AllgemeinUmschulung zum Quereinstieg: So klappt der Neuanfang

Umschulung zum Quereinstieg: So klappt der Neuanfang

Es kann viele Gründe dafür geben, warum jemand seinen erlernten Beruf nicht länger ausüben kann oder will. In solchen Fällen kann eine Umschulung einen Quereinstieg in einen anderen Bereich ermöglichen. Hier erfährst du, wann sich eine Umschulung lohnen kann, wie sie abläuft und welche Perspektiven sie dir bieten kann.

Eine Umschulung als Grundlage für den Quereinstieg?

Noch vor einigen Jahrzehnten verlief der berufliche Weg der meisten Arbeitnehmer geradlinig: Nach der Schule wurde ein Beruf erlernt, in dem man dann bis zur Rente gearbeitet hat. Heute ist nicht nur die Arbeitswelt flexibler geworden, sondern auch die Beschäftigten. Viele Arbeitnehmer stellen nach einiger Zeit im Beruf fest, dass ihr Job nicht das ist, was sie sich vorstellen. Das kann den Wunsch nach einem Quereinstieg in einen anderen Bereich bedingen.

Andere Arbeitnehmer würden zwar gerne in ihrem erlernten Beruf arbeiten, können das aber nicht mehr tun – zum Beispiel, weil sie gesundheitliche Einschränkungen haben oder sie ihre Tätigkeit nach einem Unfall oder einer Krankheit nicht mehr wie gewohnt ausüben können.

In beiden Fällen bietet eine Umschulung die Möglichkeit, einen anderen Beruf zu erlernen. Aber was ist eine Umschulung überhaupt? Es handelt sich dabei um eine Form der Weiterbildung. Statt vorhandenes Wissen zu vertiefen, geht es jedoch bei einer Umschulung darum, sich gänzlich neues Wissen anzueignen. Im Gegensatz zu einer regulären Berufsausbildung oder einem Studium sparen die Teilnehmer einer Umschulung Zeit, denn die meisten Umschulungen dauern nur zwei Jahre.

Wer die Umschulung mit der Abschlussprüfung erfolgreich abschließt, ist zur Ausübung des entsprechenden Berufs befähigt – im selben Maße wie jemand, der eine „normale“ Ausbildung gemacht hat. Somit kann eine Umschulung eine gute Möglichkeit sein, den Quereinstieg in einen anderen Beruf vorzubereiten.

Umschulung: So ist der Ablauf

Wenn du eine Umschulung machen möchtest, kannst du dies bei diversen Anbietern tun. Infrage kommen etwa Berufsfachschulen oder Berufskollegs, aber auch Online-Anbieter, über die du dich aus der Ferne umschulen lassen kannst. Für die Umschulung fallen Gebühren an. Auch manche Arbeitgeber sind offen für Umschüler, die sie dann wie Auszubildende anlernen. In diesem Fall findet die Umschulung dual statt und du erhältst eine Vergütung.

Unabhängig davon, wo du deine Umschulung machst, lernst du dabei das nötige theoretische Wissen, um anschließend den gewählten Beruf ausüben zu können. Oft sind darüber hinaus Praktika vorgesehen, durch die du auch die Praxis kennenlernst. Der genaue Ablauf der Umschulung unterscheidet sich von Anbieter zu Anbieter.

Eine Umschulung dauert in den meisten Fällen zwei Jahre. Damit ist sie im Vergleich zu einer regulären Berufsausbildung verkürzt. Falls du dich in Teilzeit umschulen lässt, musst du etwas mehr Zeit für die Umschulung einplanen. Viele Anbieter bieten auch Teilzeit-Modelle an. Dadurch kann es möglich sein, trotz der Umschulung noch zu arbeiten und so Geld zu verdienen.

Eine Umschulung wird mit der bestandenen Abschlussprüfung beendet. Du kannst dich im Anschluss für Jobs in deinem gewählten Bereich bewerben.

Voraussetzungen für Umschulung: Teilnahme und Kostenübernahme

Um an einer Umschulung teilnehmen zu können, musst du die Voraussetzungen des jeweiligen Anbieters erfüllen. Was gefordert wird, kann sich je nach Anbieter unterscheiden. Vorkenntnisse brauchst du jedoch in aller Regel nicht, um dich umschulen zu lassen. Es geht schließlich nicht darum, bestehendes Wissen zu vertiefen – in der Umschulung erlernst du deinen künftigen Beruf von der Pike auf.

Wenn es um die Voraussetzungen für die Teilnahme an einer Umschulung geht, sind nicht nur die reinen Zugangsvoraussetzungen interessant. Viele Menschen, die sich beruflich neu orientieren möchten, können nur eine Umschulung machen, wenn die Kosten dafür von einem Träger wie dem Arbeitsamt übernommen werden. Auch die Rentenversicherung oder eine zuständige Berufsgenossenschaft können für Umschulungskosten aufkommen.

An wen du dich zwecks Kostenübernahme wenden kannst, hängt von deiner Situation ab. Bist du arbeitslos oder von Arbeitslosigkeit bedroht, sind Arbeitsagentur oder Jobcenter der richtige Ansprechpartner. Dasselbe gilt, wenn du einen Beruf erlernen möchtest, in dem Fachkräfte fehlen. Rentenversicherung oder Berufsgenossenschaft können die Kosten für eine Umschulung zum Quereinstieg hingegen übernehmen, wenn du aus gesundheitlichen Gründen oder infolge eines Arbeitsunfalls oder einer Berufskrankheit nicht mehr in deinem erlernten Beruf arbeiten kannst.

Wann zahlen Arbeitsamt, Rentenversicherung und Co?

Welche Voraussetzungen für eine Förderung erfüllt sein müssen, legt der jeweilige Träger fest. Grundsätzlich hast du gute Chancen auf eine Kostenübernahme, wenn du nachweislich nicht mehr in deinem Beruf arbeiten kannst oder du dort keine gute Perspektive hast. Wenn du nicht arbeitslos oder unmittelbar von Arbeitslosigkeit bedroht bist, kann das Arbeitsamt die Kosten für eine Umschulung möglicherweise trotzdem übernehmen – nämlich dann, wenn du einen sogenannten Mangelberuf erlernen möchtest. Damit sind Berufe gemeint, in denen Fachkräfte dringend gesucht werden.

Die Voraussetzung für die Förderung einer Umschulung durch das Arbeitsamt ist in der Regel eine abgeschlossene Erstausbildung, also eine Ausbildung oder ein Studium. Mitunter können die Kosten auch übernommen werden, wenn du eine Erstausbildung abgebrochen hast – aber nur, wenn du zu diesem Schritt mehr oder weniger gezwungen warst.

Damit die Rentenversicherung die Gebühren einer Umschulung zahlt, musst du eine Wartezeit von 15 Jahren erfüllen. Das heißt, dass du schon mindestens so lange in die Rentenversicherung eingezahlt haben musst. Eine Förderung durch die zuständige Berufsgenossenschaft kommt hingegen nur infrage, wenn du deinen Beruf durch einen Arbeitsunfall oder eine Berufskrankheit nicht mehr ausüben kannst. Entscheidend ist dabei auch, wie gut deine Perspektive im angestrebten Beruf wäre.

Ist ein Quereinstieg auch ohne Umschulung möglich?

Es gibt viele Wege, sich beruflich zu verändern. Wenn du grundlegend etwas anderes machen möchtest, ist eine Umschulung in vielen Fällen eine gute Wahl. Sinnvoll ist eine Umschulung allerdings nur, wenn du einen Beruf erlernen möchtest, für den du nicht studieren musst. Außerdem hat nicht jeder die Zeit – und die womöglich nötigen finanziellen Rücklagen –, um zwei Jahre im Beruf zu pausieren.

Ist es auch möglich, auf eine Umschulung zu verzichten und einen „richtigen“ Quereinstieg zu wagen? Das hängt davon ab, was du dir vorstellst und welche Qualifikationen du mitbringst. Angenommen, du hast dir einen Beruf ausgesucht, in dem viele Arbeitgeber offene Stellen haben. Dann kann auch ohne Umschulung ein Quereinstieg gelingen. Viele Arbeitgeber, die händeringend nach Fachkräften suchen, akzeptieren auch Bewerber, die nicht alle Voraussetzungen erfüllen.

Erste Erfahrungen im angestrebten Bereich können nützlich sein

Wenn du ganz ohne zusätzliche Aus- oder Weiterbildung einen neuen Beruf ergreifen möchtest, kann es nützlich sein, wenn du in diesem Bereich schon erste Erfahrungen vorweisen kannst. Selbst ein länger zurückliegendes Praktikum kann diesbezüglich hilfreich sein – nicht zuletzt, weil es die Ernsthaftigkeit deines Vorhabens unterstreicht. Außerdem ist wichtig, dass du dir bei Bewerbungen viel Mühe gibst. Mache möglichen Arbeitgebern klar, warum du trotz deiner fehlenden Berufsausbildung eine Bereicherung für das Team wärst.

Trotzdem hast du nur begrenzten Einfluss darauf, wie erfolgreich eine Bewerbung im Quereinstieg ohne Umschulung wäre. Es gibt Berufe, in denen du ohne entsprechende Qualifikation keine Chance hast. Das betrifft insbesondere akademische Berufe, wo Arbeitgeber oft auch Berufserfahrung oder zumindest Praktika erwarten. Auch in Bereichen des Arbeitsmarkts, in denen es sehr viele Bewerber gibt, wird ein reiner Quereinstieg womöglich nicht klappen. In solchen Fällen solltest du dir entweder eine Richtung suchen, bei der die Hürden etwas niedriger sind, oder doch eine Umschulung machen.

Welche Alternativen zu einer Umschulung gibt es?

Ob eine Umschulung die beste Entscheidung für deine berufliche Zukunft ist, hängt davon ab, was du erreichen möchtest. Bevor du dich für diesen Weg entscheidest, solltest du jedoch mögliche Alternativen kennen. Neben dem Quereinstieg ohne zusätzliche Aus- oder Weiterbildung betrifft das in erster Linie ein (Fern-)Studium und eine reguläre Berufsausbildung. Mitunter reicht es auch aus, statt einer Umschulung eine Weiterbildung zu machen.

(Fern-)Studium statt Umschulung

Manche Berufe setzen keine Ausbildung, sondern ein Studium voraus. Dann kommt eine Umschulung nicht infrage. Ein Präsenz- oder Fernstudium kann sich darüber hinaus auch eignen, wenn du neben dem Beruf zusätzliche Qualifikationen erwerben möchtest. Zwar ist auch eine Umschulung häufig in Teilzeit und damit berufsbegleitend möglich. Besonders mit einem Fernstudium bist du jedoch wesentlich flexibler, weil du in deinem eigenen Tempo und zu von dir gewählten Zeiten lernen kannst. Zu den Nachteilen eines Studiums zählt, dass es wie eine Umschulung einige Jahre dauert, und besonders bei privaten Anbietern von Fernstudiengängen fallen oft hohe Gebühren an.

Ausbildung statt Umschulung

Eine Umschulung ist letztlich nichts anderes als eine verkürzte Berufsausbildung, denn die Inhalte von beidem sind identisch. Manchmal ist eine Ausbildung trotzdem die bessere Wahl – vor allem, wenn du die Kosten für deine Umschulung selbst übernehmen müsstest. Bei einer Ausbildung dauert es zwar länger, bis du beruflich durchstarten kannst, allerdings bekommst du währenddessen ein Ausbildungsgehalt. Das ist zwar nicht sonderlich hoch, aber immerhin bekommst du eine Vergütung und dir entstehen keine Kosten.

Weiterbildung statt Umschulung

Nicht immer ist es nötig, eine Umschulung zu machen, um den Quereinstieg in einen anderen Bereich zu realisieren. Wenn du auf deinen Job keine Lust mehr hast und dich verändern möchtest, kann das auch über eine Weiterbildung oder sogar eine Fortbildung gelingen. Während eine Weiterbildung oft mehrere Jahre dauert, ist die Dauer einer Fortbildung meist kurz: oft umfasst sie nur wenige Veranstaltungen. Dadurch bist du zeitlich nicht lange gebunden. Für einen grundlegenden Wandel reicht eine Fortbildung aber sehr wahrscheinlich nicht aus.

Bildnachweis: Kinga / Shutterstock.com

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