Arbeitsleben & BerufDiskriminierung aufgrund des Geschlechts: Gründe und Vorbeugung

Diskriminierung aufgrund des Geschlechts: Gründe und Vorbeugung

Frauen und nicht-binäre Personen haben es im Alltag und im Beruf an vielen Stellen schwerer als andere. In manchen Situationen kann eine Diskriminierung aufgrund des Geschlechts vorliegen. Was genau darunterfällt, welche Gründe geschlechtliche Diskriminierung haben und wie man sich gegen dagegen wehren kann, erklären wir dir hier.

Diskriminierung wegen des Geschlechts: Wann liegt sie vor?

„Niemand darf wegen seines Geschlechts […] benachteiligt werden.“ So steht es in Artikel 3 des Grundgesetzes. Was genau bedeutet Diskriminierung wegen des Geschlechts? Eine Diskriminierung ist eine schlechtere Behandlung einer Person wegen bestimmter persönlicher Merkmale. Geschlechtliche Diskriminierung bezieht sich entsprechend auf das Geschlecht eines Menschen. Dabei kann das biologische Geschlecht gemeint sein, das sich auf körperliche Merkmale bezieht, aber auch das soziale Geschlecht. Das soziale Geschlecht bezieht sich auf gesellschaftlich wahrgenommene beziehungsweise konstruierte Unterschiede zwischen den Geschlechtern.

Besonders häufig wegen ihres Geschlechts werden Frauen diskriminiert. Dass Frauen häufiger benachteiligt werden als Männer, zeigt auch eine Umfrage aus dem Jahr 2019. Laut Statista hatten 60 Prozent der männlichen Befragten noch nie das Gefühl, wegen ihres Geschlechts diskriminiert worden zu sein, 25 Prozent selten und zehn Prozent ab und zu. Fast jede zweite befragte Frau (47 Prozent) gab hingegen an, „schon öfter“ oder „ab und zu“ das Gefühl gehabt zu haben, wegen ihres Geschlechts benachteiligt zu sein. 34 Prozent hatten dieses Gefühl selten.

Auch nicht-binäre Geschlechtsidentitäten erleben Diskriminierung überdurchschnittlich häufig. Menschen mit Geschlechtsidentitäten wie transgender, bigender, genderfluid oder agender können wegen ihrer geschlechtlichen Identität benachteiligt und zur Zielscheibe von Mobbing oder Gewalt werden.

Wie kann Diskriminierung aufgrund des Geschlechts aussehen?

Diskriminierung aufgrund des Geschlechts kann sich auf verschiedene Art und Weise bemerkbar machen. So gibt es zum Beispiel häufig Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen, Stichwort Gender Pay Gap. Im Schnitt verdienen Frauen in Deutschland noch immer weniger als Männer. Sie besetzen auch weniger hochrangige Posten.

Geschlechtliche Diskriminierung kann direkt oder indirekt auftreten. Eine direkte Diskriminierung von Frauen wäre es etwa, wenn ein Unternehmen Frauen prinzipiell schlechter bezahlt als männliche Mitarbeiter. Indirekte Diskriminierung wegen des Geschlechts wäre hingegen gegeben, wenn Jobs, die überdurchschnittlich häufig von Frauen ausgeübt werden, geringer entlohnt werden. So, wie es zum Beispiel in der Pflege, der Reinigung oder beim Friseur typisch ist.

Auch im Job kommt es immer wieder zu einer Diskriminierung aufgrund des Geschlechts. Diskriminierung am Arbeitsplatz wegen des Geschlechts kann dann zum Beispiel so aussehen, dass Frauen in einem bestimmten Alter bei Bewerbungen das Nachsehen haben, weil der Arbeitgeber befürchtet, dass sie bald Kinder bekommen werden. Sie kann auch schwangere Beschäftigte betreffen, deren befristeter Arbeitsvertrag nicht verlängert wird. Frauen können ohne guten Grund schlechter bezahlt werden als ihre männlichen Kollegen oder Probleme haben, nach der Elternzeit in den Beruf zurückzukehren. Beförderungen und bestimmte Posten bleiben ihnen womöglich verwehrt. In Vorstellungsgesprächen können Frauen gefragt werden, wie ihr Familienstand ist und ob sie vorhaben, Kinder zu bekommen – ungeachtet der Tatsache, dass entsprechende Nachfragen seitens des Arbeitgebers nicht erlaubt sind.

Sexuelle Belästigung als geschlechtliche Diskriminierung

Ein weiteres Beispiel für geschlechtliche Diskriminierung ist sexualisiertes Verhalten, das bei den betroffenen Personen unerwünscht ist. Frauen müssen sich dann zum Beispiel anzügliche Sprüche im Büro anhören, ernten unerwünschte Blicke oder werden sogar gegen ihren Willen berührt, schlimmstenfalls sogar vom Vorgesetzten. Stellenausschreibungen können ebenfalls diskriminierend sein, wenn zum Beispiel nur das generische Maskulinum genannt wird („Kollege gesucht“). Oder es wird im Rahmen der Stellenausschreibung ein Bild gezeigt, auf dem nur Männer zu sehen sind – was nahelegen könnte, dass sich nur Männer für den Job bewerben sollen.

Transpersonen und Menschen mit nicht-binären Geschlechtsidentitäten können von anderen angefeindet werden. Im Job müssen sie sich womöglich blöde Sprüche oder Witze anhören, werden von anderen ausgegrenzt oder sogar beleidigt. Auch Formulare können diskriminierend sein, wenn sie nicht-binären Personen nicht die nötige Auswahl an Optionen geben, wenn es um Angaben zu ihrer geschlechtlichen Identität geht.

Welche Ursachen kann die Diskriminierung von Frauen und nicht-binären Personen haben?

Wenn Frauen oder nicht-binäre Menschen wegen ihres Geschlechts beziehungsweise ihrer geschlechtlichen Identität diskriminiert werden, kann das verschiedene Ursachen haben. Häufig sind Vorurteile im Spiel, die zu negativen Einstellungen gegenüber den betroffenen Personen führen können. Solche Vorurteile können mit gesellschaftlichen und institutionellen Normen und tradierten Denkweisen in Verbindung stehen. Häufig sind entsprechende Denkweisen zumindest teilweise gesellschaftlich etabliert.

Nicht selten wird die Diskriminierung von den Diskriminierenden nicht als Diskriminierung aufgefasst. Ein Beispiel ist das Flirten eines Mannes mit einer Frau am Arbeitsplatz: Wie unangenehm es vielen Frauen ist, zur sexuellen Zielscheibe zu werden – besonders in einer Situation, wo man dem anderen nicht aus dem Weg gehen kann –, ist vielen Männern nicht in vollem Umfang bewusst. Viele Frauen scheuen sich in so einer Situation, Kollegen oder dem Chef Grenzen aufzuzeigen, vor allem, wenn sie ansonsten gut mit den Beteiligten auskommen. Die Männer verhalten sich dann womöglich bei der nächsten Gelegenheit wieder genauso, da ihr Verhalten scheinbar in Ordnung war.

Wie es zu Lohnunterschieden zwischen Frauen und Männern kommen kann

Eine Ungleichbehandlung von Frauen und Männern bei der Höhe des Gehalts kann verschiedene Ursachen haben. Es kann etwa sein, dass Unternehmen Männern – bewusst oder unbewusst – von vornherein ein höheres Gehalt zahlen. Ebenso können Gehaltsunterschiede damit zusammenhängen, dass viele Frauen zögerlicher bei Gehaltsverhandlungen sind, egal ob beim Bewerbungsgespräch oder im laufenden Arbeitsverhältnis. Männer treten oft selbstbewusster auf und trauen sich eher, überhaupt nach einem höheren Gehalt zu fragen – und bekommen es somit auch öfter.

Der Gender Pay Gap hängt nicht zuletzt auch damit zusammen, dass Frauen häufiger schlechtbezahlte Jobs ausüben. Sie legen auch öfter eine Pause für die Familie ein oder arbeiten in Teilzeit, um Beruf und Familie vereinen zu können. Das mindert ihr Einkommen und kann ihrer Karriere schaden, was künftige Gehaltsaussichten verschlechtert.

Diskriminierung ist oft mehrdimensional: Sie bezieht sich meist nicht nur auf ein einziges Merkmal, sondern auf mehrere. Verschiedene Diskriminierungsmerkmale wie Rasse, ethnische Herkunft, Religion, Weltanschauung, eine Behinderung, Alter, sexuelle Identität oder Geschlecht können sich gegenseitig verstärken. So haben zum Beispiel Frauen mit Migrationshintergrund, mit einer Behinderung oder in höherem Alter auf dem Arbeitsmarkt oft besonders schlechte Chancen.

Ungleichbehandlung: Nicht immer Diskriminierung

Eine ungleiche Behandlung und Diskriminierung sind nicht dasselbe. Ein Arbeitgeber kann zum Beispiel Mitarbeiter unterschiedlichen Geschlechts unterschiedlich behandeln, weil es dafür bestimmte Gründe gibt. Nur, wenn das Geschlecht (oder ein anderes Diskriminierungsmerkmal) den Ausschlag für die Ungleichbehandlung gibt, handelt es sich um Diskriminierung.

Ungleichbehandlungen im Beruf können zum Beispiel mit unterschiedlichen Qualifikationen zusammenhängen. Wenn ein männlicher Kandidat der beste Bewerber ist, ist es legitim, Frauen eine Absage zu erteilen. Auch bei der Frage, wer aus dem Team befördert werden soll, können objektiv nachvollziehbare Kriterien ausschlaggebend sein. Dasselbe kann für die Höhe des Gehalts gelten. Gibt es entsprechende Gründe jedoch nicht, kann Diskriminierung vorliegen.

Frauen können auch ganz bewusst bevorzugt werden, und zwar in Situationen, in denen sie besonders schutzwürdig sind. So haben etwa schwangere Frauen einen besonderen Kündigungsschutz und dürfen nur noch Tätigkeiten ausüben, die sie und ihr ungeborenes Kind nicht gefährden. Frauen können auch bei Stellenbesetzungen wegen ihres Geschlechts bevorzugt werden, zum Beispiel bei Tätigkeiten in einer Frauenarztpraxis, einer Beratungsstelle für Frauen, für eine bestimmte Filmrolle oder bei Model-Jobs. Das gilt im umgekehrten Fall jedoch auch für Männer.

Wie kann man sich gegen Diskriminierung wegen des Geschlechts wehren?

Diskriminierung aufgrund des Geschlechts ist nach den Bestimmungen des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) verboten. Niemand darf wegen seines Geschlechts diskriminiert werden, egal, ob an der Arbeit oder im privaten Alltag. Das ändert allerdings nichts daran, dass es immer wieder zu Diskriminierung kommt. Wie reagiert man darauf am besten, welche Optionen hat man?

Betroffene sollten immer vom Kontext abhängig machen, wie sie auf Diskriminierung reagieren. Sagen wir, du sitzt als weibliche Bewerberin in einem Vorstellungsgespräch. Der Arbeitgeber stellt dir unzulässige Fragen wie die nach einer bestehenden oder geplanten Schwangerschaft. In diesem Fall ist eine Notlüge legitim. Du kannst auch die Antwort verweigern.

Falls du im Arbeitsalltag wegen deines Geschlechts diskriminiert wirst, ist ein Gespräch mit dem Arbeitgeber sinnvoll. Er hat eine Fürsorgepflicht gegenüber seinen Mitarbeitern und muss sie vor Diskriminierung und Belästigung schützen. Je nach Situation kann es auch ratsam sein, die diskriminierende Person direkt auf ihr Verhalten anzusprechen. Im besten Fall war ihr nicht bewusst, wie ihr Verhalten auf dich wirkt, sie entschuldigt sich und es kommt nicht erneut zu solchen Vorfällen.

Diskriminierung wegen Geschlechts: Wo finde ich Hilfe?

Eine weitere Option bei Diskriminierung am Arbeitsplatz wegen des Geschlechts besteht darin, formell Beschwerde einzureichen. Gemäß § 13 AGG müssen Unternehmen eine Beschwerdestelle einrichten. Dorthin kannst du dich wenden; anschließend muss der Arbeitgeber der Sache nachgehen. Alternativ kannst du dich auch an den Betriebsrat, die Personalabteilung oder die Gleichstellungsbeauftragte wenden. Gegebenenfalls hast du sogar Anspruch auf Schadensersatz oder Entschädigung. Solche Ansprüche musst du zeitnah gegenüber dem Arbeitgeber geltend machen. Lasse dich dabei von einem Fachanwalt beraten.

Wenn du dich beraten lassen möchtest, kannst du dich an entsprechende Beratungsstellen wenden. Eine mögliche Anlaufstelle ist zum Beispiel die Antidiskriminierungsstelle des Bundes, hinzu kommen zahlreiche Stellen auf untergeordneten Ebenen. Auch der Frauennotruf ist ein Ansprechpartner, wenn es zu einer Diskriminierung von Frauen kommt.

Vielleicht bist du selbst nicht von geschlechtlicher Diskriminierung betroffen, hast aber mitbekommen, wie andere wegen ihres Geschlechts diskriminiert werden. Dann solltest du nicht tatenlos zuschauen, sondern nach Möglichkeit die diskriminierende(n) Person(en) zur Rede stellen. Wenn sie merken, dass Außenstehende einschreiten, kann das abschreckend wirken und zur Prävention von Diskriminierung aufgrund des Geschlechts beitragen.

Bildnachweis: Monster Ztudio / Shutterstock.com

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