Depressionen stellen Betroffene und ihre Angehörigen vor eine Bewährungsprobe. Wenn Menschen den Antrieb und die Freude am Leben verlieren, ist das meist für alle Beteiligten eine große Belastung. Ab wann spricht man von einer Depression? Was begünstigt ihre Entstehung – und was kann man tun, wenn man depressiv ist? Hier findest du viele Informationen und Tipps.
- Definition: Was ist eine Depression?
- Welche Ursachen können Depressionen haben?
- Depression: Welche Symptome sind typisch dafür?
- Wie verläuft eine Depression?
- Wie wird eine Depression diagnostiziert?
- Wie kann man eine Depression behandeln – und wie sind die Heilungschancen?
- Depression – was tun? Hier findest du Hilfe bei Depressionen
Definition: Was ist eine Depression?
Eine Depression ist eine psychische Erkrankung, die durch eine starke Niedergeschlagenheit gekennzeichnet ist. Depressive Menschen sind antriebslos und empfinden oft keine Freude mehr, auch bei Dingen, die ihnen früher Spaß gemacht haben. Dabei kann eine Depression stärker oder weniger stark ausgeprägt sein; sie kann nach einer kurzen Episode wieder vorüber sein, aber auch chronisch werden.
Es gibt bei Depressionen unterschiedliche Varianten. Die „klassische“ Depression ist die unipolare Depression, wie sie in diesem Beitrag beschrieben wird. Es gibt auch bipolare Depressionen, auch bekannt als bipolare Störung. Dabei wechseln sich depressive Phasen mit manischen Phasen ab. Eine Manie geht mit einem übertriebenen Hochgefühl einher; die Betroffenen sind oft überdreht, maßlos und haben ein gesteigertes Selbstwertgefühl. Sie sind sehr aktiv und rastlos.
Die Dysthymie ist eine weniger starke Depression, die jedoch lange anhält. Es handelt sich um eine chronische Depression. Dann gibt es weitere Varianten, die durch depressive Symptome geprägt sind. Dazu gehören Winterdepressionen: Viele Menschen haben in der kalten Jahreszeit einen Winterblues, bei dem sie meist milde Symptome einer Depression verspüren. Das gibt sich meist automatisch wieder, wenn das Wetter wieder besser ist. Frauen, die gerade ein Kind bekommen haben, können an einer Wochenbettdepression leiden, auch bekannt als postnatale Depression.
Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sind etwa sieben Prozent der Europäer depressiv. Nimmt man auch leichte Formen und Angststörungen hinzu, ist knapp jeder vierte Mensch in Europa betroffen. Grundsätzlich kann eine Depression in jedem Alter auftreten – bei Kindern und Jugendlichen ebenso wie bei Erwachsenen und älteren Menschen.
Welche Ursachen können Depressionen haben?
Woran liegt es, dass ein Mensch eine Depression entwickelt und ein anderer nicht? Verschiedene Faktoren können dabei eine Rolle spielen. Grundsätzlich kann eine Depression vererbt oder erworben sein. Die genetische Komponente spielt nachweislich bei Depressionen eine Rolle, auch wenn es zumindest nach derzeitigem Wissensstand kein spezifisches Gen gibt, das Depressionen auslösen würde. Wenn eine genetische Prädisposition zu einer Depression vorhanden ist, kann eine Depression leichter entstehen.
Mindestens ebenso wichtig wie das Erbgut eines Menschen sind eine Lebensumstände und Umwelteinflüsse, aber auch seine Lebenseinstellung und seine Persönlichkeit. Ob jemand optimistisch oder pessimistisch ist, macht zum Beispiel einen Unterschied: Eine optimistische Lebenseinstellung kann vor Depressionen schützen, während Pessimismus eine Depression begünstigen kann. Eine Rolle spielt auch, wie widerstandsfähig jemand ist. Menschen, die sich von Stress nicht so leicht aus der Ruhe bringen lassen, entwickeln seltener Depressionen. Dabei kommt es natürlich auch darauf an, wie viel Stress jemand in seinem Alltag hat. Wenn Stress nur hin und wieder auftritt, ist eine Depression als Folge unwahrscheinlicher als bei Dauerstress durch Beruf und Privatleben.
Stress, Unzufriedenheit und Vorerkrankungen können Depressionen begünstigen
Hoher Stress, aber auch Traumata, Schicksalsschläge oder Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben sind Faktoren, die eine Depression wahrscheinlicher machen können. Dasselbe gilt für Vorerkrankungen, durch die die Lebensqualität stark eingeschränkt ist. Auch biochemische Prozesse wirken sich auf die Entstehung einer Depression aus. Wissenschaftler gehen davon aus, dass ein gestörter Botenstoffwechsel im Gehirn eine Ursache für Depressionen sein kann. Dasselbe gilt für eine Fehlregulation der Stresshormone und hormonelle Schwankungen. Letzteres könnte auch ein Grund dafür sein, warum Frauen häufiger von Depressionen betroffen sind als Männer. Sie haben jeden Monat hormonelle Schwankungen und kommen irgendwann in die Wechseljahre, die ebenfalls durch starke hormonelle Umstellungen gekennzeichnet sind.
Frauen erkranken knapp doppelt so häufig an Depressionen wie Männer. Ob Depressionen bei Männern wirklich seltener vorkommen, lässt sich allerdings nicht eindeutig sagen. Dass Depressionen seltener bei Männern diagnostiziert werden, könnte schließlich auch daran liegen, dass sie sich seltener Hilfe suchen. Auch ihre Symptome können etwas anders sein – sie werden zum Beispiel eher aggressiv, sind leichter reizbar und haben sich schlechter im Griff. Sie können auch mehr Risiken in Kauf nehmen oder zu Alkohol und Drogen greifen. Dadurch kann eine Depression verkannt werden.
Alkohol- und Drogenmissbrauch kann das Problem verschlimmern: Alkohol und Drogen wird ebenfalls eine Auswirkung auf die psychische Gesundheit von Menschen zugeschrieben. Auch gesundheitliche Probleme können eine Depression zur Folge haben – zum Beispiel ein Vitamin-B12-Mangel, eine Schilddrüsenunterfunktion, Demenz oder ein niedriger Blutzuckerspiegel.
Depression: Welche Symptome sind typisch dafür?
Woran erkennt man, ob jemand Depressionen hat? Kann man eine Depression an den Augen erkennen? Nein. Es ist ein weitverbreiteter Irrtum, dass man jemandem auf einen Blick ansehen könnte, dass er depressiv ist. Depressionen lassen sich nicht an den Augen erkennen, und es hat auch nicht jeder Mensch mit Depressionen permanent gerötete und geschwollene Augen vom vielen Weinen.
Auf eine Depression deuten Anzeichen hin, die mit dem Verhalten der betroffenen Person zusammenhängen. Das Äußere ist nicht ausschlaggebend. Charakteristisch sind eine starke Niedergeschlagenheit und Traurigkeit. Die Betroffenen können viel weinen, müssen das aber nicht. Ihre Stimmung ist meist fast ununterbrochen schlecht, aber es kann zwischendurch auch Phasen geben, in denen es ihnen besser geht.
Depressive Menschen verlieren den Spaß im Leben ebenso wie das Interesse an Dingen, die ihnen vorher Freude gemacht haben. Oft herrscht eine innere Leere, gepaart mit einer ausgeprägten Antriebslosigkeit. Viele Betroffene fühlen sich, als seien sie von anderen Menschen und den Geschehnissen um sie herum isoliert – äußere Reize können sich anfühlen, als seien sie ganz weit weg.
Depression: Diese Anzeichen können darauf hindeuten
Eine Depression kann außerdem die folgenden Symptome haben:
- Müdigkeit
- Schlafstörungen
- Konzentrationsprobleme
- Magen-Darm-Beschwerden
- Kopfschmerzen
- Rückenschmerzen
- veränderter, meist verminderter Appetit
- Verlust der Libido
- Selbstzweifel
- geringes Selbstwertgefühl
- Schuldgefühle
Typisch für Depressionen sind Probleme, den Alltag zu bewältigen und sich für Dinge aufzuraffen, egal, ob es um Dinge geht, die man tun „muss“, oder um Dinge, die man früher einmal gerne gemacht hätte. Die Betroffenen fühlen sich oft ständig erschöpft oder es braucht sehr wenig, bis Erschöpfung auftritt. In schweren Fällen stehen die Betroffenen oft gar nicht aus dem Bett auf.
Manchmal führt eine Depression dazu, dass die Betroffenen nicht mehr arbeiten können und zeitweise oder dauerhaft arbeitsunfähig werden. Bei einer schweren Depression haben die Betroffenen womöglich Suizidgedanken oder unternehmen tatsächlich Suizidversuche. Vor allem schwerere, länger anhaltende Depressionen sind eine große Belastung für die Betroffenen, aber auch für ihr Umfeld. Für Angehörige, Partner und Freunde ist es oft schwer, mit Depressionen umzugehen. Die schlechte Stimmung der geliebten Person zieht auch sie herunter, und sie wissen womöglich nicht, wie sie den Betroffenen helfen können. Die Beziehungen zu anderen können auch unter einer Depression leiden.
Wie verläuft eine Depression?
Den einen, typischen Verlauf von Depressionen gibt es nicht. Jede Depression ist anders, so wie der Mensch, den sie betrifft. Analog zum Modell der fünf Trauerphasen der Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross gibt es jedoch auch ein Modell für die Phasen einer Depression. Man spricht auch von den 5 Phasen der Depression, die bei einem Menschen mit Depressionen auftreten können (aber nicht müssen).
Die 5 Phasen der Depression beginnen mit den für eine Depression typischen negativen Gedanken, die man jedoch nicht wahrhaben will. Verleugnung und Wut sind charakteristisch für diese erste Phase. In der zweiten Phase ändern sich das Schlafverhalten und der Appetit, was das Problem oft verschärft. Ein gestörter Schlaf und eine verminderte Nährstoffaufnahme sind negativ für das seelische Wohlbefinden und die körperliche Gesundheit. In Phase 3 verhandeln die Betroffenen mit sich selbst; sie machen sich womöglich Vorwürfe und können Schuldgefühle entwickeln.
Die vierte Phase ist durch Suizidgedanken, zum Teil auch Suizidversuche geprägt. Die Betroffenen fühlen sich tief erschöpft und sehen keinen Sinn mehr in ihrem Leben. Oft entsteht der Gedanke, dass das Leben auch in der Zukunft nicht mehr lebenswert wird. Die fünfte Phase ist die der Akzeptanz: Die depressive Person akzeptiert, dass sie psychisch krank ist. Sie arbeitet nicht mehr dagegen an, sondern versucht, die Situation konstruktiv zu lösen – zum Beispiel, indem sie sich Hilfe sucht.
Wichtig zu wissen ist, dass diese 5 Phasen der Depression nicht bei jedem depressiven Menschen auftreten müssen. Sie müssen auch nicht diese Reihenfolge haben und es muss nicht jede Phase vorhanden sein – einzelne Phasen können auch übersprungen werden.
Wie wird eine Depression diagnostiziert?
Wie wird eine Depression festgestellt? Zunächst einmal können Betroffene ein Stück weit selbst abschätzen, ob sie depressiv sein könnten. Es gibt zum Beispiel Selbsttests im Internet, und wer sich die typischen Symptome einer Depression durchliest, merkt wahrscheinlich sehr schnell, ob er sich darin wiederfindet.
Die offizielle Diagnose kann ein Arzt oder Psychotherapeut stellen. Wenn ein Betroffener sich psychotherapeutische Hilfe sucht, findet zunächst ein Anamnese-Gespräch statt, in dem sich der Therapeut ein Bild über die Person und ihren gesundheitlichen Zustand macht. Dabei wird auch der Schweregrad der Depression – sofern es sich denn um eine Depression handelt – bewertet. Eine Depression kann leicht, mittelgradig oder schwer sein. Die Einstufung hängt davon ab, wie viele der folgenden Haupt- und Nebensymptome zutreffen:
Hauptsymptome:
- depressive Stimmung
- Verlust von Interessen, Freudlosigkeit
- Antriebsmangel, leichte Ermüdbarkeit
Nebensymptome:
- verminderte Konzentrationsfähigkeit und Aufmerksamkeit
- vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
- Schuldgefühle, Gefühle der Wertlosigkeit
- pessimistische Zukunftsperspektive
- Suizidgedanken
- Schlafstörungen
- mangelnder Appetit
Leichtgradig ist eine Depression offiziell dann, wenn zwei Hauptsymptome und zwei Nebensymptome vorliegen. Mittelgradig ist sie bei zwei Hauptsymptomen und drei bis vier Nebensymptomen. Von einer schweren Depression geht man aus, wenn alle drei Hauptsymptome und mehr als vier Nebensymptome vorliegen.
Zur Diagnose einer Depression können auch körperliche Untersuchungen genutzt werden, zum Beispiel ein Blutbild oder ein CT des Gehirns.
Wie kann man eine Depression behandeln – und wie sind die Heilungschancen?
Depressionen sind eine Krankheit, die geheilt werden kann. Das gelingt am besten, wenn Betroffene sich möglichst frühzeitig Hilfe suchen. Theoretisch kann sich eine Depression, vor allem eine milde, zwar auch von selbst wieder geben – zum Beispiel, wenn sie wegen vorübergehender negativer Lebensumstände entstanden ist. In vielen Fällen verfestigt sie sich jedoch ohne rechtzeitige psychotherapeutische Begleitung.
Bei einer psychotherapeutischen Behandlung kommen verschiedene Ansätze infrage. Je nach Person und Auslöser der Depression kann zum Beispiel tiefenpsychologische Psychotherapie oder Psychoanalyse hilfreich sein, aber auch eine Verhaltenstherapie. Die Therapie beim Psychotherapeuten wird oft medikamentös mit der Gabe von Antidepressiva begleitet. Nicht immer reicht eine ambulante Therapie aus. In schwerwiegenden Fällen kann sich eine stationäre Therapie oder Kur anbieten. Oft übernimmt die Krankenkasse die Kosten dafür.
Nicht zuletzt können Betroffene selbst etwas dafür tun, dass es ihnen besser geht, auch wenn das bei Antriebsmangel und Lethargie oft leichter gesagt als getan ist. Essenziell ist zum Beispiel Bewegung, am besten an der frischen Luft. Dabei kommen die Betroffenen auf andere Gedanken, außerdem hebt Bewegung die Stimmung. Auch die Ernährung spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle. Wer das isst, was seinen Darmbakterien guttut, ist im Vorteil. Serotonin, das „Glückshormon“, wird zu 90 Prozent von Darmbakterien hergestellt. Wenn die Darmflora wegen einer ungesunden Ernährung aus dem Gleichgewicht geraten ist, kann das die Stimmung trüben und so zu einer Depression beitragen.
Gesund ernähren und Stress verringern
Gut für den Darm sind Ballaststoffe in Form von frischem Obst und Gemüse, Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten. Fleisch, hochverarbeitete Lebensmittel, Zusatzstoffe und künstliche Süßungsmittel sollten hingegen möglichst selten auf dem Speiseplan stehen, da sie die Darmflora aus dem Gleichgewicht bringen können.
Wichtig ist auch, dass Betroffene ihren Stress reduzieren. Dabei ist die Einstufung dessen, was Stress verursacht und was nicht, sehr subjektiv. Auch jemand, der objektiv ein relativ entspanntes Leben hat, kann Stress empfinden. Nicht zuletzt verursachen negative Gefühle im Rahmen einer Depression viel Stress. Schöne Momente, soweit sie möglich sind, sind sehr wichtig, um depressiven Gefühlen etwas entgegenzusetzen. Ebenso wichtig sind positive Beziehungen zu anderen, die Kraft spenden.
Grundsätzlich kann auf eine depressive Episode eine weitere folgen. Das gilt besonders, wenn die betreffende Person nicht in Behandlung ist und keine Prävention betreibt – in diesem Fall ist die Rückfallwahrscheinlichkeit hoch. Mit den richtigen Maßnahmen bekommen Betroffene ihre Depression aber meist in den Griff. Es kann aber je nach Schweregrad und Umständen länger dauern, bis die Depression wirklich überwunden ist. Die Depression kann in Phasen der Heilung bewältigt werden, die nicht linear verlaufen müssen: Oft stellen sich Fortschritte ein, dann gibt es aber wieder einen Rückschritt, bis die Entwicklung wieder in die richtige Richtung geht.
Depression – was tun? Hier findest du Hilfe bei Depressionen
An wen kann man sich wenden, wenn man das Gefühl hat, depressiv zu sein? Grundsätzlich ist der Hausarzt ein Ansprechpartner. Wer ein gutes Vertrauensverhältnis zu seinem Hausarzt hat, wendet sich am besten als Erstes an ihn. Ebenso können Betroffene direkt Kontakt mit einem Psychotherapeuten aufnehmen, wobei vor allem viele Kassenpatienten allerdings oft lange auf einen Therapieplatz warten müssen. Zumindest ein Erstgespräch kann aber in der Regel schnell vereinbart werden. Dazu können sich Betroffene auch an ihre Krankenversicherung wenden. Möglicherweise kann auch eine Online-Therapie eine vielversprechende Option sein.
Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen, aber auch Ratgeber und Webseiten im Internet können ebenfalls nützlich sein, um eine Depression zu bekämpfen. Nicht zuletzt ist es immer eine gute Idee, sich nahestehenden Personen anzuvertrauen. Es tut oft sehr gut, darüber zu reden und zu merken, dass man nicht allein ist.
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