AllgemeinArbeit und Privates trennen: Wichtig für die mentale Gesundheit

Arbeit und Privates trennen: Wichtig für die mentale Gesundheit

Schon Freizeit oder doch noch Arbeit? Selbst nach Feierabend ist das bei vielen Menschen nicht so klar – zumindest nicht, wenn eine wichtige E-Mail eintrifft oder eine Präsentation dringend vorbereitet werden muss. Eine klare Trennung von Arbeit und Privatleben gibt es bei immer mehr Menschen nicht mehr. Was hat das für Folgen? Und was kann man tun, um Arbeit und Privates klarer zu trennen? Hier findest du Infos und Tipps.

Warum die Grenze zwischen Arbeit und Privatleben bei vielen Menschen verschwimmt

Arbeit nimmt im Leben vieler Menschen einen großen Stellenwert ein. Oft ist dieser Stellenwert so groß, dass die Arbeit nie so richtig aufhört. Die Betroffenen nehmen dann die Arbeit mit nach Hause: Sie beantworten abends vom Sofa aus E-Mails und checken morgens am Frühstückstisch als Erstes, welche Nachrichten sie erhalten haben. Die zunehmende Vernetzung und Digitalisierung macht es möglich, ständig und überall zu arbeiten, auch wenn man eigentlich gerade frei hat. Hohe Anforderungen im Job und Perfektionismus tun ihr Übriges. Unter diesen Umständen verschwimmt die Grenze zwischen Arbeit und Privatem.

Die Arbeit im Home-Office stellt Beschäftigte vor eine zusätzliche Herausforderung, wenn es um die Abgrenzung von Arbeit und Privatleben geht. Das gilt besonders dann, wenn es für die Home-Office-Arbeit kein gesondertes Büro gibt, dessen Tür man nach Feierabend schließen könnte. Wer abends vom Sofa aus auf die Arbeits-Unterlagen auf dem Schreibtisch blickt, ist gedanklich womöglich sofort wieder beim Job.

Wer zwischendurch Privates macht, ist später mit der Arbeit fertig

Hinzu kommen flexible Arbeitszeiten und Vertrauensarbeitszeit: Viele Menschen legen im Home-Office zwischendurch längere Pausen ein, in denen sie sich privaten Dingen widmen. Sie holen zum Beispiel das Kind aus der Kita, machen eine Wäsche an oder räumen die Spülmaschine aus. Wenn das mit dem Arbeitgeber abgesprochen ist, ist das zwar für sich genommen kein Problem. Es kann aber dazu führen, dass der Arbeitstag sich in die Länge zieht. Man muss schließlich später nachholen, was man durch häufige Pausen noch nicht erledigt hat.

So könnte es zum Beispiel passieren, dass man morgens um 8 Uhr schon am Schreibtisch sitzt, abends aber erst um 19 Uhr Feierabend macht. Man hat dann zwar insgesamt nicht länger als die üblichen acht Stunden gearbeitet, konnte aber zwischenzeitlich wahrscheinlich nicht richtig abschalten. Effektiv bleibt nach so einem Tag weniger Zeit für Entspannung und Erholung. Auch dadurch nimmt die Arbeit im Alltag mehr Raum ein.

Klare Trennung zwischen Arbeit und Privatleben: Deshalb ist sie so wichtig

Viele Arbeitnehmer arbeiten regelmäßig im Home-Office, und das oft auf eigenen Wunsch. Nicht wenige Beschäftigte wünschen sich, möglichst häufig von zuhause aus arbeiten zu können. Keine Frage – das ist bequem. Man spart auch Zeit, denn der Arbeitsweg entfällt. Stattdessen kann man den Wecker etwas später stellen oder mehr Zeit mit schönen Dingen verbringen. Dass die Arbeit im Home-Office auch Kehrseiten haben kann, stellen viele aber erst fest, wenn sie regelmäßig von zuhause aus arbeiten.

Eine Trennung zwischen Beruflichem und Privatem ist im Home-Office erschwert. Anfangs mag das nicht wie ein Problem erscheinen, zumal sich viele Arbeitnehmer flexible Arbeitszeiten wünschen und ganz freiwillig im Home-Office zwischendurch mal private Dinge erledigen, durch die der Feierabend nach hinten rückt. Wenn der Arbeitstag im Home-Office aber von zahlreichen, vielleicht auch längeren privaten Pausen durchzogen ist, verschwimmt die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit unweigerlich.

Das kann dazu führen, dass die Arbeit gedanklich nie so richtig endet. Betroffene denken dann auch in ihrer freien Zeit an den Job, widmen sich vielleicht beim Frühstücken zwischendurch zehn Minuten der Arbeit. Das mag für sich genommen nicht viel Zeit sein, aber allein der Drang danach macht deutlich, dass man sich nur schwer von der Arbeit lösen kann.

Wenn es zwischen Arbeit und Privatem keine ausreichende Trennung gibt, kann das Stress auslösen. Es kann dazu führen, dass man sich in seiner Freizeit nicht mehr ausreichend vom Arbeitsalltag erholen kann. Das Resultat: Das Wohlbefinden sinkt, man wird anfälliger für psychische und körperliche Krankheiten.

Work-Life-Balance – oder doch lieber Work-Life-Blending?

Ist es überhaupt so wichtig, Arbeit und Privates zu trennen? Mache halten den Wunsch nach Work-Life-Balance, für die eine solche Trennung wichtig ist, für überholt. Als Modell der Zukunft wird stattdessen Work-Life-Blending verstanden: Arbeit und Privatleben gehen dabei nahtlos ineinander über. Das kann zum Beispiel so aussehen, dass man im Home-Office arbeitet, aber keine festen Arbeitszeiten hat. Zwischendurch macht man mal private Dinge wie zum Beispiel den Haushalt auf Vordermann bringen. Vielleicht geht man mittags einkaufen und arbeitet dafür abends länger. Oder man arbeitet morgens ein paar Stunden, geht dann zum Yoga-Kurs und macht mit der Arbeit erst zwei Stunden später weiter.

Ist es also wirklich nötig oder überhaupt realistisch, Wert auf eine ausreichende Trennung zwischen Job und Privatleben zu legen? Es kommt auf die Perspektive an – und wie es jemandem mit dem einen oder anderen Modell geht. Sagen wir, du arbeitest häufig im Home-Office. Dann hättest du natürlich die Möglichkeit, wie im Büro acht Stunden mehr oder weniger durchzuarbeiten. Viele Arbeitnehmer entscheiden sich ganz bewusst gegen diese Variante, weil sie lieber zwischendurch etwas anderes machen.

Das hängt nicht nur mit den Möglichkeiten zusammen, die man im eigenen Zuhause hat. Häufige Pausen sind auch der Tatsache geschuldet, dass man sich nur für eine gewisse Zeit konzentrieren kann, bevor das Gehirn eine Pause braucht. Ein produktives Arbeiten ist nicht stundenlang am Stück möglich. Während man im Büro nicht einfach gehen oder etwas anderes machen kann, ist das im Home-Office kein Problem. Öfter Pausen machen zu können kann den Arbeitstag auflockern und dafür sorgen, dass die Arbeit angenehmer ist. Nicht selten schafft man mit mehr Pausen sogar mehr. 

Wie Work-Life-Blending Arbeitgebern nützt

Viele Menschen finden es praktisch, wenn sie ihre Arbeitszeit zuhause flexibel gestalten können. Auch viele Selbständige arbeiten nicht acht Stunden am Stück oder haben feste Arbeitszeiten. Andererseits kann es sein, dass sich die Arbeit durch ständige private Unterbrechungen ewig hinzieht und es zumindest im Tagesverlauf länger dauert, bis man fertig ist. Besonders problematisch ist das, wenn die Betroffenen viel Stress haben, aber nicht genug Zeit für Entspannung finden.

Der Trend zu Work-Life-Blending mag bei manchen Beschäftigten auf Begeisterung stoßen. Für viele ist es aber ein gefährlicher Trend – und ein Modell, das vor allem Arbeitgebern nützt. Angenommen, du hast im Home-Office flexible Arbeitszeiten. Mails beantwortest du auch noch nach Feierabend, und natürlich gehst du ans Handy, wenn der Chef anruft, auch wenn du gerade Abendessen machst. Das führt dazu, dass der Arbeitgeber sich darauf einstellt. Dadurch entsteht schnell eine Erwartungshaltung, durch die Beschäftigte das Gefühl bekommen können, dass sie jedenfalls wochentags von morgens bis abends abrufbar sein müssen. Das stresst – und kann auf Dauer krank machen.

Letztlich kommt es darauf an, was sich für dich am besten anfühlt und praktikabel ist. Für Selbstständige ist eine Aufweichung der Grenzen zwischen Arbeit und Privatem oft weniger problematisch, weil ihnen niemand vorschreibt, was sie bis wann erledigen müssen. Sie entscheiden selbst, wann sie genug gearbeitet haben, und haben damit weniger Druck von außen.

Egal, ob du selbstständig oder angestellt bist, und egal, wie viele Pausen du machst, bis du alles geschafft hast: Es ist wichtig, dass du deinen Feierabend wirklich als Feierabend betrachtest. In deiner Freizeit solltest du beruflich nur für Notfälle erreichbar sein und ansonsten guten Gewissens möglichst wenig an die Arbeit denken. Das kommt nicht zuletzt deiner Leistungsfähigkeit zugute: Wenn du gut erholt bist, kannst du produktiver arbeiten.

Berufliches und Privates trennen: Mit diesen Tipps klappt es

Du möchtest Arbeit und Privates klarer trennen – aber wie? Die beste Strategie hängt davon ab, woran es liegt, dass dir diese Trennung im Moment noch nicht so gut gelingt. Machst du im Home-Office zwischendurch viele andere Dinge? Oder tust du dich schwer damit, nach Feierabend gedanklich abzuschalten? Im ersten Schritt solltest du die Situation analysieren. Anschließend kannst du dir überlegen, wie du Abhilfe schaffen kannst.

Gefragt ist eine individuelle Strategie. Trotzdem gibt es einige Dinge, die du für eine bessere Trennung zwischen Beruf und Privatleben beherzigen kannst. Im Home-Office kann es zum Beispiel hilfreich sein, trotz flexibler Arbeitszeiten feste Arbeitszeiten einzuführen, an die du dich hältst. Das macht deinen Alltag besser planbar und beugt Überstunden vor, denen du dir gar nicht bewusst bist. Deine Arbeitszeiten solltest du im Home-Office generell im Auge behalten, um nicht zu viel (oder zu wenig) zu arbeiten.

Im Home-Office hilft eine klare räumliche Trennung der gedanklichen Trennung zwischen Arbeit und Beruf. Wo möglich, solltest du ein separates Büro für die Arbeit nutzen. Nicht jeder hat diese Möglichkeit. In diesem Fall solltest du darauf achten, dass dein Schreibtisch wenigstens nicht dort steht, wo du dich auch in deiner Freizeit bevorzugt aufhältst. Sonst fällt es dir wahrscheinlich schwerer, abzuschalten.

Feierabend heißt Feierabend

Überlege dir gut, wie viele private Pausen mit all ihren Auswirkungen für dich gut und sinnvoll sind. Es ist wichtig, dass du bei Pausen die Zeit nicht aus den Augen verlierst. Du kannst dir für kürzere Pausen, die für deine Konzentration wichtig sind, auch einen Timer stellen. Fünf Minuten vergehen oft schneller als gedacht.

Vielen Menschen fällt es schwer, einen Schlussstrich unter ihren Arbeitstag zu ziehen. Das gilt vor allem, wenn es keine festen Arbeitszeiten gibt. Wenn es dir auch so geht, arbeite daran, guten Gewissens Feierabend zu machen. Deine Freizeit solltest du als das betrachten, was sie ist: deine private Zeit. Widerstehe der Versuchung, zwischendurch kurz etwas für die Arbeit zu machen, ans Handy zu gehen oder deine E-Mails zu lesen.

Bildnachweis: Boiko Y / Shutterstock.com

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