Zu den häufigsten Diskriminierungsmerkmalen zählt das Alter eines Menschen. Besonders häufig wegen ihres Alters diskriminiert werden ältere Menschen, aber auch jüngere Menschen können davon betroffen sein. Hier erfährst du, was Altersdiskriminierung ist, welche Beispiele es dafür gibt und was man dagegen tun kann.
Was ist Ageismus?
Es gibt verschiedene Diskriminierungsmerkmale, wegen derer Menschen besonders häufig diskriminiert werden. Eines davon ist das Alter des Menschen. Diskriminierung, die sich auf das Alter einer Person bezieht, ist als Altersdiskriminierung bekannt. Der englische Fachbegriff dafür lautet Ageismus. Bei Altersdiskriminierung werden Menschen in einer vergleichbaren Situation schlechter behandelt als andere, weil sie ein bestimmtes Alter haben.
Praktisch betrifft Altersdiskriminierung meist Menschen in einem höheren Alter, wobei es keine pauschale Antwort auf die Frage gibt, ab wann ein Mensch ein höheres Alter hat. Betroffen sein können aber auch Menschen, die jünger sind. Besonders oft sind es dann junge Menschen, die am Anfang ihrer Berufslaufbahn stehen.
Der Antidiskriminierungsstelle des Bundes zufolge gehört Ageismus zu den am weitesten verbreiteten Formen von Diskriminierung. Einer repräsentativen Umfrage der Antidiskriminierungsstelle im Jahr 2015 zufolge betraf Altersdiskriminierung 15 Prozent der Menschen – so viele der Befragten gaben bei der Befragung an, in den vergangenen 24 Monaten wegen ihres Alters diskriminiert worden zu sein. Sie waren demnach „zu jung“ oder „zu alt“. Altersdiskriminierung steht oft nicht für sich, sondern ist mit weiteren Diskriminierungsmerkmalen gekoppelt. Bei einer solchen mehrdimensionalen Diskriminierung ergänzen sich verschiedene Diskriminierungsfaktoren, zum Beispiel kommt dann noch eine Diskriminierung wegen einer Behinderung oder dem Geschlecht hinzu.
Nach den Bestimmungen des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) ist Altersdiskriminierung an der Arbeit und bei Alltagsgeschäften grundsätzlich verboten. Es gibt jedoch Ausnahmen, außerdem erstreckt sich das AGG nicht auf alle Lebensbereiche. Das führt zu verschiedenen Lücken im Schutz vor Altersdiskriminierung.
In welchen Situationen kann es zu Ageismus kommen?
Grundsätzlich kann es in allen möglichen Situationen im beruflichen und privaten Alltag zu Altersdiskriminierung kommen. Besonders häufig gibt es entsprechende Fälle im Arbeitsleben, zum Beispiel bei der Stellenbesetzung: Jüngere Bewerber, die frisch von der Uni kommen, gelten oft als nicht qualifiziert und erfahren genug und werden deshalb abgelehnt. Wenn sie doch eingestellt werden, ist ihr Gehalt oft niedriger als das von erfahreneren Kollegen. Älteren Bewerbern hingegen wird häufig unterstellt, sie seien starr im Denken und könnten mit digitalen Technologien nicht gut genug umgehen. Auch sie haben deshalb bei der Jobsuche oft das Nachsehen.
Im Alltag werden ältere Menschen besonders oft wegen ihres Alters diskriminiert. Sie können zum Beispiel Probleme haben, Kredite zu bekommen, oder müssen bei Versicherungen oft höhere Beiträge zahlen. Die zunehmende Digitalisierung von Alltagsgeschäften kann ältere Menschen ebenfalls benachteiligen.
Ein Beispiel dafür ist das Online-Banking. Viele Banken verlagern ihr Geschäft zunehmend in digitale Sphären. Filialen schließen oder schränken ihre Angebote stark ein, zulasten von älteren Menschen, die kein Online-Banking nutzen. Vielen älteren Menschen fehlen die persönlichen Ansprechpartner in Filialen vor Ort, mit denen sie Fragen klären können. Auch Mitgliedsbeiträge – etwa für Organisationen oder Nutzung der örtlichen Bücherei – können zu Altersdiskriminierung führen, wenn sie nach dem Alter gestaffelt sind.
Anzeichen für eine Diskriminierung aufgrund des Alters
Ageismus kann verschiedene Formen annehmen. Er kann direkt (unmittelbar) oder indirekt (mittelbar) auftreten. Bei einer direkten Altersdiskriminierung werden Menschen wegen ihres Alters von anderen diskriminiert – etwa ein älterer Bewerber, der auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen hat. Mittelbare Diskriminierung ergibt sich hingegen über bestimmte Strukturen und Regeln, die eigentlich neutral zu sein scheinen, aber faktisch zu Diskriminierung führen oder führen können.
Altersdiskriminierung kann sich in Form von diskriminierenden Äußerungen zeigen, zum Beispiel „Das rafft der doch nie“ über einen älteren Kollegen oder auch „Da bist du noch nicht alt genug für“. Solche Bemerkungen können spöttisch, abfällig, aber auch beleidigend sein. Verbale Angriffe sind ebenfalls denkbar. Häufig werden dabei Stereotypen und Generalisierungen genutzt, die sich auf Vorurteile stützen. Ältere Menschen können durch Regeln und Vorschriften diskriminiert werden, die sich auf das Alter beziehen. Menschen können auch wegen ihres Alters ausgeschlossen werden – generell oder von bestimmten Dingen.
Altersdiskriminierung am Arbeitsplatz kann viele Gesichter haben. Ein typisches Beispiel sind Verfahren zur Stellenbesetzung. Schon Stellenausschreibungen können Anzeichen für eine Diskriminierung wegen des Alters am Arbeitsplatz liefern. Ein Beispiel wäre eine Formulierung wie „Unser junges, dynamisches Team sucht Verstärkung“. So eine Aussage lässt den Schluss zu, dass Bewerber bestenfalls ebenfalls jung und dynamisch sind, was ältere Bewerber benachteiligt. Im eigentlichen Bewerbungsprozess werden Bewerber, die als zu jung oder alt empfunden werden, womöglich pauschal abgelehnt.
Ältere Arbeitnehmer haben im Beruf oft weniger Chancen. Sie werden häufig ab einem bestimmten Alter nicht mehr befördert, weil man sie für weniger leistungsfähig und flexibel als jüngere Kandidaten hält. Wenn ihnen bestimmte Posten verwehrt bleiben, obwohl sie dafür eigentlich qualifiziert wären, kann auch ein näher rückender Renteneintritt der Grund dafür sein – man möchte den Job dann nicht schneller als nötig wieder neu besetzen müssen.
Ageismus: Beispiele für eine Diskriminierung wegen des Alters
Wie Altersdiskriminierung am Arbeitsplatz und im Alltag praktisch aussehen kann, zeigen dir die folgenden Beispiele:
- Ein älterer Bewerber wird wegen seines Alters nicht eingestellt.
- Ein älterer Mitarbeiter wird wegen seines Alters nicht mehr befördert.
- Ein jüngerer Bewerber wird nicht eingestellt, weil er als zu jung gilt.
- Ein jüngerer Mitarbeiter bekommt ein geringeres Gehalt als ältere Kollegen, obwohl er dieselbe Arbeit leistet.
- Für Mitgliedschaften in Organisationen und Vereinigungen müssen ältere Menschen oft höhere Beiträge zahlen.
- Die Kollegen lassen einen älteren Kollegen links liegen und bemühen sich nicht, ihn einzubinden – weil sie annehmen, dass er ohnehin nicht alles versteht oder technisch nicht so versiert ist.
- Eine Frau Anfang 30 wird in einem Bewerbungsgespräch gefragt, ob sie schwanger ist oder vorhat, Kinder zu bekommen.
- Eine Frau Anfang 30 wird wegen ihres Alters bei einer Bewerbung abgelehnt, weil man fürchtet, dass sie bald schwanger werden und im Job ausfallen könnte.
- Auch Abfindungen können zu Altersdiskriminierung führen, wenn zum Beispiel der Sozialplan vorsieht, dass sie nur bis zu einer bestimmten Altersgrenze gezahlt werden. Wer älter ist, von dem wird erwartet, dass er im Zweifelsfall einfach früher in Rente geht. Das ist aber mit Nachteilen verbunden.
- Alle möglichen Dinge laufen heute (vorwiegend) digital ab. Ältere Menschen kennen sich mit entsprechenden Möglichkeiten und Funktionen oft nicht genügend aus und haben deshalb faktisch oft keinen Zugang zu den Angeboten.
- Jugendliche bezeichnen einen etwas älteren Mann abfällig als „Opa“ und lachen über ihn.
- Gebäude und öffentliche Bereiche sind häufig nicht barrierefrei, was ein Problem für ältere Menschen sein kann, die nicht mehr gut zu Fuß sind. Dasselbe gilt für zu schmale Bürgersteige, unebene Straßenbeläge, fehlende Rolltreppen oder Aufzüge.
- Ältere Studenten haben oft keinen Anspruch auf staatliche Unterstützung mehr, die sie in jüngeren Jahren bekommen hätten, etwa Bafög. Eine berufliche Neuorientierung kann dadurch stark erschwert sein, zumal die Lebenshaltungskosten in höherem Alter meist höher sind.
- Auch das Wahlrecht ab 18 ist ein Beispiel für Altersdiskriminierung.
- Keine Altersdiskriminierung ist es hingegen, wenn ältere Kollegen längere Kündigungsfristen bei einer Kündigung durch den Arbeitgeber haben. Das hat das Bundesarbeitsgericht im Jahr 2014 geurteilt. Eine Staffelung der Kündigungsfristen nach der Dauer der Betriebszugehörigkeit kann dazu führen, verletzt das Verbot der mittelbaren Altersdiskriminierung aber demnach nicht.
Welche Gründe kann Diskriminierung wegen des Alters haben?
Altersdiskriminierung hängt häufig mit der Zuschreibung bestimmter Eigenschaften zusammen, die an das Alter geknüpft sind. Ein weniger erfahrener junger Bewerber gilt vielen Unternehmen automatisch als weniger fähig, obwohl das nicht der Fall sein muss. Ebenso halten viele Arbeitgeber ältere Beschäftigte für wenig anpassungsfähig, lernbereit und belastbar, obwohl auch das nicht zutreffen muss.
Somit sind oft Vorurteile im Spiel, wenn Menschen wegen des Alters diskriminiert werden. Das gilt häufig selbst dann, wenn die betreffenden Personen schon die Erfahrung gemacht haben, dass ihre Vorurteile nicht immer zutreffen. Zum Beispiel könnte ein Arbeitgeber einen sehr fähigen älteren Mitarbeiter haben, der überaus leistungsfähig ist, aber trotzdem davor zurückschrecken, einen älteren Bewerber einzustellen.
Nicht selten geschieht Altersdiskriminierung unbeabsichtigt, zum Beispiel mittelbar durch Regelungen und Strukturen. Diejenigen, die für entsprechende Vorgaben verantwortlich sind, sind sich des Problems oft nicht bewusst. Sie selbst sind oft nicht im Alter derjenigen, die sie durch ihre Entscheidungen direkt oder indirekt diskriminieren. Ageismus kann auch damit zusammenhängen, dass die diskriminierenden Personen glauben, sie seien mehr wert als andere. Das zeigen sie durch entsprechende Handlungen und Aussagen.
Wie kann man sich gegen Ageismus wehren?
Für die Betroffenen ist Altersdiskriminierung häufig frustrierend und verletzend. Das gilt in besonderem Maße, wenn sie schon etwas älter sind und sich von anderen Menschen nicht respektiert und ernstgenommen fühlen. Besonders die Diskriminierung alter Menschen ist relativ weit verbreitet. Was kann man tun, wenn es zu einer Diskriminierung aufgrund des Alters kommt?
Es hängt von der Situation ab, in der sich die Diskriminierung ergibt. Vielleicht musst du dir als älterer Mensch öfter blöde Sprüche anhören, zum Beispiel von Jugendlichen. Dann kannst du dich mit Worten dagegen zur Wehr setzen. Du musst die anderen Personen nicht verbal attackieren, kannst ihnen aber mit einem cleveren Kommentar etwas entgegensetzen und sie zum Schweigen bringen.
Wenn du das Gefühl hast, dass dir wegen deines Alters Jobchancen verweigert werden, kannst du mit dem Arbeitgeber sprechen. Ob du ihn überzeugen kannst, dich einzustellen, zu befördern oder dir bestimmte Aufgaben zu übertragen, ist aber womöglich trotzdem fraglich. Versuchen kannst du es natürlich trotzdem – vielleicht hilft deine Reaktion, ein Umdenken anzuregen.
Ageismus: An wen kann man sich wenden?
Bei Altersdiskriminierung am Arbeitsplatz kannst du dich an deinen Chef oder den Betriebsrat wenden. Wenn die Diskriminierung wegen des Alters am Arbeitsplatz von deinem Vorgesetzten ausgeht, ist ein höherrangiger Vorgesetzter womöglich ein besserer Ansprechpartner. Abseits des Unternehmens hast du die Möglichkeit, Beratungsstellen wie die Antidiskriminierungsstelle des Bundes zu kontaktieren und dich dort beraten zu lassen. Auch Organisationen speziell für ältere Menschen können eine Anlaufstelle sein.
Je nach deiner Situation hast du gegebenenfalls sogar Anspruch auf Entschädigung oder Schadensersatz wegen Verstößen gegen das AGG. Diese Ansprüche kannst du mit einer Klage juristisch einfordern, solltest dich dabei aber von einem Anwalt beraten lassen.
Unabhängig davon, ob du selbst von Altersdiskriminierung betroffen bist oder nicht, kann jeder etwas tun, damit es möglichst selten dazu kommt. Wenn du selbst noch jung bist, verhalte dich älteren Menschen gegenüber respektvoll. Wenn du schon älter bist, nimm auch jüngere Menschen ernst. Als Arbeitgeber solltest du Bewerber nicht von vornherein wegen ihres Alters ablehnen oder ihnen einen internen Aufstieg verwehren. Und wenn du mitbekommst, dass jemand im Bus einen älteren Mann blöd anmacht, kannst du dazwischen gehen und die betreffenden Personen zur Rede stellen. Wenn diskriminierende Menschen merken, dass sie Gegenwind bekommen und Außenstehende ihre Respektlosigkeiten nicht tolerieren, überlegen sie sich womöglich beim nächsten Mal zweimal, ob sie wirklich einen blöden Spruch bringen.
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