Arbeitsleben & BerufGewalt am Arbeitsplatz: So kannst du dich schützen

Gewalt am Arbeitsplatz: So kannst du dich schützen

Der eigene Arbeitsplatz sollte zwar ein sicherer Ort für Beschäftigte sein, ist das aber längst nicht immer. Von außen wie von innen können sich Bedrohungen am Arbeitsplatz ergeben. In diesem Artikel erfährst du, welche Facetten Gewalt am Arbeitsplatz haben kann, was zu psychischer und physischer Gewalt im Job führen kann und was du tun kannst, um dich dagegen davor zu schützen.

Gewalt am Arbeitsplatz: Was fällt darunter und von wem kann sie ausgehen?

Die Internationale Arbeitsorganisation IAO der Vereinten Nationen definiert Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt als „eine Bandbreite von inakzeptablen Verhaltensweisen und Praktiken oder deren Androhung“, und zwar unabhängig davon, „ob es sich um ein einmaliges oder ein wiederholtes Vorkommnis handelt“. Es handelt sich laut IAO um Gewalt oder Belästigung, wenn diese Verhaltensweisen darauf abzielen, physischen, psychischen, sexuellen oder wirtschaftlichen Schaden zu verursachen oder einen solchen Schaden zur Folge haben. Auch geschlechtsspezifische Gewalt und Belästigung gehören hierzu.

Gewalt am Arbeitsplatz äußert sich in Situationen, die im Zusammenhang mit der Arbeit stehen. Es kann während der Arbeit zu physischer oder psychischer Gewalt kommen, aber beispielsweise auch während der Pause oder auf dem Weg zur oder von der Arbeit.

Unterschieden werden interne und externe Gewalt am Arbeitsplatz. Interne Gewalt kann insbesondere von Kollegen, dem Chef oder Untergebenen ausgehen. Externe Bedrohungen am Arbeitsplatz ergeben sich zum Beispiel durch Kunden, Geschäftspartner, Patienten oder Besucher.

Gewalt im Job kann viele Formen annehmen

Gewalt am Arbeitsplatz kann einerseits physisch geäußert werden, wenn jemand körperlich angegriffen wird. Das kann etwa durch Schläge, Tritte, Anspucken oder eine Bedrohung mit Waffen oder anderen gefährlichen Gegenständen geschehen.

Andererseits ist Gewalt im Job nicht immer für alle offensichtlich, sondern kann auch subtiler geäußert werden, etwa durch verbale Bedrohungen oder Mobbing. Psychische Gewalt am Arbeitsplatz zeigt sich zum Beispiel durch abfällige Bemerkungen, Beleidigungen, Bedrohungen, Stalking oder Diskriminierung. Auch Anschreien oder Pöbeln ist in diesem Sinne als Gewalt zu verstehen.

Kommt es im Job zu Gewalt, kann sich das aus der Situation heraus ergeben und ist dann nicht von langer Hand geplant – zum Beispiel, wenn ein Gespräch unerwartet eskaliert. Ebenso kann Gewalt am Arbeitsplatz systematisch und damit in vollem Bewusstsein erfolgen.

Risikofaktoren: Wodurch kann es zu Gewalt am Arbeitsplatz kommen?

Gewalt am Arbeitsplatz kann verschiedene Ursachen haben. Sie kann sich zwar letztlich in jeder Arbeitsumgebung und jedem Job ergeben, es gibt allerdings bestimmte Risikofaktoren, die physische oder psychische Gewalt wahrscheinlicher machen. Zu den wichtigsten Risikofaktoren für Bedrohungen am Arbeitsplatz gehören:

  • der Job an sich: in manchen Jobs ist die Gefahr von Gewalt wahrscheinlicher als in anderen
  • regelmäßiger und starker Publikumsverkehr
  • der Umgang mit größeren Summen an Bargeld oder wertvollen Gütern
  • eine Arbeitstätigkeit, in der die Beschäftigten überwiegend alleine sind
  • Arbeit, die nachts oder in den frühen Morgenstunden stattfindet
  • eine Tätigkeit im Service

Es kommt zum Beispiel immer wieder vor, dass Mitarbeiter im öffentlichen Dienst von Besuchern angegriffen werden – etwa, weil diese frustriert sind oder sich ungerecht behandelt fühlen. Mit den angegriffenen Personen hängt der Angriff dann oft gar nicht direkt zusammen. Sie dienen vielmehr als Sündenbock. Viele Beschäftigte im öffentlichen Dienst haben schon einmal Gewalt erlebt oder wurden bedroht. Das hängt wohl auch damit zusammen, dass die Hemmschwelle für Gewalt bei vielen Menschen gesunken und der Umgang häufig generell ruppiger geworden ist.

Wenn Kollegen oder Vorgesetzte psychische oder physische Gewalt ausüben

Betroffen von Gewalt am Arbeitsplatz können auch Mitarbeiter von Tankstellen oder Banken sein. Tankstellenmitarbeiter sind besonders nachts oft alleine im Verkaufsraum. Wenn zu diesen Zeiten Zugang zum Verkaufsraum besteht, können sie für potenzielle Angreifer leichte Ziele darstellen. Bankmitarbeiter können zum Ziel von Angriffen werden, weil Angreifer sich über sie Zugang zu größeren Summen Bargeld verschaffen können. Auch Zugbegleiter oder Sicherheitskräfte sind einer erhöhten Bedrohung am Arbeitsplatz ausgesetzt, vor allem, wenn sie mit betrunkenen oder randalierenden Personen zu tun haben. Dasselbe gilt für Polizisten im Einsatz.

Auch wenn die genannten Risikofaktoren nicht gegeben sind, kann es zu Gewalt im Job kommen. Ein Risiko können etwa Kollegen darstellen, die Mobbing betreiben – zum Beispiel, weil sie neidisch auf einen anderen Mitarbeiter sind oder Antipathien diesem gegenüber hegen. Ist der Chef in Mobbingvorfälle involviert, spricht man auch von Bossing. Zu Bossing kann es insbesondere kommen, wenn ein Vorgesetzter einen Mitarbeiter aus der Firma drängen möchte. Konflikte im Team können außerdem spontan entstehen, etwa vor dem Hintergrund einer hohen Arbeitsbelastung und hohem Druck.

Diese Folgen kann Gewalt im Job haben

Kommt es im Zusammenhang mit der Arbeit zu gewalttätigen Übergriffen, kann das für die Betroffenen schwerwiegende Folgen haben. Nach einem tätlichen Angriff können Verletzungen bestehen, die in schweren Fällen bis hin zum Tod der Beschäftigten führen können.

Während die physischen Folgen von Gewalt am Arbeitsplatz meist vorübergehend sind, kann psychische Gewalt am Arbeitsplatz für dauerhafte seelische Belastungen sorgen. Besonders Mobbing ist für viele Betroffene zermürbend und kann ihre Lebensqualität stark verringern. Es können sich bei anhaltenden Belastungen psychische Probleme einstellen, etwa Nervosität, Ängste oder Depressionen. Auch körperlich können sich psychische Leiden bemerkbar machen: Schlafstörungen, Rückenschmerzen oder Magen-Darm-Beschwerden zählen zu den möglichen Symptomen.

Gewalt am Arbeitsplatz wirkt sich häufig auch auf die Leistungsfähigkeit der Betroffenen in ihrem Beruf aus. Ein Leistungsabfall kann ebenso die Folge sein wie Ausfälle durch Krankschreibungen. Auch für Unternehmen ist physische und psychische Gewalt ein Problem: die Mitarbeiterzufriedenheit kann sinken, was dazu führen kann, dass Mitarbeiter die Firma verlassen. Wenn die von Gewalt betroffenen Beschäftigten weniger leistungsfähig sind, leidet außerdem die Produktivität.

Wie kann man sich vor Bedrohungen am Arbeitsplatz schützen?

Damit es gar nicht erst zu Gewalt am Arbeitsplatz kommt, ist Prävention wichtig. Dabei sind weniger die Beschäftigten selbst als vielmehr ihre Arbeitgeber gefragt. Es gibt viele mögliche Ansätze, die den verschiedenen Formen der Gewalt im Job vorbeugen können. Welche Maßnahmen sinnvoll sind, hängt damit zusammen, aus welcher Richtung physische oder psychische Gewalt am wahrscheinlichsten ist.

Prinzipiell denkbar sind technische, organisatorische und personelle Maßnahmen. Vor Gewalt, die von Besuchern und anderen externen Personen ausgehen könnte, können etwa Zugangskontrollen oder ein anderweitig erschwerter Zugang zum Gebäude schützen. Sicherheitskräfte können ebenso für mehr Sicherheit im Job sorgen wie geeignete bauliche Maßnahmen, die Mitarbeiter von Kunden und Besuchern abschirmen. Auch eine ausreichende Zahl an Notausgängen ist in diesem Zusammenhang häufig sinnvoll.

Falls die Mitarbeiter immer wieder schwierige Gespräche mit Kunden führen müssen, die eskalieren könnten, kann die Arbeit so organisiert werden, dass die Beschäftigten entsprechende Termine grundsätzlich nur zu zweit durchführen. Es ist auch hilfreich, wenn Gespräche nicht in geschlossenen Büros, sondern in gut einsehbaren Bereichen stattfinden. Sinnvoll sein können darüber hinaus Alarmschalter, gut sichtbare Überwachungskameras und, in bestimmten Bereichen, geringe Bargeldbestände.

Schutz vor interner Gewalt am Arbeitsplatz: Der Arbeitgeber ist gefragt

Beim Schutz vor interner Gewalt am Arbeitsplatz geht es weniger um sichtbare Sicherheitsmaßnahmen als vielmehr um eine Sensibilisierung der Mitarbeiter für jegliche Formen der Gewalt und eine Firmenkultur, die auf gegenseitigem Respekt und Wertschätzung beruht.

Jeder Arbeitgeber sollte seine Mitarbeiter in Sicherheitsfragen unterweisen. Im Rahmen seiner Fürsorgepflicht muss er geeignete Sicherheitsvorschriften erlassen. Wenn es sinnvoll ist, können Sicherheitstrainings ein geeignetes Mittel zum Schutz vor Gewalt sein.

Vorgesetzte sollten Wert auf ein gutes Klima in ihrem Team legen. Sie selbst haben dabei eine Vorbildfunktion inne: Sie leben den Beschäftigten vor, wie man sich gegenüber anderen verhalten sollte. Wichtig ist auch, dass Führungskräfte darauf achten, dass das Stresslevel in der Belegschaft nicht zu hoch wird.

Eine entscheidende Rolle spielt darüber hinaus der Umgang von Vorgesetzten mit Konflikten im Unternehmen. Der Arbeitgeber muss aktiv werden, wenn er von Vorfällen im Team hört. Weil längst nicht jeder Betroffene sich an den Chef wendet, ist dabei entscheidend, dass Vorgesetzte Vertrauenspersonen sind, die für ihre Mitarbeiter jederzeit ansprechbar sind. Nur dann werden sich Betroffene bei Bedrohungen am Arbeitsplatz auch tatsächlich an ihren Chef wenden.

Wie kann man auf Gewalt am Arbeitsplatz reagieren?

Von Gewalt am Arbeitsplatz betroffen zu sein ist für Arbeitnehmer oft sehr belastend. Falls du das Opfer von Gewalt im Job geworden bist, stellt sich die Frage, wie man darauf am besten reagiert. Dabei kommt es darauf an, um was für eine Art von Gewalt es sich handelt und wie die Umstände im Einzelfall sind.

Falls du von Kollegen gemobbt wirst, solltest du dich an deinen Vorgesetzten wenden. Er sollte die mobbende Person zur Rede stellen und in deinem Sinne intervenieren. Es ist hilfreich, wenn du möglichst genau schildern kannst, wann es zu welchen Vorfällen gekommen ist. Mitunter geht das Mobbing vom Chef selbst aus. Dann ist ein Gespräch oft nicht zielführend. Stattdessen kannst du höherrangigen Vorgesetzten oder Vertretern des Betriebsrats schildern, was passiert ist.

Bedrohungen am Arbeitsplatz: Der Arbeitgeber muss aktiv werden

Kommt es zu tätlichen Angriffen im Job, solltest du Sicherheitskräfte hinzuholen, zum Beispiel die Polizei. In der Folge von Gewalt am Arbeitsplatz sind in vielen Fällen auch juristische Schritte denkbar. Es können Straftatbestände erfüllt sein, beispielsweise Körperverletzung, Nötigung oder Bedrohung. Ist das der Fall, kannst du eine Strafanzeige gegen den Täter stellen.

Falls die Gewalt von einem anderen Mitarbeiter ausging, ist wiederum der Arbeitgeber gefragt. Er muss für einen ausreichenden Schutz seiner Beschäftigten sorgen. Auf körperliche oder psychische Angriffe kann er mit einer Abmahnung oder einer Kündigung reagieren. Bleibt der Arbeitgeber untätig, kann er sich selbst strafbar machen. Es kann sich juristisch etwa um Unterlassen oder Beihilfe handeln.

In diesem Fall solltest du deinen Arbeitgeber dazu auffordern, tätig zu werden. Geschieht dennoch nichts, kannst du gegebenenfalls der Arbeit fernbleiben, wenn weiterhin eine Bedrohungslage gegeben ist. In schweren Fällen kann es auch eine Option sein, selbst juristisch gegen den Arbeitgeber vorzugehen.

Bildnachweis: Photographee.eu / Shutterstock.com

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