppen – es kann Glücksgefühle auslösen. Die sind aber meist von kurzer Dauer und können sich verselbstständigen. Sei dir bewusst, dass es bessere Möglichkeiten gibt, für Glücksmomente zu sorgen, als den Kauf von Dingen, die du gar nicht brauchst.
Die negativen Seiten des Konsums vor Augen halten
Um deine Kauflust zu verringern, ist es außerdem sinnvoll, dir die negativen Seiten des Konsums vor Augen zu halten. Es kann sein, dass du mit bestimmten Käufen zu negativen Entwicklungen oder Ausbeutung beitragen würdest oder dass du dir mit deinen Käufen die Bude (und den Keller) vollstellst und irgendwann nicht mehr weißt, wohin mit all dem Zeug. Es wieder loszuwerden, kann aufwendig sein – vor allem, wenn du es nicht einfach wegwerfen möchtest.
Worauf kann ich verzichten?
Konsumverzicht kann von Person zu Person ganz unterschiedlich aussehen. Denke dabei nicht nur an Produkte wie Kleidung oder Fernseher. In deinem alltäglichen Leben gibt es viele Ansatzpunkte, um weniger zu konsumieren:
- Weniger shoppen
- Weniger Lebensmittel kaufen, die du dann doch wegwirfst
- Weniger Auto fahren
- Weniger reisen
- Weniger fliegen
- Ökostrom nutzen
- Auf tierische Lebensmittel verzichten
- Geringeren Wohnraum beanspruchen
- Auf bestimmte Produkte komplett verzichten, weil ein Kauf mit deinen Überzeugungen nicht in Einklang zu bringen ist
Konsumverzicht: Wo kann ich mehr erfahren?
Wo kann man sich informieren, wenn man den eigenen Konsum reduzieren möchte? Es gibt zum Thema Konsumverzicht zahlreiche Ratgeber und Blogs im Internet, ebenso Foren, auf denen du dich mit Gleichgesinnten austauschen und dir Tipps holen kannst. Oder vielleicht möchtest du an Kursen oder Workshops teilnehmen, um tiefer in das Thema einzutauchen.
Es kann auch interessant sein, sich vor Augen zu führen, was das eigene Konsumverhalten für Auswirkungen hat. Dazu kannst du zum Beispiel einen der vielen kostenlosen CO2-Rechner nutzen, die im Internet angeboten werden. Damit kannst du nicht nur herausfinden, wo du jetzt stehst, sondern bekommst meist auch Tipps, was du besser machen kannst.
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