Bewerbung & KarriereGuerilla-Bewerbung: Geniale Idee oder Zeitverschwendung?

Guerilla-Bewerbung: Geniale Idee oder Zeitverschwendung?

Hauptsache, auffallen: Mit einer Guerilla-Bewerbung brechen Bewerber mit allen gängigen Gepflogenheiten, um aus der Masse hervorzustechen. Im Vergleich zu einer regulären Bewerbung hat eine Guerilla-Bewerbung eine gänzlich andere Form: Es kann sich dabei um ein lustiges Bewerbungsvideo handeln, einen Flyer oder eine großflächige Plakatwerbung. Keine Idee ist zu verrückt, um den Entscheidungsträger auf sich aufmerksam zu machen. Aber wie aussichtsreich ist das? Anders gefragt: Ist eine Guerilla-Bewerbung eine gute Idee oder kann sich der ungewöhnliche Ansatz auch rächen? Wir verraten es dir.

Was ist eine Guerilla-Bewerbung?

Viele Bewerber kennen es nur zu gut: Sie haben eine spannende Stellenausschreibung entdeckt, für die sie sich qualifiziert fühlen. Sie verbringen Stunden damit, ihre Bewerbung in jeder Hinsicht zu optimieren, und rechnen sich passable Chancen aus. Aber dann passiert einfach gar nichts: kein Anruf, keine E-Mail, kein Lebenszeichen vom Unternehmen.

Wenn du nicht zum Bewerbungsgespräch eingeladen wirst, hat das nicht immer damit zu tun, dass der Personaler dich nicht für geeignet hält. Gerade bei Stellen, für die viele Bewerbungen eingehen, wird eine einzelne Bewerbung oft gar nicht im Detail durchgesehen. Die Gefahr, dass deine Bewerbung durchrutscht und du eine Absage bekommst, ist groß, wenn das Unternehmen ohnehin die Qual der Wahl hat.

Wenn deine Bewerbung kaum Beachtung findet, ist das ärgerlich – du hast dir die Mühe umsonst gemacht und bekommst natürlich auch den ersehnten Job nicht. Hier setzen Guerilla-Bewerbungen an. Die Wortwahl ist nur bedingt passend, bedeutet „Guerilla“ doch so etwas wie „Kleinkrieg“. Natürlich möchtest du keinen Kleinkrieg mit einem potenziellen Arbeitgeber führen und darum geht es bei diesem Begriff auch nicht.

Wer auffällt, hat oft bessere Chancen

Vielmehr handelt es sich um eine Umschreibung für Bewerbungen, die so ungewöhnlich sind, dass sie mit der typischen Bewerbungsform nichts mehr zu tun haben. Der Begriff ist abgewandelt von dem Konzept des Guerilla-Marketings, bei dem es darum geht, mit ungewöhnlichen Ansätzen eine möglichst große Wirkung zu erzielen. Der Grundgedanke ist dabei so simpel wie zutreffend: Eine ungewöhnliche Bewerbung wird sicher angeschaut, während es derselbe Inhalt in Form einer regulären Bewerbung wesentlich schwerer hat, die Aufmerksamkeit des Personalers zu gewinnen.

Auffallen allein reicht jedoch nicht, um einen Job zu ergattern. Du musst den Personaler mit deiner ungewöhnlichen Bewerbung begeistern und von dir überzeugen. Weil du nie vorher weißt, wie deine Guerilla-Bewerbung bei ihrem Empfänger ankommt, ist diese Form der Bewerbung riskant.

Beispiele für Guerilla-Bewerbungen

Bei Guerilla-Bewerbungen gibt es keine Regeln. Ob du deine Bewerbung auf Klopapier schreibst oder eine Social-Media-Kampagne startest, ist dir überlassen. Das heißt nicht, dass jede ungewöhnliche Idee auch erfolgreich ist – die folgenden Beispiele waren es jedoch schon. Sie zeigen, dass unkonventionelle Ideen Erfolg haben können, wenn sie zum Bewerber und seiner Tätigkeit passen.

So hat eine junge Frau, die unbedingt ein Praktikum bei einem bestimmten Radiosender machen wollte, YouTube-User in einem Video dazu aufgefordert, dem Sender zu schreiben und ihn darum zu bitten, die Frau einzustellen. Das hat funktioniert. Ein Koch legte seiner Bewerbung eine Bratpfanne bei – und bekam den Job ebenfalls. Der Brite Adam Pacitti setzte dagegen auf großformatige Werbung. Er ließ ein Plakat mit dem Spruch „I spent my last 500 pounds on this billboard. Please give me a job“ bedrucken – und bekam 100 Jobangebote, nachdem diese ungewöhnliche Form der Bewerbung sehr häufig geteilt worden war.

Der Bewerber als Lego-Figur

Der Entertainer Stefan Raab hat Bewerbungen früher ein Glas Honig beigelegt – und die Erklärung, man solle sich den Honig schon mal selber ums Maul schmieren, dann müsse er das nicht mehr tun. Ungewöhnlich war auch das, was Leah Bowman gemacht hat. Sie hat sich selbst als Lego-Figur designt und ihre Qualifikationen auf der Verpackung beworben. Die Guerilla-Bewerbung hat sie jeweils speziell für die Agenturen designt, bei denen sie sich beworben hat.

Per Video hat es Matthew Epstein versucht. Er hat ein lustiges Video gedreht, in dem er sich selbst vermarktet und Google dazu auffordert, ihn einzustellen („Google please hire me“). Das Video ging viral, Epstein erhielt nach eigener Aussage 80 Einladungen zu einem Vorstellungsgespräch. Er sprach mit Firmen wie Microsoft und Amazon. Google selbst ließ verlauten, er möge sich auf konventionellem Weg bei ihnen bewerben. Einen Job bei Google hat Epstein nicht ergattert, dafür aber bei einer anderen Firma – einem Arbeitgeber, der „womöglich sogar besser für mich ist als Google“.

Guerilla-Bewerbung: Nützlich oder nachteilig?

Überlegst du, ob du bei deiner nächsten Bewerbung auf eine Guerilla-Bewerbung setzen sollst – und fragst dich, ob das wirklich eine gute Idee ist? So pauschal lässt sich das nicht sagen. Einen Anhaltspunkt gibt dir die Branche, in der du dich bewerben möchtest. Je kreativer und offener man dort ohnehin ist, desto besser stehen die Chancen, dass du mit einer Guerilla-Bewerbung nicht nur auffällst, sondern auch tatsächlich positiv auffällst. Besonders vielversprechend ist eine Guerilla-Bewerbung, wenn ihre Form zugleich eine überzeugende Arbeitsprobe darstellt.

In konservativen Branchen kannst du eher weniger mit Guerilla-Bewerbungen punkten, weil hier viel Wert auf Seriosität gelegt und der klassischen Bewerbung ein hoher Wert beigemessen wird. Allerdings gibt es sicher auch hier den einen oder anderen Personaler, der eine unkonventionelle Bewerbung positiv sehen würde.

Wie der Personalverantwortliche auf deine Guerilla-Bewerbung reagiert, weißt du im Vorfeld nie. Es kann immer sein, dass selbst eine eigentlich gut umgesetzte Idee den persönlichen Geschmack des Personalers nicht trifft. Mit der Qualität deiner Idee und der Ausführung hast du jedoch einen großen Einfluss darauf, ob die unkonventionelle Bewerbung dir neue Türen öffnet.

Was eine gute Guerilla-Bewerbung ausmacht

Eine Guerilla-Bewerbung lebt von guten Ideen. Du benötigst zwingend ein wirklich gutes Konzept, das innovativ und ausgereift ist. Die äußere Form deiner Bewerbung muss zum Inhalt passen. Außerdem muss die Bewerbung authentisch sein – wenn die Art der Bewerbung gar nicht zu dir passt, nützt sie dir wahrscheinlich auch nichts. Positiv kann eine Guerilla-Bewerbung darüber hinaus nur dann aufgefasst werden, wenn sie zum Unternehmen und dem angestrebten Job passt.

Geeignet sind nur Ideen, die nicht schon andere vor dir hatten. Es lohnt sich nicht, einfach die guten Ideen von anderen zu kopieren. Das fällt womöglich auf – und zündet dann nicht nur nicht, sondern kann sogar zum Eigentor werden. Überlege dir im Vorfeld gut, wie der spezielle Arbeitgeber auf eine Guerilla-Bewerbung reagieren könnte und wie du ihn bestmöglich ansprechen kannst.

Zu glauben, die äußere Form allein würde reichen, um einen positiven Eindruck zu hinterlassen, ist ein Irrglaube. Der Inhalt ist nicht weniger wichtig, sondern wichtiger als die Form. Eine Guerilla-Bewerbung, die kaum auf dich als Person eingeht, ist wenig erfolgsversprechend. Denk auch daran, welche Botschaft du mit deiner Bewerbung aussendest. Wenn du auf ein Plakat setzt, das zwar weithin sichtbar, aber nicht professionell gestaltet ist, erregst du damit zwar Aufmerksamkeit. Deine Chancen auf ein Jobangebot dürften jedoch nicht unbedingt steigen – vor allem dann nicht, wenn du beruflich mit Design und Gestaltung zu tun hast.

Eine wirklich gute Idee kostet in der Planung und Umsetzung sehr viel Zeit und Mühe. Du brauchst meist einen Vorlauf von mehreren Wochen, bis sich das Resultat sehen lassen kann. Deshalb stechen auch nur wenige Guerilla-Bewerbungen wirklich positiv hervor. Falls dir die zündende Idee fehlt, erzwinge es nicht – verwende deine Energie lieber darauf, deine klassische Bewerbung zu optimieren.

Guerilla-Bewerbung: Wie du es nicht machen solltest

Was im Recruiting zählt, sind immer die Qualifikationen eines Bewerbers. Das ist bei einer Guerilla-Bewerbung nicht anders. Wenn du dem Entscheidungsträger nicht vermittelst, was für dich spricht, wirst du sehr wahrscheinlich keinen Erfolg haben. Auffallen um jeden Preis sollte nicht dein Motto sein. Zu hoffen, dass ein ungewöhnliches Mittel allein ausreicht, damit du eingestellt wirst, ist nicht zielführend.

Deine Idee sollte dem Personalverantwortlichen keine zusätzliche Arbeit machen oder anderweitige Nachteile haben. Niemand freut sich, wenn eine Guerilla-Bewerbung beim Öffnen explodiert und sich ein Konfettiregen auf dem Schreibtisch ergießt, den der Personaler dann selbst entsorgen darf. Genauso wenig vielversprechend sind Guerilla-Bewerbungen, bei denen der Personalverantwortliche Zeit investieren muss. Ein Puzzle, bei dem sich deine Qualifikationen Stück für Stück offenbaren? Das mag als Idee nicht schlecht klingen, ist aber schlicht nicht praktikabel. Viele Personaler haben ohnehin wenig Zeit und werden diese sicher nicht mit Puzzeln verbringen.

Abstand nehmen solltest du auch von ausgelutschten Ideen, die nicht von dir stammen. Originalität ist Trumpf – deine Idee sollte möglichst einzigartig sein. Wenn du nicht der erste bist, der sich mit derselben, vermeintlich kreativen Idee an ein Unternehmen wendet, fällst du damit womöglich eher negativ als positiv auf. Was kopiert wirkt, ist nicht authentisch – und dürfte vielen Personalverantwortlichen sauer aufstoßen. Die Einladung zum Vorstellungsgespräch rückt dann in weite Ferne.

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